18. Dezember 2010

Zitat des Tages: Ströbele wird rausgehen. Anmerkung über Schuld in Lateinamerika

Ich werde rausgehen. Ich bin auch bei Putin und bei Bush rausgegangen. Unserem Heiligen Vater nehme ich besonders übel, dass er sich in Lateinamerika nicht zu seiner Schuld und der seiner Kirche bekannt hat.

So kündigte Hans-Christian Ströbele, Abgeordneter der "Grünen" im Bundestag, gegenüber der "Mitteldeutschen Zeitung" sein Verhalten an, wenn der Papst im September 2011 vor dem Bundestag sprechen wird.


Kommentar: Schuld in Lateinamerika? Davon allerdings versteht Hans-Christian Ströbele etwas. Lesen Sie einmal diese Äußerung von Ströbele aus dem Jahr 2004:
Also, ich bin kein Pazifist, dass muss ich immer gleich dazu sagen. (...) Mir hat man ja zum Beispiel in den 80er Jahren vorgeworfen, dass ich eine Geldsammlung für Waffen für das Volk in El Salvador unterstützt habe, wo es darum ging, dass das Volk sich gegen ein mörderisches Militär-Regime auflehnte und sich deswegen bewaffnet hat. Ich habe diese Sammlung für richtig gehalten, ich sehe durchaus in einzelnen Situationen, dass die Anwendung von Waffen richtig und notwendig ist.
Worum es damals ging, das habe ich vor zwei Jahren ein wenig untersucht ("Die Anwendung von Waffen richtig und notwendig"; ZR vom 6. 12. 2008). Sie werden möglicherweise erstaunt darüber sein, auf welcher Seite damals jener Hans-Christian Ströbele agierte, der heute so gern als Demokrat und Friedensfreund gesehen werden möchte.

Wie es damals zuging, das hat Ströbele so beschrieben:
Zur Geldübergabe flog immer einer von uns rüber, mit 200.000 Dollar in Plastiktüten. Die Commandantes von vier Guerillagruppen zählten Schein für Schein und quittierten per Unterschrift.
Für das Geld kauften sie Waffen, oder was immer sie sonst brauchten, um gegen eine Regierung zu kämpfen, die laut Ströbele ein "mörderisches Militär-Regime" war.

Es handelte sich in Wahrheit um die Regierung des zunächst durch einen Putsch gegen den rechten Diktator Carlos Humberto Romero an die Macht gekommenen, ab 1984 dann demokratisch gewählten Politikers José Napoleón Duarte, eines linken Christdemokraten, der eine Reformpolitik betrieb.

Beispielsweise standen eine Landreform und die Verstaatlichung der Banken sowie der Kaffee- und Zuckerindustrie auf seinem Programm. Schon als Bürgermeister von San Salvador hatte er sich mit einer Politik profiliert, die ungefähr auf der Linie der europäischen Sozialdemokratie lag; unter anderem richtete er einen Zweiten Bildungsweg für Arbeiter ein, die einen Schulabschluß nachholen wollten.

Und wer waren die Empfänger des Geldsegens, den Ströbele und seine deutschen Genossen verteilten? Die "Commandantes", an die Ströbele und und die anderen Geldboten damals die Dollars auszahlten, befehligten eine kommunistische Guerrilla-Truppe, die Frente Farabundo Martí para la Liberación Nacional (FMLN).

Man kämpfte gegen Duarte natürlich nicht, weil er "mörderisch" gewesen wäre; sondern deshalb, weil er als linker Reformpolitiker für die Kommunisten gefährlicher war als jeder rechte Diktator. In dem Bürgerkrieg kamen 75.000 Menschen ums Leben.



Ströbele wird "rausgehen", wenn der Papst im Bundestag spricht, wegen "Schuld in Lateinamerika". Vielleicht sollte er auch rausgehen, wenn das nächste Mal der Abgeordnete Hans-Christian Ströbele spricht?



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