Jahrzehnte habe ich die "Zeit" gelesen, ohne mich um das Kreuzworträtsel zu kümmern; überhaupt um Rätsel. Das schien mir doch eher etwas für alte Damen im Seniorenstift zu sein, ihre Zeit mit dem Lösen von Rätseln zu verbringen. Allenfalls Tratschke interessierte mich; da konnte man ein wenig überprüfen, wie gut man sich in der Geschichte auskennt.
Dann kam jene schicksalhafte Bahnfahrt Ostern 1990. Die DDR gab es noch, aber die Grenze war schon offen. Ich fuhr mit der Bahn von Westdeutschland in ein kleines Kaff am Ende der DDR.
Es war eine Ganztagsreise. Erst mal im holpernden und rüttelnden "D-Zug" nach Berlin und dann mit xfachem Umsteigen und Warten mit der volkseigenen Reichsbahn zum Ziel. Da nun hatte ich mir die "Zeit" als Reiselektüre mitgenommen, und als sie ausgelesen und ich noch lange nicht angekommen war, habe ich mich aus Langeweile Eckstein zugewandt.
Und siehe da, das war ja amüsant. Witzig und durchaus intellektuell herausfordernd. Nicht die übliche Abfragerei von vorgeblichem Bildungsgut wie ARA, EMU, AMOR und "Lebensbund", was die EHE sein soll.
Sondern Wortspiele, Doppelbödiges; Fragen, die mich aufs Glatteis führen und die ein wenig auch mein Wissen testen wollten. Aber kein besonderes Wissen, nur die normale Durchschnittsbildung. Das Schwere war nicht, das Wissen zu haben, sondern die Fragen zu drehen und zu wenden, bis sie auf den richtigen Eintrag im Gedächtnis des Rätselnden verwiesen.
Seither habe ich keines dieser Eckstein-Rätsel mehr ausgelassen. Gelegentlich habe ich auch einmal das eine oder andere Imitat ausprobiert - im "Stern", in der "FAZ". Kein Vergleich mit dem Original.
Stammleser von ZR wissen, daß ich gern einen Verweis auf dieses Rätsel in Artikel einschmuggle - ob der Beitrag sich nun mit der Unsitte befaßt, im Internet Klicks zu schinden, mit der Machtstrategie der deutschen Kommunisten, dem Handy als Quasi-Körperteil. Oder mit Helmut Schmidts Lob für Angela Merkel, den Werbemethoden der "Zeit" oder der politische Unkorrektheit Harald Martensteins. Dreimal habe ich auch dem Rätsel selbst einen Artikel gewidmet:
Der Anlaß ist, daß der "Eckstein"-Autor - dem Vernehmen nach wohnt er in einer kleinen Stadt in Schleswig-Holstein, umgeben von "Nachschlagewerken, Zitatensammlungen und großen alten Bänden" - sich in dieser Woche selbst übertroffen hat.
Das aktuelle "Zeit-Magazin" (50/2012 vom 6. 12. 2012) hat als Thema die Konkurrenz. Die Konkurrenz allgemein und speziell eine etwas konstruierte Rivalität mit dem "Süddeutsche Zeitung Magazin", das, da zu einer Tageszeitung gehörend, ja eigentlich nur sehr bedingt in Konkurrenz zum "Zeit-Magazin" steht.
Man mimt ein wenig Konkurrenz, um in Wahrheit füreinander Reklame zu machen; nun gut. Das Heft hat aber zwei Highlights: Die Kolumne von Harald Martenstein, in der er süffisant-hinterhältig seinen Kollegen Axel Hacke vom Magazin der SZ lobt - vergiftetes Lob für diesen; verstecktes Eigenlob für Martenstein selbst. Hübsch zurechtgedrechselt, Hacke versucht die Bälle in einer "Antwort" zurückzuspielen. Und dann eben das Kreuzworträtsel vom Feinsten.
Denn es hat nicht nur die gewohnten Vorzüge; die Merkmale handwerklicher Sorgfalt, die ich in diesem Artikel aus der Frühzeit von ZR gelobt habe. Sondern Eckstein hat es fertiggebracht, neben die üblichen Hürden, die er für sich als Autor errichtet hat - keine blinden Felder, vertikale Achsensymmetrie - diesmal noch eine weitere aufzubauen und zu überspringen: Rund die Hälfte der Fragen und/oder Antworten hat etwas mit Konkurrenz und Rivalität zu tun.
Da gibt es also Lösungswörter wie WETTEIFER, WIDERSTREIT, TAUZIEHEN, RIVALEN, und DRAENGELN; da wird gefragt nach dem "Resultat der Konkurrenz von Geist und Unernst"; nach jemandem, der "den Vetter Kranich nur im Schwimmen übertrumpft"; nach "Rivalitätigkeit, nicht nur nach dem Bizepskonzept".
Uns, den Rätslern, macht das Spaß. Die Mühe Ecksteins, so etwas zusammenzubauen, kann man ahnen; das Tüfteln und Probieren, bis alles zusammenpaßt.
Man kann ein Kreuzworträtsel zusammenschludern. Man kann es sich heutzutage vom Rechner zusammenstellen lassen, nach ein paar vorgegebenen Parametern. Man kann sich aber auch die Arbeit machen, die sich Eckstein macht.
Vier [20 waagerecht]e? Eher [26 waagerecht]!
Interaktiv lösen können Sie das Rätsel hier (und ich hoffe, meine obigen Beispiele für Lösungswörter haben Ihnen den Spaß nicht verdorben, Sie wissen ja noch nicht, wo was hingehört); eine ausdruckbare Version gibt es hier.
Dann kam jene schicksalhafte Bahnfahrt Ostern 1990. Die DDR gab es noch, aber die Grenze war schon offen. Ich fuhr mit der Bahn von Westdeutschland in ein kleines Kaff am Ende der DDR.
Es war eine Ganztagsreise. Erst mal im holpernden und rüttelnden "D-Zug" nach Berlin und dann mit xfachem Umsteigen und Warten mit der volkseigenen Reichsbahn zum Ziel. Da nun hatte ich mir die "Zeit" als Reiselektüre mitgenommen, und als sie ausgelesen und ich noch lange nicht angekommen war, habe ich mich aus Langeweile Eckstein zugewandt.
Und siehe da, das war ja amüsant. Witzig und durchaus intellektuell herausfordernd. Nicht die übliche Abfragerei von vorgeblichem Bildungsgut wie ARA, EMU, AMOR und "Lebensbund", was die EHE sein soll.
Sondern Wortspiele, Doppelbödiges; Fragen, die mich aufs Glatteis führen und die ein wenig auch mein Wissen testen wollten. Aber kein besonderes Wissen, nur die normale Durchschnittsbildung. Das Schwere war nicht, das Wissen zu haben, sondern die Fragen zu drehen und zu wenden, bis sie auf den richtigen Eintrag im Gedächtnis des Rätselnden verwiesen.
Seither habe ich keines dieser Eckstein-Rätsel mehr ausgelassen. Gelegentlich habe ich auch einmal das eine oder andere Imitat ausprobiert - im "Stern", in der "FAZ". Kein Vergleich mit dem Original.
Stammleser von ZR wissen, daß ich gern einen Verweis auf dieses Rätsel in Artikel einschmuggle - ob der Beitrag sich nun mit der Unsitte befaßt, im Internet Klicks zu schinden, mit der Machtstrategie der deutschen Kommunisten, dem Handy als Quasi-Körperteil. Oder mit Helmut Schmidts Lob für Angela Merkel, den Werbemethoden der "Zeit" oder der politische Unkorrektheit Harald Martensteins. Dreimal habe ich auch dem Rätsel selbst einen Artikel gewidmet:
Rätseln und Lachen; ZR vom 28. 1. 2007Jetzt also zum vierten Mal.
Unglaublich! Jetzt schlampt die "Zeit" auch noch beim Kreuzworträtsel. Nebst einem Service für Um-die-Ecke-Denker und alte Eckstein-Fans; ZR vom 22. 4. 2010
Zettels Meckerecke: Nein, ich will kein zweiter Wolfgang Neuss sein. Aber diese Dame ärgert mich; ZR vom 13. 8. 2011
Der Anlaß ist, daß der "Eckstein"-Autor - dem Vernehmen nach wohnt er in einer kleinen Stadt in Schleswig-Holstein, umgeben von "Nachschlagewerken, Zitatensammlungen und großen alten Bänden" - sich in dieser Woche selbst übertroffen hat.
Das aktuelle "Zeit-Magazin" (50/2012 vom 6. 12. 2012) hat als Thema die Konkurrenz. Die Konkurrenz allgemein und speziell eine etwas konstruierte Rivalität mit dem "Süddeutsche Zeitung Magazin", das, da zu einer Tageszeitung gehörend, ja eigentlich nur sehr bedingt in Konkurrenz zum "Zeit-Magazin" steht.
Man mimt ein wenig Konkurrenz, um in Wahrheit füreinander Reklame zu machen; nun gut. Das Heft hat aber zwei Highlights: Die Kolumne von Harald Martenstein, in der er süffisant-hinterhältig seinen Kollegen Axel Hacke vom Magazin der SZ lobt - vergiftetes Lob für diesen; verstecktes Eigenlob für Martenstein selbst. Hübsch zurechtgedrechselt, Hacke versucht die Bälle in einer "Antwort" zurückzuspielen. Und dann eben das Kreuzworträtsel vom Feinsten.
Denn es hat nicht nur die gewohnten Vorzüge; die Merkmale handwerklicher Sorgfalt, die ich in diesem Artikel aus der Frühzeit von ZR gelobt habe. Sondern Eckstein hat es fertiggebracht, neben die üblichen Hürden, die er für sich als Autor errichtet hat - keine blinden Felder, vertikale Achsensymmetrie - diesmal noch eine weitere aufzubauen und zu überspringen: Rund die Hälfte der Fragen und/oder Antworten hat etwas mit Konkurrenz und Rivalität zu tun.
Da gibt es also Lösungswörter wie WETTEIFER, WIDERSTREIT, TAUZIEHEN, RIVALEN, und DRAENGELN; da wird gefragt nach dem "Resultat der Konkurrenz von Geist und Unernst"; nach jemandem, der "den Vetter Kranich nur im Schwimmen übertrumpft"; nach "Rivalitätigkeit, nicht nur nach dem Bizepskonzept".
Uns, den Rätslern, macht das Spaß. Die Mühe Ecksteins, so etwas zusammenzubauen, kann man ahnen; das Tüfteln und Probieren, bis alles zusammenpaßt.
Man kann ein Kreuzworträtsel zusammenschludern. Man kann es sich heutzutage vom Rechner zusammenstellen lassen, nach ein paar vorgegebenen Parametern. Man kann sich aber auch die Arbeit machen, die sich Eckstein macht.
Vier [20 waagerecht]e? Eher [26 waagerecht]!
Interaktiv lösen können Sie das Rätsel hier (und ich hoffe, meine obigen Beispiele für Lösungswörter haben Ihnen den Spaß nicht verdorben, Sie wissen ja noch nicht, wo was hingehört); eine ausdruckbare Version gibt es hier.
Zettel
© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Titelvignette vom Autor Immanuel Giel unter Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz freigegeben.