20. Februar 2009

Benedikt XVI., Bischof Williamson und die Fraternitas Sacerdotalis Sancti Pii X (SSPX): 2. Der Weg zur Aufhebung der Exkommunikation

Ein Gastbeitrag von Gorgasal

Im ersten Teil habe ich nachgezeichnet, wie es zur Exkommunikation der vier Bischöfe der SSPX und damit dem Schisma kam. Nun war aber dieser Zustand für keinen der Beteiligten akzeptabel, auch wenn es zunächst wenig weiteren Kontakt zwischen der SSPX und dem Heiligen Stuhl gab. Seit 2000 gab es langsame und zögerliche Gespräche mit dem Ziel der Zurückführung der SSPX in die volle Gemeinschaft mit der katholischen Kirche.

Dem Bibelkundigen kommen da die Gleichnisse vom Guten Hirten ("Wenn ein Mensch hundert Schafe hätte und eins von ihnen sich verirrte, lässt er nicht die neunundneunzig auf den Bergen und geht hin und sucht das irrende? Und wenn es geschieht, dass er es findet, wahrlich, ich sage euch, er freut sich mehr über dieses als über die neunundneunzig, die nicht verirrt sind." Matth 18,12-13) und vom Verlorenen Sohn ("Als er aber noch fern war, sah ihn sein Vater und wurde innerlich bewegt und lief hin und fiel ihm um seinen Hals und küsste ihn." Lk 15,11-32) in den Sinn.

Die SSPX sah sich noch immer mit großen Widerständen in der Kirche konfrontiert, insbesondere seitens der französischen Bischofskonferenz und seitens Teilen der Kurie. Daher erwartete sie zwei Schritte des Entgegenkommens der Kirche:

Erstens sollte allen katholischen Priestern die Feier der tridentinischen Messe erleichtert werden, die bisher einer Erlaubnis des Ortsbischofs bedurfte. Diesen Wunsch erfüllte Benedikt XVI. mit seinem Schreiben Summorum Pontificum vom 14. September 2007. Sicherlich war der Wunsch der SSPX dabei nicht der einzige Faktor; der Papst hat selbst einige vorkonziliare Praktiken in seine Messen eingeführt und scheint auch selbst der alten Liturgie wieder mehr Raum geben zu wollen.

Zweitens erwartete die SSPX die Aufhebung der Exkommunikation gegen die 1988 geweihten Bischöfe.

Nun schreibt aber der CIC in Canon 1358 vor, dass einem Täter, der seine Widersetzlichkeit aufgegeben hat, "der Nachlaß [der Beugestrafe der Exkommunikation] nicht verweigert werden" kann. Soweit man die (öffentlich verkündete) Exkommunikation der vier SSPX- Bischöfe also als Beugestrafe interpretiert und den mehrfach geäußerten Wunsch des SSPX ernst nimmt, in die volle Gemeinschaft mit der Kirche zurückzukehren, trifft Can. 1358 zu, und die Aufhebung der Exkommunikation ist geboten.

Diese und andere Überlegungen - wir hatten oben schon den Guten Hirten, der 99 Schafe zurücklässt und sich auf die Suche nach dem einen verlorenen macht - haben Benedikt XVI. offenbar dazu bewogen, die Exkommunikation am 21. Januar 2009 aufzuheben - während der Weltgebetswoche für die Einheit der Christen vom 18. Januar bis 25. Januar.



Wichtig ist dabei, dass die vier Bischöfe jetzt zwar wieder in voller Gemeinschaft mit der Kirche stehen, aber dass die Aufhebung der Exkommunikation keinerlei Auswirkung auf den Status der SSPX (sie bleibt nicht anerkannt) oder auf den kanonischen Status der vier Bischöfe hat: "non hanno una funzione canonica nella Chiesa e non esercitano lecitamente un ministero in essa", sie haben keine kanonische Funktion in der Kirche und üben erlaubterweise kein Amt in ihr aus.

Insbesondere wurden die vier Bischöfe nicht als Bischöfe oder auch nur als Priester "rehabilitiert", wie es irrigerweise häufig in den Medien insinuiert wurde und wie das sogar manche Theologen durcheinanderbringen, sondern nur als einfache Kirchenmitglieder. Sie üben keine Leitungs- oder sonstige Funktion aus.

Kompliziert wird die Lage dadurch, dass die SSPX insbesondere in Frankreich eng mit weit rechts stehenden Kreisen verbandelt ist, von denen monarchistische Splittergruppen noch die appetitlichsten sind. Von Lefebvre sind Zitate bekannt, in denen er das Vichy- Regime, Franco, Salazar, Pinochet und Le Pen unterstützte. Insbesondere einer der exkommunizierten Bischöfe, Richard Williamson, war schon mehrfach als Holocaust- Leugner und 9/11- Verschwörungstheoretiker aufgefallen. So kam es zu dem Skandal, der in den vergangenen Wochen die Medien beschäftigte.

(Fortsetzung folgt)



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