10. Juni 2008

Zettels Meckerecke: Warum brachte Ahmad Obeidi seine Schwester um? Weil sie seine Autorität nicht respektierte. Ja dann ...

Die gute Nachricht: Ein SPD-Politiker, der türkischstämmige Hamburger Bülent Ciftlik (der erfreulichrweise auch so genannt wird, und nicht "Deutschtürke"), geht im Interview mit "Spiegel Online" mit den Multikultis ins Gericht.

Es geht um den Tod von Morsal Obeidi, die von ihrem eigenen Bruder ermordet wurde, weil sie nicht so lebte, wie die Familie das für ehrenhaft hielt. Auszug aus dem Interview:
Spiegel Online: Warum schrecken die Behörden davor zurück, sich einzumischen?

Ciftlik: Das ist eine Mischung aus falschem Respekt vor der Kultur des Anderen und Unsicherheit gegenüber dem Fremden.
So ist es. Und dieser "Respekt" wurde über Jahrzehnte nicht nur von den "Grünen", sondern auch von Ciftliks Partei nicht nur gepredigt, sondern nachgerade als die einzige mit dem Grundgesetz konforme Haltung gegenüber Einwanderern aus anderen Kulturen hingestellt.

Wer sich dagegen aussprach, der wurde des Versuchs der "Zwangsgermanisierung" und "Eindeutschung" beschuldigt. Wenn Ciftlik sich jetzt - so verstehe ich ihn jedenfalls - für eine Politik der Assimilation von Einwanderern ausspricht, dann ist das in meinen Augen ein Fortschritt.



So weit, so gut. Ansonsten aber ist das Interview eine Katastrophe.

Ein brutaler Mörder hat ein Mädchen abgeschlachtet. Redet man also über die Schuld des Mörders, redet man über die Mitschuld seiner Familie? Wird in dem Interview darüber gesprochen, welche Strafe solche Menschen verdient haben?

Wird die Lücke im Strafrecht thematisiert, die oft genug die Gerichte zwingt, die eigentlichen Hintermänner - die Väter, die älteren Brüder - freizusprechen, weil der von der Familie mit dem Mord Beauftragte dazu vergattert wurde, alle Schuld auf sich zu nehmen?

Nichts davon; jedenfalls fast nichts. Nicht über die Schuld der Familie und des Mörders wird geredet, sondern über angebliche Versäumnisse der Behörden. Nicht über die angemessene Strafe für eine solche Tat macht sich Ciftlik Gedanken, sondern über Maßnahmen, die von den Behörden hätten kommen sollen.

Über das Abscheuliche, das Viehische einer solchen Bluttat an einer nahen Angehörigen verliert der Abgeordnete Ciftlik in dem Interview kein Wort. Stattdessen sagt er über den Mörder Ahmad Obeidi:
Es gab keinen Bereich, in dem Ahmad Selbstwertgefühl hätte aufbauen können: kein Schulabschluss, kein angesehener Job, keine Perspektive. Er hat in all diesen Bereichen nichts zu bieten.

Ahmad wollte wenigstens in der Familie Autorität und Respekt genießen, auch das ist ihm nicht gelungen, zumindest nicht bei Morsal – deswegen brachte er sie um. Söhne wie Ahmad werden von Geburt an so erzogen, dass sie meinen, die vermeintliche Ehre ständig verteidigen zu müssen. Gewalt kommt immer dann ins Spiel, wenn ein Mann nicht fähig ist, mit Niederlagen umzugehen.
Ich versuche mir vorzustellen, wie die Medien reagiert hätten, wenn ein Abgeordneter die Tat von Neonazis, sagen wir der Solinger Brandstifter, so verständnisvoll psychologisierend eingeordnet hätte. Wenn er gesagt hätte, diese jungen Rechtsextremen hätten gemeint, Deutschland gegen Eindringlinge verteidigen zu müssen. Sie seien zu Brandstiftern geworden, weil sie nicht fähig gewesen seien, mit ihren Niederlagen im Leben umzugehen.



Es wäre falsch, Bülent Ciftlik persönlich einen Vorwurf zu machen. Er denkt so, er redet so, wie das im linken Spektrum üblich ist, und weit in das liberale hinein:

Wenn Verbrechen geschehen, dann fragt man (es sei denn, es sind Nazi- Verbrechen) nicht nach der Schuld der Täter, sondern nach Versäumnissen der Behörden, nach dem "Versagen der Gesellschaft".

Die Abhilfe sieht man nicht darin, die Täter ihrer gerechten Strafe zuzuführen und potentielle andere Täter damit abzuschrecken; vor allem aber wertebildend und damit generalpräventiv zu wirken. Sondern man macht sich Gedanken über von den Behörden zu ergreifende präventive, ja oft nachgerade therapeutische Maßnahmen.

Ganz so, als sei ein Mörder einer, der das Pech hatte, in ungüstigen Verhältnissen aufzuwachsen, die falschen Werte gelehrt zu bekommen, in eine Konfliktsituation zu geraten.

Ein Mörder ist aber einer, der sich aus freien Stücken dafür entschieden hat, die Gesetze zu brechen; die des Staats, die der Menschlichkeit. Menschen wie diesem Ahmad Obeidi, ihren Familien, ihrem sozialen Umfeld muß klargemacht werden, daß eine solche Mordtat etwas Böses ist.

Man muß versuchen, sie zur Reue und zur Buße zu bewegen. Stattdessen behandelt man sie so, als seien sie selbst arme Opfer der Gesellschaft und von untätigen Behörden.

Wie will man mit einer solchen Politik solche Taten verhindern? Für einen Staat, für eine Gesellschaft, die sich derartig permissiv verhalten, die offenbar dem kriminellen Wertesystem solcher Familien keine anderen überzeugenden Werte entgegensetzen können, werden diese Leute doch nur Verachtung empfinden.

Auch wenn das natürlich nicht beabsichtigt ist - mit einer Sozialklempner- Politik, wie Ciftlik sie exemplarisch repräsentiert, kommt man solchen Verbrechern nicht nur nicht bei, sondern man stärkt sie nachgerade in ihrem kriminellen Weltbild; auch wenn man das natürlich nicht will.

"Ich kenne Jugendliche, die sich schlapp darüber lachen, wie die Behörden - allen voran die Polizei - in Deutschland vorgehen", sagt Ciftlik in einem Augenblick der Einsicht. Sie lachen über genau jene Rezepte, die Ciftlik anempfiehlt.



Für Kommentare zu diesem Artikel gibt es einen Thread in "Zettels kleinem Zimmer". Dort findet man auch eventuelle Aktualisierungen und Ergänzungen.