15. Juli 2009

Zitat des Tages: "Ein Gedanke, der etwas Humoristisches hat". Charles Krauthammer über Raketenpolitik und die russischen Absichten in Osteuropa

Obama says that his START will be a great boon, setting an example to enable us to better pressure North Korea and Iran to give up their nuclear programs. That a man of Obama's intelligence can believe such nonsense is beyond comprehension. There is not a shred of evidence that cuts by the great powers -- the INF treaty, START I, the Treaty of Moscow (2002) -- induced the curtailment of anyone's programs.

Moammar Gaddafi gave up his nukes the week we pulled Saddam Hussein out of his spider hole. No treaty involved. The very notion that Kim Jong Il or Mahmoud Ahmadinejad will suddenly abjure nukes because of yet another U.S.-Russian treaty is comical.


(Obama sagt, daß sein [geplanter Raketen- Abrüstungsvertrag; Zettel] START ein großer Segen sein wird, weil er ein Beispiel gibt, durch das wir besser auf sowohl Nordkorea als auch den Iran einwirken können, damit sie ihre Nuklearprogramme aufgeben. Daß ein Mensch von Obamas Intelligenz einen solchen Unsinn glauben kann, ist unfaßbar. Es gibt nicht den Schatten eines Hinweises darauf, daß ein Abbau bei den Großmächten - der INF-Vertrag, START I, der Vertrag von Moskau (2002) - irgendwen zur Kürzung seines Programms veranlaßt hätte.

Moammar Gaddafi gab seine Atomwaffen in der Woche auf, in der wir Saddam Hussein aus seinem Erdloch zogen. Kein Vertrag spielte eine Rolle. Allein der Gedanke, daß Kim Jong Il oder Mahmud Ahmadinedschad plötzlich von Atomwaffen ablassen, nur weil es einen weiteren amerikanisch- russischen Vertrag gibt, hat etwas Humoristisches).
Charles Krauthammer in seiner aktuellen Kolumne in der Washington Post, in der er sich mit den Ergebnissen der Moskaureise des amerikanischen Präsidenten befaßt.

Kommentar: Krauthammers Fazit ist ähnlich vernichtend wie dasjenige des Militärexperten Ralph Peters, auf das ich vor einer Woche hingewiesen habe.

Neben der Naivität der Auffassung, man könne den Iran und Nordkorea dadurch beeindrucken, daß die USA und Rußland die Zahl ihrer Atomwaffen und Trägersysteme reduzieren, geht Krauthammer vor allem auf den Zusammenhang zwischen offensiven und defensiven Waffen ein:

Dank des SDI-Programms von Ronald Reagan sind die USA, schreibt Krauthammer, Rußland in der Raketenabwehr weit voraus. Also hat schon zur Zeit von Gorbatschow und dann immer wieder die UdSSR bzw. Rußland versucht, den USA diesen Vorsprung durch Abrüstungsverträge zu nehmen.

Alle amerikanischen Präsidenten vor Obama haben das abgelehnt. Obama aber ist, wie aus der Moskauer Gemeinsamen Absichtserklärung hervorgeht, offenbar bereit über die amerikanische Raketenabwehr zu verhandeln. Und zwar unter Einbeziehung der mit Polen und Tschechien vereinbarten Raketenabwehr in diesen Ländern.



Hieran schließt Krauthammer ein Thema an, das regelmäßigen Lesern dieses Blogs seit dem ersten Artikel dazu im Februar 2007 vertraut ist: Diese Raketenabwehr bedroht Rußland nicht militärisch, aber sie wäre wichtig, um den russischen hegemonialen Gelüsten Richtung Osteuropa zu begegnen.

Denn ein Land, auf dessen Boden ein amerikanisches strategisches Waffensystem installiert ist, kann von den Russen nicht mehr so bedroht werden wie jetzt die Länder Osteuropas. Nicht umsonst hat der Krieg in Georgien die Polen und die Tschechen veranlaßt, schleunigst dem Stationierung- Abkommen zuzustimmen.

Darüber will Obama jetzt mit den Russen verhandeln. Obama scheine die Weiterungen dessen gar nicht zu verstehen, was er da den Russen konzidiert, schreibt Krauthammer. Und weist darauf hin, daß Wladimir Putin den Untergang der UdSSR einmal "die größte geopolitische Katastrophe" des 20. Jahrhunderts genannt hat.

Auch an dieses Thema werden sich ältere Leser dieses Blogs vielleicht erinnern. Ein hochrangiger russischer Außenpolitiker, Igor Maximytschew, hat in einer bemerkenswerten Rede vor kleinem Kreis im Februar 2008 dargelegt, wie Rußland seine Interessen in Osteuropa vor dem Hintergrund der Geschichte des 20. Jahrhunderts sieht.

Ich habe im Oktober 2008 in diesem, diesem und diesem Artikel über diese Rede und den unveränderten Hegemonial- Anspruch Rußlands in Osteuropa berichtet. Der Text der Rede von Maximytschew ist dort verlinkt; wer verstehen will, was Rußland in Osteuropa erreichen will, der sollte unbedingt diese Rede lesen.



Für Kommentare bitte hier klicken. Mit Dank an Florian.