Wieso wurde die Erdatmosphäre im letzten Jahrzehnt nicht wärmer? Ein Aufsatz in der Zeitschrift Science gibt jetzt eine überraschende Antwort: es lag am Wasserdampf in der Stratosphäre.
Dieses anscheinend erstmals erforschte Phänomen der oberen Atmosphäre hat einen unerwarteten Einfluß auf die Bodentemperatur.
Die Ursache der Änderung sei unbekannt, heißt es in einer Mitteilung der NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration). Susan Solomon, eine der Autorinnen, erklärt: "Current climate models do a remarkable job on water vapor near the surface." (Die heutigen Klimamodelle kommen mit dem Wasserdampf in Bodennähe gut zurecht.)
Nun hat man also die obere Atmosphäre untersucht, und die Verhältnisse liegen dort anders.
Das wäre für sich gesehen nicht besonders aufregend. Man findet immer etwas Neues heraus, wenn man irgendwo genauer hinsieht. Sondern an diesen Ergebnissen fasziniert, daß ausgerechnet Wasserdampf für die ausgebliebene Erwärmung des vergangenen Jahrzehnts ursächlich gewesen sei. Wasserdampf steht nämlich im Mittelpunkt der konventionellen Klimatheorie: nicht der Treibhauseffekt durch das Kohlendioxid verursache den größten Teil der Erwärmung, heißt es da, sondern die wechselseitige Verstärkung von höherer Temperatur und vermehrtem Wasserdampf in der Atmosphäre.
Und nun das. Die Stagnation der Temperatur im letzten Jahrzehnt wäre nicht auf einen entlegenen Effekt wie Meeresströmungen oder so etwas zurückzuführen, der den eigentlichen Vorgang der Erwärmung durch Kohlendioxid und Wasserdampf zeitweilig überlagert - sondern gerade dieser eigentliche Vorgang spielt sich womöglich gar nicht so ab, wie man es sich bisher gedacht hat.
Abschließend noch eine sprachliche Bemerkung: im Titel des Aufsatzes ist die Rede von "Decadal Changes", ein schwer übersetzbarer Ausdruck, der auch zweimal im Abstract erscheint; einmal habe ich versuchsweise und recht frei mit "10-Jahres-Durchschnitt" übersetzt, das andere Mal gar nicht, da ich nicht weiß, was mit "driver of decadal change" eigentlich gemeint ist. Diese Rede von "Jahrzehnten" kommt mir nämlich etwas merkwürdig vor. Welche physikalische Relevanz könnte denn der Zehnjahreszeitraum haben? Es ist ja reine Konvention, wenn wir umgangssprachlich ein Zehnersystem verwenden.
Dieses anscheinend erstmals erforschte Phänomen der oberen Atmosphäre hat einen unerwarteten Einfluß auf die Bodentemperatur.
Stratospheric water vapor concentrations decreased by about 10% after the year 2000. Here, we show that this acted to slow the rate of increase in global surface temperature over 2000 to 2009 by about 25% compared to that which would have occurred due only to carbon dioxide and other greenhouse gases. More limited data suggest that stratospheric water vapor probably increased between 1980 and 2000, which would have enhanced the decadal rate of surface warming during the 1990s by about 30% compared to estimates neglecting this change. These findings show that stratospheric water vapor represents an important driver of decadal global surface climate change.S. Solomon, K. Rosenlof, R. Portmann et.al., Contributions of Stratospheric Water Vapor to Decadal Changes in the Rate of Global Warming, Science Online, 28.1.2010.
Die Wasserdampfkonzentration in der Stratosphäre nahm seit dem Jahr 2000 um 10% ab. Wir zeigen, daß dadurch die Zunahme der globalen Bodentemperatur vom Jahr 2000 bis 2009 um etwa 25% langsamer war als sie durch Kohlendioxid und andere Treibhausgase alleine gewesen wäre. Auf einer schmaleren Datengrundlage nehmen wir an, daß der Wasserdampf in der Stratosphäre zwischen 1980 und 2000 zugenommen hat, wodurch die Erhöhung der Bodentemperatur im 10-Jahres-Durchschnitt der 90er-Jahre schätzungsweise um etwa 30% größer war als sie ohne diese Veränderung gewesen wäre. Diese Ergebnisse zeigen, daß der Wasserdampf in der Stratosphäre einen wichtigen Faktor des globalen Klimawandels in Bodennähe darstellt.
Die Ursache der Änderung sei unbekannt, heißt es in einer Mitteilung der NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration). Susan Solomon, eine der Autorinnen, erklärt: "Current climate models do a remarkable job on water vapor near the surface." (Die heutigen Klimamodelle kommen mit dem Wasserdampf in Bodennähe gut zurecht.)
Nun hat man also die obere Atmosphäre untersucht, und die Verhältnisse liegen dort anders.
Das wäre für sich gesehen nicht besonders aufregend. Man findet immer etwas Neues heraus, wenn man irgendwo genauer hinsieht. Sondern an diesen Ergebnissen fasziniert, daß ausgerechnet Wasserdampf für die ausgebliebene Erwärmung des vergangenen Jahrzehnts ursächlich gewesen sei. Wasserdampf steht nämlich im Mittelpunkt der konventionellen Klimatheorie: nicht der Treibhauseffekt durch das Kohlendioxid verursache den größten Teil der Erwärmung, heißt es da, sondern die wechselseitige Verstärkung von höherer Temperatur und vermehrtem Wasserdampf in der Atmosphäre.
Und nun das. Die Stagnation der Temperatur im letzten Jahrzehnt wäre nicht auf einen entlegenen Effekt wie Meeresströmungen oder so etwas zurückzuführen, der den eigentlichen Vorgang der Erwärmung durch Kohlendioxid und Wasserdampf zeitweilig überlagert - sondern gerade dieser eigentliche Vorgang spielt sich womöglich gar nicht so ab, wie man es sich bisher gedacht hat.
Abschließend noch eine sprachliche Bemerkung: im Titel des Aufsatzes ist die Rede von "Decadal Changes", ein schwer übersetzbarer Ausdruck, der auch zweimal im Abstract erscheint; einmal habe ich versuchsweise und recht frei mit "10-Jahres-Durchschnitt" übersetzt, das andere Mal gar nicht, da ich nicht weiß, was mit "driver of decadal change" eigentlich gemeint ist. Diese Rede von "Jahrzehnten" kommt mir nämlich etwas merkwürdig vor. Welche physikalische Relevanz könnte denn der Zehnjahreszeitraum haben? Es ist ja reine Konvention, wenn wir umgangssprachlich ein Zehnersystem verwenden.
© Kallias. Für Kommentare bitte hier klicken. Links zu allen Folgen dieser Serie finden Sie hier. Titelvignette: Drei Bilder, die sich durch das Schütteln eines Kaleidoskops ergeben. Fotografiert und in die Public Domain gestellt von rnbc.