Die Wahlen in den USA sind so ausgegangen, wie Nate Silver es am 2. November vorhergesagt hatte:
Für das Repräsentantenhaus erwartete Nate Silver als das wahrscheinlichste Ergebnis, daß die Republikaner (= GOP, Grand Old Party) den Demokraten 54 bis 55 Sitze abnehmen würden; mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:1 sagten seine Berechnungen den Wert von 60 Sitzen vorher (siehe "Ein Sieg von beispiellosem Ausmaß"; ZR vom 2. 11. 2010). Nach dem aktuellen Stand der Auszählung (in acht Wahlkreisen wird wegen eines knappen Ausgangs noch nachgezählt) sind 60 Sitze von den Demokraten an die Republikaner gegangen.
Im Senat erwartete Nate Silver 52 Sitze für die Demokraten und 48 für die GOP. Tatsächlich sind es sehr wahrscheinlich 53 und 47 Sitze. Offiziell bestätigt sind bis jetzt 53 und 46 Sitze; derjenige für Alaska ist noch nicht formal zugesprochen, wird aber so gut wie sicher an die Republikanerin Lisa Murkowski gehen (siehe Einiges zu den Wahlen in den USA, das Sie nicht überall lesen werden; ZR vom 3. 11. 2010).
Wie ist das Wahlergebnis zustandegekommen? Die besten Informationen dazu geben die exit polls ("Nachbefragungen") von Wählern, nachdem sie die Wahllokale verlassen haben. Diese dienen zum einen dazu, zusammen mit den einlaufenden Resultaten Zahlenmaterial für Hochrechnungen zu liefern. Zum anderen werden aber auch demographische Daten der Befragten und ihre Meinungen zu diversen Themen erfaßt, so daß analysiert werden kann, wer wie gestimmt hat.
In den USA werden die exit polls gemeinsam von den wichtigsten TV-Sendern sowie Associated Press durchgeführt und publiziert; ich stütze mich im folgenden auf die Daten, die man bei CNN findet.
Die Ergebnisse für beide Wahlen zum Kongreß sind sehr ähnlich. Deshalb beschränke ich mich auf die Wahlen zum Repräsentantenhaus, die anders als die zum Senat in allen Staaten der USA stattfanden.
Hier sind zunächst einige Ergebnisse zum Wahlverhalten in Abhängigkeit von demographischen Faktoren:
Der "typische" Wähler der Republikaner ist ein älterer weißer Protestant mit College-Abschluß und gutem Einkommen, der in einem Vorort oder auf dem Land lebt. (Dies ist übrigens auch der typische Anhänger der Tea-Party-Bewegung, und nicht etwa ein rechtsextremer Rabauke; siehe Ein Haßprediger. Nebst Informationen über die amerikanische "Tea-Party"-Bewegung; ZR vom 2. 11. 2010).
Den "typischen" demokratischen Wähler gibt es in zwei Ausfertigungen: Die junge, konfessionslose, promovierte Latino-Intellektuelle und die junge Schwarze mit geringem Einkommen, die Anhängerin der Black Muslims ist; beide in einer Großstadt wohnend.
(Selbstredend ist eine solche Typisierung eine grobe Vereinfachung; nicht mehr als eine plastische Illustration).
Soweit die wichtigsten Ergebnisse, was die gängigen demographischen Kategorien angeht. Wie unterscheiden sich die Wähler der beiden Parteien in ihren Einstellungen und Meinungen?
Sie zeigen zum zweiten die Stärke des konservativen Amerika: Nicht weniger als 40 Prozent derer, die am Dienstag zur Wahl gegangen sind, unterstützen inzwischen die Tea-Party-Bewegung; davon 21 Prozent stark und 19 Prozent einigermaßen ("somewhat"). Eine Ablehnung äußern nur noch 31 Prozent, davon 23 Prozent stark und 8 Prozent einigermaßen.
Drittens zeigen diese Daten aber auch etwas, das nachdenklich machen sollte: Die konservativen Amerikaner blicken pessimistisch in die Zukunft. Und das nicht, weil für mindestens noch zwei Jahre Präsident Obama regiert. Man ist pessimistisch auf der Zeitskala von Generationen.
Für das Repräsentantenhaus erwartete Nate Silver als das wahrscheinlichste Ergebnis, daß die Republikaner (= GOP, Grand Old Party) den Demokraten 54 bis 55 Sitze abnehmen würden; mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:1 sagten seine Berechnungen den Wert von 60 Sitzen vorher (siehe "Ein Sieg von beispiellosem Ausmaß"; ZR vom 2. 11. 2010). Nach dem aktuellen Stand der Auszählung (in acht Wahlkreisen wird wegen eines knappen Ausgangs noch nachgezählt) sind 60 Sitze von den Demokraten an die Republikaner gegangen.
Im Senat erwartete Nate Silver 52 Sitze für die Demokraten und 48 für die GOP. Tatsächlich sind es sehr wahrscheinlich 53 und 47 Sitze. Offiziell bestätigt sind bis jetzt 53 und 46 Sitze; derjenige für Alaska ist noch nicht formal zugesprochen, wird aber so gut wie sicher an die Republikanerin Lisa Murkowski gehen (siehe Einiges zu den Wahlen in den USA, das Sie nicht überall lesen werden; ZR vom 3. 11. 2010).
Wie ist das Wahlergebnis zustandegekommen? Die besten Informationen dazu geben die exit polls ("Nachbefragungen") von Wählern, nachdem sie die Wahllokale verlassen haben. Diese dienen zum einen dazu, zusammen mit den einlaufenden Resultaten Zahlenmaterial für Hochrechnungen zu liefern. Zum anderen werden aber auch demographische Daten der Befragten und ihre Meinungen zu diversen Themen erfaßt, so daß analysiert werden kann, wer wie gestimmt hat.
In den USA werden die exit polls gemeinsam von den wichtigsten TV-Sendern sowie Associated Press durchgeführt und publiziert; ich stütze mich im folgenden auf die Daten, die man bei CNN findet.
Die Ergebnisse für beide Wahlen zum Kongreß sind sehr ähnlich. Deshalb beschränke ich mich auf die Wahlen zum Repräsentantenhaus, die anders als die zum Senat in allen Staaten der USA stattfanden.
Hier sind zunächst einige Ergebnisse zum Wahlverhalten in Abhängigkeit von demographischen Faktoren:
Wenn man das typisierend zusammenfassen will, dann ergibt sich:Geschlecht: Männer bevorzugten die Republikaner. Von ihnen wählten 56 Prozent die GOP und nur 42 Prozent die Demokraten; bei den Frauen war das Verhältnis 49 zu 48 Prozent. (Die Werte addieren sich nicht zu 100 Prozent, weil oft auch Unabhängige oder Kandidaten kleiner Parteien zur Wahl standen). Rasse: In den USA wird offiziell nach Rassenzugehörigkeit unterschieden. Hier sah die Verteilung folgendermaßen aus: In diesen Zahlen drückt sich eine deutliche Spaltung der amerikanischen Gesellschaft aus: Die Republikaner sind die Partei der Weißen; die Demokraten sind bevorzugt die Partei der Schwarzen, der Latinos und - in geringerem Umfang - der übrigen nichtweißen Bevölkerung.- Die Schwarzen (Afro-Americans; 10 Prozent der Wähler) wählten zu 90 Prozent Demokraten und zu 9 Prozent Republikaner.
- Bei den Latinos (8 Prozent) war das Verhältnis zugunsten der Demokraten 64 Prozent zu 34 Prozent
- Die Asiaten (1 Prozent) wählten zu 56 Prozent Demokraten und zu 40 Prozent Republikaner.
- Von den anderen Nichtweißen (z.B. Native Americans, also Indianer; insgesamt 2 Prozent) wählten 53 Prozent die Demokraten und 43 Prozent die Republikaner.
- Der Sieg der Republikaner geht ausschließlich auf die Weißen (78 Prozent) zurück. Von ihnen wählten 60 Prozent die Republikaner und nur 37 Prozent die Demokraten.
Nimmt man den Unterschied im Wahlverhalten der Geschlechter hinzu, dann treten extreme Unterschiede zutage: Die weiße männliche Bevölkerung der USA wählte zu 63 Prozent die GOP (35 Prozent die Demokraten); von den schwarzen Frauen waren es ganze 6 Prozent, die für einen Kandidaten der Republikaner stimmten (93 Prozent wählten den Demokraten).Alter: Nur in der Altersgruppe der 18-29jährigen hatten die Demokraten eine Mehrheit (57 Prozent gegenüber 40 Prozent für die GOP). Bereits bei den 30-44jährigen überwogen die Stimmen für die Republikaner mit 50 Prozent leicht (Demokraten 44 Prozent). Bei den 45-64jährigen war das Verhältnis zugunsten der Republikaner 53 Prozent zu 45 Prozent; bei den Senioren über 65 Jahren schließlich 59 Prozent zu 38 Prozent. Einkommen: In den beiden unteren Einkommensklassen lagen die Demokraten mit 56 zu 41 Prozent (bis 30.000 Dollar Jahreseinkommen) und 51 zu 46 Prozent (30.000 bis 50.000 Dollar) vorn. In allen anderen Gruppen wurden mehrheitlich die Republikaner gewählt, wobei der Abstand zwischen den beiden Parteien mit steigendem Einkommen wuchs. Von den Bürgern mit einem Jahreseinkommen von mehr als 200.000 Dollar wählten 62 Prozent die Republikaner und nur 35 Prozent die Demokraten. Bei der Ausbildung zeigte sich ein nichtmonotoner Zusammenhang: Wer keinen High-School-Abschluß hat, wählte mehrheitlich die Demokraten (59 Prozent im Vergleich zu 37 Prozent für die GOP). Aber auch bei den am besten Ausgebildeten (Postgraduates, also mit Doktorgrad und/oder Master-Grad) lagen die Demokraten knapp vorn (51 Prozent; GOP 47 Prozent). In den Gruppen dazwischen wählten die Amerikaner umso häufiger die GOP, je besser sie ausgebildet sind: Mit High-School-Abschluß 53 zu 45 Prozent; College ohne Abschluß 54 zu 43 Prozent; College-Abschluß 56 zu 41 Prozent zugunsten der Republikaner. Bei der Religion ist das Bild wieder einfach: Die Christen haben mehrheitlich die Republikaner gewählt (Protestanten 60 Prozent gegenüber 39 Prozent für die Demokraten; Katholiken 54 zu 44 Prozent). Hingegen haben die Demokraten eine Mehrheit bei den Angehörigen anderer Religionen (73 Prozent zu 25 Prozent) und bei den Konfessionslosen (66 zu 32 Prozent). Wohnort: Von den dreißig Prozent der Amerikaner, die in einer Großstadt wohnen, haben 56 Prozent die Demokraten und nur 41 Prozent die GOP gewählt. In den Vorstädten (55 zu 42 Prozent) und in ländlichen Gegenden (60 zu 38 Prozent) hatten hingegen die Republikaner eine deutliche Mehrheit.
Der "typische" Wähler der Republikaner ist ein älterer weißer Protestant mit College-Abschluß und gutem Einkommen, der in einem Vorort oder auf dem Land lebt. (Dies ist übrigens auch der typische Anhänger der Tea-Party-Bewegung, und nicht etwa ein rechtsextremer Rabauke; siehe Ein Haßprediger. Nebst Informationen über die amerikanische "Tea-Party"-Bewegung; ZR vom 2. 11. 2010).
Den "typischen" demokratischen Wähler gibt es in zwei Ausfertigungen: Die junge, konfessionslose, promovierte Latino-Intellektuelle und die junge Schwarze mit geringem Einkommen, die Anhängerin der Black Muslims ist; beide in einer Großstadt wohnend.
(Selbstredend ist eine solche Typisierung eine grobe Vereinfachung; nicht mehr als eine plastische Illustration).
Soweit die wichtigsten Ergebnisse, was die gängigen demographischen Kategorien angeht. Wie unterscheiden sich die Wähler der beiden Parteien in ihren Einstellungen und Meinungen?
Diese Daten machen zum einen die Kluft zwischen dem konservativen und dem "progressiven" ("liberal") Amerika deutlich. Nicht nur die "Rasse", die Lebensverhältnisse und die Ausbildung sind verschieden, sondern auch die Einstellungen zu zentralen gesellschaftlichen Fragen.Das Wahlverhalten korreliert fast perfekt mit der Beurteilung von Präsident Obama. Diejenigen, die seine Leistung als Präsident positiv beurteilen, wählten zu 85 Prozent Demokraten und zu nur 13 Prozent Republikaner. Wer sie negativ beurteilt, der wählte zu 86 Prozent die GOP und zu nur 11 Prozent die Demokraten.
Ein solches Ergebnis ist in den USA keineswegs selbstverständlich; denn zum einen spielt unter dem Mehrheitswahlrecht die Person des örtlichen Kandidaten eine erhebliche Rolle, und zum anderen wissen die amerikanischen Wähler zwischen dem Kongreß und dem Präsidenten zu unterscheiden.
Das jetzige Ergebnis deutet darauf hin, daß dies Pro-Obama- bzw. Anti-Obama Wahlen gewesen sind. In der Tat gaben insgesamt 61 Prozent der Befragten ausdrücklich an, daß sie mit ihrer Stimmabgabe Zustimmung zu Obama oder Ablehnung von Obama ausdrücken wollten.Ein massiver Unterschied zwischen den Wählern der beiden Parteien zeigt sich bei der Frage, welche Aufgabe für den nächsten Kongreß die höchste Priorität haben sollte.
Wer die Verringerung des Haushaltsdefizits nennt (39 Prozent der Befragten), der tendiert stark zu den Republikanern (64 zu 33 Prozent Stimmen für die GOP); ebenso, wer die Hauptaufgabe in Steuersenkungen sieht (19 Prozent der Befragten, von denen 72 Prozent die GOP und nur 26 Prozent die Demokraten gewählt haben). Wer hingegen vom nächsten Kongreß erwartet, aus staatlichen Mitteln neue Jobs zu schaffen, der tendiert zu den Demokraten (68 zu 30 Prozent).Wie steht es mit der Tea-Party-Bewegung? Von denen, die sie unterstützen (s.u.) haben 87 Prozent die GOP und nur 11 Prozent die Demokraten gewählt. Bei denen, die sie ablehnen, ist das Bild spiegelbildlich: 86 Prozent haben die Demokraten, 12 Prozent die Republikaner gewählt. Nur 25 Prozent gaben an, neutral gegenüber dieser Bewegung zu sein. Sie haben je etwa zur Hälfte die GOP (50 Prozent) und die Demokraten (47 Prozent) gewählt. Und schließlich noch die Frage, die vielleicht am deutlichsten macht, wie unterschiedlich die Anhänger der Demokraten und diejenigen der Republikaner die Lage der USA sehen. Wird für die nächste Generation das Leben besser, schlechter oder gleich dem der jetzigen Generation sein? "Besser" erwarten nur 32 Prozent; davon haben 59 Prozent die Demokraten gewählt (40 Prozent die Republikaner). "Schlechter" sagten 38 Prozent; und von diesen hat eine starke Mehrheit (65 Prozent zu 32 Prozent) ihre Stimme dem republikanischen Kandidaten gegeben.
Sie zeigen zum zweiten die Stärke des konservativen Amerika: Nicht weniger als 40 Prozent derer, die am Dienstag zur Wahl gegangen sind, unterstützen inzwischen die Tea-Party-Bewegung; davon 21 Prozent stark und 19 Prozent einigermaßen ("somewhat"). Eine Ablehnung äußern nur noch 31 Prozent, davon 23 Prozent stark und 8 Prozent einigermaßen.
Drittens zeigen diese Daten aber auch etwas, das nachdenklich machen sollte: Die konservativen Amerikaner blicken pessimistisch in die Zukunft. Und das nicht, weil für mindestens noch zwei Jahre Präsident Obama regiert. Man ist pessimistisch auf der Zeitskala von Generationen.
© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Titelvignette: Uncle Sam reitet auf einer Schnecke mit der Aufschrift "45. Kongreß". Karikatur von Thomas Nast, die am 24. November 1877 in Harper’s Weekly erschien. Copyright erloschen.