1. März 2012

Zitat des Tages: "Beate Klarsfeld in falscher Gesellschaft". Richard Herzinger über die Kandidatin der Partei "Die Linke"

Ihre durchaus berechtigte Enttäuschung freilich, dass sie hierzulande nicht die gebührende offizielle Anerkennung für Ihre Verdienste erhalten hat, scheint sie jedoch blind gemacht zu haben für die falsche Gesellschaft, in die sie sich damit begibt.
Richard Herzinger gestern in seinem Blog "Freie Welt" über die Kandidatin Beate Klarsfeld.

Kommentar: Richard Herzingers Reaktion ist ähnlich wie die, welche Sie in diesem Blog lesen konnten, als Beate Klarsfelds mögliche Kandidatur bekannt geworden war (Beate Klarsfeld Kandidatin der Kommunisten? Das wäre für diese ein Coup. Warum aber sollte Beate Klarsfeld sich dafür hergeben?; ZR vom 22. 2. 2012).

Herzinger beginnt seinen langen, aber in jeder Passage lesenswerten Artikel so:
Es ist bitter, mit ansehen zu müssen, wie sich Beate Klarsfeld von der Partei "Die Linke" für deren zynische propagandistische Winkelzüge instrumentalisieren lässt. Offenbar hat Frau Klarsfeld nicht durchschaut, dass diese Partei als Sammelbecken "antizionistischer" Israelhasser und Hamas-Sympathisanten in ihrer "linken" Variante dient (welche sich freilich von ihrem rechtsradikalen Pendant immer schwerer unterscheiden lässt).
Ähnlich hatte ich vor einer Woche gefragt:
Aber wie kann sie, wenn Sie Gaucks Kampf für die Menschenrechte in der DDR lobt, für die Partei kandidieren, die diese Menschenrechte mit Füßen getreten hat? Und wie kann sie für eine Partei kandidieren, unter deren Mitgliedern und Sympathisanten viele sind, die keineswegs auf der Seite des gerade in diesen Tagen akut bedrohten Israel stehen?­
Richard Herzinger ist freilich optimistischer als ich. Er meint, Beate Klarsfeld könne aus ihrer Kandidatur doch noch etwas Gutes machen:
Jetzt kann man ihr, um ihre Reputation zu retten, nur noch raten, den linken Antizionisten die Tour zu vermasseln, indem sie ihre Kandidatur dazu nutzt, gegen die zunehmende deutsche Entsolidarisierung mit und wachsende Feindseligkeit gegen Israel anzureden. Für die Linkspartei mit ihrem brodelnden judenfeindlichen Sumpf, für dessen Umtriebe sich die Parteispitze mit der Nominierung Klarsfelds ein Alibi verschaffen will, könnte sich die gewitzte Kandidatenwahl auf diese Weise sogar noch als Eigentor erweisen.
An dieses Eigentor glaube ich nicht. Beate Klarsfeld "has had her time", wie man im Englischen sagt: Ihre Zeit liegt lange zurück. Sie hat erkennbar keinen Bezug mehr zur deutschen Politik. Ich habe nicht den Eindruck, daß sie zu beurteilen vermag, worauf sie sich eigentlich eingelassen hat.

Sehen Sie sich ihre Hilflosigkeit in dem Interview mit der Sendung "kulturzeit" von 3Sat am Montag an. Henryk M. Broder schrieb dazu gestern treffend in der "Welt":
Wer die Gelegenheit hatte, letzten Montag die Sendung "kulturzeit" auf 3sat zu sehen, konnte eine ältere, der Realität entrückte Dame erleben, die sich vor Glück nicht einkriegen konnte, wie ein Lottospieler, dem nach 40 Jahren der Jackpot in den Schoß fällt. (...)
Daß Frau Klarsfeld wohl die ihr von den Kommunisten zugedachte Rolle übernehmen und diese, so gut sie kann, unter Gysis Regie spielen wird, zeigt auch ihre Vorstellung als Kandidatin gestern vor der Bundespressekonfernz. Richard Herzinger hat das - jetzt nicht als Blogger, sondern als Autor der "Welt" - selbst beschrieben:
Weitergehende politische Aussagen habe sie sich in der Kürze der Zeit nicht überlegen können, sagt sie leicht verlegen und rettet sich in allgemeinste Floskeln. Für soziale Gerechtigkeit? Ja, dafür sei sie natürlich schon immer, sie wünsche sich diese für ganz Europa.

Immer häufiger blickt sie unsicher zu dem neben ihr sitzenden Gregor Gysi, der sie mit einem Anflug von Paternalismus unter seine Fittiche genommen hat, ihr offenbar schwer verständliche Journalistenfragen erläutert und sie teils gleich selbst beantwortet.
Beate Klarsfeld scheint diese Kandidatur als so etwas wie die Krönung ihres Lebenswerks anzusehen. Sie ist aber das Gegenteil: Die peinliche Fehlentscheidung einer Frau, die sich - aus Eitelkeit, aus einer irrigen Beurteilung der Partei "Die Linke" heraus, warum auch immer - für ein politisches Engagement entschieden hat, das sie nur diskreditieren kann.

Ihre ganze Naivität zeigt sich darin, daß sie bei diesem Auftritt als Kandidatin der Kommunisten erklärte, bei den Präsidentschaftswahlen in Frankreich werde sie für Nicolas Sarkozy stimmen; bekanntlich der Hauptfeind der dortigen Kommunisten. Gysi was not amused
Zettel



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