25. Juli 2007

Randbemerkung: Die freigelassenen Krankenschwestern waren Französinnen!

Dies erklärte gestern Präsident Sarkozy auf einer Pressekonferenz, die nicht nur anhörens-, sondern auch sehenswert war.

Er stand an einem Pult, flankiert von Fillon auf der einen und Kouchner auf der anderen Seite. Diese ohne Pult, stumme Staffage. Fillon sagte kein Wort. Kouchner fiel Sarkozy einmal ins Wort und duzte ihn sogar, bevor er ins korrekte Monsieur le Président wechselte. Mehr als einen, zwei Sätze wurde er aber auch nicht los.

Es war die Show des Präsidenten Sarkozy. Er antwortete weitschweifig auf die Fragen, glänzte sozusagen vor Stolz.

Und erweckte den Eindruck, die Freilassung sei das Werk der Familie Sarkozy, wenn er auch großzügig einräumte, daß andere mitgewirkt hätten.

Wieso bezeichnete er die Bulgarinnen als Französinnen? Nun, schon im Wahlkampf hatte er angekündigt, daß unter seiner Präsidentschaft Frankreich sich als Anwalt der Unterdrückten in aller Welt sehen werde. Deshalb auch die Entscheidung für Kouchner als Außenminister, den einstigen Gründer von "Ärzte ohne Grenzen" und Menschenrechtler.



Und wie war es nun wirklich? Das kann man in der "Welt" lesen. Außenminister Steinmeier und die deutsche Diplomatie hatten die Vereinbarung bereits weitgehend mit Gaddafis Sohn Seif al-Islam ausgehandelt, bevor Sarkozy sich überhaupt ins Spiel brachte:
Seit einem Libyen-Besuch im November 2006 kämpfte Steinmeier um die sechs Inhaftierten (...)

Das Auswärtige Amt verhandelte auf allen Ebenen. Wichtigster Ansprechpartner im Hintergrund: Seif al-Islam. Am 10. und 11. bot Steinmeier gemeinsam mit EU-Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner dem offiziellen Chefunterhändler Abd al-Ubeidi umfangreiche finanzielle Entschädigungen für jede der von der Aids-Erkrankung betroffenen Familien an. (...)

Als Vorsitzender der Gaddafi-Stiftung verkündete Seif al-Islam am 10. Juli, man habe sich mit den betroffenen Familien geeinigt. Der Deal, dessen Zustandekommen auch aus London unterstützt wurde, sieht vor, dass die Familien aus einem 300-Millionen-Euro-Fonds der Gaddafi-Stiftung bezahlen werden. (...)

Und dann trat Cécilia Sarkozy auf den Plan.
Und dann holte Sarkozy noch das letzte an Propaganda aus der Sache heraus, indem er die Freigelassenen mit seiner eigenen Präsidenten- Maschine nach Sofia fliegen ließ. Seht, Sarkozy bringt euch nach Hause.



Was war nun wirklich die Gegenleistung für die Freilassung der Krankenschwestern? Dazu behauptet eine französische Organisation namens "Sortir du Nucléaire", er habe Gaddafi Hilfe bei der Entwicklung ziviler Nutzung der Nuklearenergie zugesagt.

Unplausibel ist das nicht. Auch das iranische Atomprogramm wurde einst wesentlich durch Frankreich gefördert.



Und unplausibel ist es vor allem nicht, wenn man die Libyen- Politik Sarkozys - heute ist er dort zu Besuch - im Kontext seiner mediterranen Strategie sieht.

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