Bei Reuters Deutschland findet sich heute ein in einem Punkt eigenartiger Bericht über die Entscheidung der EZB, Staatsanleihen aufzukaufen. Zitiert wird aus zwei Interviews mit Jean-Claude Trichet. Das erste war in den ZDF-Nachrichten, das zweite gestern abend in der "Tagesschau" zu sehen:
Wie dem auch sei. Reuters hat gut daran getan, die erwähnte Einschränkung zu machen, denn man stolpert ja im zweiten Zitat (aus dem ARD-Interview) über eine merkwürdige Wortkombination: die EZB habe sich – so Trichet in der Übersetzung – dafür entschieden, "Sicherheiten aufzukaufen".
Sucht man mit Google nach dieser Zusammenstellung, so wird man nicht so recht fündig. Man kann natürlich etwas als Sicherheit akzeptieren und auch etwas als Sicherheit (i.S.v. Absicherung) kaufen. Was aber soll es bedeuten, Sicherheiten zu kaufen? "Sicherheiten kaufen" klingt zwar nach einer guten Sache, aber so wie es die ARD übersetzt, ist Trichets Äußerung kaum verständlich.
Nun wurde das Interview mit Trichet auf Englisch geführt. Der Satz, den Trichet geäußert hat, war zwar in der "Tagesschau" aufgrund der deutschen TV-Unsitte, fremdsprachige Äußerungen nicht zu untertiteln, sondern mittels Voice-over zu übersetzen, nicht komplett verständlich; er endete aber mit den Wörtern "purchases of securities".
Das englische Wort "securities" bedeutet allerdings (wie man mit jedem Wörterbuch schnell nachschlagen kann) im finanziellen Kontext nicht "Sicherheiten", sondern schlicht "Wertpapiere", und in diesem Fall sind natürlich die Staatsanleihen der europäischen Krisenländer gemeint, die die EZB nun wieder aufkauft.
Man könnte dies als läßliche Sünde eines Übersetzers auffassen, der, statt über den möglichen Sinn eines Wortes nachzudenken, einfach den ersten Vorschlag im (mentalen) Wörterbuch verwendet, v.a. wenn die beiden Wörter in der Ziel- und Quellsprache auch noch eine gewisse Klangähnlichkeit aufweisen.
Leider ist der Patzer symptomatisch für die vielfach konfuse Berichterstattung über die gegenwärtige Krise im besonderen und die "internationalen Finanzmärkte" im allgemeinen. Wer einen Beleg für diese These sucht, möge sich einmal den gestrigen ARD-"Brenpunkt" anschauen, dessen Informationsgehalt zwar mehr als dürftig war, in dem aber Moderator Alois Theisen schon mal einen "Zusammenbruch des Weltwirtschaftssystems" an die Wand malen durfte.
"Wir haben beobachtet, dass unsere Entscheidungen in der Euro-Zone nicht angekommen sind. Deshalb haben wir entschieden, von unseren Regeln in der Geldpolitik abzuweichen", sagte Trichet am Montag im ZDF laut Übersetzung des Senders. In der ARD sagte der EZB-Präsident ebenfalls laut Sender-Übersetzung: "Wenn die Märkte in Aufruhr sind, erreichen unsere geldpolitischen Maßnahmen, unsere Zinsentscheidungen, nicht mehr alle Volkswirtschaften. Dann können wir aus geldpolitischen Gründen auch außergewöhnliche Maßnahmen ergreifen, zum Beispiel die, Sicherheiten aufzukaufen."Man fragt sich zunächst, warum Reuters gleich zweimal die Phrase "laut Übersetzung des Senders" bzw. "laut Sender-Übersetzung" verwendet. Wozu diese Distanz? Als Ausweis der Professionalität einer Nachrichtenagentur, die nichts als Tatsache hinstellt, was sie nicht selbst gründlich überprüft hat? Als Hinweis darauf, daß Reuters die Übersetzung tatsächlich nicht für zuverlässig hält?
Wie dem auch sei. Reuters hat gut daran getan, die erwähnte Einschränkung zu machen, denn man stolpert ja im zweiten Zitat (aus dem ARD-Interview) über eine merkwürdige Wortkombination: die EZB habe sich – so Trichet in der Übersetzung – dafür entschieden, "Sicherheiten aufzukaufen".
Sucht man mit Google nach dieser Zusammenstellung, so wird man nicht so recht fündig. Man kann natürlich etwas als Sicherheit akzeptieren und auch etwas als Sicherheit (i.S.v. Absicherung) kaufen. Was aber soll es bedeuten, Sicherheiten zu kaufen? "Sicherheiten kaufen" klingt zwar nach einer guten Sache, aber so wie es die ARD übersetzt, ist Trichets Äußerung kaum verständlich.
Nun wurde das Interview mit Trichet auf Englisch geführt. Der Satz, den Trichet geäußert hat, war zwar in der "Tagesschau" aufgrund der deutschen TV-Unsitte, fremdsprachige Äußerungen nicht zu untertiteln, sondern mittels Voice-over zu übersetzen, nicht komplett verständlich; er endete aber mit den Wörtern "purchases of securities".
Das englische Wort "securities" bedeutet allerdings (wie man mit jedem Wörterbuch schnell nachschlagen kann) im finanziellen Kontext nicht "Sicherheiten", sondern schlicht "Wertpapiere", und in diesem Fall sind natürlich die Staatsanleihen der europäischen Krisenländer gemeint, die die EZB nun wieder aufkauft.
Man könnte dies als läßliche Sünde eines Übersetzers auffassen, der, statt über den möglichen Sinn eines Wortes nachzudenken, einfach den ersten Vorschlag im (mentalen) Wörterbuch verwendet, v.a. wenn die beiden Wörter in der Ziel- und Quellsprache auch noch eine gewisse Klangähnlichkeit aufweisen.
Leider ist der Patzer symptomatisch für die vielfach konfuse Berichterstattung über die gegenwärtige Krise im besonderen und die "internationalen Finanzmärkte" im allgemeinen. Wer einen Beleg für diese These sucht, möge sich einmal den gestrigen ARD-"Brenpunkt" anschauen, dessen Informationsgehalt zwar mehr als dürftig war, in dem aber Moderator Alois Theisen schon mal einen "Zusammenbruch des Weltwirtschaftssystems" an die Wand malen durfte.
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