25. Juli 2007

Marginalie: Der Zweiklassenstaat

Nein, nicht von dem "Zweiklassenstaat" ist die Rede, als den der SPD-Politiker Lauterbach unseren Staat gesehen wissen möchte. Sondern von einem wirklichen Klassenstaat.



Der Sender "Phoenix" hat heute Nachmittag eine 2005 vom MDR produzierte Sendung aus der Sparte "Ostalgie" wiederholt. Titel "Fröhlich sein und singen - Ferienlager in der DDR".

Man sah viele Bilder von glücklichen Jugendlichen. Zeitzeugen erinnerten sich daran, wie es damals war.

Schön, das will ich gar nicht bezweifeln. Ferienlager sind fast immer schön. Ein Onkel von mir, kein Nazi, hat mir mit Begeisterung von den Ferienlagern der HJ-Pimpfe erzählt. Lagerfeuer, gemeinsames Singen, Schnitzeljagden, Basteln und Sport treiben.

Die HJler mußten ohne Mädchen auskommen, wie die BdM-lerinnen ohne Jungen. Die DDR war da progressiver; in die Ferienlager fuhren Jungen und Mädchen gemeinsam. Folglich handelten die Erinnerungen sehr oft von der Ersten Liebe.



So weit, so gut. Aber eher nebenbei erfuhr man etwas, das für gelernte DDR-Bürger wahrscheinlich die pure Selbstverständlichkeit ist, das mich aber doch baß erstaunt hat: Diese Ferienlager waren strikt nach sozialer Klasse getrennt.

Nicht nur, daß die Kinder der Nomenklatura natürlich nicht mit dem Pöbel gemeinsam verreisten; das versteht sich ja.

Sondern auch für die Professoren- Kinder gab es eigene Ferienlager; die Lager der "Akademie der Wissenschaften". Ebenso gab es eigene Lager, in denen die Kinder der Filmschaffenden unter sich waren, die DEFA- Lager.

Diese beiden Beispiele wurden genannt. Ob es auch Lager für, sagen wir, die Kinder der Technischen Intelligenz, der Kinder der Angehörigen des Schriftsteller- Verbands usw. gab, weiß ich nicht. Vielleicht liest hier jemand mit, der dazu etwas sagen kann.

Die DDR war halt nicht nur eine Diktatur, sondern sie war - anders übrigens als der Nazi-Staat - eine Klassendiktatur.

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