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Vernünftige Gedanken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen, auch allen Dingen überhaupt
Am Ende dieses Texts finden Sie auch ein ergänzendes Votum von zwei Mitgliedern des Rats sowie ein Sondervotum von sechs Mitgliedern, die sich der Empfehlung der Mehrheit nicht uneingeschränkt oder gar nicht anschließen konnten.in einer Pressemitteilung des Rats in der Zusammenfassung der Stellungnahme oder in der vollständigen 72seitigen Stellungnahme, deren Literaturverzeichnis allein sieben Seiten mit knapp 150 Literaturangaben umfaßt.
Der Deutsche Ethikrat möchte mit seinen Empfehlungen dazu beitragen, dass Schwangeren und Müttern in Notsituationen so gut wie möglich geholfen wird, ohne die Rechte anderer, insbesondere ihrer Kinder, zu verletzen.In der Stellungnahme und deren Zusammenfassung finden Sie im einzelnen aufgelistet, wie eine solche gesetzliche Regelung nach der Meinung der Mehrheit des Ethikrates gestaltet werden sollte.
Der Ethikrat empfiehlt, die vorhandenen Babyklappen und Angebote zur anonymen Geburt aufzugeben. (...) Um Schwangeren und Müttern in Notlagen ... zu helfen, schlägt der Ethikrat ein "Gesetz zur vertraulichen Kindesabgabe mit vorübergehend anonymer Meldung" vor. Damit würde eine gesetzliche Grundlage geschaffen, um Frauen, die in einer schweren Not- oder Konfliktsituation ihre Mutterschaft meinen verbergen zu müssen, durch ein besonders niederschwelliges Angebot zu helfen, das ihnen die Lösung ihrer Probleme im Rahmen einer Beratung und Begleitung unter Wahrung absoluter Vertraulichkeit garantiert.
Politikerinnen mehrerer Parteien kritisierten die Forderung des Rates. SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles hält sie für "rigoros und lebensfern". Frau Nahles sagte der Frankfurter Allgemeinen Sonntagzeitung: "Jedes Kind, das durch eine Babyklappe gerettet oder vor Schaden bewahrt wird, ist ein Argument gegen die Entscheidung des Ethikrates." Ähnlich äußerte sich Renate Künast, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag: "Das Recht des Kindes auf sein Leben steht über allem anderen." Deshalb sei die Forderung, Babyklappen abzuschaffen, falsch.Ja, meinen denn die Frau Nahles und die Frau Künast, der Ethikrat hätte diese trivialen Überlegungen nicht auch angestellt? Mußten sie denn gleich losplärren mit Stellungnahmen weit unter dem gedanklichen Niveau, das alle drei Positionen in der Stellungnahme des Ethikrats auszeichnet?
"Heute" hat seit 2002 26 Prozent seiner Zuschauer verloren. 2008 wurden wir erstmals von "RTL aktuell" überholt, liegen also hinter "Tagesschau" und der RTL-Sendung nur noch auf Platz 3. Das hätte sich vor fünf Jahren sicher kein Mitarbeiter des ZDF vorstellen können. Das "Auslandsjournal" hat heute 56 Prozent weniger Zuschauer, der "Länderspiegel" 16 Prozent. Das "Heute Journal" hat 10 Prozent weniger Zuschauer - im Gegensatz dazu haben die "Tagesthemen", die ja keinen privilegierten Sendeplatz haben, ihre Zuschauerzahl halten können.Nachvollziehbare Überlegungen, wie mir scheint. Aber nun bald ein Jahr lang läuft eine Kapagne, die Koch und anderen Mitgliedern des Verwaltungsrats andere, nämlich parteipolitische Motive unterstellt. Wesentlich angestoßen wurde sie von Mitarbeitern des ZDF, die Brender gern behalten hätten. Andere sind im Lauf der Zeit auf den Wagen aufgesprungen, zuletzt die 35 Verfassungsrechtler.
Es ist die Pflicht des Verwaltungsrates, solche Negativentwicklungen zu erörtern. Und es ist unsere Aufgabe, nicht jede Debatte über diese Fragen als eine politische oder gar parteipolitische diskreditieren zu lassen.
Aktuelle globale Temperturen [sic] zeigen, dass die Erwärmung auf Menschen zurückzuführen ist: Seit 25 Jahren haben sich die Temperaturen um 0.19 Grad C pro Jahrzehnt erhöhnt [sic] – das entspricht genau den Vorraussagungen [sic], die auf einem Treibhausgasanstieg basieren. Sogar in den letzten zehn Jahren hat sich der Erwärmungstrend fortggesetzt [sic], obwohl sich solare Einflüsse vermindert haben. Natürliche, kurzzeitige Schwankungen kommen wie gewohnt vor, aber es gab keine einschneidenden Veränderungen im grundlegenden Erwärmungstrend.Wenn Sie wissen wollen, wer mit seinem wissenschaftlichen Ruf für diese kühnen Behauptungen geradezustehen hat - hier ist die Liste der Autoren.
Art. 5 Abs. 1 Satz 2 GG garantiert die Rundfunkfreiheit. Sie ist eine wichtige Säule unseres demokratischen Staatswesens. An dieser Säule wird gerade gesägt, und zwar von einigen Mitgliedern des Verwaltungsrats beim ZDF.Sägen an einer Säule? Aus Marmor wird sie dann ja wohl nicht sein.
Nikolaus Brender soll keine oder eine unüblich kurze Vertragsverlängerung als Chefredakteur erhalten, angeblich weil die Quoten im Informationssegment nicht stimmen. Um diese Frage aber geht es in Wahrheit nicht. Es geht schlicht darum, wer das Sagen, wer die Macht hat beim ZDF.Ja, gell, da staunste? Im Verwaltungsrat eines Senders geht es um Macht!
Sollte sich herausstellen, dass letztlich ein Ministerpräsident als Meinungsführer stark genug ist, um einen bestimmten Chefredakteur zu verhindern, so würde dies einen praktischen Beleg dafür liefern, dass die zum Teil geäußerten verfassungsrechtlichen Bedenken gegenüber der Zusammensetzung des Gremiums nicht unbegründet sind. Der Eindruck läge nahe, dass über die Instrumente von staatlicher Einflussnahme und Parteizugehörigkeit politische Mehrheiten in den Aufsichtsgremien organisiert werden.Ja, er liegt nahe, dieser Eindruck. Und wenn Brenders Vertrag verlängert wird, dann liegt er immer noch nahe. Nur hat dann halt nicht Ronald Koch gewonnen, sondern seine politischen Gegner.
Meine Damen und Herren, hier noch unsere aktuelle Energiemeldung. In ganz Deutschland weht heute ein kräftiger Wind, und die Sonne scheint. Sie dürfen also ihren Plasma- Fernseher benutzen, auf dem Elektroherd kochen und die Weihnachtsbeleuchtung einschalten.Und umgekehrt wird es nach der "Tagesschau", nach der "heute"- Sendung auch diese Art von Mitteilungen geben:
Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, heute wird in ganz Deutschland die Sonne nicht scheinen, und die Windräder werden wegen einer Flaute nur geringe Mengen an Strom erzeugen.Eine kuriose Utopie? Nein, die ganz reale Welt unserer ökologisch korrekten Zukunft.
Sehen Sie also bitte nicht fern, beschränken Sie die Beleuchtung Ihrer Wohnung auf das Notwendige und verzichten Sie auf warme Mahlzeiten sowie auf Warmgetränke. Duschen und baden Sie nicht.
Elektrische Heizgeräte dürfen Sie unter keinen Umständen benutzen; Sie machen sich damit strafbar. Falls Ihnen kalt ist, dann hilft ein warmer Pullover und ein darüber gezogener wattierter Mantel. Einen Grog vermeiden Sie bitte wegen des mit der Erhitzung verbundenen Stromverbrauchs. Purer Rum ist hingegen erlaubt, wie auch andere hochprozentige alkoholische Getränke, die Ihnen das Gefühl der Wärme geben.
Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Abend bei einem guten Buch, das man durchaus auch im Schein einer Kerze genießen kann. Wir melden uns wieder, wenn der Engpaß beseitigt ist.
Holder has opened up an extraordinarily complex can of worms with this decision. As U.S. attorney general, he has committed himself to proving Mohammed's guilt beyond a reasonable doubt while guaranteeing that his constitutional rights (for a non-U.S. citizen captured and held outside the United States under extraordinary circumstances by individuals not trained as law enforcement personnel, no less) are protected. It is Holder's duty to ensure Mohammed's prosecution, conviction and fair treatment under the law. It is hard to see how he can.Man hat den Eindruck, als hätte Präsident Obama von Mißerfolgen noch nicht genug; als würde er diese nachgerade planmäßig auf sich und sein Land ziehen wollen.
Mit seiner Entscheidung hat Holder in ein Wespennest von ungewöhnlicher Komplexität gestochen. Als amerikanischer Justizminister hat er sich darauf festgelegt, die Schuld von Mohammed jenseits jeden vernünftigen Zweifels zu beweisen und dabei dessen verfassungsmäßige Rechte zu garantieren (die eines Nicht- Bürgers der Vereinigten Staaten, der unter außergewöhnlichen Umständen außerhalb der USA von Personen festgenommen und gefangen gehalten wurde, die keine Schulung als Polizeibeamte hatten - nicht weniger als das). Es ist Holders Pflicht, die Anklage, Verurteilung und rechtmäßige Behandlung von Mohammed zu zu erreichen. Es ist schwer zu erkennen, wie er das kann.
Manche Städte kennt jedes Kind - New York, Tokio, Rio, Paris, die großen glänzenden Weltstädte. Andere Städte kennt so gut wie niemand, ohne daß sie dies daran hindert, auf ihre Art ebenfalls Weltstädte zu sein, wie zum Beispiel St-Sébastien-d'Aigrefeuille, Mukaishima, Vézenobres, Auriac-sur-Vendinelle, Muchungiko, Nachikatsuura, Frayssinet-le-Gélat, West Flamborough und fast tausend weitere dergleichen Orte.
Und sollten das etwa keine Weltstädte sein? Sie verbinden sich mit dem großen Ganzen eben nicht durch eine überragende Attraktivität, die kulturelle Bedeutung, die wirtschaftlichen Verbindungen, die universelle Bekanntheit, sondern auf ihre Weise, nämlich schlicht und feierlich, indem sie eine Charta unterzeichnet haben, mit der sie verkünden:
Sans rien renier de notre attachement, de nos devoirs et de nos droits à l'égard de notre région et de notre nation dans la mesure où ils sont compatibles avec un ordre mondial, nous nous déclarons, symboliquement, Territoire Mondial lié à la Communauté Mondiale.
Ohne uns im geringsten von unserer Bindung, unseren Pflichten und Rechten gegenüber unserer Region und Nation loszusagen, soweit diese mit einer Weltordnung vereinbar sind, erklären wir uns symbolisch zu einem mit der Weltgemeinschaft verbundenen Territorium der Welt.
Auch St-Sébastien-d'Aigrefeuille in den Cevennen ist Welt! Gleichgültig ob es jemand kennt.
Inzwischen haben sich darüber hinaus schon ein Dutzend französische Départements sowie jede zweite japanische Provinz als Teil der Welt erklärt. Deutschland hingegen hat leider nur drei Weltstädte, nämlich Königswinter, Oberwinter und Bad Wimpfen.
Die erste dieser Weltstädte jedoch ist Cahors im Département Lot, Südfrankreich.
Cahors, ein Ort von heute 23000 Einwohnern, liegt etwa 100 km nördlich von Toulouse in einer Schleife des Flusses Lot, welcher der schönen Garonne zuströmt. Im Mittelalter waren die "schwarzen" Weine der Gegend sehr begehrt und wurden nach England und sogar bis Norwegen exportiert. Dies taten Kaufleute, die vermutlich aus dem italienischen Siena herübergekommen waren, und in der verworrenen politischen Lage Südfrankreichs ein hohes Maß an städtischer Autonomie, und zugleich ein geringes Maß an Rechtssicherheit vorfanden - der geeignete Ausgangspunkt wohl für Geschäfte, die ohnehin riskant waren, wie der Fernhandel und die damit einhergehenden, oft sogar dominierenden Geldgeschäfte.
Das Geldverleihen brachte den Cahorsiner Kaufleuten einen Ruf als Wucherer ein. So schrieb Matthaeus Parisiensis in seiner »Chronica major« aus der ersten Hälfte des 13. Jh. unter dem Titel "De peste Caursinorum": Caursini enim manifesti usurarii - die Cahorsiner sind offenkundig Wucherer, obwohl sie - se mercatores appellabant - sich als Kaufleute bezeichnen, und noch dazu sind sie - transalpini, transmontani, Ytalici - mit einem Wort Ausländer. Im Jahre 1240 erfolgte, wie Matthaeus erfreut berichtet, die Ausweisung der Caursini aus England und Frankreich, jedenfalls jener, die "nicht durch ihrer Hände Arbeit ein ehrbares Leben zu führen bereit sind". Sieh, ein Schlupfloch! Das ermöglichte es dann doch so manchen zu bleiben, indem sie sich die Ehrbarkeit für entsprechendes Entgelt bei regionalen Machthabern bestätigen ließen. Entsprechend blieben zahlreiche Wucherer im Land, so daß im Jahre 1269, unter Ludwig dem Heiligen, der Vorgang wiederholt werden konnte.
Häufiger wandte man eine einfachere Methode an, um zu Geld zu kommen: gelegentlich (1274, 1277, 1288, 1291, 1311, 1320, 1330, 1337) sperrte man die italienischen usurarii ein und ließ sie gegen passende Bezahlung wieder frei - eine Vorgehensweise, die auch unserer Zeit nicht ganz fremd ist, Herr Zumwinkel kennt das gut. Dieser königliche Finanzierungsweg trug beispielsweise zum Bau der Valentrébrücke in Cahors aus dem frühen 14. Jh. bei, die oben in der Vignette zu sehen ist. Manche Autoren meinen, die französische Redewendung "enlever quelqu'un comme un Corsin" - "jemanden wie einen Corsin einbuchten" beziehe sich auf Cahors und habe ihren Ursprung in diesen Praktiken.
Die Worte "Caorsini" und "Lombardi" wurden geradezu sprichwörtlich für "Wucherer", ohne damit unbedingt noch die örtliche Herkunft zu meinen. Auch in Mitteleuropa kannte man die "Kawerschen" oder "Kawerzin"; so bezeichnete man die lombardischen Geschäftsleute, die sich im 13. Jh. anschickten, die ersten Schweizer Banken zu gründen. "Kawersch" wurde anscheinend sogar ein Rechtstitel, der die betreffenden Personen den Juden gleichstellte und ihnen damit das unrechte Geschäftsgebaren ermöglichte. Dennoch wandelten sie auf dünnem Eis und brauchten vor allem Schutzherren wie beispielsweise Kaiser Karl IV., der ihretwegen 1359 den Zürcher Stadtoberen schrieb: "wann alle kawerzin, wuocher und juden unser und des richs camer dienen und gehörn. Des manen wir euch und gebieten euch ernstlich und vestechli, das jr ... dieselben kawerzin und juden ungehindert lassen sollet", wofür ihm an dieser Stelle ein spätes aber herzliches Lob zuteil werden soll. Manchmal steht die Kawallerie doch auf der Seite der Kawerschen.
Dem schlechten Ruf verdankt die Stadt Cahors ihren Platz in der Weltliteratur; kein geringerer als Dante Alighieri war es, der in seiner »Göttlichen Komödie« "Soddoma e Caorsa" auf einer Zeile vereinte. Der Zusammenhang mit Sodom mag auf den ersten Blick erstaunlich wirken, wo doch in der heutigen Zeit die Homophobie sehr verpönt ist, während Bankerfeindlichkeit zum guten Ton gehört: wie konnte Dante das nur auf eine Stufe stellen? Und noch erstaunlicher ist vielleicht Dantes Behauptung in diesem Zusammenhang, beides stelle Formen der Gewalt gegen Gott dar.
"Indem Dante für Gomorra das im Italienischen ähnlich lautende Caorsa einsetzt, unterstreicht er auch akustisch wirkungsvoll die Verbindung der physischen mit der handelsgewerblichen Unzucht", meint dazu der Dantologe Dieter Kremers bündig, wenn auch etwas unklar. Dante selbst begründet die Verdammenswürdigkeit des Wuchers mit dem Buch Genesis, wo es bekanntlich heißt, "im Schweiße deines Angesichtes sollst du dein Brot essen". Der Wucherer verletze die Natur ebenso wie der Sodomiter, da er altra via tene - auf anderem Wege geht. Noch deutlicher erklärt Dantes philosophischer Gewährsmann Aristoteles die Widernatürlichkeit des Zinsennehmens, da hierbei aus dem Geld selbst der Erwerb gezogen werde und nicht aus dem, wofür das Geld da sei. "Denn das Geld ist um des Tausches willen erfunden worden, durch den Zins vermehrt es sich aber durch sich selbst. Daher hat er auch seinen Namen: das Geborene ist gleicher Art wie das Gebärende, und durch den Zins entsteht Geld aus Geld. Diese Art des Gelderwerbs ist also am meisten gegen die Natur." (Griechisch tokos bedeutet sowohl Geburt, Nachkommen, als auch Zins).
Die quasi asexuelle Weise der Geldvermehrung, so mag man Dante verstehen, bringt nicht wie die Natur Neues, sondern lediglich mehr vom Gleichen hervor, und ist daher auch nicht besser als das unfruchtbare Geschlechtsleben der Sodomiter. Zwar glaubt Dante, auch die Natur würde von sich aus immer das Gleiche schaffen, doch mische sich bei ihr Gottes Vorsehung individualisierend in den Vorgang ein. Wo also Menschen absichtlich nur Gleiches aus Gleichem entstehen lassen, schließen sie Gott von der Mitwirkung aus, was vielleicht die Rede von der Gewalt gegen Gott erklärt, als die Dante den Wucher und die Sodomie bezeichnet hat.
Wo nun aber Dante während seines Ganges durch die Hölle die dort im Feuerregen büßenden Wucherer besucht, trifft er nicht auf Caorsini, sondern auf Landsleute seiner lieben Heimatstadt Florenz, die ja auch der bedeutendste Bankenplatz des Zeitalters gewesen ist. Nur der Ruf Caorsas als Stadt der Wucherer war ihm also wichtig, nicht die Caorsiner Wucherer selbst. Daher nehme ich an, daß es mit der herausgehobenen Stellung Caorsas als Pendant zu Sodom noch eine weitere Bewandtnis hat: Cahors war nämlich die Heimatstadt des damals amtierenden Papstes Johannes XXII., vom dem Dante nicht viel hielt. Del sangue nostro Caorsini e Guaschi s'apparecchian di bere - "Nach unserem Blute lechzen schon Cahorsen und Gascogner", donnert er gegen Johannes und seine Anhänger sowie den Gascogner Clemens V. Genauer wirft Dante Johannes vor: tu che sol per cancellare scrivi - "du, der einzig schreibst um auszulöschen", womit er die Praxis dieses Papstes meinte, zu exkommunizieren, um sich die Rücknahme bezahlen zu lassen - gewissermaßen das geistliche Gegenstück zu dem erwähnten königlichen Verfahren des "enlever comme un Corsin". Die Heimatstadt des gehassten Papstes mit Gomorra gleichzusetzen, war Dante sicher ein Vergnügen.
Überhaupt scheinen sich die Cahorser Kaufleute gern als Gläubiger der Kirche betätigt und damit in dem großen Konflikt zwischen dem päpstlichen und dem kaiserlichen Machtanspruch auf Seiten des Papstes gestanden zu haben, welcher seine schützende Hand über ihren Ursprungsort Siena hielt.
Keiner hat die weltliche Macht des Papstes damals grundsätzlicher abgelehnt als gerade Dante Alighieri. Der Kaiser sollte unabhängig von dem Papst im weltlichen Bereich herrschen, der Papst sich dagegen um das Seelenheil und die Kirche kümmern. Dantes zentrale politische Idee war die Weltmonarchie, für deren Entdecker er sich selber hielt:
(...) um nicht den Vorwurf auf mich zu ziehen, mein Pfund vergraben zu haben, so wünsche ich nicht bloß zu »grünen, sondern Frucht zu tragen« für das öffentliche Wohl und von andern noch unberührte Wahrheiten ans Licht zu ziehen. Denn welchen Nutzen brächte der, welcher einen Lehrsatz des Euklid zum zweiten Mal bewiese? (...) Da nun aber unter andern verborgenen und nützlichen Wahrheiten die Kenntnis von der weltlichen Monarchie eine der nützlichsten und verborgensten ist und als nicht unmittelbar gewinnbringend von allen noch unberührt geblieben ist, so habe ich in der Absicht, sie aus dem Dunkel, in welchem sie steckt, hervorzuholen, teils um mit Nutzen für die Welt zu wachen, zum Teil auch, um die Palme eines solchen Wagnisses zu meinem Ruhme zuerst zu erlangen.
Ein einzelner Herrscher über alle Menschen diene am besten dem allgemeinen Frieden, und da er außerdem keine Ambition haben kann, seinen Herrschaftsbereich auszudehnen, habe er allen Grund, sich statt dessen um das Wohl der Menschheit zu bekümmern, indem er überall für die richtige politische Verfassung sorgt:
Und dergleichen richtige Staatsverfassungen erstreben die Freiheit, d.h., daß die Menschen ihrer selbst wegen da sein sollen. Denn die Bürger sind nicht der Konsuln wegen da, noch das Volk wegen des Königs, sondern umgekehrt die Konsuln wegen der Bürger und der König wegen des Volks. (...) Hieraus geht auch hervor, daß der Konsul oder König zwar rücksichtlich des Weges die Herren, rücksichtlich des Zieles aber die Diener aller übrigen sind und zumal der Weltmonarch, der ohne Zweifel für den Diener aller zu halten ist.
Ein schöner Gedanke. Und doch kam es bekanntlich bis heute nicht zu einer solchen Weltherrschaft des Friedens und der Freiheit.
Während also die Streitereien in Europa und in der Welt weitergingen, verlor die Stadt Cahors nach und nach alles, was sie jemals ausgezeichnet hatte. Als erstes ihren schlechten Ruf; mit den Wucherern ging es schon im 14. Jh. zu Ende, und auch international schimpfte man nur noch "Lombardi" und nicht mehr "Caursini". Die Universität, die Papst Johannes im Jahre 1331 seiner Heimatstadt gegeben hatte, und die bis ins 18. Jh. recht bedeutend war, wurde von der Universität Toulouse geschluckt. Und schließlich wurde sogar noch der berühmte Wein, mit dem die Päpste einst in Avignon die Messe feierten und den sich noch Zar Peter der Große an den Hof schicken ließ, vom Bordeauxwein überflügelt und geriet in Vergessenheit. Die Winzer ließen pisser la vigne - den Weinberg pinkeln -, wie die Wikipédia schreibt: hielten sich mit billigem Massenwein am Leben. Cahors versank in Bedeutungslosigkeit.
Wie aber die Stadt jäh aus der Tiefe der Vergessenheit aufstieg, und für einen Augenblick beinahe zur Leuchte der Menschheit wurde, wird im zweiten Teil geschildert werden.
Quellen:
Zu den Weltstädten siehe www.recim.org. Über die Geldverleiher im Mittelalter informieren Robert Davidsohn, Geschichte von Florenz, 4. Bd., 2. Teil, Berlin 1925, S. 211 ff., Johannes von Müller, Der Geschichten schweizerischer Eidgenossenschaft. 4 Bde, Leipzig, 1786–1805, 2. Bd, S. 230, Angelo Garovi, Lombardische Kaufleute und die Anfänge des Bankwesens in der Schweiz, Neue Zürcher Zeitung NZZ Nr. 141 vom 22. Juni 1998. (http://www.steudler.ch/kurt/SRW/Dateien/NZZ_Banken_Geschichte.pdf), und speziell zu Cahors: J. Chaudruc de Crazannes, Dissertation sur les banquiers nommés Cahursins, Caorsins, et Corsins, sur leur origine er établissement dans le Quercy er particulièrement à Cahors, vers la fin de Moyen-Age, Revue d'Aquitaine, 1861, S. 318-325. Cahors und Dante siehe: Dieter Kremers, Die Wucherer in Dantes Hölle, in: K. Lichau, H. J. Simon (Hg.), Studien zu Dante. Festschrift für Rudolf Palgen, Graz 1971, 89-102. Die Stellen bei Dante (Inferno, 11.50, 11.109, Paradiso 8.121-135, 18.130, 27.58) sind in der Übersetzung von Ida und Walter v. Wartburg zititert (Manesse 1963). Aristoteles über die Zinsen: Politik, 1.11, 1258b. Zur Frage der Sodomie und des Wuchers bei Dante schreibt Gregory B. Stone, Sodomy, Diversity, Cosmopolitanism; Dante and the Limits of the Polis, Dante Studies 123, 2005, S. 89-132 mancherlei. Dantes Monarchia (aus Buch 1, Kap. 1 und Kap. 12) zitiere ich in der Übersetzung von L. Heimanns aus: Geschichte der Philosophie, Band 2 Mittelalter, Reclam 1982.
Raúl Castro hat Kubas Unterdrückungsapparat voll aufrechterhalten, anstatt ihn aufzulösen.Der ganze Bericht ist auf Englisch hier verfügbar. Statt ihn zu referieren, möchte ich am Beispiel eines Einzelschicksals, das als eines von mehreren in dem Bericht dokumentiert wird, zeigen, was es bedeutet, heute in Cuba zu leben.
Der 123-seitige Bericht "New Castro, Same Cuba" zeigt, dass die Regierung Raúl Castro zunehmend auf den Straftatbestand der "Gefährlichkeit" zurückgreift. Dieser erlaubt es den Behörden, Personen zu verhaften, bevor sie überhaupt eine Straftat begangen haben. Es genügt der Verdacht, dass sie voraussichtlich in Zukunft ein Verbrechen begehen werden. Dieser Straftatbestand ist offenkundig politisch begründet, da jegliches Verhalten, das Kubas sozialistischen Normen widerspricht, als "gefährlich" eingestuft wird.
Neben der Zusammenarbeit mit ACPA [der cubanischen Vereinigung für Tierproduktion; Anmerkung von Zettel] hält der Cuba Sí- Koordinierungsrat partnerschaftliche Kontakte zu folgenden kubanischen Organisationen und Einrichtungen: Kommunistische Partei Kubas (PCC), Kubanisches Institut für Völkerfreundschaft (ICAP), Zentrale der Gewerkschaften Kubas (CTC), Pionierorganisation "José Martí" (OPJM), Zeitschrift "Bohemia", Kubanische Kammer des Buches (CCL), Kulturprojekt "almendares vivo" u.a.m.Aber natürlich stehen sie auf dem Boden des Grundgesetzes, die deutschen Kommunisten.
Ich bin unkonzentriert, vergesslich, und mein Hirn gibt jeder Ablenkung nach. Ich lebe ständig mit dem Gefühl, eine Information zu versäumen oder zu vergessen. Und das Schlimmste: Ich weiß noch nicht einmal, ob das, was ich weiß, wichtig ist oder das, was ich vergessen habe, unwichtig.Ja, so geht es.
Aber was Menschen verzweifelt lernen müssen, ist, welche Information wichtig und welche unwichtig ist. Das ist womöglich die große Stunde der Philosophie. (...) Es geht im besten Fall darum, Menschen das tun zu lassen, was sie am besten können - und das zu entrümpeln, was die Computer uns abnehmen.Ja, wer hätte das gedacht. Gebt dem Menschen, was des Menschen ist und dem Computer, was des Computers ist. Ich werde also auch künftig, wenn ich einen Text schreibe, den Rechner benutzen und nicht den Füller oder den Gänsekiel. Wenn ich hingegen überlege, was ich schreibe, dann werde ich meinen Kopf verwenden, und nicht Textbausteine aus dem Internet klauen. So möge es sein!
Damit ein leistungsschwaches Handy eine mit technischen Spielereien vollgepackte Website trotzdem darstellen kann, haben die Programmierer eine Methode erfunden, die sich "graceful degradation" nennt, auf Deutsch: "würdevolle Herabstufung". Die Website gibt sich gewissermaßen bescheiden, um das Handy nicht in seinem Stolz zu verletzen.Nein, graceful degradation heißt nicht "würdevolle Herabstufung". Gemeint ist, daß dann, wenn einem System Ressourcen entzogen werden, wenn es überlastet wird oder wenn ein Fehler auftritt, dieses System nicht gleich zusammenbricht, sondern es nur seine Leistung entsprechend verringert.
Ich glaube, es hat, um ein Lieblingswort der Informatiker zu zitieren, eine Rückkoppelung stattgefunden, die jenen Teil der Aufmerksamkeit, den wir früher uns selbst widmeten, abzapft, auffrisst und als leere Hülle zurücklässt. Man nennt das "feed- back", wörtlich: eine Rück- Ernährung. Aber wer ernährt sich von unserer Aufmerksamkeit?Auch hier wäre Schirrmacher ein Blick ins Lexikon anzuraten gewesen. To feed heißt nicht nur "füttern", sondern auch in einem ganz untechnischen Sinn "einfließen". The river feeds into the ocean, beispielsweise: Der Fluß fließt in den Ozean. Auch wörtlich übersetzt heißt Feedback schlicht Rückfluß.
Carl Bildt, the foreign minister of Sweden, said among all the considerations - the political, geographical and gender balance, there was "also an issue of competence that should not be entirely forgotten."Wahrscheinlich meinte er das ironisch. Wahrscheinlich.
Carl Bildt, der schwedische Außenminister, wies darauf hin, dass neben all diesen Gesichtspunkten - politische, geographische und Gender-Ausgewogenheit - auch "die Frage der Kompetenz besteht, die nicht völlig vergessen werden sollte."