19. Dezember 2010

Marginalie: Alle Jahre wieder. Die weihnachtlichen Titelgeschichten des "Spiegel". Und wie feiert man in England Christmas? Nebst einer Korrektur

Der "Spiegel" bringt zur Weihnachtszeit gern Titel mit einem spirituellen Thema. Hier sind die Titelgeschichten der Weihnachtshefte der vergangenen 15 Jahre (die Links führen zu den Titelbildern):
  • 1996: Lust am Bösen - Der göttliche Teufel

  • 1997: Jesus allein zu Haus - Glauben ohne Kirche

  • 1998: Gottes Urknall - Kosmologie an der Grenze zur Religion

  • 1999: 3000 Jahre nach Moses, 2000 Jahre nach Christus - Wo ist die Moral?

  • 2000: Jenseits des Wissens - Warum glaubt der Mensch?

  • 2001: Der Glaube der Ungläubigen - Welche Werte hat der Westen?

  • 2002: Die Erfindung Gottes - Archäologen auf den Spuren der Heiligen Schrift

  • 2003: Martin Luther - Abschied vom Mittelalter

  • 2004: Mythos Heiliger Gral - Die Legende um Jesus Christus, Maria Magdalena und die Tempelritter

  • 2005: Gott gegen Darwin - Glaubenskrieg um die Evolution

  • 2006: Gott kam aus Ägypten - Pharao Echnaton und die Geburt des Monotheismus

  • 2007: Der Koran - Das mächtigste Buch der Welt

  • 2008: Abraham - Christen Juden Muslime: Wem gehört der Urvater der Religionen?

  • 2009: Wer hat den stärkeren Gott? - Islam und Christentum: Der ewige Zwist

  • 2010: Mythos Mekka - Die Schicksals-Stadt des Islam
  • Offenbar sieht die Chefredaktion des "Spiegel" zunehmend den Islam als ein Hauptthema der Weihnachtszeit an; dieses Thema hat in den letzten Jahren die Kritik am Christentum abgelöst.

    Die diesjährige Titelgeschichte ist übrigens von Bernhard Zand geschrieben, einem Konvertiten zum Islam.



    Dazu paßt eine Meldung aus der Online-Ausgabe der britischen Daily Mail:
    Christmas has been banned by the Red Cross from its 430 fund-raising shops.

    Staff have been ordered to take down decorations and to remove any other signs of the Christian festival because they could offend Moslems. (...)

    Christine Banks, a volunteer at a Red Cross shop in New Romney, Kent, said: 'We put up a nativity scene in the window and were told to take it out. It seems we can't have anything that means Christmas. We're allowed to have some tinsel but that's it.

    'When we send cards they have to say season's greetings or best wishes. They must not be linked directly to Christmas.

    'When we asked we were told it is because we must not upset Moslems.'

    Mrs Banks added: 'We have been instructed that we can't say anything about Christmas and we certainly can't have a Christmas tree'.

    Weihnachten ist vom Roten Kreuz aus seinen 430 Sammelstellen verbannt worden.

    Die Mitarbeiter sind angewiesen, Dekorationen abzunehmen und alles andere, das sich auf das christliche Fest bezieht, zu entfernen, weil diese Moslems beleidigen könnten. (...)

    Christine Banks, eine Helferin in der Geschäftsstelle des Roten Kreuzes in New Romney in Kent, sagte: "Wir hatten im Schaufenster eine Krippenszene aufgebaut und wurden angewiesen, sie wieder herauszunehmen. Offenbar dürfen wir nichts haben, das für Weihnachten steht. Wir dürfen etwas Lametta haben, und das ist es dann.

    Wenn wir Karten verschicken, dann darf darauf Frohe Feiertage stehen oder Alle guten Wünsche. Sie dürfen nicht direkt auf Weihnachten Bezug nehmen.

    Auf unsere Fragen hin erklärte man uns als Grund, daß wir die Moslems nicht aufbringen dürfen".

    Mrs. Banks fügte hinzu: "Wir sind angewiesen, nichts über Weihnachten zu sagen, und auf keinen Fall dürfen wir einen Christbaum haben".
    Laut Daily Mail hat die Hauptgeschäftsstelle des Roten Kreuzes in London diese Angaben bestätigt.



    Diese Marginalie ist ein Nachtrag zu meiner Kommentierung der sechs Thesen, in denen FDP-Politiker ihre Vorstellung von Integration formuliert haben (Islam und christlich-jüdische Tradition. Einwanderung und Republikanismus. Fünf FDP-Politiker stoßen eine überfällige Debatte an (Teil 1); ZR vom 14. 12. 2010 und Teil 2; ZR vom 17. 12. 2010.




    Nachtrag am 20.12. 2010, 0.35 Uhr: Ich habe inzwischen zu der Meldung von Mail-Online weiter recherchiert und mußte dabei leider feststellen, daß es sich um einen acht Jahre alten Artikel handelt.

    Die Meldung wird seit einigen Tagen im Internet als eine aktuelle Nachricht verbreitet. Ich bin dem leider aufgesessen, weil ich entgegen meiner Gewohnheit nicht gründlich genug recherchiert hatte. Ich bitte die Leser um Verzeihung.

    Nicht als Entschuldigung, aber zur Erklärung:

    Ich bekam von einem Leser eine Meldung des US-Nachrichtendienstes NewsMax zugeschickt, die eine Zusammenfassung des Artikels in Mail-Online enthielt, und zwar datiert mit Friday, 17 Dec 2010 08:26 AM. Aufgrund der Lektüre dieses Artikels habe ich die Originalmeldung von Mail-Online aufgesucht, aus der ich oben zitiere.

    Sie weist keinen Datumsstempel auf. Aufgrund der Datierung durch NewsMax bin ich aber davon ausgegangen, daß es eine aktuelle Meldung zur diesjährigen Weihnacht ist.

    Ich hätte NewsMax nicht vertraut, wenn ich mich nicht in der Wikipedia davon überzeugt gehabt hätte, daß dies eine seriöse Agentur ist, zu deren Redaktion prominente Journalisten gehörten oder gehören (zum Beispiel Lord Rees-Mogg, früher Herausgeber der Londoner Times und stellvertretender Chef der BBC, sowie Arnaud de Borchgrave, langjähriger Chefkorrespondent von Newsweek).

    Hier aber war NewsMax ein Irrtum unterlaufen; und ich habe ihn leider übernommen. Herausgestellt hat sich das, als ich nochmals recherchiert und dabei festgestellt habe, daß die Meldung von Mail-Online in etwas anderer Form von der BBC bereits am 21. Dezember 2002 verbreitet worden war.

    Ein ärgerlicher Irrtum; denn ich lege großen Wert darauf, daß die Leser von ZR sich auf die Fakten, die hier stehen, verlassen können.



    © Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Mit Dank an Werner Stenzig.