30. Juli 2007

Zettels Meckerecke: Alles in Butter? Was für ein Quark!

Die Bauern der EU sind, dank moderner Agrartechnik, in der Lage, mehr Milch, Eier, Fleisch, Obst und Gemüse zu produzieren, als wir EU-Bürger essen können; selbst wenn wir alle der Völlerei verfallen würden.

Infolgedessen würden "Schweineberge", "Butterberge", "Milchseen" usw. entstehen, wenn nicht eine fürsorgliche Bürokratie in Brüssel, samt den vielen Agrarministern der einzelnen Staaten, etwas dagegen tun würden.

Sie tun Verschiedenes:

Zum einen versuchen sie, den Bauern das Nicht- Produzieren schmackhaft zu machen. Flächen- Stillegungs- Prämien werden gezahlt, Abschlacht- Prämien. Es gibt Geld dafür, nicht oder weniger zu produzieren.

Zweitens kauft man den Bauern ihr Produkt ab, um es dann ungenießbar zu machen. Wein wird beispielsweise zu Industrie- Alkohol verarbeitet.

Drittens kann man den Bauern Quoten verordnen, wie die Milchquote. Die Quote wird dem Bauern zu einem garantierten Preis abgekauft. Wer mehr produziert, muß sehen, wo er mit seinem Produkt bleibt.

Sodann wird aufgekauft und eingelagert. Und andere Maßnahmen mehr.

Aber nicht nur das. Sondern die Produktion, die niemand braucht, wird auch noch subventioniert. Das muß sein - so heißt es -, weil nur dadurch die EU-Bauern trotz ihrer hohen Produktions- Kosten mit den billig erzeugten Produkten anderer Weltgegenden konkurrieren können.

Die französischen Weinbauern des Languedoc zum Beispiel erhalten EU-Mittel dafür, auf Riesenflächen billigen Wein anzubauen, für dessen Vernichtung - dh seine Umwandlung zu Industrie- Alkohol - dann wiederum EU-Mittel eingesetzt werden. Insgesamt 48,47 Milliarden Euro werden aktuell von Brüssel als Subventionen ausgeschüttet.



Das alles hätte ich aber besser im Imperfekt geschrieben. Denn wir erleben gegenwärtig auf dem Agrarmarkt eine drastische Wende. China und Indien sind im Begriff, so reich zu werden, daß sie auch europäische Agrarprodukte bezahlen können.

Infolgedessen steigen - endlich! - auch in der EU die Agrarpreise. Jedenfalls zunächst auf dem Markt für Milch und Milchprodukte.

Wenn wir Glück haben, dann zahlen wir für ein Pfund Butter, für einen Liter Milch vielleicht bald das, was diese Produkte wert sind; dh die Produktionskosten plus einen angemessenen Gewinn für Produzenten und Händler. Die Subventionen könnten dann abgebaut werden; wir würden alle davon profitieren, weil wir weniger Steuern zu zahlen brauchten.



Aber da haben wir die Rechnung ohne die Politiker gemacht. Kaum zeichnet sich ab, daß es zumindest für Milch und Milchprodukte so etwas wie einen freien Markt und angemessene Preise kommen könnte, da ertönt unisono das Wehgeschrei von Politikern - von den Grünen über die SPD bis zur CSU; allen voran natürlich der Ober- Populist Horst Seehofer.

Warum? Nun, einmal macht es sich natürlich immer gut, gegen Preissteigerungen zu sein und der Industrie, dem Handel sicherheitshalber erst einmal "Unverschämtheit" und dergleichen zu unterstellen. Daß die den Kleinen Mann ausnehmen, das weiß ja jeder Klippschüler.

Und zweitens würde eine Liberalisierung des Agrarmarkts natürlich auch die Macht der Agrar- Bürokratie empfindlich beschneiden. Alle die schönen Direktiven, Verordnungen, Durchführungs- Verordnungen, Erlasse und Antragsverfahren - vielleicht bald alle überflüssig?

Gemach, ihr Bürokraten. So schlimm wird es schon nicht kommen.

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