18. Juli 2007

Marginalie: Welche Politiker mag ich?

Es ist eine kindliche Frage.

Aber seit Perikles und Alkibiades, vermutlich seit den Horden des Paläolithikum, ist sie offenbar interessant:

Gut, es gibt Herrschende. Aber zu denen wollen wir doch eine Meinung haben dürfen.

Niemand entzieht sich dem. Wir mögen Politiker, wir verabscheuen sie, mit allen Stufen dazwischen.



Ich nenne jetzt meine Präferenzen und Abneigungen, beschränkt auf einige im Augenblick aktive deutsche Politiker.
  • Ich schätze Angela Merkel sehr. Das war am Anfang überhaupt nicht so. Ich habe sie im Gegenteil für eine Fehlbesetzung im Kanzleramt gehalten. Sie hat aber mit ihrer überragenden Intelligenz und ihrer preußischen Disziplin zweierlei hinbekommen, sozusagen etwas Androgynes (so, wie sie auch selbst androgyn wirkt; als Frau ist sie überhaupt nicht "mein Typ"): Sie setzt sich durch wie ein Mann. Und sie ist auf Konsens ausgerichtet wie eine Frau.

  • Wolfgang Schäuble. Ein herausragendener Politiker, vielleicht der größte seit Helmut Schmidt. Er hätte Kanzler werden müssen, er wird es wohl nie werden.

  • Matthias Platzeck. Ein durch und durch anständiger, integrer, hochintelligenter Sozialdemokrat. Er hat das Handtuch geworfen.

  • Tja, und in der Partei, die ich wähle, der FDP, finde ich keinen. Was hatte sie mal für bedeutende Politiker! Theodor Heuß, Reinhold Maier, Thomas Dehler, Karl-Hermann Flach, Rudolf Augstein (ja!), Ewald Bucher, Hildegard Hamm-Brücher. Und den herausragenden Ralf Dahrendorf, der mein akademischer Lehrer war, durch den ich zum Liberalen geworden bin (wenn auch danach mit einem kleinen Ausbruch, aber das ist eine andere Geschichte)
  • Sollten überhaupt solche Sympathien bei politischen Entscheidungen eine Rolle spielen?

    Nein, natürlich nicht.

    Ich verabscheue Gysi, Trittin, Lafontaine, die ich für Egoisten ohne Überzeugung halte. Ich schätze auf der Linken andererseits sehr die Pfarrerin Antje Vollmer. weil ich ihre Intelligenz bewundere und sie für ehrlich halte. Das ist keine Frage der Partei; so, wie ich Helmut Schmidt für den größten Politiker seit Bismarck und Adenauer halte.



    Bei den Kommunisten kenne ich allerdings niemanden, den ich für ehrlich und intelligent halte

    Alter Witz: Man kann nicht zugleich intelligent, ehrlich und Kommunist sein. Wenn man intelligent und Kommunist ist, dann ist man nicht ehrlich. Wenn man ehrlich und Kommunist ist, dann ist man nicht intelligent. Wenn man ehrlich und intelligent ist, dann ist man kein Kommunist.

    Naja, wie gesagt, ein sehr alter Witz.

    Für Kommentare und Diskussionen zu diesem Beitrag ist in "Zettels kleinem Zimmer" ein Thread eingerichtet. Wie man sich dort registriert, ist hier zu lesen. Registrierte Teilnehmer können Beiträge schreiben, die sofort automatisch freigeschaltet werden.