Auf Ulrich Mühe bin ich erst durch "Das Leben der Anderen" aufmerksam geworden.
Ein herausragender Schauspieler in diesem herausragenden Film, so schien mir. Mit minimalen Mitteln spielend.
Dieser Gerd Wiesler ist in den Eingangssequenzen eigenlich ein Scheusal. Der kalte Technokrat der Erniedrigung, des Folterns von Menschen. Man muß jemanden solange verhören, bis er nicht mehr kann, sagt er. Denn je mehr man Druck ausübt, umso mehr wird sich der Unschuldige vom Schuldigen unterscheiden. Der Schuldige wird irgendwann zusammenbrechen. Der Unschuldige wird sich immer entschlossener wehren. So ungefähr, nicht wörtlich, aus meiner Erinnerung zitiert. Die Logik des Folterers, des Unmenschen.
Aber selbst in diesem ersten Teil des Films bleibt ein Rest Sympathie für diesen Mann, der sich sozusagen völlig in seinem Beruf verliert. Mühe gibt dieser Figur, die ein anderer als einen schneidigen Apparatschik gespielt hätte, eine Melancholie, eine eisige Einsamkeit, die den Zuschauer daran hindert, sie nur als Stasi- Schergen zu sehen.
Die Einsamkeit wird im Lauf des Films immer deutlicher, aber Mühe macht auch immer mehr Sensibilität sichtbar. Dieser Wiesler lebt selbst ja gar nicht; aber er beobachtet das Leben der Anderen, ja er nimmt es in sich auf. Er wechselt die Front, weil er aus seiner seelischen Erstarrung raus möchte, hinein in dieses Leben der Lebendigen.
Am Ende dann, in den Schlußsequenzen, sieht man den abgewickelten Stasi- Offizier, wie er Prospekte verteilt. Seine Körpersprache ist völlig anders als zuvor - der Schritt schleppend, die Schultern eingefallen. Wie Mühe das hinbekommt, ist ganz große Kunst. Und die stille Freude, als er das ihm gewidmete Buch entdeckt.
Ein großer Schauspieler, offensichtlich. Aus meiner Sicht der leiseste, der mit der stillsten Intensität spielende der großen deutschen Schauspieler der letzten Jahrzehnte.
Über keinen Film habe ich hier so viel geschrieben wie über "Das Leben der Anderen". Über die Frage, ob das eigentlich ein politischer Film ist. Darüber, wie anders man einen Film beim zweiten Ansehen wahrnimmt als beim ersten Mal. Anläßlich der Oskar- Nominierung über eine amerikanischen Kritik dieses Films, ein Musterbeispiels für die Tradition der amerikanischen Filmkritik. Und bei der Verleihung des Oscar noch einmal mit dem Versuch, die Qualitäten dieses Films in ein paar Sätzen zusammenzufassen.
Ein herausragender Schauspieler in diesem herausragenden Film, so schien mir. Mit minimalen Mitteln spielend.
Dieser Gerd Wiesler ist in den Eingangssequenzen eigenlich ein Scheusal. Der kalte Technokrat der Erniedrigung, des Folterns von Menschen. Man muß jemanden solange verhören, bis er nicht mehr kann, sagt er. Denn je mehr man Druck ausübt, umso mehr wird sich der Unschuldige vom Schuldigen unterscheiden. Der Schuldige wird irgendwann zusammenbrechen. Der Unschuldige wird sich immer entschlossener wehren. So ungefähr, nicht wörtlich, aus meiner Erinnerung zitiert. Die Logik des Folterers, des Unmenschen.
Aber selbst in diesem ersten Teil des Films bleibt ein Rest Sympathie für diesen Mann, der sich sozusagen völlig in seinem Beruf verliert. Mühe gibt dieser Figur, die ein anderer als einen schneidigen Apparatschik gespielt hätte, eine Melancholie, eine eisige Einsamkeit, die den Zuschauer daran hindert, sie nur als Stasi- Schergen zu sehen.
Die Einsamkeit wird im Lauf des Films immer deutlicher, aber Mühe macht auch immer mehr Sensibilität sichtbar. Dieser Wiesler lebt selbst ja gar nicht; aber er beobachtet das Leben der Anderen, ja er nimmt es in sich auf. Er wechselt die Front, weil er aus seiner seelischen Erstarrung raus möchte, hinein in dieses Leben der Lebendigen.
Am Ende dann, in den Schlußsequenzen, sieht man den abgewickelten Stasi- Offizier, wie er Prospekte verteilt. Seine Körpersprache ist völlig anders als zuvor - der Schritt schleppend, die Schultern eingefallen. Wie Mühe das hinbekommt, ist ganz große Kunst. Und die stille Freude, als er das ihm gewidmete Buch entdeckt.
Ein großer Schauspieler, offensichtlich. Aus meiner Sicht der leiseste, der mit der stillsten Intensität spielende der großen deutschen Schauspieler der letzten Jahrzehnte.
Über keinen Film habe ich hier so viel geschrieben wie über "Das Leben der Anderen". Über die Frage, ob das eigentlich ein politischer Film ist. Darüber, wie anders man einen Film beim zweiten Ansehen wahrnimmt als beim ersten Mal. Anläßlich der Oskar- Nominierung über eine amerikanischen Kritik dieses Films, ein Musterbeispiels für die Tradition der amerikanischen Filmkritik. Und bei der Verleihung des Oscar noch einmal mit dem Versuch, die Qualitäten dieses Films in ein paar Sätzen zusammenzufassen.
Für Kommentare und Diskussionen zu diesem Beitrag ist in "Zettels kleinem Zimmer" ein Thread eingerichtet. Wie man sich dort registriert, ist hier zu lesen. Registrierte Teilnehmer können Beiträge schreiben, die sofort automatisch freigeschaltet werden.