2. Juli 2010

Kleines Klima-Kaleidoskop (14): Was die globale Erwärmung alles anrichtet. Etwas zum Stöbern. Nebst einem Therapieangebot

Waren Sie schon beim Ökopsychologen, weil Sie unter Ökoangst leiden? Nein? Trösten Sie sich. Wahrscheinlich sind Sie nicht unheilbar gesund, sondern Ihnen fehlt nur das nötige Wissen.

Was Sie wissen müssen, um die Symptome der Ökoangst zu entwickeln, das können Sie sich aneignen, wenn Sie sich diese Liste einmal ansehen: Die komplette Liste dessen, was die globale Erwärmung anrichtet. Zusammengestellt hat sie in seinem Blog Number Watch der emeritierte Informatik-Professors John Brignell.

Je nach Temperament und Diszipliniertheit werden Sie vielleicht die Liste Punkt für Punkt in alphabetischer Reihenfolge durchgehen wollen; oder Sie picken sich - wie ich es gemacht habe - das eine oder andere heraus.

Sie werden staunen. Die globale Erwärmung ist zum Beispiel schuld daran, daß es in Bagdad im Januar 2008 schneite und daß auf dem Drogenmarkt mehr Heroin angeboten wird.

Sie ist verantwortlich daür, daß der Eispanzer der Antarktis wächst und daß der Eispanzer der Antarktis schrumpft. Nur ein nicht umweltbewußter Besserwisser wird darin einen Widerspruch sehen.

Ja, die globale Erwärmung ist sogar schuld daran, daß die Taliban immer mehr Kämpfer rekrutieren können und daß in dreißig bis vierzig Jahren die meisten Menschen sterben und die Überlebenden nur noch durch Kannibalismus ein karges Dasein fristen werden.

Nicht wahr, wenn man das liest, dann kann man schon diese neue psychische Störung "Ökoangst" entwickeln? Wer über gewisse Dinge den Verstand nicht verliert, der hat keinen zu verlieren, heißt es am Ende von Lessings "Emilia Galotti".

Und das meine ich nicht als düstere Vorhersage. Sie ist längst unter uns, diese neue Psychokrankheit. Auch das kann man der Liste von Professor Brignell finden, in einem Artikel der New York Times vom Februar 2008:
For people who feel an acute unease about the future of the planet, a small but growing number of psychotherapists now offer a treatment designed to reduce worries as well as carbon footprints: ecopsychology. (...) Some therapists offer strategies for eco-anxiety in private sessions, or lead discussion groups for the conservation-minded. More than 120 therapists from Alaska to Uruguay are listed as practitioners at the International Community for Ecopsychology Web site (ecopsychology.org), and colleges in the United States and Europe offer courses in the field.

Für Menschen, die eine akute Beklommenheit über die Zukunft des Planeten verspüren, bietet eine kleine, aber schnell wachsende Zahl von Psychotherapeuten jetzt eine Behandlung an, die sowohl diese Besorgnisse als auch den CO2-Fußabdruck verringern soll: die Ökopsychologie. (...) Manche Therapeuten bieten Strategien zur Ökoangst in privaten Sitzungen an oder leiten Diskussionsgruppen für diejenigen, deren Denken um die Erhaltung unserer Umwelt kreist. Auf der WebSite der International Community for Ecopsychology (ecopsychology.org) sind mehr als 120 Therapeuten von Alaska bis Uruguay mit ihrer Praxis verzeichnet, und Kollegen in den Vereinigten Staaten und in Europa bieten in diesem Bereich Kurse an.
Und nun habe ich leider noch eine Enttäuschung für Sie: In der aktuellen Liste der Ökotherapeuten gibt es keine einzige Praxis in Deutschland!

Wer in Deutschland eine Ökotherapie braucht, der muß entweder nach Österreich ausweichen, oder er fliegt am besten gleich in die USA. Denn dort gibt es - wenigstens hier sind die USA noch Weltspitze - mehr praktizierende Ökopsychologen als im ganzen Rest der Welt zusammen.



© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Titelvignette: Drei Bilder, die sich durch das Schütteln eines Kaleidoskops ergeben. Fotografiert und in die Public Domain gestellt von rnbc. Mit Dank an Thomas Pauli.