14. Juni 2008

Zitat des Tages: "Eine Geschichtsvergessenheit, die einem die Schamröte ins Gesicht treibt"

Auf der Bundesebene aber verhieße eine Koalition mit der Linken vermutlich nicht nur innen- und außenpolitische Konfusion, sondern sie zeugte auch von einer Geschichtsvergessenheit, die einem die Schamröte ins Gesicht treibt.

Alle reden von den zwei Diktaturen, die Deutschland im zwanzigsten Jahrhundert erlebt hat und aus denen wir für die Zukunft lernen müssen, und gleichzeitig werden wir darauf vorbereitet, uns von den Überbleibseln der zweiten Diktatur wieder regieren zu lassen.

Das sollte für jeden Demokraten unerträglich sein, nicht nur für die Ostdeutschen, schon gar nicht nur für die Häftlinge von Bautzen, die Wowereit als „individuelles Schicksal“ und damit politisch nicht relevant abtut, denen Gesine Schwan zwar ihren Respekt zollt, die sie aber nicht ernst nimmt.


Monika Maron in einem Kommentar in der FAZ, in dem sie begründet, warum sie sich ein Scheitern der Kandidatur von Gesine Schwan wünscht.

Kommentar: Ich habe dem nichts hinzuzufügen als die Bitte, den ganzen Artikel von Monika Maron zu lesen.

Und erinnern möchte ich daran, daß Monika Maron wissen dürfte, wovon sie redet. Sie wuchs in der Familie von Karl Maron auf, Innenminister der DDR von 1955 bis 1963. In den achtziger Jahren wurde sie im Westen durch ihren offenen Briefwechsel mit Josef von Westphalen in der "Zeit" bekannt, deren Redaktion ihr den Part der kritischen, aber loyalen DDR-Bürgerin zugedacht hatte.

Ich habe das damals auch so gesehen; und sie hatte ja auch gar keine andere Wahl, als sich in diesem Sinn zu äußern, wenn sie sich überhaupt äußern wollte. Aber zunehmend war in ihren Artikeln zu spüren, daß im Grunde sie viel kritischer dem Sozialismus gegenüber eingestellt war als ihr westlicher Briefpartner Westphalen. 1988 ist sie dann in den Westen "übergesiedelt".

Warum sind es wohl diejenigen, die wie Maron und Günter Schabowski die DDR-Nomenklatura von innen kennen, die warnen, daß die PDS, daß "Die Linke" noch immer die SED ist, die unverändert ihre alten Ziele verfolgt?



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