25. Januar 2010

Zitat des Tages: Präsident Obamas "erschreckende Naivität". Und Ahmadinedschad kündigt für Anfang Februar eine "gute Nachricht" an

... Barack Obama hat gerade per Interview das Scheitern seiner hochfliegenden Nahost-Pläne eingestehen müssen. Ein paar Probleme habe er unterschätzt, sagt der Präsident, und deshalb die Erwartungen wohl zu hoch geschraubt.

Die Analyse stimmt. Doch außer einer erstaunlichen Ehrlichkeit offenbart Obama damit auch erschreckende Naivität. Und genau dieser Naivität ist ein Gutteil der heutigen Probleme geschuldet. Denn der Nobelpreis- Geehrte hat nicht nur mehr versprochen, als er halten konnte. Er hat obendrein mit seinem Zickzack- Kurs die Konfliktparteien in Positionen getrieben, die neue Verhandlungen verhindern.


Der Israel-Korrespondent der "Süddeutschen Zeitung" Peter Münch in deren heutiger Ausgabe.


Kommentar: Ich zitiere Münch, den langjährigen Redakteur der "Süddeutschen Zeitung", weil sein Kommentar zeigt, daß die zunehmend negative Beurteilung der Präsidentschaft von Barack Obama nicht auf die Konservativen in den USA beschränkt ist; oder auf kritische Blogger wie mich (siehe zuletzt Aktuelles zum Krieg der Dschihadisten (4): Wie Syrien die Kaida unterstützt und wie die Regierung der USA darauf reagiert; ZR vom 22. 1. 2010).

Münch weist darauf hin, daß Obamas Nahost- Politik schlicht handwerklich schlecht ist. Erst habe er Machmud Abbas angespornt, in Sachen Baustopp von Siedlungen Maximalforderungen an Israel zu richten. Dann auf einmal sei er auf eine Unterstützung der Politik von Netanyahu in der Siedlungsfrage umgeschwenkt.

Jetzt stecken die Verhandlungen fest, und Obama entsendet seinen Nahost- Beauftragten Mitchell "als Bittsteller ... mit dem zunehmend bizarren Auftrag, darüber zu verhandeln, ob wenigstens wieder verhandelt werden kann", schreibt Münch.

So ruiniert man durch Unberechenbarkeit und Wankelmut seinen außenpolitischen Einfluß. Und Israel/Palästina ist ja nur ein Beispiel. Ein anderes ist die Iran- Politik.

An den Iran richtet Obama ein "Ultimatum" nach dem anderen, das verstreicht - und nichts passiert. Mit diesem Verhalten hat er nicht nur jeden Respekt verspielt, sondern er hat Ahmadinedschad regelrecht aufgebaut, der jetzt vor Selbstbewußtsein strotzt.

Gestern meldete Al-Manar, der libanesische Sender der Hisbollah, genüßlich:
Ahmadinejad said Iran will make an announcement regarding the enrichment of uranium to 20 percent purity when the nation marks next month the 31st anniversary of the Islamic revolution. "Iran has given a chance to Western countries," Ahmadinejad was quoted as saying by Fars news agency when asked by reporters about Iran's deadline to world powers over the controversial nuclear fuel deal.

"Therefore, during the 10 days of dawn (February 1 to 11) we will announce good news regarding the production of 20 percent enriched fuel in our country," he said. "This news is so good that it will make any Iranian and any freedom loving person in the world happy".

Ahmadinedschad sagte, daß der Iran eine Mitteilung zur Anreicherung von Uran auf eine Reinheit von 20 Prozent machen werde, wenn das Land im nächsten Monat den 31. Jahrestag der Islamischen Revolution feiert: "Der Iran hat dem Westen eine Chance gegeben", sagte Ahmadinedschad laut der Nachrichtenagentur Fars, als Reporter ihn nach dem Ultimatum des Iran gegenüber den Weltmächten in Bezug auf die kontroversen Vereinbarungen zum Atombrennstoff fragten.

"Somit werden wir während der 10 Tage der Morgendämmerung (1. bis 11. Februar) eine gute Nachricht über die Produktion von auf 20 Prozent angereichertem Atombrennstoff in unserem Land bekanntgeben", sagte er. "Diese Nachricht ist so gut, daß sie jeden Iraner und jeden freiheitsliebenden Menschen auf der Welt glücklich machen wird".
Ahmadinedschad wird diesen Triumph verkünden; und Obama wird wieder einmal mit zahnlosen Ermahnungen und leeren Drohungen antworten.

Hätte er doch wenigstens jemanden zur Verfügung wie Condoleezza Rice, die Präsident Bush erst als Sicherheitsberaterin und dann als Außenministerin diente. Aber zu seiner Außenministerin hat Obama eine Sozial- und Gesundheitspolitikerin gemacht; und sein Sicherheitsberater James Jones ist ein Berufsoffizier mit minimaler diplomatischer Erfahrung.

So stümpert es denn herum, dieses Trio Inhabilis. Man wird erleichtert sein dürfen, wenn am Ende dieser Präsidentschaft keine kriegerische Katastrophe eingetreten ist.



© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken.