29. Juni 2012

Zitat des Tages: Heroisches Italien, am Boden zerstörte Deutsche. Ein Wort des Trostes


Finisce come sempre, con gli italiani che si abbracciano e i tedeschi, annichiliti e increduli. (Es endete wie immer - mit Italienern, die sich umarmen und Deutschen, am Boden zerstört und fassungslos).
Die italienische Tageszeitung Leggo über das gestrige Spiel. Überschrift: "Italia eroica" - Heroisches Italien.

Kommentar: Ja, wie immer bei solchen Turnieren. Diesmal wohl besonders bitter, weil man sich seiner Sache so sicher gewesen war. Hochmut kommt vor den Fall, wie meine Großmutter gern sagte.

Zum Trost möchte ich auf das hinweisen, was ich vor vier Jahren zur EM 2008 geschrieben habe, über die Rolle des Zufalls im Fußball, über die Dynamik nichtlinearer Systeme: Fußball-EM und Transitivität. Was passiert, wenn zwei hartgekochte Eier gegeneinander gestoßen werden?; ZR vom 27. 6. 2008.

Und falls die beiden hartgekochten Eier Sie nicht trösten, dann mögen Sie vielleicht lesen, warum just dieses Element des Zufalls, warum die darin liegende Ungerechtigkeit den Fußball so schön macht: Warum ist der Fußball eine so attraktive Sportart?; ZR vom 12. 6. 2010.

Das Spiel gestern entwickelte eine Dynamik, die gegen Deutschland lief. Am Anfang war die deutsche Mannschaft überlegen gewesen. Hätte sie - Zufall! - die eine oder andere Torchance in dieser Phase verwerten können, dann hätte sich vielleicht eine ganz andere Dynamik entwickelt. Am Ende dieses Spiels hätte man Italien am Boden zerstört und die deutschen Spieler einander umarmend sehen können.

Es gibt Sportarten, in denen meist der Bessere gewinnt; Dressurreiten zum Beispiel. Das sind gerechte, also langweilige Sportarten. Der Fußball ist auch deshalb so schön, weil er ungerecht ist. In diesem Fall dürften die beiden Mannschaften ungefähr gleich stark sein. Gewonnen hat, wem die Götter ihre Huld gewährten.­
Zettel



© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Titelbild: In seinem Amtssitz, dem Quirinalspalast, empfängt am 15. November 2011 Staatspräsident Napolitano den Spieler Mario Balotelli und den Nationaltrainer Cesare Prandelli. Als Werk der Regierung der italienischen Republik gemeinfrei.