3. Juli 2007

Randbemerkung: Jack Lemmon sucht sich selbst. Oder wie Kommunisten gegen den Kommunismus kämpfen

In Billy Wilders wunderbarem Film "Irma la Douce" wird Jack Lemmon, der sich versteckt hat, von Polizisten gesucht. Da kommt er auf die geniale Idee, sich in die Schar der Suchenden einzureihen. Damit ist er sicher davor, entdeckt zu werden.

An diese Szene habe ich mich erinnert, als ich in der "Achse des Guten" diesen Beitrag von Vera Lengsfeld gelesen habe.



Die deutschen Kommunisten haben, wie die anderen größeren Parteien, eine Stiftung. Die CDU die Konrad- Adenauer- Stiftung, die SPD die Friedrich- Ebert- Stiftung usw. Das bringt Steuergelder. Die kommunistische Stiftung ist die Rosa- Luxemburg- Stiftung.

Über sie schreibt Vera Lengsfeld:
Die Rosa-Luxemburg-Stiftung bot in der Vergangenheit zahlreichen hauptamtlichen und inoffiziellen Mitarbeitern der Staatssicherheit ein Podium und plant solche Veranstaltungen auch in Zukunft. In diesen Diskussionen wird das DDR-Unrecht von den Stasileuten geleugnet und die Rolle der Staatsicherheit verfälscht und geschönt. Nebenbei wird gegen die Verfassungsorgane im vereinten Deutschland gehetzt.
Nicht verwunderlich. Man ist im Rahmen einer Stiftung mehr unter sich, als wenn man als Partei auftritt. Also kann da schon einmal die Kaderlinie offen besprochen werden; während die Partei nach außen natürlich das DDR-Unrecht bedauert und das Grundgesetz preist, ja es zu verteidigen vorgibt. Massenlinie halt; seit Lenin elementar.



So weit, so gut. So normal.

Nun gibt es aber noch eine andere Stiftung, die Stiftung zur Aufarbeitung der SED- Diktatur. Sie widmet sich, wie der Name sagt, nicht, wie die Rosa- Luxemburg- Stiftung, der nostalgischen Pflege der Erinnerung an die DDR aus der Perspektive der Nomenklatura, sondern ihr Thema ist die kommunistische Diktatur, wie sie alle DDR-Bürger erlebt haben, außer eben der Herrschenden Klasse.

Man sollte meinen, daß es keinen größeren Gegensatz gibt als den zwischen einer Stiftung der Täter und einer Stiftung der Opfer.

Also können sie ja nicht gut kooperieren. So, wie man sich nicht vorstellen kann, daß eine Vereinigung von Nazi-Opfern in den siebziger oder achtziger Jahren mit, sagen wir, der HIAG kooperiert hätte, der damaligen Organisation ehemaliger Angehöriger der Waffen-SS.



Die "Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur" scheint aber solche, sagen wir, Berührungsängste nicht zu kennen.

Denn sie ist federführend beteiligt an einem Projekt diverser Stiftungen, das Doktoranden und Postdoc- Stipendien anbietet und das so beschrieben wird:
Die Stipendien werden von den parteinahen Stiftungen, den Stiftungen der großen Kirchen, der Wirtschaft und der Gewerkschaften sowie von privaten Stiftungen gemeinsam mit und auf Initiative der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur ausgeschrieben.

Die außergewöhnliche und im Bereich der Wissenschaftsförderung einmalige Kooperation von 17 wissenschaftsfördernden Stiftungen soll die Aufmerksamkeit von Forschung und Öffentlichkeit auf den demokratischen Umbruch in Ostmitteleuropa lenken, der sich 2009 zum zwanzigsten Mal jährt.
Zu diesen Stiftungen, die via Doktoranden und Postdocs die Diktatur der Kommunisten erforschen sollen, gehört absurderweise auch die Stiftung der Kommunisten selbst. Die Kommunisten sollen daran beteiligt werden, die kommunistische Diktatur und die Revolution gegen diese Diktatur zu erforschen.

Jack Lemmon sucht fleißig nach Jack Lemmon.



Zu denjenigen, die gegen diese Unverfrorenheit protestieren, mit der die Täter selbst ihre Taten erforschen wollen, gehören neben Vera Lengsfeld Arnulf Baring, Bärbel Bohley, Ralf Giordano, Hubertus Knabe, Lutz Rathenow, Erich Loest, Joachim Walther, Michael Wolfsohn, Jörg Schönbohm, Leah Rosh, Werner Schulz.

Eine Liste des Anstands, der Ehrlichkeit.

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