Wenn man nach "Gabriele Amorth" googelt, dann bekommt man derzeit 10.200 Fundstellen angeboten. Eine ganze Menge. Wer ist dieser Gabriele Amorth?
Bis gestern kannte ich diesen Namen nicht. Offenbar eine ärgerliche Informationslücke. Jedenfalls schien es mir so, nachdem ich bei CNN einen Bericht über ihn gesehen hatte. Einen Bericht von Alessio Vinci, dem Rom- Korrespondenten von CNN, der mir schon früher durch eine Berichterstattung aufgefallen ist, die über den Tellerrand der Politik blickt; mal in Richtung Religion, mal hin zur Kultur.
Gestern also berichtete er über ein Phänomen irgendwo zwischen Religion und, ja nun, Volkskultur: den Exorzismus. Dazu stellte er jenen Pater Gabriele Amorth vor, einen pummeligen, glatzköpfigen Herrn mit einem blassen, fleischigen Gesicht und dem Blick eines uralten Mastino.
Er ist, so habe ich es inzwischen der Wikipedia entnommen, 82 Jahre. Er ist trotz seines englisch klingenden Namens gebürtiger Italiener und seit Juni 1986 offiziell von der Kirche zugelassener Exorzist. 1990 gründet er die International Association of Exorcists, deren Präsident er bis 2000 war; jetzt ist er ihr Ehrenpräsident auf Lebenszeit.
Nach eigenen Angaben hat Pater Amorth mehr als 50.000 Exorzismen durchgeführt. Dauer: Einige Minuten bis mehrere Stunden. Daß er so fleißig exorzieren mußte, führt der Pater darauf zurück, daß sich Aberglaube, Magie, Satanismus und Ouija- Bretter ausbreiten, die "dem Auftreten von Dämonen Tür und Tor geöffnet" hätten. Da hilft dann oft nur noch ein Exorzismus nach allen Regeln der Kunst.
Nach welchen Regeln welcher Kunst?
Regeln jedenfalls einer Kunst, die heute nicht mehr weit verbreitet ist. Der Pater bedauerte es gegenüber Vinci, "that we deal with priests who know nothing about exorcism"; daß es die Kirche mit Priestern zu tun habe, die nichts vom Exorzismus verstünden.
Aber nun werde es besser, denn "thank God there is a Pope who wants to fight the Devil head on". Zum Glück, meint Gabriele Amorth, haben wir jetzt einen Papst, der dem Teufel die Stirn bieten will. Nach allen Regeln der Kunst.
Diese Kunst nämlich gibt es, ganz offiziell innerhalb der Katholischen Kirche, und sie unterliegt Regeln, strengen Regeln.
Bis vor einem Jahrzehnt galten diese Regeln so, wie sie 1614 festgelegt worden waren. Im Jahr 1999 veranlaßte Papst Johannes Paul II. eine Revision. Die Regeln selbst blieben aber weitgehend unverändert, ebenso die offiziellen Anzeichen für eine Besessenheit (das Sprechen fremder Sprachen, unnatürliche Körperkräfte und dergleichen). Es wurde jedoch bestimmt, daß vor dem Exorzismus Geistliche zu konsultieren seien sowie "falls angebracht, Experten der medizinischen und psychiatrischen Wissenschaft". Immerhin.
Der Pater Gabriele Amorth freilich scheint die Hilfe von Medizinern für entbehrlich zu halten. Auf die Frage, wie er erkenne, ob jemand besessen oder nur geisteskrank sei, entgegnete er "I see it in the eyes", er sehe es in den Augen.
Damit derartige Künste der Augendiagnostik, und was sonst noch alles der Exorzist beherrschen sollte, unter den Priestern wieder mehr Verbreitung finden, wurde erst kürzlich, im Jahr 2005, mit Unterstützung des Vatikans am ehrwürdigen Athenaeum Pontificium Regina Apostolorum, der Universität des Vatikan, der Lehrgang "Exorzismus" eingerichtet.
Dem Islam wird zu Recht vorgeworfen, daß vieles an seiner Lehre und sehr vieles an der Art, wie diese in zahlreichen Ländern praktiziert wird, noch nicht über das Mittelalter hinausgelangt ist.
Aber was soll man von einer Kirche halten, in der allen Ernstes der Glaube an Dämonen gelehrt wird; in der Menschen, die an psychosomatischen Erkrankungen, am Tourette- Syndrom, an Schizophrenie leiden, mit Mummenschanz und Hokuspokus "geheilt" werden sollen?
Nicht selten mit schlimmen und schlimmsten Folgen.
Diese Meldung von Associated Press war gestern zu lesen: In Odessa im US-Bundesstaat Texas wurde ein Frau tot aufgefunden. Sie war in ein Tuch gehüllt, auf dem ein Schwert und ein Kruzifix lagen.
Ihr Mann, David Clark, der festgenommen wurde und jetzt einer Anklage wegen Mord entgegensieht, sagte, er habe seine Frau exorzieren wollen. Die Todesursache scheint Ersticken zu sein.
Etwas älter, nämlich eine Woche alt, ist diese Meldung: In Rumänien wurde ein ehemaliger Mönch, Daniel Petru Corogeanu, wegen des Todes von Irina Cornici zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Sie war während eines Exorzismus, den er durchgeführt hatte, an Dehydrierung, Erschöpfung und Ersticken gestorben; so die Meldung.
Es ist wahr, an keinem von diesen beiden aktuellen Fällen war ein Priester der Katholischen Kirche beteiligt. Aber es geht mir ja in diesem Beitrag auch gar nicht darum, die Katholische Kirche anzugreifen. Es geht mir um ein Stück mittelalterlichen Teufels- und Dämonen- Glaubens in unserer aufgeklärten Zeit; um Glaubensinhalte, die von der Katholischen Kirche allerdings offiziell gelehrt und verbreitet werden.
Und daß es im Zusammmenhang mit exorzistischen Unternehmungen katholischer Priester nie zu Todesfällen gekommen ist, wird man nicht behaupten können.
Den Älteren unter den Lesern wird noch der Fall der Anneliese Michel in Klingenberg in Erinnerung sein, die 1975 nach längeren exorzistischen Bemühungen von zwei katholischen Priestern starb. Für die Jüngeren hat vor zwei Jahren Regina Kerner in der "Berliner Zeitung" an den Fall erinnert.
Bis gestern kannte ich diesen Namen nicht. Offenbar eine ärgerliche Informationslücke. Jedenfalls schien es mir so, nachdem ich bei CNN einen Bericht über ihn gesehen hatte. Einen Bericht von Alessio Vinci, dem Rom- Korrespondenten von CNN, der mir schon früher durch eine Berichterstattung aufgefallen ist, die über den Tellerrand der Politik blickt; mal in Richtung Religion, mal hin zur Kultur.
Gestern also berichtete er über ein Phänomen irgendwo zwischen Religion und, ja nun, Volkskultur: den Exorzismus. Dazu stellte er jenen Pater Gabriele Amorth vor, einen pummeligen, glatzköpfigen Herrn mit einem blassen, fleischigen Gesicht und dem Blick eines uralten Mastino.
Er ist, so habe ich es inzwischen der Wikipedia entnommen, 82 Jahre. Er ist trotz seines englisch klingenden Namens gebürtiger Italiener und seit Juni 1986 offiziell von der Kirche zugelassener Exorzist. 1990 gründet er die International Association of Exorcists, deren Präsident er bis 2000 war; jetzt ist er ihr Ehrenpräsident auf Lebenszeit.
Nach eigenen Angaben hat Pater Amorth mehr als 50.000 Exorzismen durchgeführt. Dauer: Einige Minuten bis mehrere Stunden. Daß er so fleißig exorzieren mußte, führt der Pater darauf zurück, daß sich Aberglaube, Magie, Satanismus und Ouija- Bretter ausbreiten, die "dem Auftreten von Dämonen Tür und Tor geöffnet" hätten. Da hilft dann oft nur noch ein Exorzismus nach allen Regeln der Kunst.
Nach welchen Regeln welcher Kunst?
Regeln jedenfalls einer Kunst, die heute nicht mehr weit verbreitet ist. Der Pater bedauerte es gegenüber Vinci, "that we deal with priests who know nothing about exorcism"; daß es die Kirche mit Priestern zu tun habe, die nichts vom Exorzismus verstünden.
Aber nun werde es besser, denn "thank God there is a Pope who wants to fight the Devil head on". Zum Glück, meint Gabriele Amorth, haben wir jetzt einen Papst, der dem Teufel die Stirn bieten will. Nach allen Regeln der Kunst.
Diese Kunst nämlich gibt es, ganz offiziell innerhalb der Katholischen Kirche, und sie unterliegt Regeln, strengen Regeln.
Bis vor einem Jahrzehnt galten diese Regeln so, wie sie 1614 festgelegt worden waren. Im Jahr 1999 veranlaßte Papst Johannes Paul II. eine Revision. Die Regeln selbst blieben aber weitgehend unverändert, ebenso die offiziellen Anzeichen für eine Besessenheit (das Sprechen fremder Sprachen, unnatürliche Körperkräfte und dergleichen). Es wurde jedoch bestimmt, daß vor dem Exorzismus Geistliche zu konsultieren seien sowie "falls angebracht, Experten der medizinischen und psychiatrischen Wissenschaft". Immerhin.
Der Pater Gabriele Amorth freilich scheint die Hilfe von Medizinern für entbehrlich zu halten. Auf die Frage, wie er erkenne, ob jemand besessen oder nur geisteskrank sei, entgegnete er "I see it in the eyes", er sehe es in den Augen.
Damit derartige Künste der Augendiagnostik, und was sonst noch alles der Exorzist beherrschen sollte, unter den Priestern wieder mehr Verbreitung finden, wurde erst kürzlich, im Jahr 2005, mit Unterstützung des Vatikans am ehrwürdigen Athenaeum Pontificium Regina Apostolorum, der Universität des Vatikan, der Lehrgang "Exorzismus" eingerichtet.
Dem Islam wird zu Recht vorgeworfen, daß vieles an seiner Lehre und sehr vieles an der Art, wie diese in zahlreichen Ländern praktiziert wird, noch nicht über das Mittelalter hinausgelangt ist.
Aber was soll man von einer Kirche halten, in der allen Ernstes der Glaube an Dämonen gelehrt wird; in der Menschen, die an psychosomatischen Erkrankungen, am Tourette- Syndrom, an Schizophrenie leiden, mit Mummenschanz und Hokuspokus "geheilt" werden sollen?
Nicht selten mit schlimmen und schlimmsten Folgen.
Diese Meldung von Associated Press war gestern zu lesen: In Odessa im US-Bundesstaat Texas wurde ein Frau tot aufgefunden. Sie war in ein Tuch gehüllt, auf dem ein Schwert und ein Kruzifix lagen.
Ihr Mann, David Clark, der festgenommen wurde und jetzt einer Anklage wegen Mord entgegensieht, sagte, er habe seine Frau exorzieren wollen. Die Todesursache scheint Ersticken zu sein.
Etwas älter, nämlich eine Woche alt, ist diese Meldung: In Rumänien wurde ein ehemaliger Mönch, Daniel Petru Corogeanu, wegen des Todes von Irina Cornici zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Sie war während eines Exorzismus, den er durchgeführt hatte, an Dehydrierung, Erschöpfung und Ersticken gestorben; so die Meldung.
Es ist wahr, an keinem von diesen beiden aktuellen Fällen war ein Priester der Katholischen Kirche beteiligt. Aber es geht mir ja in diesem Beitrag auch gar nicht darum, die Katholische Kirche anzugreifen. Es geht mir um ein Stück mittelalterlichen Teufels- und Dämonen- Glaubens in unserer aufgeklärten Zeit; um Glaubensinhalte, die von der Katholischen Kirche allerdings offiziell gelehrt und verbreitet werden.
Und daß es im Zusammmenhang mit exorzistischen Unternehmungen katholischer Priester nie zu Todesfällen gekommen ist, wird man nicht behaupten können.
Den Älteren unter den Lesern wird noch der Fall der Anneliese Michel in Klingenberg in Erinnerung sein, die 1975 nach längeren exorzistischen Bemühungen von zwei katholischen Priestern starb. Für die Jüngeren hat vor zwei Jahren Regina Kerner in der "Berliner Zeitung" an den Fall erinnert.
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