Im Wahlkampf hatten sich an ihm die Geister geschieden, aber nach seinem Sieg gab es so etwas wie eine Liebesgeschichte zwischen den Franzosen und Sarkozy.
Diese Selbstsicherheit, diese Entschlossenheit, weltweit und in Europa die Interessen Frankreichs durchzusetzen, diese Dynamik - das faszinierte viele der Franzosen, die unter Chiracs Lethargie gelitten hatten. In seinen ersten Amtsmonaten hatte Sarkozy glänzende Umfragewerte.
Vorbei. Statt Dynamik sahen Viele in Frankreich bei Sarkozy zunehmend einen hektischen Aktionismus. Statt Selbstsicherheit entdeckte man die Selbstdarstellung eines Egomanen. Und statt ihn als Förderer der Größe Frankreichs zu bewundern, kam vielen Franzosen Sarkozy immer mehr als ein peinliches Aushängeschild ihrer großen Nation vor.
Die Liebesgeschichte zwischen den Franzosen und ihrem Präsidenten ist so schnell zu Ende gegangen, wie sie begonnen hatte. Er hatte die Rupture versprochen, den Bruch mit der Vergangenheit. Jetzt erlebt er die Rupture der Franzosen mit ihm.
Das Faß zum Überlaufen gebracht hat die Art, wie dieser Präsident mal eben so nebenbei geheiratet hat. Unangekündigt. Ohne offizielle Feierlichkeiten. Fast wie ein Ausreißer, der gegen den Willen seiner Eltern mit seiner Gspusi zur Heirat nach Gretna Green fährt, oder nach Las Vegas.
So etwas macht ein Präsident nicht.
Daß er, kaum geschieden, schon wieder heiraten wollte, nun gut, das hätte M. Dupont, das hätte Mme Dupond akzeptiert. Zumal die Neue ja fast aussieht wie die Bisherige; man hätte sich kaum umgewöhnen müssen.
Aber doch nicht ohne eine große Zeremonie! Doch nicht so völlig ohne die dem Amt, dieser Quasi- Monarchie der V. Republik, angemessenen Feierlichkeiten! Doch nicht ohne die Würde, die zum öffentlichen Leben Frankreichs gehört, so, wie das gute Essen zum privaten.
Jean-Louis Debré, Sohn des legendären Michel Debré, langjähriger Präsident der Nationalversammlung und jetzt Präsident des Conseil Constitutionel, der ähnliche Funktionen hat wie bei uns das Bundes- Verfassungsgericht - kein Geringerer als dieser Mann aus seiner eigenen Partei hat Sarkozy so scharf gerügt, wie das vermutlich noch nie einem Präsidenten Frankreichs durch einen Präsidenten des Verfassungsrats widerfahren ist.
Gestern vom Sender Radio-J. zu Sarkozys heimlicher Hochzeit befragt, sagte Debré unter anderem:
Eine Einzelstimme? Nein, gewiß nicht. Laut einer aktuellen Umfrage des Instituts LH2 ist die Popularität Sarkozys drastisch gefallen. Nur noch 41 Prozent der Franzosen haben von ihm eine positive Meinung, 55 Prozent eine negative.
Das ist ein Absturz um 13 Prozentpunkte innerhalb eines Monats und ein Rückgang um 26 Prozentpunkte seit Juli, als die Liebesaffäre der Franzosen mit diesem Präsidenten auf ihrem Höhepunkt gewesen war. Es habe selten Beispiele dafür gegeben, daß so viele Franzosen einem Präsidenten so schnell "von der Fahne gegangen" seien, kommentierte das der Chef- Politologe von LH2, François Miquet-Marty.
Als ersten Grund für ihre Enttäuschung nennen die Franzosen die allgemeine Wirtschaftslage und die sinkende Kaufkraft. Aber schon an nächster Stelle rangiert die "désapprobation de son style personnel", die Mißbilligung seines persönlichen Stils. Drei Viertel der Befragten (76 Prozent) lehnen das "affichage de la vie privée" ab, das Plakatieren des Privatlebens.
Plakatieren - das heißt das öffentliche Herumturteln wie zwei verliebte Teenager. Dort hingegen, wo man Öffentlichkeit hätte erwarten dürfen - bei einer standesgemäßen, sozusagen amtswürdigen Gestaltung der Hochzeit mit Carla Bruni - hat Sarkozy sich erneut nicht so so benommen, wie die Franzosen das von ihrem Präsidenten erwarten.
"Du sublime au ridicule il n'y a qu'un pas", soll Bonaparte gesagt haben - vom Erhabenen zum Lächerlichen sei es nur ein Schritt. Den hat der Präsident Sarkozy jetzt sozusagen als Schritt in die Ehe getan.
Diese Selbstsicherheit, diese Entschlossenheit, weltweit und in Europa die Interessen Frankreichs durchzusetzen, diese Dynamik - das faszinierte viele der Franzosen, die unter Chiracs Lethargie gelitten hatten. In seinen ersten Amtsmonaten hatte Sarkozy glänzende Umfragewerte.
Vorbei. Statt Dynamik sahen Viele in Frankreich bei Sarkozy zunehmend einen hektischen Aktionismus. Statt Selbstsicherheit entdeckte man die Selbstdarstellung eines Egomanen. Und statt ihn als Förderer der Größe Frankreichs zu bewundern, kam vielen Franzosen Sarkozy immer mehr als ein peinliches Aushängeschild ihrer großen Nation vor.
Die Liebesgeschichte zwischen den Franzosen und ihrem Präsidenten ist so schnell zu Ende gegangen, wie sie begonnen hatte. Er hatte die Rupture versprochen, den Bruch mit der Vergangenheit. Jetzt erlebt er die Rupture der Franzosen mit ihm.
Das Faß zum Überlaufen gebracht hat die Art, wie dieser Präsident mal eben so nebenbei geheiratet hat. Unangekündigt. Ohne offizielle Feierlichkeiten. Fast wie ein Ausreißer, der gegen den Willen seiner Eltern mit seiner Gspusi zur Heirat nach Gretna Green fährt, oder nach Las Vegas.
So etwas macht ein Präsident nicht.
Daß er, kaum geschieden, schon wieder heiraten wollte, nun gut, das hätte M. Dupont, das hätte Mme Dupond akzeptiert. Zumal die Neue ja fast aussieht wie die Bisherige; man hätte sich kaum umgewöhnen müssen.
Aber doch nicht ohne eine große Zeremonie! Doch nicht so völlig ohne die dem Amt, dieser Quasi- Monarchie der V. Republik, angemessenen Feierlichkeiten! Doch nicht ohne die Würde, die zum öffentlichen Leben Frankreichs gehört, so, wie das gute Essen zum privaten.
Jean-Louis Debré, Sohn des legendären Michel Debré, langjähriger Präsident der Nationalversammlung und jetzt Präsident des Conseil Constitutionel, der ähnliche Funktionen hat wie bei uns das Bundes- Verfassungsgericht - kein Geringerer als dieser Mann aus seiner eigenen Partei hat Sarkozy so scharf gerügt, wie das vermutlich noch nie einem Präsidenten Frankreichs durch einen Präsidenten des Verfassungsrats widerfahren ist.
Gestern vom Sender Radio-J. zu Sarkozys heimlicher Hochzeit befragt, sagte Debré unter anderem:
L'autorité de l'Etat et la légitimité conférée par le peuple supposent une certaine retenue et une certaine dignité dans la fonction. (...)
Il faut éviter toute dérive. Nos institutions confèrent un certain statut. Il ne faut pas abandonner ce statut. (...)
Aussi bien de Gaulle que Pompidou, Giscard, Mitterrand ou Chirac ont eu une certaine conception du rôle de président de la République. Cette conception était avec une certaine retenue.
Die Autorität des Staats und die durch das Volk verliehene Legitimität verlangen eine bestimmte Zurückhaltung und eine bestimmte Würde des Amts. (...)
Es gilt, jede Entgleisung zu vermeiden. Unsere Institutionen verleihen einen bestimmten Status. Dieser Status darf nicht aufgegeben werden. (...)
De Gaulle hatte ebenso wie Pompidou, Giscard, Mitterand und Chirac eine bestimmte Konzeption von der Rolle des Präsidenten. Diese Konzeption beinhaltete eine bestimmte Zurückhaltung.
Eine Einzelstimme? Nein, gewiß nicht. Laut einer aktuellen Umfrage des Instituts LH2 ist die Popularität Sarkozys drastisch gefallen. Nur noch 41 Prozent der Franzosen haben von ihm eine positive Meinung, 55 Prozent eine negative.
Das ist ein Absturz um 13 Prozentpunkte innerhalb eines Monats und ein Rückgang um 26 Prozentpunkte seit Juli, als die Liebesaffäre der Franzosen mit diesem Präsidenten auf ihrem Höhepunkt gewesen war. Es habe selten Beispiele dafür gegeben, daß so viele Franzosen einem Präsidenten so schnell "von der Fahne gegangen" seien, kommentierte das der Chef- Politologe von LH2, François Miquet-Marty.
Als ersten Grund für ihre Enttäuschung nennen die Franzosen die allgemeine Wirtschaftslage und die sinkende Kaufkraft. Aber schon an nächster Stelle rangiert die "désapprobation de son style personnel", die Mißbilligung seines persönlichen Stils. Drei Viertel der Befragten (76 Prozent) lehnen das "affichage de la vie privée" ab, das Plakatieren des Privatlebens.
Plakatieren - das heißt das öffentliche Herumturteln wie zwei verliebte Teenager. Dort hingegen, wo man Öffentlichkeit hätte erwarten dürfen - bei einer standesgemäßen, sozusagen amtswürdigen Gestaltung der Hochzeit mit Carla Bruni - hat Sarkozy sich erneut nicht so so benommen, wie die Franzosen das von ihrem Präsidenten erwarten.
"Du sublime au ridicule il n'y a qu'un pas", soll Bonaparte gesagt haben - vom Erhabenen zum Lächerlichen sei es nur ein Schritt. Den hat der Präsident Sarkozy jetzt sozusagen als Schritt in die Ehe getan.
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