Auf den ersten Blick scheint es eine lächerliche Äußerlichkeit zu sein: Laut einer Vorabmeldung zum "Spiegel" der kommenden Woche wurde zwischen CDU und SPD darüber gestritten, ob die beiden Kandidaten während des TV-Duells am 13. September, also heute in vier Wochen, stehen oder sitzen werden. Aber die Frage hat es in sich.
Erstens ist da der Aspekt, den die Union laut der "Spiegel"- Meldung ins Feld geführt hat: Daß es für alle Beteiligten zu anstrengend sei, neunzig Minuten zu stehen. Sie war also - aus diesem Grund, sagt sie - für ein Duell im Sitzen, die Wahlkampfleitung der CDU.
In Wahrheit, so mutmaßt der "Spiegel", gab es aber ein ganz anderes Motiv:
Zum einen wegen Merkels Körpergröße und ihrer Körperhaltung. Mit ihren 164 Zentimetern wirkt sie hinter einem Rednerpult nicht eben stattlich. Hinzu kommt, daß sie beim Stehen dazu tendiert, die Schultern hochzuziehen; den Kopf ein wenig in die Schultern sinken zu lassen. So richtig dynamisch kommt sie so in der Tat nicht rüber.
Zum anderen bedeutet Stehen eine allgemeine Steigerung des Muskeltonus, im Vergleich zum Sitzen. Das wirkt sich leicht auch auf die Stimme aus, die dann hell und angespannt klingt. Bequem im Sessel sitzend spricht die Kanzlerin meist mit einer wärmeren, sympathischeren Stimme.
Verständlich also, daß die CDU-Strategen gern ein Sitzduell gehabt hätten. Sie konnten sich aber laut "Spiegel" nicht durchsetzen; am 13. September werden alle stehen.
Wichtiger als solche Image- Überlegungen der Wahlkampf- Teams scheint mir allerdings zu sein, wie sich Sitzen oder Stehen auf den Charakter einer solchen Debatte auswirkt. Und das ist erheblich. Ich will es an zwei Beispielen erläutern.
Beim TV-Duell zwischen Nicolas Sarkozy und Ségolène Royal am 2. Mai 2007 saßen die Kontrahenten einander gegenüber. Sie können das auf diesem Foto sehen; links Royal, rechts Sarkozy, in der Mitte die beiden Moderatoren Patrick Poivre d'Arvor und Arlette Chabot. Die beiden Kontrahenten finden sich Auge in Auge. Sozusagen zum Greifen nah. Also auch zum Angreifen nah.
Und angegriffen wurde; von beiden. Es war eine spannende, eine auch informative Debatte. Überwiegend gab es den direkten Abtausch zwischen den beiden Kandidaten; die Moderatoren griffen nur selten ein. Ich habe seinerzeit in diesem Artikel darüber berichtet und bin, als ich ihn jetzt wieder gelesen habe, ein wenig in Schwärmen geraten über diese Art der TV-Debatte, die so viel über beide Kandidaten verraten hat.
Und nun sehen Sie sich bitte einmal das Bild 12 dieser Bildstrecke in "Focus" an. Es zeigt das TV-Duelle zwischen Merkel und Schröder am 4. September 2005. Beide stehen hinter meterweit voneinander entfernten Pulten; nicht einander, sondern dem Publikum und den Kameras zugewandt. Vor allem Schröder blickte, wenn er antwortete, fast stets in die Kamera und nicht zu seiner Kontrahentin hin.
Die Folge: Es war über weite Strecken gar kein Duell, sondern die abwechselnde Beantwortung von Fragen. Nur gelegentlich kam überhaupt so etwas wie ein Austausch zwischen den beiden auf. Und dieser wurde dann auch noch meist durch die erbarmungslose Zeitvorgabe kupiert.
Bei Sarkozy vs. Royal hatte dagegen jeder eine Gesamtzeit zur Verfügung. Wie sie diese Zeit auf die zwei Stunden verteilten, war den Kandidaten überlassen. Wer wollte, hätte zwanzig Minuten am Stück reden können; das wäre dann eben von der Gesamtzeit abgegangen.
Hätten die veranstaltenden Sender sich also dazu bringen lassen, Angela Merkel und Frank- Walter Steinmeier so an einem Tisch einander gegenüberzusetzen, wie Sarkozy und Royal saßen, dann wäre immerhin die situative Voraussetzung für einen lebendigen, einen die Zuschauer informierenden Austausch gegeben gewesen.
Ob die Kandidaten das genutzt hätten, um es auch tatsächlich spannend zu machen, ist allerdings eine andere Frage. Aus einem Ostwestfalen und einer Mecklenburgerin wird man nicht das an dialektischen Funken schlagen können, was eine Französin und ein Franzose mühelos zu versprühen vermögen.
Aber so, wie es jetzt geplant ist, dürfte dieses "Duell" wohl eher die traurige Krönung eines Wahlkampfs der Langeweile werden.
Erstens ist da der Aspekt, den die Union laut der "Spiegel"- Meldung ins Feld geführt hat: Daß es für alle Beteiligten zu anstrengend sei, neunzig Minuten zu stehen. Sie war also - aus diesem Grund, sagt sie - für ein Duell im Sitzen, die Wahlkampfleitung der CDU.
In Wahrheit, so mutmaßt der "Spiegel", gab es aber ein ganz anderes Motiv:
Merkel kommt im Fernsehen sitzend besser rüber, finden ihre Berater. (...) Hinter einem Pult wirke Merkel immer etwas verloren, meint ein Wahlkampfberater. Bei Steinmeier sei es genau andersherum. Er wirke im Stehen souveräner, auf einem Stuhl dagegen eher behäbigVielleicht ist es so. Mir kommt ein stehender Steinmeier allerdings genauso behäbig vor wie ein sitzender. Bei der Kanzlerin mag an der Analyse aus dem Konrad- Adenauer- Haus aber etwas Wahres sein.
Zum einen wegen Merkels Körpergröße und ihrer Körperhaltung. Mit ihren 164 Zentimetern wirkt sie hinter einem Rednerpult nicht eben stattlich. Hinzu kommt, daß sie beim Stehen dazu tendiert, die Schultern hochzuziehen; den Kopf ein wenig in die Schultern sinken zu lassen. So richtig dynamisch kommt sie so in der Tat nicht rüber.
Zum anderen bedeutet Stehen eine allgemeine Steigerung des Muskeltonus, im Vergleich zum Sitzen. Das wirkt sich leicht auch auf die Stimme aus, die dann hell und angespannt klingt. Bequem im Sessel sitzend spricht die Kanzlerin meist mit einer wärmeren, sympathischeren Stimme.
Verständlich also, daß die CDU-Strategen gern ein Sitzduell gehabt hätten. Sie konnten sich aber laut "Spiegel" nicht durchsetzen; am 13. September werden alle stehen.
Wichtiger als solche Image- Überlegungen der Wahlkampf- Teams scheint mir allerdings zu sein, wie sich Sitzen oder Stehen auf den Charakter einer solchen Debatte auswirkt. Und das ist erheblich. Ich will es an zwei Beispielen erläutern.
Beim TV-Duell zwischen Nicolas Sarkozy und Ségolène Royal am 2. Mai 2007 saßen die Kontrahenten einander gegenüber. Sie können das auf diesem Foto sehen; links Royal, rechts Sarkozy, in der Mitte die beiden Moderatoren Patrick Poivre d'Arvor und Arlette Chabot. Die beiden Kontrahenten finden sich Auge in Auge. Sozusagen zum Greifen nah. Also auch zum Angreifen nah.
Und angegriffen wurde; von beiden. Es war eine spannende, eine auch informative Debatte. Überwiegend gab es den direkten Abtausch zwischen den beiden Kandidaten; die Moderatoren griffen nur selten ein. Ich habe seinerzeit in diesem Artikel darüber berichtet und bin, als ich ihn jetzt wieder gelesen habe, ein wenig in Schwärmen geraten über diese Art der TV-Debatte, die so viel über beide Kandidaten verraten hat.
Und nun sehen Sie sich bitte einmal das Bild 12 dieser Bildstrecke in "Focus" an. Es zeigt das TV-Duelle zwischen Merkel und Schröder am 4. September 2005. Beide stehen hinter meterweit voneinander entfernten Pulten; nicht einander, sondern dem Publikum und den Kameras zugewandt. Vor allem Schröder blickte, wenn er antwortete, fast stets in die Kamera und nicht zu seiner Kontrahentin hin.
Die Folge: Es war über weite Strecken gar kein Duell, sondern die abwechselnde Beantwortung von Fragen. Nur gelegentlich kam überhaupt so etwas wie ein Austausch zwischen den beiden auf. Und dieser wurde dann auch noch meist durch die erbarmungslose Zeitvorgabe kupiert.
Bei Sarkozy vs. Royal hatte dagegen jeder eine Gesamtzeit zur Verfügung. Wie sie diese Zeit auf die zwei Stunden verteilten, war den Kandidaten überlassen. Wer wollte, hätte zwanzig Minuten am Stück reden können; das wäre dann eben von der Gesamtzeit abgegangen.
Hätten die veranstaltenden Sender sich also dazu bringen lassen, Angela Merkel und Frank- Walter Steinmeier so an einem Tisch einander gegenüberzusetzen, wie Sarkozy und Royal saßen, dann wäre immerhin die situative Voraussetzung für einen lebendigen, einen die Zuschauer informierenden Austausch gegeben gewesen.
Ob die Kandidaten das genutzt hätten, um es auch tatsächlich spannend zu machen, ist allerdings eine andere Frage. Aus einem Ostwestfalen und einer Mecklenburgerin wird man nicht das an dialektischen Funken schlagen können, was eine Französin und ein Franzose mühelos zu versprühen vermögen.
Aber so, wie es jetzt geplant ist, dürfte dieses "Duell" wohl eher die traurige Krönung eines Wahlkampfs der Langeweile werden.
© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Links zu allen Folgen dieser Serie finden Sie hier. Titelvignette: Der Reichstag. Vom Autor Norbert Aepli unter Creative Commons Attribution 2.5 - Lizenz freigegeben. Ausschnitt.