Frankreich ist kein Land des freien Wettbewerbs, aber es ist ein Land der Concours. Ein Wort mit derselben lateinischen Wurzel wie "Konkurrenz". Aber die Konkurrenz, die die Franzosen so sehr schätzen, ist nicht die auf einem freien Markt, sondern die um Ehren, Titel, Zulassungen.
Ein Concours im engeren Sinn ist der Wettbewerb um einen von einer begrenzten Zahl von Plätzen. Jede der Grandes Écoles - der Elite- Hochschulen - hat zum Beispiel pro Jahrgang eine bestimmte Zahl von Studienplätzen zu vergeben. Es findet ein Auswahlverfahren in Gestalt mehrtägiger Prüfungen statt, als dessen Ergebnis eine Rangreihe der Kandidaten erstellt wird. Die Plätze werden gemäß dieser Ränge vergeben.
Das Baccalauréat, umgangssprachlich Bachot oder kurz Bac, ist, streng genommen, kein Concours, denn die Zahl der Erfolgreichen ist nicht vorgegeben.
Jedenfalls nicht formal. De facto ist die Erfolgsrate Jahr für Jahr ziemlich exakt dieselbe.
Anders als ein deutscher Abiturient, der das Abitur in der Regel so gut wie in der Tasche hat, wenn er es erst einmal bis dahin geschafft hat, hat der französische Schüler, der sich um das Bachot bemüht, eine sozusagen ausgezeichnete Chance, durchzufallen.
Sie hängt von der jeweiligen Spezialisierungsrichtung ab. Wie man aktuell in der Internetausgabe des "Nouvel Observateur" lesen kann, nahmen an der jetzt beendeten Prüfung exakt 498 497 Kandidaten und Kandidatinnen teil. Die Erfolgsquote liegt traditionell zwischen ungefähr 75 Prozent für das Allgemeine Bac und weniger als 60 Prozent für das in Technologie. (Es gibt etliche weitere Spezialisierungen).
So weit, so gut - sieht man davon ab, daß deutsche Abiturienten angesichts solcher Durchfall- Quoten vermutlich erbleichen würden wie der Herr Keuner. Für deutsche Maßstäbe wirklich erstaunlich ist aber die Öffentlichkeit, in der sich das alles abspielt.
Die Namen der in die Grandes Écoles Aufgenommenen werden Jahr für Jahr in der überregionalen Presse veröffentlicht - in Le Monde, im Figaro.
Nun gut, sie waren erfolgreich, sie sind die zukünftige Elite des Landes. Warum soll nicht das ganze Land erfahren, wer sie sind. Aber öffentlich gemacht werden auch die Ergebnisse des Bac.
Anfang der achtziger Jahre habe ich es an einer deutschen Uni erlebt, daß sich die Teilnehmer eines Seminars weigerten, auch nur ihre Namen in eine Teilnehmerliste einzutragen. Damit, so argumenierten sie, wolle die Uni sie nur in ein starres Curriculum zwingen. Allenfalls waren sie bereit, mir ihren Vornamen zu verraten.
Das war auf dem Höhepunkt einer Datenschutz- Hysterie, die ein paar Jahre später - 1987 - noch einmal darin gipfelte, daß etwas so Harmloses wie eine Volkszählung zu einer aberwitzigen Kampagne führte, in der Ziviler Ungehorsam propagiert wurde, so als seien Faschisten dabei, die Macht in der Bundesrepublik zu übernehmen.
Fragebögen wurden öffentlich verbrannt; ein ganzes Netzwerk des "Widerstands" wurde organisiert - nur, weil die Behörden wissen wollten, wieviele Personen in einem Haushalt lebten und dergleichen.
Die Gemüter haben sich inzwischen beruhigt, aber noch immer ist Deutschland ein Land mit einem extremen Verständnis von Datenschutz. In Unis beispielsweise dürfen noch nicht einmal die Namen derer ans Schwarze Brett geheftet oder ins Web gestellt werden, die eine Klausur bestanden haben; nur die Matrikel- Nummern.
Wie anders ist das in Frankreich! Die Ergebnisse des Bac werden veröffentlicht - mit Namen und Geburtsdatum der Kandidaten; auch wenn sie durchgefallen sind. Hier ist ein beliebig herausgegriffenes Beispiel; die Kandidaten aus dem Schulbezirk Besançon.
PS: Wenn man ein wenig in dieser Liste blättert, dann wird man sehen, daß etliche der Kandidaten Vornamen wie Laila, Fatima, Tahmina, Azziz haben.
Entgegen einem in Deutschland weitverbreiteten Vorurteil, das sich aus den aufgeplusterten Berichten über "Unruhen in der Banlieue" speist, sind moslemische Einwanderer in Frankreich überwiegend besser integriert als in Deutschland. Viele machen das Abitur und studieren; ganz anders als in Deutschland.
Nur erfährt man halt von denen, die auf die Gymnasien gehen, das Abitur machen, studieren, kaum etwas. Während diejenigen, die Präsident Sarkozy zu Recht als Gesindel bezeichnet hat, mit ein wenig Randale sofort Schlagzeilen machen.
Ein Concours im engeren Sinn ist der Wettbewerb um einen von einer begrenzten Zahl von Plätzen. Jede der Grandes Écoles - der Elite- Hochschulen - hat zum Beispiel pro Jahrgang eine bestimmte Zahl von Studienplätzen zu vergeben. Es findet ein Auswahlverfahren in Gestalt mehrtägiger Prüfungen statt, als dessen Ergebnis eine Rangreihe der Kandidaten erstellt wird. Die Plätze werden gemäß dieser Ränge vergeben.
Das Baccalauréat, umgangssprachlich Bachot oder kurz Bac, ist, streng genommen, kein Concours, denn die Zahl der Erfolgreichen ist nicht vorgegeben.
Jedenfalls nicht formal. De facto ist die Erfolgsrate Jahr für Jahr ziemlich exakt dieselbe.
Anders als ein deutscher Abiturient, der das Abitur in der Regel so gut wie in der Tasche hat, wenn er es erst einmal bis dahin geschafft hat, hat der französische Schüler, der sich um das Bachot bemüht, eine sozusagen ausgezeichnete Chance, durchzufallen.
Sie hängt von der jeweiligen Spezialisierungsrichtung ab. Wie man aktuell in der Internetausgabe des "Nouvel Observateur" lesen kann, nahmen an der jetzt beendeten Prüfung exakt 498 497 Kandidaten und Kandidatinnen teil. Die Erfolgsquote liegt traditionell zwischen ungefähr 75 Prozent für das Allgemeine Bac und weniger als 60 Prozent für das in Technologie. (Es gibt etliche weitere Spezialisierungen).
So weit, so gut - sieht man davon ab, daß deutsche Abiturienten angesichts solcher Durchfall- Quoten vermutlich erbleichen würden wie der Herr Keuner. Für deutsche Maßstäbe wirklich erstaunlich ist aber die Öffentlichkeit, in der sich das alles abspielt.
Die Namen der in die Grandes Écoles Aufgenommenen werden Jahr für Jahr in der überregionalen Presse veröffentlicht - in Le Monde, im Figaro.
Nun gut, sie waren erfolgreich, sie sind die zukünftige Elite des Landes. Warum soll nicht das ganze Land erfahren, wer sie sind. Aber öffentlich gemacht werden auch die Ergebnisse des Bac.
Anfang der achtziger Jahre habe ich es an einer deutschen Uni erlebt, daß sich die Teilnehmer eines Seminars weigerten, auch nur ihre Namen in eine Teilnehmerliste einzutragen. Damit, so argumenierten sie, wolle die Uni sie nur in ein starres Curriculum zwingen. Allenfalls waren sie bereit, mir ihren Vornamen zu verraten.
Das war auf dem Höhepunkt einer Datenschutz- Hysterie, die ein paar Jahre später - 1987 - noch einmal darin gipfelte, daß etwas so Harmloses wie eine Volkszählung zu einer aberwitzigen Kampagne führte, in der Ziviler Ungehorsam propagiert wurde, so als seien Faschisten dabei, die Macht in der Bundesrepublik zu übernehmen.
Fragebögen wurden öffentlich verbrannt; ein ganzes Netzwerk des "Widerstands" wurde organisiert - nur, weil die Behörden wissen wollten, wieviele Personen in einem Haushalt lebten und dergleichen.
Die Gemüter haben sich inzwischen beruhigt, aber noch immer ist Deutschland ein Land mit einem extremen Verständnis von Datenschutz. In Unis beispielsweise dürfen noch nicht einmal die Namen derer ans Schwarze Brett geheftet oder ins Web gestellt werden, die eine Klausur bestanden haben; nur die Matrikel- Nummern.
Wie anders ist das in Frankreich! Die Ergebnisse des Bac werden veröffentlicht - mit Namen und Geburtsdatum der Kandidaten; auch wenn sie durchgefallen sind. Hier ist ein beliebig herausgegriffenes Beispiel; die Kandidaten aus dem Schulbezirk Besançon.
PS: Wenn man ein wenig in dieser Liste blättert, dann wird man sehen, daß etliche der Kandidaten Vornamen wie Laila, Fatima, Tahmina, Azziz haben.
Entgegen einem in Deutschland weitverbreiteten Vorurteil, das sich aus den aufgeplusterten Berichten über "Unruhen in der Banlieue" speist, sind moslemische Einwanderer in Frankreich überwiegend besser integriert als in Deutschland. Viele machen das Abitur und studieren; ganz anders als in Deutschland.
Nur erfährt man halt von denen, die auf die Gymnasien gehen, das Abitur machen, studieren, kaum etwas. Während diejenigen, die Präsident Sarkozy zu Recht als Gesindel bezeichnet hat, mit ein wenig Randale sofort Schlagzeilen machen.
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