20. Juni 2012

Marginalie: Mubaraks Söhne durften nicht ans Sterbebett ihres Vaters

Ob Hosni Mubarak nun im Augenblick schon klinisch tot ist oder nicht - jedenfalls liegt er, oder lag er, im Sterben.

Seine beiden Söhne Alaa und Gamal wollten an seinem Sterbebett bei ihm sein. Sie sind derzeit im Kairoer Tora-Gefängnis inhaftiert; beide wegen "Börsenbetrugs". Dort befand sich auch ihr Vater bis gestern.

Als sich der Zustand des gestürzten Präsidenten verschlechterte, wurde er in das Maadi-Militärkrankenhaus verlegt. Seinen Söhnen wurde es verwehrt, den sterbenden Vater dorthin zu begleiten.

Diese Meldung geht auf das arabische Programm von Al-Arabia TV zurück. Gefunden habe ich sie in der englischsprachigen Online-Ausgabe von Al Ahram.



Ich hatte diese WebSite aufgesucht, um den neuesten Stand der Stimmenauszählung für die Wahl von Mubaraks Nachfolger zu finden. Es gibt aber noch immer nichts Neues: Beide Seiten - die des Islamisten Mohamed Morsi und diejenige des säkularen Ahmed Shafiq - reklamieren den Sieg für sich. Das offizielle Ergebnis wird erst am morgigen Donnerstag verkündet werden.

Im Middle East Forum (MIF) hat ein Nahost-Experte vom konservativen David Horowitz Freedom Center, Raymond Ibrahim, gestern die Situation nach den Wahlen in Ägypten analysiert.

Er sieht einen Propagandafeldzug der Moslembrüder: Sie haben drei Tage lang mit großem Medienecho verbreitet, daß ihr Kandidat Mohamed Morsi der Sieger sei. Gewinnt er tatsächlich, umso besser für sie. Ergibt die Auszählung aber, daß er verloren hat und Ahmed Shafiq der Sieger ist, dann ist der Grundstein für eine Kampagne "Die Wahl wurde gefälscht" gelegt.

Ich stimme dieser Analyse zu. Sie entspricht dem, was Sie am Ende meiner ersten Wahlanalyse vom Sonntag lesen konnten (Wahlbetrug à la Ägypten. Was die beiden Lager einander alles vorwerfen; ZR vom 17. 6. 2012).

Allerdings folgt daraus nicht, daß nicht Morsi wirklich der Sieger ist. Daß er es ist, dafür sprechen die Zahlen von Al Ahram (In Ägypten sieht es nach einem ganz knappen Sieg Morsis aus; ZR vom 18. 6. 2012).

Dessen Redaktion ist gewiß nicht der Sympathie für die Moslembrüder verdächtig. Als sie vor dem ersten Wahlgang eine interne Abstimmung veranstaltete, bekam Morsi nur eine von 34 Stimmen der Redakteure (Die Christen könnten den Wahlausgang in Ägypten entscheiden; ZR vom 24. 5. 2012). ­
Zettel



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