4. Februar 2008

Marginalie: Billiges Öl und eine Feuerprobe

Von einem "Gegenangriff im zehnten Jahr" sprach Hugo Chávez laut der cubanischen Nachrichtenagentur Prensa Latina in einem "discurso a toda la nación", einer Ansprache an die ganze Nation anläßlich des neunten Jahrstags des 2. Februar 1999, an dem er das Amt des Präsidenten Venezuelas angetreten hatte.

Nachdem er die Veränderungen gewürdigt hatte, die Venezuela seither erfahren habe, erklärt er, wie sie möglich gewesen seien:
En opinión del mandatario, ello fue posible no sólo por los ingresos petroleros, sino porque esos recursos, gracias a la política de recuperación de la soberanía se quedan ahora en el país, en su mayor parte, en lugar de ir a manos de las transnacionales.

Nach Auffassung des Staatsmanns [Chávez] war das nicht nur aufgrund der Öleinkünfte möglich, sondern auch deshalb, weil diese Mittel dank einer Politik der Wiedergewinnung der Souveränität jetzt im Land blieben, bei dessen Mehrheit, statt in die Hände der überstaatlichen Konzerne zu gehen.


In B.L.O.G. hat Marian Wirth gestern auf eine Meldung von Reuters aufmerksam gemacht, die ein Licht auf die Art und Weise wirft, wie Chávez den Aufbau des Sozialismus aus Öleinkünften finanziert.

Danach bietet die staatliche venezolanische Ölgesellschaft PDVSA im Augenblick eine Partie Öl (den Inhalt von acht "sehr großen" Ölfrachtern) ungewöhnlich billig an. Allerdings nur gegen Cash: Gekauft werden kann bis zum 8. Februar. Bezahlt werden muß am 9. Februar. Die Autoren der Meldung sehen das als Hinweis auf eine akute Finanzierungs- Klemme.

Die PDVSA hatte im Jahr 2006 2,6 Milliarden Dollar Schulden. 2007 schossen die Schulden auf 16 Milliarden Dollar hoch, weil Geld u.a. zur Finanzierung von Verstaatlichungen geliehen wurde.

Den Sozialismus einzuführen, indem man den Kapitalismus aufkauft, scheint doch nicht so einfach zu sein; noch nicht einmal in einem Ölland zu Zeiten von Höchstpreisen für Erdöl.



Und was hat es nun mit der "contraataque del décimo año" auf sich, dem Gegenangriff im zehnten Jahr?

Er soll die Niederlage wettmachen, die Chávez mit dem Scheitern seiner Verfassungsänderung erlitten hatte. Und zwar durch Wahlsiege bei den Provinz- und Gemeinderatswahlen im kommenden November. "Una prueba de fuego", eine Feuerprobe, würden diese Wahlen für die "Parteien der Neuerung" in Venezuela werden.

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