22. November 2010

Marginalie: Freie, staatsferne Schulen - eine feine Sache? In England wird nach Lehrbüchern aus Saudi-Arabien gelernt

In einer freien Gesellschaft sollte sich der Staat so wenig wie möglich ins Leben des Einzelnen einmischen. Jeder sollte die Freiheit haben, nicht nur sein eigenes Leben in eigener Verantwortung zu gestalten, sondern auch seine Kinder so zu erziehen, wie er es für richtig hält.

Stimmen Sie diesem Prinzip zu? Ich stimme ihm zu. Staat ist immer von Übel; er ist ein freilich notwendiges Übel. Man braucht ihn in seinen Kernbereichen wie Justiz, Sicherheit und Allgemeine Verwaltung. In fast allen anderen Lebensbereichen bedeutet weniger Staat mehr Effizienz und vor allem mehr Freiheit.

Warum also sollte sich der Staat nicht auch aus dem Schulwesen zurückziehen? Warum nicht Eltern die Freiheit lassen, ihre eigenen Schulen zu organisieren, mit Zuschüssen vom Staat in der Höhe dessen, was dieser für seine eigenen Schulen ausgibt?

Eine Idee, die in Deutschland revolutionär wäre. Im Vereinigten Königreich ist sie offizielle Politik, seit die Koalition aus Konservativen und Liberaldemokraten die Regierung übernommen hat.

Das ist deren Schulminister zu verdanken, Michael Gove, der solche Free Schools einrichten möchte.

Aber welche Schulen werden dann von staatlicher Finanzierung profitieren? Darüber, welche Probleme dabei entstehen könnten, berichtet heute Anna Davis im Londoner Evening Standard. Sie bezieht sich auf eine Sendung der BBC, die heute Abend ausgestrahlt wird.

Diese berichtet über private Schulen von Moslems, in denen bisher nur am Wochenende gelehrt wurde - und zwar ausschließlich nach saudischen Lehrplänen und mit Lehrbüchern, die aus Saudi-Arabien importiert werden. Betrieben werden diese Schulen von einer Einrichtung namens Saudi Students' Clubs and Schools. Der Evening Standard:
Ahmed Meliebary, who was president of the group in 2001, said amputations as a punishment for theft was part of the koran's teachings on sharia law.

He said: "Cutting off the hand is the maximum penalty for stealing but there are strict set of conditions that need to be met before it is done. It is a way of telling students not to steal but in a different way and by teaching the maximum punishment it acts as a deterrent.(...)"

Ahmed Meliebary, der 2001 Präsident der Gruppe gewesen war, sagte, daß Amputationen als Strafe für Diebstahl Bestandteil der Lehre des Koran über das Gesetz der Scharia sei.

Er sagte: "Das Abhauen der Hand ist die Höchststrafe für Diebstahl, aber es gibt strikte Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, damit das geschieht. Das ist eine Art, den Schülern zu erklären, daß man nicht stehlen darf, aber auf eine andere Art. Wenn über die Höchststrafe gelehrt wird, dann wirkt das als Abschreckung. (...)".
Es gibt in Großbritannien mehr als vierzig Schulen und Vereine, die nach diesen Lehrplänen lehren.

Laut Evening Standard ist das konservative Institut Quilliam besorgt, daß solche Einrichtungen in das Programm der "freien Schulen" einbezogen werden könnten. Ein Sprecher des Schulministeriums erklärte, man werde keine Schule aufnehmen, welche "die britische Demokratie unterminiert".



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