17. Juni 2012

Zitat des Tages: Steuersatz 100 Prozent. Die Kommunistin Kipping und die Kapitalisten

Kein Mensch braucht mehr als das Vierzigfache des Mindesteinkommens. (...) Alles, was darüber liegt, kann man getrost mit 100 Prozent besteuern. (...) Ab 40.000 Euro im Monat gibt es kein Mehr an Lebensgenuss. Wenn es dann noch Einkommenszuwächse gibt, fließen sie in die Beeinflussung von politischen Entscheidungen durch Bestechung - oder in zerstörerische Finanzspekulationen.
Die Vorsitzende der Partei "Die Linke" Katja Kipping gegenüber der F.A.S.

Kommentar: An dieser Äußerung ist zweierlei bemerkenswert:

Erstens die offenkundige Dummheit. Denn niemand hätte logischerweise Interesse daran, sein Monatseinkommen über 40.000 Euro brutto wachsen zu lassen, wenn dies netto exakt einen Zuwachs von null Euro bedeutet. Die Kuh, die Kipping zu melken gedenkt, wäre sozusagen schon geschlachtet, bevor sie als Kälblein das Licht der Welt erblickt hätte.

Zweitens ist es entlarvend, wie Kipping sich die Verwendung hoher Einkommen in Deutschland vorstellt: "Beeinflussung von politischen Entscheidungen durch Bestechung - oder ... zerstörerische Finanzspekulationen". "Vulgärmarxismus" ist dafür noch eine freundliche Bezeichnung.

Daß man denjenigen Teil seines Einkommens, den man nicht konsumiert, auch sinnvoll anlegen kann, kommt der Kommunistin Kipping offenbar gar nicht in den Sinn. Sie stellt sich den Kapitalismus ungefähr so vor, wie ihn Brecht in der "Heiligen Johanna der Schlachthöfe" karikiert hat.



Sie hat auch noch ein Vorbild, die Vorsitzende Katja Kipping: den französischen Kommunisten Mélenchon:
Der französische Linkskandidat Mélenchon hat für Jahreseinkommen von mehr als 360.000 Euro einen Steuersatz von 100 Prozent gefordert. Er war damit sehr erfolgreich.
So erfolgreich nun auch wieder nicht.

Im ersten Wahlgang der Präsidentschaftswahlen hat Mélenchon sein erklärtes Ziel, besser als Marine Le Pen abzuschneiden, weit verfehlt (Mélenchon 11,10 Prozent; Le Pen 17,90 Prozent. Siehe Frankreichs Wahljahr 2012 (4): Der Wahlabend der ersten Runde; ZR vom 23. 4. 2012).

Zur Wahl der Nationalversammlung, deren entscheidender zweiter Wahlgang morgen stattfindet, hat sich Mélenchon erneut Marine Le Pen entgegenstellen wollen, indem er sich deren Wahlkreis Hénin-Beaumont aussuchte. Er wurde nicht nur von Le Pen geschlagen, die 42 Prozent erreichte, sondern auch noch von dem Sozialisten Philippe Kemel. Mélenchon schaffte es nicht in den zweiten Wahlgang und macht jetzt Wahlkampf für Kemel.

Der "sehr erfolgreiche" Führer der Linksfront wird also noch nicht einmal Abgeordneter der künftigen Nationalversammlung sein.­



Siehe zu Katja Kippings Interview auch den sehr lesenswerten Kommentar von stefanolix.
Zettel



© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken.