31. Juli 2007

Zettels Meckerecke: Drübergebrabbelt

Ich hasse diese Sendungen, in denen jemand eine Rede hält, eine Pressekonferenz gibt, in einem Interview auftritt - und über das, was er oder sie sagt, wird in einer anderen Sprache, bei uns Deutsch, drübergebrabbelt.

Man hört dann mehr oder weniger noch das in der Lautstärke heruntergefahrene Original, man hört die Übersetzung. Ich versuche das Original zu verstehen, wenn ich die betreffende Sprache hinreichend beherrsche - ein mühsames Unterfangen. Meist zappe ich dann weg.

Bei Live- Übertragungen mag es nicht anders gehen, als den Simultan- Übersetzer drüberbrabbeln zu lassen.

Das meiste, was gesendet wird, ist aber aufgezeichnet. Warum kann man dann nicht Untertitel laufen lassen, statt dieser Brabbelei? So schnell, wie ein Simultan- Übersetzer live spricht, könnte er auch den Text abhören und die Untertitel in den Rechner eingeben. Jedenfalls fast so schnell. Wenn's mal nicht ganz synchron wird - wen würde das stören?



Der Anlaß für diese Meckerecke ist die absurdeste, die lustigste Drüber- Brabbelei, die ich jemals erlebt habe.

Eben ging eine Pressekonferenz von Condoleezza Rice in Scharm el Scheich zu Ende. In Ägypten also.

CNN begann zu übertragen, Al Jazeera begann zu übertragen. Aber Rice war nicht zu verstehen. Denn das ägyptische Fernsehen bot nur eine Version an, in der ein Arabisch- Dolmetscher drüberbrabbelte. Den Rice-Ton herauszufiltern gelang den Tontechnikern offenbar nicht; es ist vermutlich auch nicht so einfach.

CNN und Al Jazeera reagierten unterschiedlich.

CNN brach die Übertragung nach ein paar Minuten ab und startete eine andere Sendung.

Al Jazeera aber hatte eine pfiffige Idee: Sie ließen über das Drüber- Brabbeln druberbrabbeln.

Als ich von CNN zu Al Jazeera zurückzappte, wußte ich erst gar nicht, was los war: Da sprach Rice, aber man hörte ihre Stimme nur schwach, man hörte eine arabische Stimme, und man hörte das, was Rice sagte, aber mit der typischen gedehnten Sprache eines Simultanübersetzers; und eben mit Männerstimme gesprochen.

Al Jazeera hatte also blitzschnell die Situation erkannt. Wie CNN konnte man den Rice-Ton nicht herausfiltern. Also ließ man einen Simultan- Dolmetscher das, was ein ägyptischer Simultan- Dolmetscher aus dem Englischen ins Arabische übertrug, wieder ins Englische übertragen. Wenn man genau hinhörte, dann vernahm man drei Texte, einander überlagernd: Ganz leise Rice, lauter der erste Simultan- Dolmetscher, und darüber ganz laut der zweite.

Sehr putzig. Aber gut reagiert. Wie überhaupt Al Jazeera ein ungemein wacher, ein ungemein schneller Sender ist.

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