Klischees erfüllen zwei Funktionen: Erstens ersparen sie das Denken und die Prüfung der Fakten. Zweitens erlauben sie es, die Wirklichkeit aus einer ideologischen Perspektive darzustellen. Sie dienen damit der politischen Agitation.
Der Fall Breivik hat das illustriert; und jetzt zeigt es sich wieder in der Art, wie die Gewalttaten in England überwiegend in unseren Medien dargestellt werden. Dabei wird stets eines von zwei Klischees verwendet. Eines paßt immer, manchmal beide. Sie werden der Wirklichkeit übergestülpt wie einst der Kaffewärmer der Kaffekanne.
Das eine Klischee besagt, daß der oder die Gewalttäter von Anderen angestiftet wurden. Nicht den Tätern selbst wird die Verantwortung für ihre Taten attribuiert, sondern denjenigen, auf die sie sich angeblich oder tatsächlich berufen. Nach diesem Klischee wurden die Mordtaten des Anders Behring Breivik denjenigen zugeschrieben, die den Islamismus und Multikulti kritisieren (siehe Wie die deutschen Medien und wie deutsche Politiker dem Massenmörder Anders Behring Breivik auf den Leim gehen; ZR vom 1. 8. 2011 und Der Mörder Breivik, Henryk M. Broder und die gefährliche Nähe der extremen Linken zum Terrorismus; ZR vom 4. 8. 2011). (Seltsamerweise argumentieren so Autoren, die andererseits eine Verantwortung des Islam für islamistische Gewalttaten strikt bestreiten).
Das zweite Klischee besagt, daß Gewalttaten soziale Ursachen haben. Auch nach diesem Klischee sind nicht die Täter schuld an ihren Taten; aber hier auch nicht Ideologen, denen sie folgen. Sondern es sind die Verhältnisse. Armut wird gern ins Feld geführt, "Perspektivlosigkeit", was immer das ist. Gar "abgehängt" seien sie, die Gewaltverbrecher.
Zwei beliebig herausgegriffene Beispiele aus der heutigen deutschen Berichterstattung:
dpa zitiert einen Soziologen folgendermaßen:
Es gibt, soweit ich sehe, nicht die Spur eines Belegs dafür, daß dieses Klischee die Realität trifft.
In England sind die Gewalttäter keine armen Menschen, die in ihrer Verzweiflung keinen Ausweg mehr sehen als denjenigen der Gewalt, sondern es sind bestens situierte Kriminelle. Sie brandschatzen und prügeln nicht, weil sie die sozialen Verhältnisse nicht ertragen können, sondern weil Prügeln und Brandschatzen lustvoll ist.
Statt sich eine Linie Kokain reinzuziehen, machen sie Randale. Der Effekt, was den Lustgewinn angeht, ist derselbe. Das Klischee, daß hier die Verdammten dieser Erde für Gerechtigkeit kämpfen, ist absurd.
Aber Klischees sind halt sehr schwer zu widerlegen. Sie dienen zwei Grundschwächen des menschlichen Denkens: Unserer Denkfaulheit und unserer Voreingenommenheit. Wer will dagegen ankommen?
Der Fall Breivik hat das illustriert; und jetzt zeigt es sich wieder in der Art, wie die Gewalttaten in England überwiegend in unseren Medien dargestellt werden. Dabei wird stets eines von zwei Klischees verwendet. Eines paßt immer, manchmal beide. Sie werden der Wirklichkeit übergestülpt wie einst der Kaffewärmer der Kaffekanne.
Das eine Klischee besagt, daß der oder die Gewalttäter von Anderen angestiftet wurden. Nicht den Tätern selbst wird die Verantwortung für ihre Taten attribuiert, sondern denjenigen, auf die sie sich angeblich oder tatsächlich berufen. Nach diesem Klischee wurden die Mordtaten des Anders Behring Breivik denjenigen zugeschrieben, die den Islamismus und Multikulti kritisieren (siehe Wie die deutschen Medien und wie deutsche Politiker dem Massenmörder Anders Behring Breivik auf den Leim gehen; ZR vom 1. 8. 2011 und Der Mörder Breivik, Henryk M. Broder und die gefährliche Nähe der extremen Linken zum Terrorismus; ZR vom 4. 8. 2011). (Seltsamerweise argumentieren so Autoren, die andererseits eine Verantwortung des Islam für islamistische Gewalttaten strikt bestreiten).
Das zweite Klischee besagt, daß Gewalttaten soziale Ursachen haben. Auch nach diesem Klischee sind nicht die Täter schuld an ihren Taten; aber hier auch nicht Ideologen, denen sie folgen. Sondern es sind die Verhältnisse. Armut wird gern ins Feld geführt, "Perspektivlosigkeit", was immer das ist. Gar "abgehängt" seien sie, die Gewaltverbrecher.
Zwei beliebig herausgegriffene Beispiele aus der heutigen deutschen Berichterstattung:
dpa zitiert einen Soziologen folgendermaßen:
Für den Berliner Protestforscher Simon Teune sind die Krawalle in Großbritannien eine Sozialrevolte. (...) Immer mehr Menschen fühlten sich von ihren Regierungen im Stich gelassen, sagt der Soziologe im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. (...) Junge Leute in vielen eurpäischen Ländern haben es schwer, besonders wegen hoher Jugendarbeitslosigkeit. In Spanien reagieren sie darauf mit meist friedlichem Protest, in Frankreich gab es Krawalle, in Großbritannien brennt es. Wie kommt es zu solch unterschiedlichen Reaktionen?Und in "Spiegel-Online wird ein anderer Soziologe interviewt, Richard Sennett:
Teune: "Es gibt Gemeinsamkeiten bei den Protesten, aber auch Unterschiede. In England erleben wir gerade eine Sozialrevolte. Sie geht vor allem aus sozialen und ökonomischen Verwerfungen hervor und bricht sich unvorhersehbar Bahn. Wie in Frankreich vor einigen Jahren sind daran vor allem benachteiligte Jugendliche aus Migranten-Milieus beteiligt. Bei den Plünderungen machen dann aber auch viele Menschen mit, die sich von der Wohlstandsgesellschaft abgehängt fühlen."
Die Jugendarbeitslosigkeit ist sehr hoch - nichts Neues, das war sie auch in den Boomjahren. Aber die neoliberale Regierung, die wir derzeit haben, hat viele soziale Leistungen für junge Leute abgeräumt. Die Jugendzentren, die Programme gegen Jugendarbeitslosigkeit - all das ist gekürzt oder abgeschafft worden. Junge Leute sind heute nicht nur arbeitslos, sondern auch noch gesellschaftlich isoliert. Das musste sich irgendwie Luft verschaffen.Es mußte. Am Verbrechen sind nicht etwa die Verbrecher schuld, sondern die Gesellschaft; insbesondere eine vorgeblich neoliberale Regierung.
Es gibt, soweit ich sehe, nicht die Spur eines Belegs dafür, daß dieses Klischee die Realität trifft.
In England sind die Gewalttäter keine armen Menschen, die in ihrer Verzweiflung keinen Ausweg mehr sehen als denjenigen der Gewalt, sondern es sind bestens situierte Kriminelle. Sie brandschatzen und prügeln nicht, weil sie die sozialen Verhältnisse nicht ertragen können, sondern weil Prügeln und Brandschatzen lustvoll ist.
Statt sich eine Linie Kokain reinzuziehen, machen sie Randale. Der Effekt, was den Lustgewinn angeht, ist derselbe. Das Klischee, daß hier die Verdammten dieser Erde für Gerechtigkeit kämpfen, ist absurd.
Aber Klischees sind halt sehr schwer zu widerlegen. Sie dienen zwei Grundschwächen des menschlichen Denkens: Unserer Denkfaulheit und unserer Voreingenommenheit. Wer will dagegen ankommen?
Zettel
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