Ich habe zu diesem Thema eine private Mail bekommen.
Ich möchte gern öffentlich antworten, weil mir das Thema ein öffentliches, ein aber viel zu wenig öffentlich erkanntes, ein zu wenig diskutiertes Thema zu sein scheint.
Die Tschechei - ja, ich weiß, das ist politically incorrect, sie so zu nennen - ist ein zentraler Bestandteil der Kultur Mitteleuropas.
Nur wird sie nicht so wahrgenommen. Viele wissen ja nicht einmal, daß Prag westlich von Wien liegt! Sie glauben, das wäre Osteuropa.
Das Prag Kafkas war eine wunderbare Kultur. Wie da Deutsche, Tschechen, Juden zusammenlebten, das war einzigartig.
Kafka ist einer meiner Lieblings- Schriftsteller. Ich glaube, daß er der größte deutsche Humorist gewesen ist. Ich lese ihn unheimlich gern.
Wupp!
Wenn ich das sage, dann meldet sich erstens ein Schlauberger, der sagt, daß Kafka doch kein Deutscher war. Sondern ein Tscheche, ein Jude, allenfalls ein Österreicher.
Quelle bêtise!
Er war ein Meister der deutschen Sprache, wie es kaum einen gegeben hat. Sein Deutsch ist so wunderbar, daß man das fast nicht begreifen kann. Lessing hat so geschrieben, Goethe, Gottfried Keller. Unter den Heutigen Martin Walser, der ist der einzige.
Aber auch noch "Humorist"? Wir wissen doch alle, daß Kafka düster war, nicht wahr? Ein Grübler, ein Metaphysiker gar.
Max Brod hat uns dieses Bild beschert.
Nur empfehle ich jedem, "Amerika" (oder wie immer es genannt wird, "Der Verschollene" zum Beispiel), unbefangen zu lesen. Er wird vor Lachen vom Stühlchen fallen. Es ist purer Slapstick.
Es ist ebenso absurder Humor, wenn jemand aufwacht und sich in ein Insekt verwandelt sieht.
Diese Geschichte, wo einer ins Schloß vorzudringen versucht, und es stapeln sich die absurdesten, die groteskesten Hindernisse auf, ist zum Wiehern.
Ich lese Kafka ungemein gern, und ich komme aus dem Lachen gar nicht heraus.
Kafka war ein Deutscher, der ganz in unserer deutschen Kultur zu Hause war. Und er war ein Jude, der ganz in der jüdischen Kultur zu Hause war.
Denn es ist so, daß die deutsche und die jüdische Kultur zusammengehören.
Ich kenne überhaupt kein anderes Beispiel dafür, daß zwei Kulturen so zusammengehören. (Vielleicht die indische und die britische).
Und die Tschechei, das Prag von Kafka und Egon Erwin Kisch - die hat das eben verkörpert.
Wie konnte es passieren, daß eine Bande von Verbrechern das alles zerstört hat?
Wie war das möglich, daß die Deutschen, wir Deutsche diese verkommenen Verbrecher, die wirklich der Abschaum der Menschheit gewesen sind, nicht abschütteln konnten oder wollten?
Daß diese ganze deutschjüdische Kultur, die in Prag ein Zentrum gehabt hatte, von diesen Barbaren vernichtet wurde?
Mich hat diese Frage mein Leben lang verfolgt. Man könnte vermutlich sagen, es war das Thema meines Lebens, wie so etwas möglich gewesen ist. Ich bin heute so ratlos wie irgendwann.
Ich möchte gern öffentlich antworten, weil mir das Thema ein öffentliches, ein aber viel zu wenig öffentlich erkanntes, ein zu wenig diskutiertes Thema zu sein scheint.
Die Tschechei - ja, ich weiß, das ist politically incorrect, sie so zu nennen - ist ein zentraler Bestandteil der Kultur Mitteleuropas.
Nur wird sie nicht so wahrgenommen. Viele wissen ja nicht einmal, daß Prag westlich von Wien liegt! Sie glauben, das wäre Osteuropa.
Das Prag Kafkas war eine wunderbare Kultur. Wie da Deutsche, Tschechen, Juden zusammenlebten, das war einzigartig.
Kafka ist einer meiner Lieblings- Schriftsteller. Ich glaube, daß er der größte deutsche Humorist gewesen ist. Ich lese ihn unheimlich gern.
Wupp!
Wenn ich das sage, dann meldet sich erstens ein Schlauberger, der sagt, daß Kafka doch kein Deutscher war. Sondern ein Tscheche, ein Jude, allenfalls ein Österreicher.
Quelle bêtise!
Er war ein Meister der deutschen Sprache, wie es kaum einen gegeben hat. Sein Deutsch ist so wunderbar, daß man das fast nicht begreifen kann. Lessing hat so geschrieben, Goethe, Gottfried Keller. Unter den Heutigen Martin Walser, der ist der einzige.
Aber auch noch "Humorist"? Wir wissen doch alle, daß Kafka düster war, nicht wahr? Ein Grübler, ein Metaphysiker gar.
Max Brod hat uns dieses Bild beschert.
Nur empfehle ich jedem, "Amerika" (oder wie immer es genannt wird, "Der Verschollene" zum Beispiel), unbefangen zu lesen. Er wird vor Lachen vom Stühlchen fallen. Es ist purer Slapstick.
Es ist ebenso absurder Humor, wenn jemand aufwacht und sich in ein Insekt verwandelt sieht.
Diese Geschichte, wo einer ins Schloß vorzudringen versucht, und es stapeln sich die absurdesten, die groteskesten Hindernisse auf, ist zum Wiehern.
Ich lese Kafka ungemein gern, und ich komme aus dem Lachen gar nicht heraus.
Kafka war ein Deutscher, der ganz in unserer deutschen Kultur zu Hause war. Und er war ein Jude, der ganz in der jüdischen Kultur zu Hause war.
Denn es ist so, daß die deutsche und die jüdische Kultur zusammengehören.
Ich kenne überhaupt kein anderes Beispiel dafür, daß zwei Kulturen so zusammengehören. (Vielleicht die indische und die britische).
Und die Tschechei, das Prag von Kafka und Egon Erwin Kisch - die hat das eben verkörpert.
Wie konnte es passieren, daß eine Bande von Verbrechern das alles zerstört hat?
Wie war das möglich, daß die Deutschen, wir Deutsche diese verkommenen Verbrecher, die wirklich der Abschaum der Menschheit gewesen sind, nicht abschütteln konnten oder wollten?
Daß diese ganze deutschjüdische Kultur, die in Prag ein Zentrum gehabt hatte, von diesen Barbaren vernichtet wurde?
Mich hat diese Frage mein Leben lang verfolgt. Man könnte vermutlich sagen, es war das Thema meines Lebens, wie so etwas möglich gewesen ist. Ich bin heute so ratlos wie irgendwann.
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