Am Sonntag schrieb ich einen Artikel, in dem es um ein Gutachten zum KKW Krümmel ging. In diesem Gutachten heißt es laut einer Meldung in "Spiegel- Online", daß in Krümmel "die erhöhte Gefahr" bestehe, daß es "zu einem schweren Unfall" komme. Fazit der Gutachterin: "Zum Schutze der Bevölkerung ist daher von einer erneuten Inbetriebnahme abzuraten."
In dem Artikel habe ich mich mit der Qualifikation dieser Gutachterin, Oda Becker, auf dem Gebiet der Reaktorsicherheit befaßt. Das Ergebnis war, daß diese Qualifikation, soweit ich es ermitteln konnte, null ist: Sie hat weder jemals im Bereich der Reaktorsicherheit gearbeitet noch dazu irgendwelche wissenschaftlichen Publikationen vorgelegt. Sie hat, soweit ich herausfinden konnte, überhaupt noch nie einen wissenschaftlichen Artikel publiziert.
Ich hatte dieses vorläufige Fazit mit der Bitte an die Leser verbunden, es mir mitzuteilen, wenn ihnen wissenschaftliche Publikationen von Oda Becker bekannt geworden seien. Hier die bisherigen Reaktionen.
In "Zettels kleinem Zimmer" berichtet Dagny, Doktorandin in Physik und Autorin beim Antibürokratieteam, daß in der Datenbasis PROLA der American Physical Society keine einzige Publikation von Oda Becker zu finden ist; ebensowenig in einer entsprechenden Datenbank für europäische Publikationen.
Fündig geworden ist hingegen Stefanolix , der in seinem Blog auf einen Workshop hinweist, den Oda Becker im Oktober 2004 geleitet hat. Titel: "Der Schlüssel zum Erfolg. Soft Skills für Physikerinnen". Die PDF-Datei enthält die Folien zu dem Vortrag. Hier das Programm:
In dem Artikel habe ich mich mit der Qualifikation dieser Gutachterin, Oda Becker, auf dem Gebiet der Reaktorsicherheit befaßt. Das Ergebnis war, daß diese Qualifikation, soweit ich es ermitteln konnte, null ist: Sie hat weder jemals im Bereich der Reaktorsicherheit gearbeitet noch dazu irgendwelche wissenschaftlichen Publikationen vorgelegt. Sie hat, soweit ich herausfinden konnte, überhaupt noch nie einen wissenschaftlichen Artikel publiziert.
Ich hatte dieses vorläufige Fazit mit der Bitte an die Leser verbunden, es mir mitzuteilen, wenn ihnen wissenschaftliche Publikationen von Oda Becker bekannt geworden seien. Hier die bisherigen Reaktionen.
In "Zettels kleinem Zimmer" berichtet Dagny, Doktorandin in Physik und Autorin beim Antibürokratieteam, daß in der Datenbasis PROLA der American Physical Society keine einzige Publikation von Oda Becker zu finden ist; ebensowenig in einer entsprechenden Datenbank für europäische Publikationen.
Fündig geworden ist hingegen Stefanolix , der in seinem Blog auf einen Workshop hinweist, den Oda Becker im Oktober 2004 geleitet hat. Titel: "Der Schlüssel zum Erfolg. Soft Skills für Physikerinnen". Die PDF-Datei enthält die Folien zu dem Vortrag. Hier das Programm:
Freitag
16:00 Organisatorische Fragen und inhaltliche Einstimmung
17:00 Einführung in "Softskills" und ihre Bedeutung für den Berufsalltag
19:30 Spielerischer Einstieg in das Thema "Rhetorik"
Samstag
09:00 Theorie und Praxis der Rhetorik (Gründe der Redeangst und Interventionsstrategien, kleine Übungen)
11:00 Kommunikationstheorien (4-Ohren Modell, Transaktionsanalyse)
12:00 Geschlechtsspezifische Kommunikationsunterschiede
14:00 Nonverbale Kommunikation
15:00 Analyse von Gesprächssituationen
16:00 Analyse von Gesprächssituationen (Rollenspiele)
Sonntag
09:00 Auseinandersetzung mit "Macht", "Erfolg", und "Bluffen"
10:00 Zeitmanagement (Teil 1)
11:00 Zeitmanagement (Teil 2)
12:15 Abschlussrunde
Also das Standardprogramm eines Kurses "Rhetorik für Frauen".
Und dann ist da noch ein besonders hübscher Fund, über den in "Zettels kleinem Zimmer" Juno und Gorgasal berichten:
Der einzige bisher zu ermittelnde Vortrag, den Oda Becker auf einer wissenschaftlichen Tagung gehalten hat, fand am 7. Februar 2003 auf einer Veranstaltung des Arbeitskreises Chancengleichheit in der Deutschen Physikalischen Gesellschaft statt.
Titel der Veranstaltung: "Mit mir ist zu rechnen! Physikerinnen machen Karriere". Titel des Vortrags von Oda Becker: "Nicht nur die fachliche Qualifikation zählt".
Wohl wahr.
Sie werden sich, lieber Leser, vielleicht gefragt haben, warum ich den am Sonntag erschienenen Artikel in die Reihe "Deutschland im Öko- Würgegriff" gestellt habe, in der es sonst überwiegend um Einschränkungen unserer Freiheit durch Umweltzonen, Glühbirnenverbot, zwangsweise verordnete Solardächer und dergleichen geht.
Ich habe es deshalb getan, weil das Bemerkenswerte an dem Fall Oda Becker ist, daß er nicht als der Fall Oda Becker wahrgenommen wird. Wer im Namen von Öko auftritt, der ist offenbar automatisch gegen jede Kritik in der Öffentlichkeit immunisiert. Auch das ist ein Aspekt - und nicht der geringste - des Öko- Würgegriffs, dem wir zunehmend ausgesetzt sind.
Stellen Sie sich einmal vor, Vattenfall hätte ein Gutachten vorgelegt, das Krümmel einen guten Sicherheitsstandard attestiert.
Und dann hätte sich herausgestellt, daß dieses Gutachten nicht von einem Experten für Reaktorsicherheit angefertigt wurde, sondern von einem nicht promovierten Diplom- Physiker, der niemals etwas mit Reaktorsicherheit zu tun hatte, der nie auch nur eine einzige wissenschaftliche Arbeit publiziert hat, der aber im Bereich "Wie mache ich erfolgreich Karriere?" engagiert ist.
Nicht wahr, das wäre ein Skandal, der die Medien kräftig beschäftigen würde. Die Bundestagsfraktion von Bündnis 90 / Die Grünen aber darf sich so etwas erlauben, und sie kommt damit durch.
Oda Becker, die nichts vorzuweisen hat als ein Diplom in Physik, darf als "Expertin" für Reaktorsicherheit auftreten und gutachten, und niemand widerspricht. Ebenso könnte ein Biologe, der seine Diplomarbeit in Ornithologie geschrieben hat und der nie einen Fuß in ein Krebszentrum gesetzt hat, mit einem Gutachten über ein neues Verfahren der Tumordiagnostik betraut werden.
Und dann ist da noch ein besonders hübscher Fund, über den in "Zettels kleinem Zimmer" Juno und Gorgasal berichten:
Der einzige bisher zu ermittelnde Vortrag, den Oda Becker auf einer wissenschaftlichen Tagung gehalten hat, fand am 7. Februar 2003 auf einer Veranstaltung des Arbeitskreises Chancengleichheit in der Deutschen Physikalischen Gesellschaft statt.
Titel der Veranstaltung: "Mit mir ist zu rechnen! Physikerinnen machen Karriere". Titel des Vortrags von Oda Becker: "Nicht nur die fachliche Qualifikation zählt".
Wohl wahr.
Sie werden sich, lieber Leser, vielleicht gefragt haben, warum ich den am Sonntag erschienenen Artikel in die Reihe "Deutschland im Öko- Würgegriff" gestellt habe, in der es sonst überwiegend um Einschränkungen unserer Freiheit durch Umweltzonen, Glühbirnenverbot, zwangsweise verordnete Solardächer und dergleichen geht.
Ich habe es deshalb getan, weil das Bemerkenswerte an dem Fall Oda Becker ist, daß er nicht als der Fall Oda Becker wahrgenommen wird. Wer im Namen von Öko auftritt, der ist offenbar automatisch gegen jede Kritik in der Öffentlichkeit immunisiert. Auch das ist ein Aspekt - und nicht der geringste - des Öko- Würgegriffs, dem wir zunehmend ausgesetzt sind.
Stellen Sie sich einmal vor, Vattenfall hätte ein Gutachten vorgelegt, das Krümmel einen guten Sicherheitsstandard attestiert.
Und dann hätte sich herausgestellt, daß dieses Gutachten nicht von einem Experten für Reaktorsicherheit angefertigt wurde, sondern von einem nicht promovierten Diplom- Physiker, der niemals etwas mit Reaktorsicherheit zu tun hatte, der nie auch nur eine einzige wissenschaftliche Arbeit publiziert hat, der aber im Bereich "Wie mache ich erfolgreich Karriere?" engagiert ist.
Nicht wahr, das wäre ein Skandal, der die Medien kräftig beschäftigen würde. Die Bundestagsfraktion von Bündnis 90 / Die Grünen aber darf sich so etwas erlauben, und sie kommt damit durch.
Oda Becker, die nichts vorzuweisen hat als ein Diplom in Physik, darf als "Expertin" für Reaktorsicherheit auftreten und gutachten, und niemand widerspricht. Ebenso könnte ein Biologe, der seine Diplomarbeit in Ornithologie geschrieben hat und der nie einen Fuß in ein Krebszentrum gesetzt hat, mit einem Gutachten über ein neues Verfahren der Tumordiagnostik betraut werden.
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