20. Oktober 2008

Marginalie: Rußland zielt auf isländischen Flughafen

Nein, nicht mit seinen Raketen zielt Rußland auf Island. Es zielt - siehe dazu Dagnys Artikel im Blog "Antibürokratieteam" - auf eine Militärbasis in Island. Darauf, sie zu pachten.

Zur Zeit des Kalten Kriegs nannte man Island einen "natürlichen Flugzeugträger" der Nato, fest verankert zwischen Europa und Amerika.

Die strategische Bedeutung des isländischen Luftwaffen- Stützpunkts Keflavik lag - so beschreibt es der britische Militärexperte und Labour- Politiker Luke Akehurst - darin, daß von ihm aus der Seeweg zwischen den USA und Westeuropa geschützt werden konnte. Im Nato-Jargon ging es um den "GIUK gap", das Schlupfloch zwischen Grönland, Island und dem UK, von dem aus sowjetische U-Boote von ihren Heimathäfen auf der Kola- Halbinsel aus den Seeweg zwischen Nordamerika und Westeuropa bedrohen konnten.

Mit dem Ende des Kalten Kriegs verlor der Stützpunkt Keflavik an Bedeutung und wurde schließlich im September 2006 geschlossen.

Daß Rußland, das sich doch seit Gorbatschow und Jelzin von Weltmacht- Träumen verabschiedet hatte, noch einmal den Seeverkehr zwischen Nordamerika und Westeuropa militärisch bedrohen könnte, erschien bis vor wenigen Jahren abwegig.

Inzwischen ist Rußland - siehe Georgien - dabei, auf die geostrategische Bühne zurückzukehren. Während es in Europa seine alte "Einflußsphäre" zurück zu gewinnen trachtet, zielt es im Atlantik offenbar auf Island.

Wie "Rußland Aktuell" berichtet, bietet sich Rußland dem in höchsten Finanznöten steckenden Island als Nothelfer an:
"Wir haben von unseren Freunden nicht die Unterstützung bekommen, die wir erbeten haben", klagte Islands Premier Geir Haarde. Er sei über die ausbleibende Hilfe der westlichen Staaten enttäuscht, machte der Premier deutlich. "In dieser Lage muss man sich nach neuen Freunden umschauen", erklärte Haarde. Der neue Freund heißt Moskau. Finanzminister Alexej Kudrin erklärte, dass Russland der Bitte um Kredit "positiv" gegenüber stehe.
Freilich, ganz ohne Gegenleistung will Moskau den Isländern offenbar nicht unter die Arme greifen. Eine Übernahme des leerstehenden Stützpunkts Keflavik sei "obviously the long term prize the Russians were angling for"; der Preis, den die Russen langfristig zu angeln gedachten, schreibt Akehurst.

Vorerst hat Rejkavik es abgelehnt, diesen Preis zu zahlen. Aber das Interessante an der Sache ist ja nicht, ob die Russen den Fisch schon fangen konnten, sondern daß sie nach ihm geangelt haben.



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