16. Dezember 2010

Zitat des Tages: Berlusconi. Die bittere Wahrheit

Berlusconi bleibt und man fragt sich einmal mehr: Wie ist das möglich? Die Wahrheit ist bitter: Berlusconi versteht sein Land besser als jeder andere.

Teaser zu diesem Beitrag von Ulrich Ladurner in "Zeit-Online".


Kommentar: Ulrich Ladurner ist Auslandsredakteur der "Zeit" und war unter anderem Korrespondent in Rom.

Wie man seinem Artikel entnehmen kann, gehört er zu der Schar linker Journalisten, die das Italien-Bild in der deutschen Öffentlichkeit prägen; vor allem das Bild Berlusconis.

Jetzt weint Ladurner seinem Italienbild nach, und er entdeckt das Erfolgsgeheimnis Berlusconis:
15 Jahre lange haben wir uns geweigert, ihn zu verstehen, weil er uns zu “unappetitlich” erscheint. Wir verstehen Berlusconi nicht, weil wir Italien lieben. Wir hängen an einem Trugbild.

Das wirkliche Italien ist das Italien Berlusconis. (...)

Doch bleibt es das offene Geheimnis seines Erfolges, dass er um den zynischen Realismus vieler Italiener weiß. Sie glauben nicht an schöne Worte, sondern an Fakten, sie können zwischen dem schönen Schein und der tatsächlichen Macht genau unterscheiden. Sie wissen, was nützlich ist und was nicht.
Eine schöne Einsicht. Die Italiener wählen Berlusconi, weil seine Politik gut für sie ist.

Sie weigern sich, die Italiener, so zu wählen, wie es unsere linken Italienfreunde gern hätten.

Jedenfalls weigern sie sich meistens, das zu tun. Und tun sie es doch einmal, dann führt sie das regelmäßige Scheitern von Linksregierungen schnell wieder zu Berlusconi zurück. Romano Prodi regierte einmal zwei Jahre (1996 bis 1998), dann noch einmal neun Monate (Mai 2006 bis Februar 2007); Massimo d'Alema brachte es dazwischen auf eineinhalb Jahre (Oktober 1998 bis April 2000). Alle drei Regierungen waren spektakuläre Mißerfolge.

Also sind die Italiener so zynisch, nicht eine zerstrittene und regierungsunfähige Linkstruppe zu wählen, sondern den nach Ulrich Ladurners Meinung "unappetitlichen" Silvio Berlusconi.

Was tut da der linke Gast in Italien? Er wendet sich mit Grausen:
Was wir sehen, mag erschütternd sein. Doch ist es Zeit, sich zu verabschieden von einem Italien, das wir liebten.
Dem Italien von Giulio Andreotti, von Amintore Fanfani und von Bettino Craxi? Dem Italien der PCI, der Democrazia Cristiana und der Brigate Rosse?

Ganz schön zynisch.



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