Kürzlich trug sich Unerhörtes zu: Das Kreuzworträtsel der ZEIT war falsch! Die Grafik paßte nicht zum Text; man hatte aus zwei verschiedenen Rätseln eines zusammengeschludert. Die Redaktion reagierte schnell. Die richtige Grafik stand alsbald im Web, und man konnte sie sich auch kostenlos zuschicken lassen. Ich habe sie mir am Freitag der betreffenden Woche ausgedruckt, und so wurde es doch noch eine normale Woche.
Das Entsetzen über diesen Vorfall dürfte allgemein gewesen sein. Allgemein unter uns, der virtuellen Umma der Ecksteinerianer. Der Gemeinschaft der Freunde Ecksteins, auch wenn dieser Name schon lange verschwunden ist.
Als ich noch viel mit der Bahn unterwegs war, gab es ein einfaches Mittel, zu prüfen, ob ein Abteilgenosse (damals gab es sie noch, diese sagenhaft bequemen Erste- Klasse- Abteile mit den grünen Sitzen und den Fußbänkchen in Messing) ein interessanter Gesprächspartner sein könnte: Man zog Ecksteins Kreuzworträtsel hervor. Wenn der oder die andere darauf reagierte, dann konnte man ziemlich sicher sein, jemanden sich gegenüber zu haben, mit dem ein kleine Schnack sich lohnen würde, oder auch ein ernsthaftes Gespräch.
Auch in weniger mobilen Kontexten habe ich das immer wieder festgestellt: Wer ein Fan Ecksteins ist, das ist ein Mensch, den ich sehr wahrscheinlich mag. Intelligent und humorvoll. Für mich die beiden wichtigsten Eigenschaften von jemandem, der mich interessiert.
Heute wimmelt es von solchen mehr oder weniger geistvollen Kreuzworträtseln, die sich als lustig- intelligent gerieren. Soweit ich sie kenne (die des "Stern", der SZ, des "FAZ- Magazins" zum Beispiel), reicht keines auch nur entfernt an's Original heran. Oder genauer: an's deutsche Original, denn der Ursprung dieses Vergnügens liegt natürlich im Angelsächsischen, wo skurriler und intelligenter Humor tief verwurzelt ist.
Qualität zeigt sich immer zuallererst in Äußerlichkeiten. Was handwerklich nichts taugt, das kann nie gut sein. Das Kreuzworträtsel der ZEIT ist handwerklich von höchster Qualität:
Die Schwierigkeit des Rätsels liegt aber überhaupt nicht darin, daß abseitiges Wissen erfragt wird. Sondern darin, daß man umdenken muß, Doppeldeutiges und Doppelbödiges richtig verstehen. Nicht Wissen wird verlangt, sondern eine gewisse, sagen wir, Beweglichkeit der Gedanken.
Diese Woche zum Beispiel: 31 w: "Endspurtler in der Welt der Noten". Man sucht natürlich im Musikalischen; aber es ist der Primaner. 37 w: Eine "häufige Art des Gehens mit sechs Beinen". Wir denken an Insekten, aber gefragt ist "Gassi". Wenn nach "Allwissen" gefragt ist, dann zielt das nicht auf Allwissenheit sondern auf Wissen übers Weltall. "Zahlreiche Fallbeispiele" findet man in einem Rodeo.
Und auch die dicksten Kalauer läßt Eckstein bzw. sein unbenamster Nachfolger nicht aus: Das "Wappentier der Politbündnisschmiede" - ist natürlich der Koala.
Woher rührt unser Vergnügen an solchen Spielereien? Mir scheint, das führt uns zum Ursprung allen Lachens - dem Mißgeschick. Wir werden auf eine falsche Fährte gelockt, in eine falsche Richtung geschickt. Aber wir lassen uns ja nicht ins Bockshorn jagen. Am Ende haben wir's - und können nun lachen, aber es ist ein sozusagen triumphales Lachen. Wir haben was zu lachen.
Jedenfalls geht es mir so. Und seit Jahrzehnten habe ich die Angewohnheit, dann, wenn das Rätsel wieder einmal geschafft ist, einen großen Haken zu malen. Manchmal, wenn es leicht war, auch nur einen kleinen. Und gelegentlich, wenn es sauschwer war, eine ganze Batterie von Haken, dazu vielleicht ein Ausrufezeichen.
Das sieht dann meine Frau, der ich die betreffende Seite "Leben" zurückerstatte, wie früher das ZEIT- Magazin. Sie schmunzelt über meine kindliche Freude an der Kreuzworträtselei.
Und macht sich dann daran, das Sudoku zu lösen.
Das Entsetzen über diesen Vorfall dürfte allgemein gewesen sein. Allgemein unter uns, der virtuellen Umma der Ecksteinerianer. Der Gemeinschaft der Freunde Ecksteins, auch wenn dieser Name schon lange verschwunden ist.
Als ich noch viel mit der Bahn unterwegs war, gab es ein einfaches Mittel, zu prüfen, ob ein Abteilgenosse (damals gab es sie noch, diese sagenhaft bequemen Erste- Klasse- Abteile mit den grünen Sitzen und den Fußbänkchen in Messing) ein interessanter Gesprächspartner sein könnte: Man zog Ecksteins Kreuzworträtsel hervor. Wenn der oder die andere darauf reagierte, dann konnte man ziemlich sicher sein, jemanden sich gegenüber zu haben, mit dem ein kleine Schnack sich lohnen würde, oder auch ein ernsthaftes Gespräch.
Auch in weniger mobilen Kontexten habe ich das immer wieder festgestellt: Wer ein Fan Ecksteins ist, das ist ein Mensch, den ich sehr wahrscheinlich mag. Intelligent und humorvoll. Für mich die beiden wichtigsten Eigenschaften von jemandem, der mich interessiert.
Heute wimmelt es von solchen mehr oder weniger geistvollen Kreuzworträtseln, die sich als lustig- intelligent gerieren. Soweit ich sie kenne (die des "Stern", der SZ, des "FAZ- Magazins" zum Beispiel), reicht keines auch nur entfernt an's Original heran. Oder genauer: an's deutsche Original, denn der Ursprung dieses Vergnügens liegt natürlich im Angelsächsischen, wo skurriler und intelligenter Humor tief verwurzelt ist.
Qualität zeigt sich immer zuallererst in Äußerlichkeiten. Was handwerklich nichts taugt, das kann nie gut sein. Das Kreuzworträtsel der ZEIT ist handwerklich von höchster Qualität:
Erstens, weil es keine blinden (diese schwarzen) Felder gibt, die das Konstruieren zu einem Kinderspiel machen. Zweitens, weil es auch noch symmetrisch ist. Achsensymmetrisch, genauer gesagt, und zwar in Bezug auf die vertikale Achse. Nur das zählt für unsere Säugetier- Augen als "Symmetrie". Eine Symmetrie durch Spiegelung an einer horizontalen Achse merken wir kaum; und ihre Abwesenheit stört uns nicht. Ökologisch sehr vernünftig. Drittens ist das Rätsel handwerklich hervorragend, weil die Lösungswörter zwar keineswegs leicht zu ermitteln sind, sie aber kein abgelegenes Wissen, keine Kenntnisse verlangen, die über normale Bildung hinausreichten. Ich kann mich kaum erinnern, ein Lexikon gewälzt oder gegoogelt zu haben, um eine Lösung zu finden. (Doch, einmal, fällt mir gerade ein - da ging es um einen der vielen Begriffe von der Waterkant, das flache Küstenschiff Ewer. Das habe ich nachgeschlagen und mich gefreut, etwas gelernt zu haben).
Die Schwierigkeit des Rätsels liegt aber überhaupt nicht darin, daß abseitiges Wissen erfragt wird. Sondern darin, daß man umdenken muß, Doppeldeutiges und Doppelbödiges richtig verstehen. Nicht Wissen wird verlangt, sondern eine gewisse, sagen wir, Beweglichkeit der Gedanken.
Diese Woche zum Beispiel: 31 w: "Endspurtler in der Welt der Noten". Man sucht natürlich im Musikalischen; aber es ist der Primaner. 37 w: Eine "häufige Art des Gehens mit sechs Beinen". Wir denken an Insekten, aber gefragt ist "Gassi". Wenn nach "Allwissen" gefragt ist, dann zielt das nicht auf Allwissenheit sondern auf Wissen übers Weltall. "Zahlreiche Fallbeispiele" findet man in einem Rodeo.
Und auch die dicksten Kalauer läßt Eckstein bzw. sein unbenamster Nachfolger nicht aus: Das "Wappentier der Politbündnisschmiede" - ist natürlich der Koala.
Woher rührt unser Vergnügen an solchen Spielereien? Mir scheint, das führt uns zum Ursprung allen Lachens - dem Mißgeschick. Wir werden auf eine falsche Fährte gelockt, in eine falsche Richtung geschickt. Aber wir lassen uns ja nicht ins Bockshorn jagen. Am Ende haben wir's - und können nun lachen, aber es ist ein sozusagen triumphales Lachen. Wir haben was zu lachen.
Jedenfalls geht es mir so. Und seit Jahrzehnten habe ich die Angewohnheit, dann, wenn das Rätsel wieder einmal geschafft ist, einen großen Haken zu malen. Manchmal, wenn es leicht war, auch nur einen kleinen. Und gelegentlich, wenn es sauschwer war, eine ganze Batterie von Haken, dazu vielleicht ein Ausrufezeichen.
Das sieht dann meine Frau, der ich die betreffende Seite "Leben" zurückerstatte, wie früher das ZEIT- Magazin. Sie schmunzelt über meine kindliche Freude an der Kreuzworträtselei.
Und macht sich dann daran, das Sudoku zu lösen.