29. Februar 2008

Terroristen, American Style, und was aus einem von ihnen wurde. Nebst einem Blick auf Deutschland

Einer meiner beiden amerikanischen Lieblings- Kolumnisten, Jonah Goldberg (der andere ist Charles Krauthammer), hatte am Dienstag in der Los Angeles Times einen Artikel, dessen Tenor uns in Deutschland bekannt - um nicht zu sagen: beklemmend bekannt - vorkommen dürfte: An amerikanischen Universitäten geht es Linksextremen ungleich besser als Rechtsextremen; in den meisten der führenden Medien werden sie ungleich besser behandelt.

Der Anlaß für Goldbergs Kommentar ist ein gewisser William Ayers, mit dem früher einmal Kontakt gehabt zu haben jetzt dem Kandidaten Barack Obama vorgeworfen wurde. Aber nicht dieser - ziemlich lachhafte - Vorwurf interessiert Goldberg, sondern die Lebensgeschichte dieses William Ayers; eines der bekanntesten amerikanischen Terroristen in der ersten Hälfte der siebziger Jahre.

Er ging 1970 in den Untergrund, nachdem beim Bombenbasteln mehrere seiner Genossen, darunter seine Freundin, ums Leben gekommen waren. Seine Organisation - die Weathermen, zu deren Gründungsmitgliedern er gehörte - legte in der Folgezeit zahlreiche Bomben. Ziele waren unter anderem das Kapitol in Washington, das Pentagon und das Gebäude des amerikanischen Außenministeriums, viele öffentliche Gebäude und Geschäftshäuser.

Zugutehalten muß man den Weathermen, daß sie im Unterschied zu ihren deutschen Gesinnungs- Genossen in der RAF keine Massenmörder waren. Sie richteten ihre Anschläge gegen Objekte und warnten sogar in der Regel in Telefon- Anrufen vor der bevorstehenden Explosion, um zu vermeiden, daß Menschen zu Schaden kommen würden.

Sie waren, ohne zu Mördern zu werden, das, was man in Amerikanischen radicals nennt: Extremisten. Und zwar solche, die zur Durchsetzung ihres politischen Ziels - der Einführung des Sozialismus, darin unterschieden sie sich nicht von der RAF - auf das Verbrechen setzten.

Ein weiterer Unterschied zur RAF war, daß der Spuk binnen weniger Jahre vorbei war. Bis Mitte der siebziger Jahre waren die meisten der Weathermen gefaßt oder hatten sich freiwillig gestellt, darunter William Ayers. Wegen Formfehlern kam es nicht zu einem Gerichtsverfahren gegen ihn. Er hat aber aus seiner Beteiligung an den Bombenanschlägen der Weathermen nie einen Hehl gemacht.

"Everything was absolutely ideal on the day I bombed the Pentagon", alles sei absolut ideal gewesen an dem Tag, als er einen Bombenanschlag auf das Pentagon verübte, so zitiert Goldberg aus Ayers' Memoiren. Und am 11. September 2001, wenige Stunden vor dem Anschlag auf das World Trade Center, erschien die New York Times mit einem Ayers- Interview, in dem er sagte "I don't regret setting bombs" und "I feel we didn't do enough" - er bedauere seine Anschläge nicht, und seiner Ansicht nach hätte man nicht genug gemacht.

Was macht so jemand heute? Nun, er ist Professor an einer amerikanischen Universität. Genauer: Er ist Distinguished Professor of Education. Professor der Pädagogik mit dem Sondertitel "Distinguished", für den es an deutschen Universitäten kein Äquivalent gibt. Einige US-Universitäten zeichnen damit Professoren aus, die einen herausragenden wissenschaftlichen Rang haben.

Ob Ayers diesen wissenschaftlichen Rang hat, kann ich nicht beurteilen. Aber jeder kann sich seinen Blog ansehen und das Symbol links neben dem Namen von Ayers.

Sein offenbar weiter bestehendes Bekenntnis zum Extremismus hat einer steilen akademischen Karriere keinen Abbruch getan.



"How is it that they get prestigious university jobs when even the whisper of neocon tendencies is toxic in academia?", fragt Goldberg. Wie es komme, daß solche Leute angesehene Positionen an Universitäten erhalten, während es in akademischen Kreisen tödlich ist, neokonservativer Tendenzen auch nur verdächtigt zu werden.

Goldberg zählt weitere Beispiele von einstigen amerikanischen Extremisten auf, die es inzwischen zu Ansehen und Einfluß gebracht haben. Er weist darauf hin, daß es auf der amerikanischen Linken schick ist, sich zu Che Guevara zu bekennen - in einem von Obamas Wahlkampf- Büros hatte man sogar ein Porträt von ihm aufgehängt.

Und er stellt eine Frage, die wir unverändert auch in Deutschland stellen können: "Why are Fidel Castro's apologists progressive and enlightened but apologists for Augusto Pinochet frightening and authoritarian?" Warum es als fortschrittlich und aufgeklärt gelte, Fidel Castro zu verteidigen, während die Verteidiger von Augusto Pinochet als abschreckend und autoritär eingestuft würden.

Gute Fragen. Jonah Goldberg versucht keine Antwort. Er empfiehlt nur den Moderatoren von Diskussionen zwischen Obama und Clinton, statt zum xten Mal dieselben Fragen zu stellen, doch einmal zu fragen, "why being a radical means never having to say you're sorry", warum man von Linksextremen niemals verlangt, etwas zu bereuen.



Dazu ist mir eingefallen, wie der Bundes- Geschäftsführer von "Die Linke", Dietmar Bartsch, gestern im Sender "Phoenix" entrüstet reagiert hat, als man ihn an die Tätigkeit seiner Partei in der DDR erinnerte. Das hätte man doch alles aufgearbeitet.

Können Sie sich erinnern, daß Bartsch, daß Bisky oder Gysi, daß Frau Pau jemals gesagt haben, sie bereuten, was sie mit ihrer Arbeit für das SED-Regime den Menschen in der DDR antaten?

Oder jene Dagmar Enkelmann, die am Mittwoch Abend so nett in Frank Plasbergs "Hart, aber fair" lächelte und die in einem früheren Leben Aspirantin an der Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED war?

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