22. Juli 2007

Marginalie: SPD-Kanzlerkandidatur - dog bites man, man bites dog

Was eine Nachricht ist und was nicht, das wird gern mit der Bemerkung des amerikanischen Journalisten John B. Bogart illustriert: "When a dog bites a man, that is not news (...). But if a man bites a dog, that is news".

"Spiegel-Online" bringt im Augenblick eine Meldung über eine Umfrage von TNS Forschung für den "Spiegel" zur SPD- Kanzlerkandidatur.

Vorn liegt Außenminister Steinmeier mit 21 Prozent der Befragten- Stimmen. Zweiter ist mit 18 Prozent Klaus Wowereit. Und erst an dritter Stelle folgt Kurt Beck mit 17 Prozent. Im Osten liegt Wowereit gar mit 25 Prozent auf Platz eins.



Daß Steinmeier vorn liegt, ist keine Überraschung. Dog bites man. Denn der Außenminister ist in Deutschland traditionell ungewöhnlich populär, weil er als jemand wahrgenommen wird, der parteiübergreifend die deutschen Interessen vertritt. Das war bei Schröder so, bei Scheel, bei Genscher, bei Kinkel und bei Fischer.

Die Man bites dog- Meldung ist natürlich, daß Wowereit vor Beck liegt und im Osten an erster Stelle. Noch vor einem Jahr sprach niemand von Wowereit, wenn es um die Kanzlerkandidatur ging. Er ist seither durch keine politische Idee hervorgetreten, noch weniger war er erfolgreicher als andere SPD-Ministerpräsidenten.

Aber wie Ziethen aus dem Busch ist Wowereit in die Reihe der Kanzler- Kandidaten der SPD gestürmt. Das einzige, was für ihn aus der Sicht eines Teils der Deutschen spricht, ist seine erklärte Bereitschaft, mit den Kommunisten zu koalieren.



Wie überschreibt "Spiegel-Online" die Meldung? Etwa "Wowereit vor Beck" oder "Wowereit im Osten auf Platz eins"? Nein. Die Überschrift lautet: "Steinmeier Favorit der Deutschen für SPD- Kanzlerkandidatur". Dog bites man.

Der "Spiegel" - ein Nichtnachrichten-Magazin?

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