20. Oktober 2008

Zitat des Tages: Lesen! Eine kleine Anmerkung zum großen Gottschalk

Die sollen ihren Schopenhauer lesen und mich in Ruhe lassen!

Thomas Gottschalk über jene, die sich "für so was für zu intelligent halten". Sowas, das ist laut Gottschalk "mitunter albernes, aber schmerzfreies Unterhaltungsfernsehen".

Das Zitat stammt aus einem heute erschienen "Spiegel"- Gespräch; ich habe es der zugehörigen Vorabmeldung entnommen.

Kommentar: Ein ausgezeichneter Vorschlag von Thomas Gottschalk! Und aus meiner Sicht keineswegs auf die von ihm genannte Personengruppe zu beschränken.

Erfreulicherweise gibt es eine gute und preiswerte Schopenhauer- Ausgabe, nämlich die von Ludger Lütkehaus herausgegebenen "Gesammelten Werke". Bei Haffmanns erschienen, von Zweitausendeins vertrieben und für 39,90 (Broschur) bzw. 69,90 Euro (limitierte und numerierte Vorzugsausgabe; Leinen, mit Kopfschnitt und Fadenheftung) zu haben.

Wenn Sie die broschierte Ausgabe nehmen, dann haben Sie für den Preis von einmal Essengehen 3648 Seiten feinste Philosophie. Wenn Sie die Vorzugsausgabe nehmen, dann haben Sie zum Preis von einmal etwas gehobener Essengehen fünf Bücher erworben, die auch äußerlich vom Feinsten sind.

Und wer sich mit Schopenhauer nicht gleich das Gehirn vollschlagen möchte, sondern ihn erst mal geistig kosten, dem empfehle ich die Aufzeichnungen aus dem Nachlaß, auch sie bei Zweitausendeins zu haben.



Jetzt erwarten Sie, daß ich in ein paar Worten sage, warum ich Schopenhauer schätze?

Also gut, ich will es versuchen:

Weil er Kant weiterzudenken versucht hat, statt, wie Hegel, Fichte und ihre Gefolgsleute aus einer kritischen Philosophie eine idealistische hervorzuzaubern.

Weil er, wie auch Kant selbst, die Philosophie als Grundlegung und Ergänzung der Naturwissenschaften verstand. Eine seiner ersten Arbeiten befaßte sich mit der Physiologie des Farbensehens, und zeitlebens hat er die Fortschritte der Naturwissenschaften genau verfolgt.

Weil er ein gründlicher, präziser und ehrlicher Denker war. Ein unabhängiger Selbstdenker wie Sokrates, Augustinus, Descartes, Lichtenberg.

Und nicht zuletzt, weil er ein wunderbares Deutsch geschrieben hat; darin seinem Meister Kant weit überlegen, ganz zu schweigen von dem von ihm verachteten Hegel.

Wenn Sie sich, lieber Leser, einmal wieder - freiwillig oder weil eine Pflicht es verlangt - an Hegels verwaschenem, hochtrabendem Gerede abgemüht und ihn nicht verstanden haben: Machen Sie sich nichts daraus. Hegel hat sich selbst vielleicht auch nicht verstanden. Gönnen Sie sich zur Erholung, und zur Reinigung des Geistes, ein paar Seiten Schopenhauer!



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