28. Januar 2024

Nachfragesteuerung beim Stromverbrauch: die Planwirtschaft steht vor der Tür

ein Gastbeitrag von Frank2000.

Mir wurde per Brief mitgeteilt, dass in meinem Haus ein "Smart Meter" eingebaut wird. Deswegen habe ich mich dazu mal schlau gemacht:

1. Es gibt keine legale Möglichkeit, sich dagegen zu wehren.

2. In dem Brief steht als kleine Lüge, dass mich "der Gerätetausch" nichts kostet. Das ist in so weit eine Lüge, als dass die Netzbetreiber die Kosten per Gesetz komplett umlegen dürfen; der TAUSCH wird zwar nicht eigenständig kostenpflichtig ausgewiesen. Aber der BESITZ des Smart Meters kostet mich dann sehr wohl. Und alle Kosten werden dann halt auf diese Monats- oder Jahreskosten umgelegt.

23. Januar 2024

Jorge Luis Borges, "Die Ankunft des Menschen auf dem Mond" (1985)





(Jorge Luis Borges und Osvaldo Ferrari in Borges' Wohnung, 1984)

Osvaldo Ferrari: Es gibt ein besonderes Merkmal für unsere Zeit, das Sie in besonderer Weise beeindruckt zu haben scheint, Borges, von dem aber allgemein wenig die Rede ist. Ich rede hier von der Reise der Menschen zum Mond.

Jorge Luis Borges: Ja; ich habe darüber ein Gedicht verfaßt. Aber die meisten Menschen neigen dazu, die Bedeutung dieses Themas abzutun oder zu vernachlässigen, das den größten Erfolg unseres Jahrhunderts darstellt – und zwar aus politischen, also zufälligen und unwichtigen Gründen. Und so seltsam es scheinen mag: es ist oft mit der Entdeckung Amerikas verglichen worden. Eigentlich verbietet sich das, aber es passiert trotzdem häufig. Natürlich führt das Wort „Entdeckung“ die Menschen in die Irre: sie haben immer von der „Entdeckung Amerikas“ gehört, und deshalb reden sie von der „Entdeckung des Mondes.“ Aber es geht hier um etwas anderes, wie mir scheint. Sobald einmal der Schiffsbau erfunden worden war, und Ruder, Masten und Segel zur Verfügung standen, war die Entdeckung Amerikas nur noch eine Frage der Zeit. Ich würde sogar sagen, daß es frivol ist, von „der“ Entdeckung Amerikas zu reden; man sollte lieber von „den Entdeckungen Amerikas“ sprechen, weil es so viele davon gab. Wir können im Bereich der Mythen und Legenden beginnen – mit Atlantis, das wir in den Seiten Platons und Senecas finden, und den Reisen des Heiligen Brendan, auf denen er zu Inseln gelangte, auf denen silberne Jagdhunde goldene Hirsche hetzten. Lassen wir solche Legenden einmal beiseite, hinter denen sich möglicherweise verzerrte Reiseschilderungen verbergen, und dann landen wir im zehnten Jahrhundert. Und dort stoßen wir auf ein ganz bestimmtes Jahr, und die Fahrten eines ganz bestimmten Mannes, eines Wikingers, der aber auch, wie so viele Männer seiner Zeit und aus jenen Ländern, der Mörder war. Es heißt, daß Erik, Erik der Rote, mehrere Männer in Norwegen auf dem Gewissen hatte, wie wir heute zu sagen pflegen. Aus diesem Grund mußte er nach Island fliehen, wo er weitere Morde beging und weiter nach Westen flüchten mußte. Wir dürfen uns vorstellen, daß die Entfernungen damals größer waren als sie es heute sind, denn die zurückgelegte Distanz ergibt sich aus der Zeit, die dafür benötigt wird. So erreichte er mit seinen Schiffen eine Insel die er „Grünland“ nannte. Auf Isländisch heißt es „greneland,“ soweit ich weiß. Dafür bieten sich zwei Erklärungen an: daß der Name auf die grüne Farbe zurückgeht, was unwahrscheinlich scheint – oder daß Erik ihm den Namen „grünes Land“ („Grönland“) gab, um Siedler anzulocken. Erik der Rote ist ein passender Name für einen Helden, nicht wahr, noch dazu einen aus dem Norden.

20. Januar 2024

Das Spiel mit dem Feuer. Ein Gedankensplitter.

Vor einigen Wochen hatte ich einen Artikel begonnen, der sich mit der derzeitigen Situation in den USA beschäftigt und die Frage stellt, ob die Amerikaner auf dem Weg in den Bürgerkrieg sind. Denn auch wenn das erst einmal dramatisch (oder dramatisiert) klingen mag, so ist vielen amerikanischen Linken vermutlich nicht bewusst (oder es ist ihnen egal) welche Folgen es haben würde, wenn sie die Wahl von Donald Trump rechtlich zu verbieten suchen.

Nun haben wir eine zunehmend ähnliche Situation in Deutschland, noch nicht so zugespitzt wie in den USA, aber auch hier sind sich viele Linke so gar nicht darüber bewusst mit welchem Feuer sie da eigentlich spielen und was die Folgen ihres politischen Husarenlaufes am Ende gut sein können.

7. Januar 2024

Randbemerkung: Republik der Hetze

Es fiel mir nicht einmal in der Tagespresse auf, sondern bei meinem heutigen Besuch bei Mydealz. Dort gab es heuer einen schönen Deal darüber, dass morgen jedem Trecker-Fahrer bei einem lokalen Hagebaumarkt ein Brötchen mit Würstchen in die Hand gedrückt wird. Lokaler Deal, kann man schön finden oder auch nicht, politisch ist es sicher, und so ist es auch nicht verwunderlich, dass sich da nicht nur Zustimung findet.

3. Januar 2024

Wenn im Bermudadeireck eine Rakete umfällt...





I guess you've heard about the Bermuda Triangle
There's something going on
Nobody seems to know just what it is
And the Air Force won't let on

Ah, down in Bermuda
In the pale blue sea
Way down in Bermuda
Yeah, it's easy to believe
Down in the Triangle
Easy to believe…

Fleetwood Mac, “Bermuda Triangle” (1974)



I.

Es ist gelegentlich angemerkt worden, das eines der Kennzeichen der technologischen Entwicklung, vor allem auf Gebieten, die symbolisch für die „Technik der Zukunft“ stehen, in der Umsetzung von Möglichkeiten und Fähigkeiten, die in Märchen und Legenden der Magie vorbehalten sind, in de Wirklichkeit besteht – auch wenn die harten Gesetze der Physik und Chemie dieser Umsetzung strenge Grenzen setzen. Statt der Siebenmeilenstiefel erfinden die Daniel Düsentriebs dieser Welt Kraftfahrzeuge (ob schienengebunden oder nicht), statt daß ihnen durch Tränke die Gabe des Vogelflugs verliehen wird, besteigen heute pro Jahr 3,8 Milliarden Fluggäste „einen Flieger“ (2019, im Jahr vor Ausbruch des Coronavirus, waren es 4,5 Milliarden; 2020 sank die Zahl dann auf immerhin noch 1,8 Milliarden). Ansichten von weit entfernten Orten vermittelt nicht mehr die Kristallkugel oder das „dritte Aug“ (oberhalb der Zirbeldrüse) seines Sehers, sondern Daguerrotypien, Farbfilme, Fernsehkameras und jetzt die Roboteraugen von 6,94 Milliarden Smartphones, mit denen mittlerweile 85 Prozent der Menschheit ausgestattet sind. Töne werden nicht mehr konserviert, indem sie bei sibirischer Kälte im Horn des Postillons einfrieren, wie es Rudolf Erich Raspe 1785 im fünften Kapitel seines Lebensberichts des Barons von Münchhausen berichtet, sondern durch die Bewegungen eines Abtastnadel auf einer Schallplatte, der Anordnung magnetisierter Eisenfeilspäne auf einem Kunststoffband, den implodierten Bläschen auf der metallbedampften Oberfläche einer Kunststoffscheibe oder den binären Werten einer Audiodatei – auch wenn sich hier eine frappante „Entmaterialisierung“ dieses Vorgangs zeigt, so potenziert sich doch sich doch mit jedem dieser Schritte der davorgeschaltete technische Aufwand, der dies erst möglich macht.

2. Januar 2024

Streiflicht: Umfrage in der FDP

Es ist am Ende schwer zu sagen was die knapp 13,5 Tausend Mitglieder der FDP dazu gebracht hat den Ampel-Zirkus weiter zu führen, vielleicht die Hoffnung irgendwie in den nächsten zwei Jahren noch so viel gutes Wetter machen zu können, dass es vielleicht wenigstens in irgendeinem Landesparlament noch für eine Beteiligung reicht. Auch dürften sich nicht wenige durchaus darüber bewusst gewesen sein, dass, wenn die Ampel in diesen Tagen enden würde, es eben auch das Ende der FDP-Mandate im Bundestag mit sich bringen würde, denn kaum ein Wähler wird sich noch von der FDP, selbst wenn sie es sein sollte, die den Spuk beendet, noch ernsthaft ein weiteres mal hinter die Fichte führen lassen.

31. Dezember 2023

Klimawandel, Corona und die Frage wer was merkt. Ein Gedankensplitter.

Einer der Randaspekte des fortschreitenden Totalitarismus ist der Klimawandel. Die deutsche Gesellschaft (und diverse andere westliche) ist vom menschengemachten Klimawandel zutiefst überzeugt. So sehr, dass sie bereit ist schon die Diskussion dazu ins unmoralische zu verschieben und eventuelle Kritiker des Dogmas aus der öffentlichen Debatte nicht nur auszuschliessen, sondern auch ihre soziale Existenz gegebenenfalls zu vernichten.

Unabhängig von der Frage ob der Klimawandel menschengemacht, überhaupt stattfindet oder wie er sich wirklich abspielt, stellt sich die interessante Frage: Woher wissen wir eigentlich davon? Und damit ist weniger die Frage gemeint woher "die Menschheit" oder "die Wissenschaft" davon weiß, sondern woher wir, als einzelne Menschen, eigentlich davon wissen.

27. Dezember 2023

Dunkle Jahresendgedanken: Auf dem Weg in den Totalitarismus

Es wurde in Zettels Raum schon während der Corona-Zeit mehrfach erwähnt und aufgezeigt: Totalitäre Tendenzen sind inzwischen nicht mehr nur in Randbereichen der Gesellschaft erkennbar, sie sind inzwischen ein völlig selbstverständlicher Teil des Landes geworden. Mithin ist die deutsche Gesellschaft nicht nur auf dem Weg in den Totalitarismus, sondern sie ist in guten Teilen längt angekommen.

Und dieses Krebsgewschwür hat genau genommen nicht erst seit Corona sein Haupt erhoben, es ist schon deutlich länger Teil der Gesellschaft und wird in diversen Bereichen als völlig selbstverständlich und richtig hingenommen. 

8. Dezember 2023

Corona reloaded: Die Kinder und die Masken und die organisierte Verantwortungslosigkeit

Nun ist es mehr oder minder wissenschaftlich fest gehalten: Die Maskenpflicht für Kinder war maximal sinnlos. 

Ach, echt jetzt? Na das ist ja mal eine Überraschung. Wer hätte damit nur rechnen können, dass das Aufsetzen von Kaffeefiltern über einen Sechs- oder Achtstundentag nicht wirklich davor schützen kann einen Virus, der ein vielfaches kleiner ist, als dessen Poren und für Kinder im Prinzip vollkommen ungefährlich ist, zu verbreiten. Bei näherem Nachdenken: Eine ganze Menge Leute. Von diversen Wissenschaftlern (die gerne mal von Propellerkarl und Konsorten als "abgehalftert" oder "längst vergessen" verkaspert wurden) über diverse "Schwurbel-Journalisten" bis zu "Nazi-Politikern". Sogar ein Richter fand sich, der die Maskenmandate aufgrund der nicht vorhandenen Evidenz kurz einkassierte, und dem man prompt ein Verfahren wegen Rechtsbeugung anhängte. Dessen Verurteilung nebenbei, vollkommen unabhängig davon, dass er nun wissenschaftlich bestätigt ist, fest steht. In Deutschland ist Recht zu haben kein Grund nicht gewaltig bestraft zu werden. 

3. Dezember 2023

Richter sind Idioten?

Als 1995 das letzte große Urteil vom Verfassungsgericht zum berühmten "Soldaten sind Mörder" Zitat von Tucholsky gefällt wurde, gab es eine schöne Karikatur dazu, wo ein Soldat mit einem Schild vor dem Verfassungsgericht steht mit einem Schild "Richter sind Idioten". Leider wurde nie getestet, ob die Toleranz der Richter sich auch auf solche Aussagen beziehen würde, die nie die selbe Popularität entfaltet haben. 

Und ich neige dazu zu vermuten: Eher nicht. Denn, obschon die juristische Zunft in Deutschland mit Sicherheit nicht weniger Mist produziert als andere Berufsgruppen, so ist es schon erstaunlich wie kritikunfähig und vor allem ohne jede Selbstkritik der Richterstand durch die deutsche Gesellschaft wandelt. 

2. Dezember 2023

Streiflicht: Und der Winter kam doch.

Heute berichtet die Welt vom Schneechaos in Bayern. Passend dazu fiel mir etwas dazu aus dem Jahr 2000 ein. Mojib Latif, damals vom MPI für Meteorologie, wusste zu sagen
"Winter mit starkem Frost und viel Schnee wie noch vor zwanzig Jahren wird es in unseren Breiten nicht mehr geben"
Dazu wäre zu ergänzen: Der Mann wurde erst im letzten Jahr Präsident(!) der Akademie der Wissenschaften in Hamburg, erklärt uns seit mehreren Jahrzehnten wie schlimm die Welt sich wandelt und ist dafür vom Steuerzahler exzellent versorgt worden und wird das auch weiterhin werden.

Nur das seine Prognosen nicht so richtig eintreffen, das ist halt so eine Sache. Aber das macht ja nichts, frei nach Groucho Marx: "Das sind meine besten Prognosen. Und wenn die nicht eintreffen, habe ich noch andere."
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Llarian

© Llarian. Für Kommentare bitte hier klicken.

22. November 2023

„Heraus aus der Wiege, auf endloser Kreisbahn“: ISS@25




„Die Erde ist die Wiege der Menschheit, aber man kann nicht für immer in der Wiege leben.“ – Konstantin Ziolkowski

Oder, weniger konzise und nicht im Netzjargon gesagt: die Internationale Raumstation feiert Silberjubiläum.

I.

Mitunter gibt es solche Jahrestage, die selbst dem Interessierten nur dann ins Gedächtnis springen, wenn es sie vorher im Terminkalender rot markiert hat, weil sie sonst völlig unauffällig vorbeigehen. Und bei deren unverhofften Aufscheinen ein kleines Erschrecken mitschwingt: SO LANGE ist das schon her? Wo ist die Zeit geblieben?

Ein solcher Termin war vorgestern, am Montag, dem 20. November 2023, zu vermelden. Dort nämlich, genauer gesagt: um 09 Uhr und 40 Minuten nach Mitteleuropäischer Zeit, war es auf die Minute genau ein Vierteljahrhundert her, daß auf dem Kosmodrom Baikonur in Kasachstan, von uns aus gesehen noch 200 Kilometer jenseits der Aralsees gelegen, um 13:20 Uhr Ortszeit von der Startrampe 23 des Komplexes (Площадка) 81 eine Trägerrakete des Typs Proton-K in den strahlendblauen Spätherbst-Mittagshimmel stieg und das erste Wohnmodul des geplanten beständigen Außenpostens im All in eine Umlaufbahn in 400 Kilometern Höhe brachte: Das Modul Sarja (Заря, „Morgenröte) mit einer Länge von 12.5 Metern, einem Durchmesser von 4 Metern und einem Leergewicht von fast 20 Tonnen. Zwei Wochen später, am 4. Dezember 1998, beförderte der Space Shuttle Endeavour in Rahmen der Mission STS-88 das erste in Westen gebaute Modul, Unity, in die gleiche Bahn mit ihrer Neigung von 51,6 Grad gegen den Erdäquator (was nicht zufällig der nördlichen Breite des „fruchtbaren Braunlands“ – so die Bedeutung des Namens Байконур im Kasachischen – genau entspricht). Unity, mit seinen sechs Verbindungsstutzen des erste von drei zentralen Kopplungsmodulen für die insgesamt 16 unter Druck stehenden Wohn- und Arbeitsmodule der ISS, wurde zwei Tage später um 13:07 unserer Zeit angekoppelt, nachdem Kommandant Robert Cabana das Sarja-Modul mit dem Manipulatorarm Canadarm eingefangen hatte und durch eine kurze Zündung der Steuerdüsen des Shuttles die Flugbahn absenkte.

18. November 2023

Generation Z. Ein Gedankensplitter.

Als meine Wenigkeit vor langer, langer Zeit, als noch Dinosaurier auf Erden weilten, zur Uni ging, da schärfte man uns ein: "Ihr müsst immer dabei bleiben. Wenn in zehn Jahren, vielleicht auch schon in fünf, diejenigen, die nach euch kommen, in den Arbeitsmarkt strömen, dann wissen die soviel mehr als ihr, dass ihr mit denen nur konkurrieren könnt, wenn ihr permanent lernt und Euch weiter bildet. Und in 20 Jahren seid ihr raus."

12. November 2023

Randnotiz: Die moderaten Kräfte

Es begegnet mir als Schlagzeile in der Welt: "Man müsse jetzt die moderaten Kräfte in der Region stärken und nicht die Hamas." Ebenso gerne genommen ist, dass man jetzt die moderaten Palästinenser unterstützen müsse und nicht die Hamas. Und man müsse nun die armen Opfer, die alles verloren haben unterstützen, und -Sie werden es erraten haben, lieber Leser- nicht die Hamas.

Man soll also die Moderaten unterstützen. Welche Moderaten bitte? Hat sich jemand mal die Filmaufnahmen angesehen, als die Serienkiller aus Israel zurück gekehrt sind? Hat sich jemand mal die Begeisterung in Gaza angesehen, als die Taten der Mörder dort (im Details!) bekannt wurden? Hat sich jemand mal das Programm der PLO angesehen? Welche Moderaten bitte?

29. Oktober 2023

Streiflicht: Go woke go broke, die nächste

Victorias Geheimnis kennt bekanntlich nur Chuck Norris, was aber in der Vergangenheit dennoch Millionen von Frauen (und Männer) nicht daran gehindert hat die Produkte der Firma gleichen Namens zu kaufen. Gegründet 1977 stieg Victorias Secret zum größten Verkäufer von mehr oder minder intimer Damenmode des amerikanischen Marktes, wenn nicht der ganzen Welt, auf. 

25. Oktober 2023

Die AfD wirkt?

Es ist schon sehr, sehr lustig, was man dieser Tage von unserem memorial herausgeforderten Kanzler so hören kann: Es ist die Rede von Massenabschiebungen, Grenzkontrollen, Zurückweisungen, Ausweisungen, Zuwanderungssteuerung. Da reibt sich der Laie die Augen und der Fachman wundert sich: Olaf Scholz will uns gleichzeitig verkaufen, dass er das "schon immer" so gesehen hat und insofern das ja auch nichts neues ist. Was sicher der Grund dafür ist, dass er ein Frau zum Innenminister berufen hat, die seit Beginn ihrer Amtszeit eigentlich kaum etwas anderes getan hat, als das Gegenteil dessen umzusetzen und jeden Versuch die irrsinnige Zuwanderung von Unqualifizierten zu begrenzen, mit Gewalt torpediert hat.

14. Oktober 2023

Streiflicht: Nazis, aber in dumm.

Nicht wenige Berichterstatter haben in den letzten Tagen auf einen interessanten Aspekt hingewiesen, wenn es darum geht, die Hamas mit den Nazis zu vergleichen, was im Moment ja sehr viel passiert. Beide verfolgen zwar die selben Ziele, beide verwenden ähnliche Methoden, aber den Nazis war, im Unterschied zur Hamas, der Völkermord wenigstens nach außen hin peinlich.
Die Nazis haben die Reichspogromnacht vom 9. November 1938 nicht wiederholt, sie haben die Vernichtungslager ausschließlich im Osten gebaut und auch wenn sie zwar in ihren Hetzschriften permanent von der "Endlösung der Judenfrage" fabuliert haben, keine Bilder von Gaskammern, Krematorien oder Konzentrationslagern veröffentlicht oder geduldet. Und als das Ende des dritten Reiches absehbar wurde, haben sie noch alles versucht die Beweise zu vernichten.

10. Oktober 2023

Kenji Miyazawa, "Der Erdgott und der Fuchs" (1934)





   (一)

 一本木の野原の、北のはずれに、少し小高く盛りあがった所がありました。いのころぐさがいっぱいに生え、そのまん中には一本の奇麗な女の樺の木がありました。
 それはそんなに大きくはありませんでしたが幹はてかてか黒く光り、枝は美しく伸びて、五月には白い花を雲のようにつけ、秋は黄金や紅やいろいろの葉を降らせました。
 ですから渡り鳥のかっこうや百舌も、又小さなみそさざいや目白もみんなこの木に停まりました。ただもしも若い鷹などが来ているときは小さな鳥は遠くからそれを見付けて決して近くへ寄りませんでした。
 この木に二人の友達がありました。一人は丁度、五百歩ばかり離れたぐちゃぐちゃの谷地の中に住んでいる土神で一人はいつも野原の南の方からやって来る茶いろの狐だったのです。
 樺の木はどちらかと云えば狐の方がすきでした。なぜなら土神の方は神という名こそついてはいましたがごく乱暴で髪もぼろぼろの木綿糸の束のよう眼も赤くきものだってまるでわかめに似、いつもはだしで爪も黒く長いのでした。ところが狐の方は大へんに上品な風で滅多に人を怒らせたり気にさわるようなことをしなかったのです。
 ただもしよくよくこの二人をくらべて見たら土神の方は正直で狐は少し不正直だったかも知れません。

9. Oktober 2023

Business as usual? Ein Gedankensplitter.

In der heutigen Welt fand sich ein Artikel (inzwischen hinter der Bezahlschranke) zum Überfall der Hamas auf Israel vom Wochenende. Und der Autor, Deniz Yücel, hat seinen Artikel übertitelt mit der Überschrift: "Wir müssen diese furchtbaren Bilder zeigen". Vielleicht möchte man sagen: Immerhin. Aber eigentlich möchte man auch das nicht, denn das typische "Business as usual" der deutschen, aber auch internationalen Politik und den dazu gehörigen Medien ist bereits in vollem Gange. 

24. September 2023

OSIRIS-REx





(Künstlerische Darstellung der Probenentnahme von OSIRIS-Rex am. 20. Oktober 2020)

Während der ersten Jahrzehnte des Raumfahrtzeitalters, die mit dem Höhepunkt der Popularität der Psychoanalyse nach Sigmund Freud in den Vereinigten Staaten zusammenfielen, gab es nicht nur dort, sondern im gesamten Westen unter „kritischen Köpfen,“ denen der „Aufbruch ins All“ als eine weitere, fatale Manifestation von „männlichem Dominanz- und Eroberungsstreben“ galt, neben der Mahnung, man möchte sich doch lieber der irdischen Probleme annehmen, auch stets die durchaus nicht satirisch gemeinte Sicht auf die Raketen, die auf einer Feuersäule in den Himmel stiegen, ganz im Sinn der freud’schen Symbolik aufzufassen. Poul Anderson (1926-2001), einer der langgedienten Veteranen unter den amerikanischen Science-Fiction-Autoren, beklagte sich in Brian Ashs „Visual Encyclopedia of Science Fiction“ (1977), dem ersten Kompendium, das die Darstellungen und Illustrationen der Themen des Genres zusammenfaßte, in seiner Übersicht zu „Starships and Space Drives“ über „die Mode unter den Intellektuellen, jedes Raumschiff als Phallussymbol zu verhöhnen“: die Raketenstufen als künstliche Erektionen und die Nutzlast an Satelliten oder bemannten Raumkapseln als der (männliche) Samen, der die toten Weiten des Als befruchten soll. Am grellsten ist diese bewußt vulgäre Travestie in der letzten Kurzgeschichte von Kurt Vonnegut, „The Big Space F**k,“ gehalten, die er für Harlan Ellisons ebenso bewußt provokanter Anthologie „Again, Dangerous Visions“ (1972) verfaßt hat, und in Thomas Pynchons auf 800 Seiten aufgeblasenem Pennälerulk „Gravity’s Rainbow“ ( vor einem halben Jahrhundert, im Februar 1973, bei The Viking Press erschienen), dessen Antiheld Slothrop im London des „Blitz“ im Herbst 1944 genau an jenen Orten zum Orgasmus gelangt, an denen wenige Stunden später eine deutsche V2 einschlagen und explodieren wird. (In Vonneguts Titel steht ein „four-letter word,“ dessen Verwendung sich seinerzeit noch auf hektographierte Untergrundpostillen beschränkte.)

14. September 2023

Der grüne Komet





Komet Nishimura am 8. September 2023



"Ich bin heute morgen aufgewacht, bevor es hell wurde," sagte Bob Starr. "Ich weiß nicht, was mich geweckt hat. Aber ich konnte nicht wieder einschlafen. Als ich aus dem Fenster sah, bemerkte ich etwas Neues am Himmel - bloß einen kleinen grünen Fleck. Er befand sich im Sternbild Jungfrau, nahe dem Stern Vindemiatrix. Er war nicht sehr groß. Aber er war mir ein Rätsel. Und während ich dort lag, überfiel mich eine schreckliche Vorahnung. Es war, als ob mich ein furchtbares Auge aus dem Weltraum anstarren würde. (...) Aber es ist kein Stern. Er ist zu unscharf, um eine Nova zu sein. Und außerdem zeigt kein Stern solch eine merkwürdige hellgrüne Farbe. Vielleicht ist es ein Komet - aber jeder Komet hätte längst von den großen Observatorien draußen im Weltraum in der Schwerelosigkeit entdeckt werden müssen."


So beginnt der zweite Teil von Jack Williamsons Trilogie um die „Weltraumlegion,“ die „Legion of Space,“ mit dem Titel „The Cometeers,“ dessen Vorabdruck im Mai 1936 im Magazin „Astounding Stories“ (damals noch unter der Herausgeberschaft von F. Orlin Tremaine) anlief. Williamson legt sich nicht fest, in welchem Jahrhundert seine archetypische Space Opera spielt – nur daß die Menschheit vor kurzem einen überlichtschnellen Antrieb erfunden und als erstes Barnards Stern erreicht hat. Aber auch für uns, die wir uns kalendarisch eher in der Nähe der Star-Trek-Universums befinden, wo der erste Einsatz des Warpantriebs durch Zephram Cochrane am Donnerstag, dem 5. April 2063 stattfinden wird (so die Festlegung im achten Spielfilm de Serie, „First Contact“ von 1996 [*]) ist die en passant erfolgte Erwähnung der „big gravity-free observatories out in space“ keine Science Fiction mehr, sondern nüchterner Science Fact (als 1960 Tremaines Nachfolger John W. Campbell Jr. den Titel des Magazins von „Astounding Stories“ zu „Analog“ änderte, fügte er „Science Fact and Fiction“ als Untertitel hinzu). Zwar sind es nicht die Weltraumobservatorien wie das James Webb Space Telescope und Hubble, die mit anderen Beobachtungsprogrammen rund um die Uhr ausgelastet sind – aber von den bislang 37 Kometen, die im laufenden Kalenderjahr 2023 entdeckt worden sind, geht dies bei 15 davon auf eines der beiden Teleskope des Pan-STARRS-Programms zurück, die seit 2018 automatisch von Haleakala-Observatorium auf Maui, der zweitgrößten Insel von Hawaii, den Himmel nach Objekten durchmustern, die im Lauf einiger Stunden ihre Position leicht verändern – Asteroiden und Kometen eben. Seitdem das erste 1,8-m-Spiegelteleskop des (…holt tief Luft…) „Panoramic Survey Telescope and Rapid Response System“ im Dezember 2008 seinen Betrieb aufgenommen hat, hat das Programm fast 6000 Asteroiden neu entdeckt (davon im Februar 2011 19 in einer einzigen Nacht) – darunter am 28. März 2023 einen „zweiten Mond der Erde“ – ein Objekt mit gut 20 Metern Durchmesser mit der offiziellen Bezeichnung 2023 FW13 – allerdings ist die in den Medienmeldungen verwendete Bezeichnung des „zweiten Monds“ irreführend [**]. Der kleine Himmelskörper kreist nicht um Mutter Erde, sondern umläuft die Sonne in fast der gleichen Umlaufbahn und sich ihr dabei bis auf 14 Millionen Kilometer nähern. Nach den Berechnungen der Bahn tut er dies etwa seit dem Jahr 100 v. Chr., um das Jahr 3700 werden die Störeinflüsse der Sonne zu einem Ende dieses kosmischen Synchronschwimmens führen. Astronomen sprechen in einem solchen Fall von einem „Quasisatelliten.“ 2023 FW13 ist der fünfte solche Beinahe-Trabant der Erde, der bislang aufgefunden worden ist; der Asteroid 2003 YN107, der von 1996 bis 2006 eine solche Umlaufbahn beschrieben hat und sie ab dem Jahr 2066 wieder einnehmen wird, wird möglicherweise bei der größten Annäherung an die Erde im Jahr 2120 so von ihrer Schwerkraft abgelenkt, daß er tatsächlich, praktisch-faktisch, zu einem zweiten Erdmond wird.

3. September 2023

Die Affäre Söder

Söder hat sich jetzt "großzügigerweise" dazu entschlossen seinen Koalitionspartner Hubert Aiwanger nicht zu entlassen. Die Entlassung sei "nicht verhältnismäßig". Was übesetzt nichts anderes bedeutet, dass die Wetterfahne Söder inzwischen gemerkt hat, dass ihm das Ding selber um die Ohren fliegt und er zusehen muss, dass er so schnell wie möglich Land gewinnt, bevor er den freien Wählern noch mehr Stimmen zuschiebt. Bei der deutschen Presse kann er sich darauf verlassen, dass die selbst einem CSU Chef nie so unangenehme Fragen stellen wird, wieso er nach einer Woche zu dieser Entscheidung kommt, wo sich die Faktenlage ja nun nicht geändert hat. Merkel musste auch immer erst abwarten, was in der Presse stand, bevor sie die Dinge "vom Ende her" dachte.

22. August 2023

Wettlauf zum Mond





(TIME Magazine vom 19. Januar 1959. Das Titelbild stammt von Boris Artzybasheff. Den Wettbwerb um die ersten Bilder von der bis dahin nie gesehenen Rückseite des Mondes gewann die Sowjetunion, deren Sonde Luna-3 am 7. Oktober insgesamt 17 Photos der Mondrückseite.)

Coda. Das Ende der Geschichte zuerst.

Wie es am Sonntag sämtliche Nachrichtenkanäle rund um die Welt gemeldet haben und wie es die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos vorgestern morgen um 10 Uhr 47 Mitteleuropäischer Sommerzeit offiziell bestätigt hat, ist das bizarre (und ungeplante) „Wettrennen zum Mond“ zwischen der indischen Mondsonde Chandrayaan-3 und ihrem russischen Pendant Luna-25 am Samstagmittag vorzeitig zu Ende gegangen. In meinem letzten Beitrag zum Thema an dieser Stelle habe ich damit geendet, „[ein] Auge darauf werfen, ob nicht auch diese Ausflüge nur mit zwei weiteren Trümmerfeldern am Südpol des Mondes enden“ (Zettels Raum vom 10. August). Diese flapsige Bemerkung hat sich leider als Prophetie erwiesen. Eingeleitet wurde dieses Ende durch das Kommando zur Zündung des Hauptriebwerks, durch das der Lander von seiner kreisförmigen Umlaufbahn in 100 km Höhe über der Mondoberfläche auf einen Orbit abgebremst werden sollte, der ihn bis auf 18 Kilometer während der größten Nähe absenken sollte. Von dort sollte heute, am 21. August, die Landung nicht weit vom Mondsüdpol entfernt erfolgen. Nachdem der Funkbefehl um 14:10 Moskauer Zeit (13:10 MESZ) von der Bodenkontrolle Центр управления полётами (oder kurz „TsUP“) an der Pionerskaja Ulitza in Koroljow, gute 20 Kilometer südlich der Moskauer Stadtgrenze an den Lander gefunkt wurde, soll es nach Angaben von Insidern, die gestern in russischen sozialen Medien zitiert wurden, zu einer Schubleistung des Treibwerks gekommen sein, die um 50 Prozent über dem vorgesehenen Wert lag. Durch diese viel zu hohe Abbremsung wurde die Sonde auf eine Bahn gebracht, deren Periselenum (oder größte Annäherung an den Mittelpunkt des Mondes) unterhalb der Oberfläche lag. Eine Dreiviertelstunde und einen halben Mondumlauf später zerschellte der 1,7 Tonnen schwere Lander um 14:57 MESZ, 7 Tage, 12 Stunden und 47 Minuten nachdem die Trägerrakete des Typs Sojus 2.1b von der Startrampe 1S im Raumhafen Wostochni im Fernen Osten Sibiriens abgehoben hatte. In einem jener gespenstischen Zahlen-Zufälle, in denen ich hier gerne (scherzhalber) die Signatur der Programmierer der Matrix vermute (die wir für „die Wirklichkeit“ halten) erfolgte diese Havarie auf den Tag genau 47 Jahre nach dem Datum, als unmittelbare Vorgängermission, Luna-24, mit 170 Gramm Mondgestein an Bord am 19. August 1976 um 8:25 Moskauer Zeit vom Mare Crisium aus zurück zur Erde startete. (Noch gespenstischer wird dieses kalendarische „Sich-Reimen,“ wenn man sich daran erinnert, daß es auch an einem weiteren 19. August, dem des Jahres 1960, war, als es der amerikanischen Air Force zum ersten Mal gelang, die Filmkapsel eines Satelliten aus dem Programm des CORONA-Aufklärungsprogramms, dem Kunstmond Discoverer XIV, mit Hilfe eines Flugzeugs – einer Fairchild C119J-FA, „Flying Boxcar“ genannt – in der Luft gute 600 Kilometer südwestlich von Hawaii zu bergen. Sieben der 17 Erdumläufe von Discoverer XIV hatten über „verbotenes Gebiet“ im Ostblock geführt – und zu den Aufgaben des Programms gehörte die Erkundung der sowjetischen Kosmodrome – damals drei an der Zahl: Baikonur, Plesetsk und Kapustin Jar. Auf das CORONA-Programm werde ich noch weiter unten zurückkommen.)



(Mitteilung von Roskosmos auf Instagram am 20. August über den Verlust von Luna-25)

12. August 2023

Zur amerikanischen Wahl(I)

Wer die deutsche Presse liest (oder gar den staatlichen Propagandafunk), der ist vermutlich ziemlich schockiert bis verwirrt wie "unlogisch" und "dumm" sich die Amerikaner verhalten, dass sie die Lichtgestalt Biden nicht toll finden und diesem "Unmenschen" Trump permanent zujubeln. Wo doch jeder weiß, dass der ein großer Verbrecher ist, der nur aufgrund der amerikanischen Micky-Mouse Justiz noch frei rum laufen darf. Das hat vor allem damit zu tun, dass deutsche Journalisten es für Journalismus halten, wenn sie die New York Times abonnieren und die Washington Post daneben legen und dann irgendetwas daraus abschreiben. Und CNN erzählt das ja auch. Es ist ungefähr genauso als wollte jemand ein reales Bild von Deutschland gewinnen, indem er die Tagespropaganda schaut.

10. August 2023

Chandrayaan-3. Indien auf dem Weg zum Mond







Und das bereits zum dritten Mal.

I.

… und wenn man die Wendung „sich auf den Weg machen“ wortwörtlich nehmen will, so kann für die Reise der indischen Mondsonde Chandrayaan-3 die Schlagzahl sogar noch erhöht werden, wenn man jede Zündung des Triebwerks des Antriebsmoduls als „einen Schritt auf dem Weg zum Erdtrabanten“ zählt. Als das Triebwerk vorgestern, am 5. August, 22 Tage nach dem Start der Sonde vom indischen Weltraumbahnhof Satish Dhawan Space Centre auf der Insel Sriharikota vor der südindischen Ostküste, um 15 Uhr 45 mitteleuropäischer Sommerzeit für 31 Minuten gezündet wurde, um sie in einer Entfernung von 369.000 Kilometern in eine langgestreckte Umlaufbahn um den Mond einschwenken zu lassen, war dies die insgesamt siebte Zündung. In fünf Etappen war zwischen dem 15 und dem 25. Juli der fernste Punkt der Erdumlaufbahn, das Apogäum, von zunächst 41.000 auf 127.000 Kilometer angehoben worden (also auf gut ein Drittel der durchschnittlichen Entfernung des Mondes mit 384.000 km) – und am 1. August war hatte ein 20 Minuten dauernder Schub den bisherigen Erdtrabanten vom erdnächsten Punkt seines Umlaufs in 288 km Entfernung auf Kurs zu seinem Ziel gebracht. Eine gewisse (freilich unbeabsichtigte) kalendarische Ironie besteht darin, daß man im Kontrollzentrum der Mission nach Indian Standard Time zu diesem Zeitpunkt seit einer Viertelstunde bereits den 1. August schrieb, während die „alte Welt“ im Geltungsbereich der Mitteleuropäischen Sommerzeit noch den letzten Juliabend verbrachte und die Uhren dort auf viertel vor zehn wiesen. Da auch die „korrigierte Weltzeit“ UTC, die das Eichmaß für Ereignisse außerhalb unseres Heimatplaneten darstellt, noch auf den Monat Juli wies, wird der „Abschied von der Erde“ in der offiziellen Chronik der Mission also unter „Juli“ registriert. (Der Unterschied zwischen 00:15 – IST – und 21:45 bzw. 23:45 rührt daher, daß die indische Zeitzone, anders als der Großteil, gegenüber der Greenwich-Zeit um eine halbe Stunde versetzt ist – die größte Zone dieser Art; solche Halbstundenzonen gelten ansonsten nur noch in Nepal, Afghanistan, in Burma, auf Neufundland und in der Mitte Australiens.) Diese etwas umständlich anmutende Anreise, die zur Folge hat, daß die Sonde vom Abheben bis zur vorgesehenen Landung in der Nähe des Mondsüdpols 40 Tage und 8 Stunden lang unterwegs sein wird, verdankt sich dem Umstand, daß die verantwortlichen Ingenieure sich für den Kurs entschieden haben, der den geringsten Treibstoffeinsatz ermöglicht. Bei den 5 Zündungen im Erdorbit ist der „spezifische Impuls“ – die Gesamt-Bewegungsimpuls – des Satelliten so gut wie gleichgeblieben, nur die Längsachse der Ellipse, auf der er sich bewegt, ist extrem gedehnt worden. Nach dem zweiten Keplerschen Gesetz (dem „Flächensatz,“ der besagt, „daß der ‚Fahrstrahl‘ eines umlaufenden Körpers“ - gleich, ob es sich hier um einen Planeten, einen Mond oder einen Satelliten handelt – „zur gleichen Zeit dieselbe Fläche bestreicht“) hat eine solche Dehnung zur Folge, daß der künstliche Erdbegleiter auf dem erdnächsten Punkt seiner Bahn eine so hohe Geschwindigkeit erreicht, wie sie auf durch direkte Beschleunigung durch eine Raketenstufe nur unter großem Treibstoffeinsatz zu erreichen gewesen wäre. Soweit ist bei einem solchen Manöver in Erdnähe, das zudem als ein sogenanntes „Swingby“-Manöver wirkt, der Aufwand für eine Änderung des Bewegungsvektors entsprechend geringer, um das Antriebmodul mitsamt dem über ihm montierten Lander mit einer Gesamtmasse von zusammen 3,9 Tonnen auf Kurs zu bringen.