11. Juni 2012

Marginalie: Breivik ist nicht schizophren. Sagt ein Team von Experten

Um den Breivik-Prozeß ist es in unseren Medien still geworden. Dessen zentrale Frage ist aber noch immer unbeantwortet: Leidet Anders Breivik unter einer paranoiden Schizophrenie und ist er damit schuldunfähig, oder ist er ein Psychopath - zwar auch eine gestörte Persönlichkeit, aber voll verantwortlich für das, was er getan hat?

Jetzt ist ein weiterer Schritt zur Beantwortung dieser Frage getan. Wie beispielsweise "Sueddeutsche.de" berichtet, sagten am heutigen Prozeßtag Mitglieder eines Teams von nicht weniger als 18 Psychiatern und Psychologen aus. Sie hatten Breivik, seit er inhaftiert ist, gründlich beobachtet.

Nachdem die Beobachtungsphase zu Ende war, griff man zu einem ungewöhnlichen Mittel: der geheimen Abstimmung. So sollte offenbar vermieden werden, daß sich der eine Kollege vom Urteil des anderen beeinflussen ließ. Die Chefin des Teams, Maria Sigurjonsdottir, faßte die Meinung der großen Mehrheit (16 von 18) der Ärzte und Psychologen zusammen: Breivik war "fokussiert, organisiert und sprach immer kohärent".

Ein anderer Experte, der Klinische Psychologe Eirik Johannesen, sagte, er sei "absolut überzeugt" von Breiviks geistiger Gesundheit. In Anbetracht seiner Ideologie sei er nicht therapierbar.

Diese Aussagen bestätigen das, was Sie zu diesem Fall in ZR lesen konnten:
  • Propaganda der Tat. Die mörderische Logik des Terrorismus, von der RAF über die Kaida bis zu Behring Breivik; ZR vom 25. 7. 2011

  • Marginalie: Ist Anders Behring Breivik schuldunfähig?; ZR vom 30. 11. 2011

  • Ist Anders Breivik schuldunfähig? Über den Unterschied zwischen einer paranoiden Schizophrenie und einer paranoiden Persönlichkeitsstörung; ZR vom 13. 1. 2012

  • Marginalie: Warum ist es so schwer, zu beurteilen, ob Anders Breivik schuldfähig ist? Eine Anmerkung zu dem neuen psychiatrischen Gutachten; ZR vom 10. 4. 2012

  • Zitat des Tages: Breivik, der Wahn, die Gesellschaft; ZR vom 17. 4. 2012
  • Die Auffassung, die Sie in diesen Artikeln vertreten finden, lautet: Es gibt Grenzfälle, in denen es sehr schwierig ist, differentialdiagnostisch zwischen einer paranoiden Persönlich­keits­störung und einer paranoiden Schizophrenie zu unterscheiden. Breivik ist ein solcher Grenzfall; aber das Fehlen von Schizophrenie-typischen Symptomen außer einem möglichen Wahn spricht gegen eine Schizophrenie.

    Die Experten sehen das offenbar genauso. Für eine mit Verve vorgetragene andere Meinung meines geschätzten Blogger­kollegen vom "American Viewer" siehe hier.
    Zettel



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