13. Oktober 2008

Zitate des Tages: Die heimtückische Naivität der Sarah Palin. Nebst einer Anmerkung über die Rollenspiele Barack Obamas

Sarah Palins Naivität ist so bodenlos, dass man fast schon glauben mag, es stecke doch böse Absicht dahinter. (...) Ohne Hemmungen behauptet sie, Obama würde sich "mit Terroristen abgeben" und versucht ihm eine enge Verbindung zu dem Bombenleger William Ayers aus den siebziger Jahren anzuhängen. Nun hat Ayers in der Vergangenheit tatsächlich ein paar schlimme Dinge angestellt - aber Obama kennt den Mann (der heute als Universitätsprofessor in Chicago lehrt) nur flüchtig.

Peter Ross Range am 12. Oktober 2008 in "Spiegel- Online" unter der Überschrift "Palins Naivität kann so heimtückisch sein".


Obama's political career was launched with Ayers giving him a fundraiser in his living room.

(Obamas politische Karriere nahm ihren Anfang, als Ayers für ihn in seinem Wohnzimmer eine Finanzierung organisierte.)

Charles Krauthammer, Träger des Pulitzer- Preises, in der Washington Post vom 10. Oktober 2008.


Senator Obama served on a board with Mr. Ayers for a period of time, the Woods Fund, which was a paid directorship position.

(Senator Obama amtierte zusammen mit Mr. Ayers eine zeitlang in demselben Verwaltungsrat, dem [des] Woods Fund. Dies war eine bezahlte Direktorenstelle.)

Senatorin Hillary Clinton, zitiert in The Nation in der Ausgabe vom 1. Mai 2008.


From 1995 to 1999, he [Obama] led an education foundation called the Chicago Annenberg Challenge (CAC), and remained on the board until 2001. The group poured more than $100 million into the hands of community organizers and radical education activists. The CAC was the brainchild of Bill Ayers.

(Von 1995 bis 1999 leitete er [Obama] eine Bildungs- Stiftung namens Chicago Annenberg Challenge (CAC) und blieb bis 2001 im Verwaltungsrat. Die Gruppe pumpte mehr als $100 Millionen Dollar in die Hände von Gemeinde- Organisatoren und extremistische Bildungs- Aktivisten. Das CAC war das geistige Kind von Bill Ayers.)

Stanley Kurtz im Wall Street Journal vom 23. September 2008.



Kommentar: Die Beziehungen zwischen Ayers und Obama in dessen Chicagoer Zeit hat Stanley Kurtz für das National Review in einer dreiteiligen Serie anhand von Dokumenten, deren Freigabe er unter dem Freedom of Information Act erzwang, penibel recherchiert. Diese und weitere Informationen hat er für einen Artikel im Wall Street Journal vom 23. September verarbeitet.

Ayers war einer der drei Antragsteller für die Finanzierung des Chicago Annenberg Challenge (CAC), jener Organisation, deren Leiter des Direktoriums (Chairman of the Board) dann Obama wurde.

Ayers war eines von fünf Mitgliedern der Kommission, die Obama für diesen Posten auswählte.

In seiner Funktion als Leiter des Direktoriums war Obama für die Finanzen des CAC zuständig. Das zweite Gremium neben dem Direktorium war die "Collaborative" des CAC, die für die Bildungspolitik zuständig war. Einer der beiden Leiter dieses Gremiums war Ayers.

Soviel zu den Fakten und zu der "flüchtigen Bekanntschaft".

Die aus meiner Sicht beste Bewertung dieser Fakten hat - wie so oft - Charles Krauthammer in dem zitierten Kommentar in der Washington Post vom vergangenen Freitag formuliert, in dem es auch um Obamas Beziehungen zu zwei anderen fragwürdigen Gestalten, dem Pastor Wright und dem Geschäftsmann Rezko geht:
Why are these associations important? (...) They tell us two important things about Obama.

First, his cynicism and ruthlessness. He found these men useful, and use them he did. (...)

Second, and even more disturbing than the cynicism, is the window these associations give on Obama's core beliefs. He doesn't share the Rev. Wright's poisonous views of race nor Ayers's views, past and present, about the evil that is American society. But Obama clearly did not consider these views beyond the pale. For many years he swam easily and without protest in that fetid pond.

Warum sind diese Verbindungen wichtig? (...) Sie sagen uns zwei wichtige Dinge über Obama.

Erstens, sein Zynismus und seine Skrupellosigkeit. Er fand diese Männer nützlich, und er benutzte sie. (...)

Noch beunruhigender als der Zynismus ist zweitens der Einblick, den diese Verbindungen in Obamas Grundüberzeugungen geben. Er teilt nicht die vergiftenden Auffassungen des Pastors Wright zur Rassenthematik und die Auffassungen, die Ayers zur amerikanischen Gesellschaft hatte und hat, nämlich daß sie das Böse ist. Aber Obama sah diese Auffassungen eindeutig nicht als außerhalb jeder Diskussion stehend an. Jahrelang schwamm er leichthin in diesem übelriechenden Tümpel, ohne zu widersprechen.



Barack Obama erschien mir am Anfang des Vorwahlkampfs nur als ein begnadeter, charismatischer Redner. Als ich dann merkte, wie er diese Fähigkeiten einsetzte, um sich den Massen als Erlöser darzustellen, sah ich ihn auch als einen bedenkenlosen Populisten.

Dann hat mich verblüfft, wie er von einem Tag auf den anderen von Erlöser auf Staatsmann umschaltete. Sobald er Hillary Clinton geschlagen hatte, war es vorbei mit der Heilung der USA; jetzt gab Obama sich seriös.

Da wurde mir zum ersten Mal das Chamäleonhafte Obamas klar, diese unglaubliche Fähigkeit, von der einen Rolle in die andere zu schlüpfen. Ein Opportunist.

Inzwischen scheint mir, daß Obama nie etwas anderes gemacht hat, als die Rollen zu wechseln.

Er war der perfekte Schüler in Indonesien, angepaßt an seine islamische Umwelt, ohne selbst Moslem zu sein.

Er war der perfekte Affirmative- Action- Student in Harvard. Er schaffte es, das Harvard Law Review perfekt zu leiten, ohne selbst einen einzigen wissenschaftlichen Artikel darin zu publizieren.

Er war ultralinks, als er das CAC leitete.

Er war der charismatische Erlöser, als er diese Pose gegen die spröde Hillary Clinton brauchen konnte. Er ist jetzt der verantwortungsbewußte, bedächtige Obama, gegen den John McCain schon fast wie ein jugendlicher Feuerkopf aussehen soll.

Jeder dieser Rollenwechsel gelang Obama perfekt. Er wird auch die Rolle des 44. Präsidenten der USA perfekt geben können.

Nur, was wird sein, wenn in diesem Amt Charakter gefragt ist, statt Rollenspiel?



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