21. Oktober 2009

Kurioses, kurz kommentiert: "Das Anthroposystem ist ein dualistisches Holon". Über gedrechseltes Öko-Geschwätz

Auch die Menschheit mit allen ihren Institutionen und Aktivitäten, nennen wir sie Anthroposystem, ist ein dualistisches Holon. Zugegeben eines, welchem durch einzigartiges und extrem beschleunigtes Wachstum außergewöhnliche Veränderungen gelungen sind. Es hat wahrhaftig Grenzen durchbrochen bzw. verschoben. Vor der kulturellen Evolution war der Mensch als "normales Tier" Teil eines lokalen bzw. regionalen ostafrikanischen Ökosystems.

Doch haben sich die Vorfahren des heutigen Menschen im Zeitalter des Pleistozäns mit Hilfe immer vielfältigerer Technologie und letztlich dem Kunstgriff der Benutzung fossiler Energieträger von den Fesseln jener Savannensysteme befreit und sich in Stoff- und Energieflüsse praktisch aller Ökosysteme der Erde eingeklinkt. Durch Wachstum, Komplexifizierung und Globalisierung des dabei entstehenden Anthroposystems und vieler in ihm immerzu neu entstehenden Teilsysteme, wie etwa Staaten, Staatenverbünde, Finanz- und Wirtschafts- oder Informationssysteme, ist der Menschheit einiges abhanden gekommen: vor allem das Gespür für die Abhängigkeit von Systemen höherer Ordnung sowie für die Grenzen des Wachstums.


Aus einem Artikel von Pierre Ibisch und Lars Schmidt, der vorgestern in "Zeit- Online" erschien.

Kommentar: Haben Sie das verstanden? Wenn nicht, dann bemühen Sie sich nicht; es lohnt die Mühe nicht. Die Autoren wollen, so scheint es mir jedenfalls, mit diesen aufgeplusterten Sätzen sagen: Der Mensch ist kein Tier mehr. Er ist ein Kulturwesen; und die menschliche Kultur hat sich über den ganzen Erdball ausgebreitet. Diese Ausbreitung hat zu Problemen geführt.

Ja, so ist es. Jeder weiß es, der, sagen wir, den Hauptschulabschluß geschafft hat. Die beiden Autoren - der eine laut Vorspann Professor an der Fachhochschule Eberswalde und der andere Mitarbeiter des "Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik" - sagen es aber derart, daß vermutlich Viele mit Hochschulabschluß es nicht auf Anhieb verstehen.

Ist das Imponiergehabe? Ist es das Unvermögen, sich verständlich auszudrücken? Vielleicht beides. Je weniger jemand mitzuteilen hat, umso mehr mag er dazu neigen, seine gedanklichen Blößen mit sprachlichem Zierat zu bedecken.

Nur - und das scheint mir das Kuriose zu sein -: Früher erschien solches gedrechseltes Geschwätz auf der Seite "Interessantes und Besinnliches" in der Wochenendausgabe des Kreisblatts oder des Lokalanzeigers. Heute findet man es im Internetauftritt des Wochenblatts, das einmal das intellektuell führende in Deutschland war.



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