4. Januar 2025

Streiflicht: Ein Hassprediger zuviel.


Am 20. Januar 2025 wird in Washington der 47. amerikanische Präsident, Donald Trump, sein Amt im weißen Haus antreten. 

Nicht eingeladen sind:
- Annalena Baerbock, amtierende Außenministerin der BRD
- Robert Habeck, Vizekanzler der BRD
- Oaf Schitz, Kanzler der BRD
- Frank Walter Steinmeiner, Bundespräsident der BRD
- Friederich Merz, Vorsitzender der Union und vorraussichtlicher Kanzler ab März 2025

Eingeladen ist:
- Alice Weidel, Bundessprecherin der AfD

Es sieht so aus als trage die Diplomatie der diplomatischen Koryphäen von Baerbock bis Steinmeier nun endlich seine Früchte. Die Amerikaner betrachten die Deutschen nicht mehr als Verbündete, nicht einmal der Grüßaugust wird mehr eingeladen. Aus Sicht des durch die letzten Jahrzehnte immer weiter verbreiteten Antiamerikanismus, der nicht zuletzt durch die beiden Regierungen Schröder so richtig Fuß fassen konnte, mag das nicht dramatisch sein. Wenn demnächst aber Handelsabkommen geschlossen werden, wenn man die Amerikaner bittet in der NATO nachsichtig zu sein, wenn man irgendetwas von den Amis will, dann wird das aus deutscher Perspektive sehr teuer werden. Ist ja nicht so das Deutschland nicht schon von alleine (bzw. durch Habecks Werk) in die größte Wirtschaftskrise seit 1926 hereinschlittert, nein, es ist auch unbedingt wichtig den größten Verbündeten verloren zu haben.

Way to go, Frank Walter! Das war der Hassprediger echt wert.
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Llarian

© Llarian. Für Kommentare bitte hier klicken.

2. Januar 2025

Die CDU erzählt mal wieder was vom Pferd

Das sollte ja eigentlich der große Coup werden: Friedrich Merz präsentiert die Forderung, dass Ausländer, die in Deutschland die zweite Straftat begehen, ihren Aufenthaltsstatus verlieren sollen.
Na, hallamarsch, der "Abschiebehammer" der CDU. "Ihr braucht die AfD nicht zu wählen, wir schieben ja die Kriminellen alle ab".

Tja, wers glaubt. Die ganze Aussage ist von A-Z eine ziemlich dreiste Lüge, eine so dreiste, dass sie der CDU auf Twitter/X dann auch so ziemlich sofort um die Ohren gehauen wurde. Die erste Frage, die sich natürlich stellen würde, wäre: Warum eigentlich nach der zweiten? Um wiederum Twitter zu zitieren: "Die erste Vergewaltigung geht dann aufs Haus?" 

27. Dezember 2024

Frank-Walter beendet die Demokratie


Man möchte an Ekel Alfred denken, wenn man über Frank-Walter Steinmeier sinniert: Er ist nicht per se antidemokratisch, er hat nur sehr viel Pech beim Verstehen davon. Gut, Walter der Spalter hat schon während der Corona Zeit deutlich demonstriert wer er ist und wie es in ihm denkt und wer bis dahin nicht begriffen hatte, dass das Amt ihm nicht nur eine Schuhgröße, sondern eher einen Kindersarg zu groß war, dem hat er es spätestens dort deutlich gezeigt. 

Seine außenpolitischen Glanzleistungen schliessen nicht nur Gratulationen an die chinesiche Diktatur und das iranische Mullah-Regime ein, nein, er glänzte auch damit den damaligen Präsidentschaftskandidaten (und späteren Präsidenten) Trump als Hassprediger zu verunglimpfen, was sicher der deutsch-amerikanischen Freundschaft einen ganz entscheidenden Schub gab. 

24. Dezember 2024

Frohe Weihnachten!

Ich möchte allen Leser, und ich bin mir sicher auch stellvertretend für meine Kollegen, ein besinnliches und ruhiges Weihnachtsfest wünschen. 

Egal an was Sie glauben oder nicht glauben, geniessen Sie die Ruhe, denken Sie nicht so viel nach, lassen Sie den Ärger draußen und sich nicht frustrieren!

(Und wenn Sie das hier an Weihnachten lesen, haben Sie etwas falsch gemacht. Machen Sie den Computer aus! Jetzt!) 


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Llarian

© Llarian. 

22. Dezember 2024

Anmerkungen zu einem Anschlag und Anmerkungen zu einem Land

Wer nicht gerade die letzten Tage auf einer einsamen Hallig ohne Medienempfang verbracht hat, wird wohl mitbekommen haben, dass es (mal wieder) auf einem Weihnachtsmarkt in Deutschland zu einem "Ereignis" gekommen ist. Der Täter ist ein anerkannter Asylant aus Saudi-Arabien, der mit einem schweren SUV in brachialer Geschwindigkeit fünf Menschen ermordete und einige Dutzend teilweise schwer verletzte. 

Die deutschen Medien, wie auch die deutsche Politik heucheln in gewohnter Weise ihre Standardfloskeln herunter, was nicht wirklich neu ist, was sollten sie auch anderes sagen? Mehr als Sprechblasen sind kaum zu erwarten, wenn es -mal wieder- zu "Ereignissen" kommt, die heute in Europa alle paar Tage bis Wochen passieren und erstaunlicherweise vor 30 Jahren irgendwie nie vorkamen. Die Politik hat vor den Folgen ihrer eigenen Ideen genauso resigniert wie die Bevölkerung, die sie immer noch wählt, obschon fast jeder Bürger das Problem klar benennen kann, wenn er sich schon kaum traut, dies öffentlich zu tun. 

10. November 2024

Die Folgen

In Zettels kleinem Zimmer wurde schon über den ersten außenpolitischen Erfolg von Donald Trump nach seiner Wahl berichtet: Keine zwölf Stunden gewählt und schon ist die Ampel zusammengebrochen. :)
Aber auf der etwas ernsthafteren Seite ist es tatsächlich so, dass die Folgen der Wahl von Donald Trump dieses Mal früher und deutlicher hereinbrechen als das 2016 der Fall war. 

9. November 2024

Streiflicht: 10 Millionen Stimmen

Durch die dunklen Kammern von Twitter geistert dieser Tage eine interessante Balkengrafik, deren Grundwerte ich hier gerne einmal wiedergeben möchte:

Barrack Obama, 2008: 69,5 Millionen Stimmen
Barrack Obama (2nd. Term), 2012: 65,9 Millionen Stimmen
Hillary Clinton, 2016: 65,85 Millionen Stimmen
Joe Biden, 2020: 81,25 Millionen Stimmen
Kamala Harris, 2024: 68,1 Millionen Stimmen

4. November 2024

Die Wahl. Und eine Verschwörungstheorie. Und ein Gedankensplitter.

Aus deutscher Mainstreamperspektive entscheidet sich am heutigen Dienstagabend vor allem die Regierung der USA der nächsten vier Jahre. Und mit ein bischen Schiesspulver die Entscheidung darüber ob die USA ein paar neue Zölle erheben, etwas mehr von der NATO erwarten, etwas mehr oder weniger Waffen in die Ukraine liefern und ob ein paar mehr Waffen in den USA verkauft werden. Trotz allem linken Getröte glaubt niemand daran, dass Donald Trump, sollte er dann doch, wieder erwarten des juste millieus in Deutschland, gewählt werden, "die Macht" an sich reissen wird. Und da man ohnehin auf Seiten der "Demokraten" ist, erwartet man noch weniger, dass sich bei einem Wahlsieg von Kamala Harris irgendetwas ändern wird.

Und kaum eine Einschätzung könnte dümmer und kurzsichtiger sein als diese.

31. Oktober 2024

Jean Ray. Von Onkeln namens Timotheus





Jean Ray, „Der Klub der Hundertjährigen“ (1964)

Als mein Großonkel sein fünfundneunzigstes Lebensjahr erreicht hatte, gründete er den „Klub der demnächst Hundertjährigen.“ Zu den Mitgliedern gehörten Martin Cobb, Jack Salwin, bob Raven, Ben Hass und mein Onkel Tim. Vom Alter her unterschieden sie sich nur in wenigen Monaten, und Onkel Tim wurde zum Vorsitzenden gewählt, weil es seine Idee gewesen war.

Er ließ mich zu sich kommen und sagte:

„Thomas: die Regeln unseres Klubs sind schlicht und einfach. Im Grunde gibt es nur eine einzige. Jedes der Mitglieder vermacht mit seinem Tod den Überlebenden etwas Wertvolles. Um was es sich dabei handelt, haben wir bereits festgehalten:

„Martin Cobb: ein Bauernhof mit Viehbestand.

„Jack Salwin: ein Landsitz.

„Bob Raven: sechs Rennpferde.

„Ben Hass, der Kunstsammler ist: ein Selbstbildnis von Rembrandt.“

„Und du selber, Onkel?“ fragte ich.

Der alte Mann bedachte mich mit einem schalkhaften Zwinkern.

„Meinen gesamten Besitz, Tom. Aber mach dir keine Sorgen. Ich werde es noch erleben, wenn man sie beerdigt. Ich werde nämlich hundert.“

„Bist du dir da so sicher?“ fragte ich.

„Ganz sicher. Schau mal: Martin Cobbs Herz fängt an, ihm Beschwerden zu machen; Salvin hustet, daß man davon taub werden könnte; Raven plagt die Gicht und Ben Hass schmilzt jeden Tag mehr dahin als Schnee auf einem heißen Ofen. Ich dagegen …“

Er klopfte sich auf die Brust und zwinkerte mir nochmals zu. Ich mußte zugeben, daß er für sein Alter noch verflixt gut aussah.

„Versteh‘ mich richtig,“ fuhr er fort. „Ich muß es nur so lange aushalten, bis ich die Hundert erreicht habe – und alle diese Schätze sind meine. Und wenn ich dann den Löffel abgebe, wer erbt alles? Wer anders als mein treu ergebener Neffe, Thomas Isidorus Trent?“

20. Oktober 2024

Die USA am Weg der Hoffnung


Die Wahl in den USA rückt jeden Tag näher und sie ist, wenn auch nicht in der Wahrnehmung deutscher Zeitungsleser oder Konsumenten des ÖRR, bei weitem nicht entschieden sondern extrem offen. Sollte Donald Trump die Wahl gewinnen, und derzeit spricht das Moment dafür, so werden die Redaktionen vom Spargel bis zum neuen Süddeutschland wieder sehr viel Freude bekommen ihren Lesern zu erklären, warum das, was sie vorhergesagt haben, mal wieder(!) nicht eingetroffen ist.

1. Oktober 2024

Die Erfurter Schmierenkomödie oder der Zustand einer ehemaligen Volkspartei

Zugegeben: Selbst dieser Autor ist zunächst ein wenig darauf hereingefallen. Der Eklat im Erfurter Landtag von letzter Woche erschien von beiden Seiten gewollt und herbei geführt. Die AfD klammert sich an eine Geschäftsordnung, um ihr Gesicht zu wahren und die selbstidentifizierten Demokraten gönnen der AfD nicht die Butter auf dem Brot und wollen mit ihrem ersten Antrag der AfD direkt zeigen wer Koch und wer Kellner ist. Kindergarten eben.

28. September 2024

Und plötzlich trifft es ihn selbst

In der FAZ ist vor zwei Tagen ein Artikel von Cem Özdemir, immerhin amtierender, grüner Bundesminister, erschienen, in dem er sich mit Fragen der Migration und deren Folgen in Deutschland auseinandersetzt. Leider ist der Artikel hinter einer Paywall, aber die Welt war so nett die wesentlichen Aussagen in einem eigenen Artikel zu beschreiben, der noch abrufbar ist. 

Özdemir setzt sich hier vor allem mit Erfahrungen seiner Tochter auseinander, die offenkundig mehrfach das Opfer von sexueller Belästigung durch Zuwanderer wurde. Und er reflektiert immerhin, dass das eine Folge der Zuwanderung aus islamischen und patriarchal geprägten Ländern ist. 

6. September 2024

Annie M. G. Schmidt, „Pas op voor de hitte”/“Vorsicht bei der Hitze“ (1954)





“Pas op voor de hitte”

Denk aan juffrouw Scholten,
die is vandaag gesmolten,
helemaal gesmolten, op de Dam.
Dat kwam door de hitte,
daar is ze in gaan zitten
- als je soms wil weten hoe dat kwam.
Ze hebben het voorspeld: Pas op, juffrouw, je smelt!
Maar ze was ontzettend eigenwijs...
Als een pakje boter,
maar dan alleen wat groter,
is ze uitgelopen, voor het paleis.

Enkel nog haar tasje
lag daar in een plasje...
Alle kranten hebben het vermeld
op de eerste pagina.
Kijk het zelf maar even na.
Ja, daar staat het, kijk maar: dame smelt.

Die arme juffrouw Scholten...
helemaal gesmolten...
Als dat jou en mij eens overkwam...
Laten we met die hitte
overal gaan zitten...
maar vooral niet midden op de Dam.

2. September 2024

Die CDU in der Falle

Man gibts sich staatstragend (Merz), man gibt sich arrogant (Spahn in den letzten Tagen), man gibt sich als Wahlsieger (Kretschmer, Voigt), doch all das trifft nicht einmal den Rand der Sache auch nur halbwegs. Die CDU ist nach den Landtagswahlen in Thürigen und Sachsen in der dümmsten Lage, die man sich so recht denken kann.

25. August 2024

Nix mit Nix mit Nix

Es ist mal wieder festzuhalten: Das hat alles nix mit nix zu tun. Es ist ganz wichtig, dass nix mit nix zu tun hat, deshalb ist auch unbedingt festzuhalten, dass das nicht mit irgendetwas zu tun haben kann, weil es ja nix mit nix zu tun hat.

Außerdem ist festzuhalten, dass viele Menschen unter psychischen Problemen leiden und gar nicht anders können. Da brüllen sie auch schonmal manche seltsame Sätze hevor, bevor sie in einem Parkinson-artigen Rausch wild um sich stechen und zufällig den einen oder anderen Passanten erwischen. Zumal der Parkinsonierende ja vielleicht auch gar nicht damit rechnen konnte, dass ihm das passiert, da es kein entsprechendes Messerverbot in der Innenstadt gegeben hatte. 

5. August 2024

Die Wokolympics und die Tücken der DNA

Zugegeben: Die seit Jahrzehnten bekannte und wirklich grausam offenkundige Korruption im olympischen Komitee ist jetzt nicht unbedingt eine besonders spannende Erkenntnis oder Meldung. Das ist eben das, was passiert, wenn man Abermillionen Euro an eine völlig unkontrollierte Funktionärskaste verteilt, die niemandem Rechenschaft ablegen müssen und eben in ihren Hinterzimmern dann auch dafür sorgen, dass keiner von ihnen jemals wieder im Regen stehen wird. Soweit, so trivial. Vergleichsweise neu, wenn auch eigentlich überhaupt nicht überraschend, ist der Einzug der Wokeness in eben jene Hinterzimmer. Genaugenommen naheliegend, denn wie auch in diversen NGO, Behörden, Stiftungen, Rundfunkanstalten oder sonstigen Dunkelkammern der westlichen Welt, blühen eben die Schattengewächse dort am besten, wo keine Kontrolle stattfindet, keine Rechenschaft abglegt werden muss und Steuergelder ohne Nachfrage in reichlicher Menge sprudeln. Das das IOC auf den Woke-Zug aufsteigt ist da eigentlich nur folgerichtig.

31. Juli 2024

Gruß aus Entebbe

Ismail Haniyeh ist tot. Und darf sich jetzt der 72 Jungfrauen erfreuen, wenn sich das Ganze nicht doch als "Misinformation" herausstellen sollte. 

Die erste und zentrale Frage, die sich dieser Autor stellt ist: Hat Steinmeier schon konduliert? 

18. Juli 2024

Der kompakte Skandal zum Skandal

Das Nancy Faeser, ihres Zeichens Innenministerin, ihre Auffassung von Regierung, die nicht nur an der Grenze totalitär geprägt ist, mehr und mehr durchsetzt, umso unpopulärer sie und ihre Regierung wird, ist kein echtes Geheimnis. Beweislastumkehr, offene Grenzen, Impfpflicht, Hassrede und jetzt eben auch ein Verbot der freien Presse: Das ist nicht wirklich überraschend und auch nicht neu.

Das Nancy Faeser 1984 nicht als Warnung sondern als Betriebsanleitung verinnerlicht hat, war schon vor Jahren ein alter Hut und insofern kann der morgendliche Überfall auf Jürgen Elsässer, den Herausgeber des Compact-Magazins, samt zufällig anwesenden Fotografen, nicht wirklich überraschen. Und es ist hoffnungslos zu glauben, dass diese Frau freiwillig zur Einhaltung von Grundrechten zurück kehren wird, ähnlich sinnvoll wäre es von Kim Jong Un zu erwarten, dass er morgen demokratische Wahlen zulassen würde oder von Wladimir Putin, dass er sich für den Überfall auf die Ukraine entschuldigt. Das wird nicht passieren. Leute wie Faeser kann man von nichts überzeugen, man muss ihnen die politische Macht nehmen und in Schimpf und Schande davon jagen. Als man Erich Honnecker und Erich Mielke von der Macht entfernte, hat man von Ihnen auch kein Umdenken erleben können oder sie zur Rechenschaft ziehen können, das höchste ist es tatsächlich, dass diese Leute erleben wie ihre Weltsicht vor ihren Augen zusammen bricht. 

14. Juli 2024

Anmerkungen zu einem Attentat

Die meisten Leser werden es bereits wissen: Am gestrigen Samstag kam es zu einem Anschlag (bzw. respektive Mordanschlag, wie man früher im Deutschen geschrieben hätte) auf Präsident Trump. Der Attentäter feuerte mehrere Schüsse auf Trump ab, traf drei seiner Anhänger mit den Schüssen (davon einen tödlich), sowie Trump selber am Ohr, bevor er selber von Sicherheitskräften erschossen wurde (der Attentäter, nicht Trump).

25. Juni 2024

H. F. Harvey, "Augusthitze" (1910)





W. F. Harvey, “Augusthitze” (1910)

Phenistone Road, Clapham, 20. August 190-

Heute habe ich den wohl ungewöhnlichsten Tag in meinem ganzen Leben erlebt, und deshalb möchte ich meine Erinnerungen daran so schnell wie möglich zu Papier bringen, solange sie noch frisch sind.

Lassen Sie mich damit anfangen, daß mein Name James Clarence Withencroft lautet.

Ich bin vierzig Jahre alt und bei bester Gesundheit. Ich bin niemals krank gewesen.

Von Beruf bin ich Künstler. Kein sehr erfolgreicher, aber ich verdiene mit meinen Zeichnungen genug, um meinen Lebensunterhalt bestreiten zu können.

Meine einzige Verwandte, meine Schwester, ist vor fünf Jahren gestorben. Ich bin also ganz auf mich selbst gestellt.

Heute morgen habe ich um neun Uhr gefrühstückt, und nachdem ich die Zeitung durchgeblättert hate, zündete ich mir eine Pfeife an und döste vor mich hin, in der Hoffnung, daß mir vielleicht ein Motiv für meinen Bleistift einfallen würde.

Im Zimmer herrschte eine erstickende Hitze, obwohl Tür und Fenster offenstanden, und ich hatte mich entschieden, daß der kühlste und erträglichste Platz das tiefe Beckenende des hiesigen Schwimmbads wäre, als mir eine Idee kam.

Ich fing an zu zeichnen. Ich war so vertieft in meine Arbeit, daß ich das Mittagessen ausfallen ließ, und beendete die Arbeit erst, als die Kirchturmuhr von St. Jude’s vier schlug.

Auch wenn es nur eine hastig hingeworfene Skizze war, war das Ergebnis doch das Beste, das mir je gelungen war.

Sie zeigte einen Verbrecher auf der Anklagebank, gerade als der Richter das Urteil verkündet hatte. Der Mann war dick – von gewaltiger Korpulenz. Das Fett lag in breiten Wülsten um sein Kinn und verhüllte seinen kurzen, stämmigen Nacken. Er war glattrasiert (vielleicht sollte ich besser sagen: er war anscheinend wenige Tage zuvor rasiert gewesen) und fast kahlköpfig. Er stand vor der Bank, seine kurzen, plumpen Finger krampften sich am Geländer fest und er blickte starr geradeaus. In seinem Gesicht zeigte sich kein Schrecken, sondern nur ein absoluter innerer Zusammenbruch.

Es war, als ob in ihm nichts mehr an Stärke geblieben war, um diesen Berg von Fleisch aufrecht zu halten.

Ich rollte die Zeichnung zusammen und steckte sie ein, ohne genau zu wissen, weshalb. Dann verließ ich das Haus, beschwingt von jenem Glücksgefühl, das sich nach einer gut gelungenen Arbeit einstellt.

24. Juni 2024

Jorge Luis Borges, "Franz Kafka" (1951)



"Only connect! That was the whole of her sermon. Only connect the prose and the passion, and both will be exalted, and human love will be seen at its height. Live in fragments no longer. Only connect." (E.M.Forster, "Howards End")



(Jorge Luis Borges im Jahr 1951. Aufnahme von Grete Stern)

I.

Jorge Luis Borges, „Franz Kafka” (1951)

Um das Jahr 1916 oder 1917 fingen wir an, dem Namen Kafkas Veröffentlichungen des Expressionismus zu begegnen, die sich der Extravaganz verschrieben hatten (womit sie Erfolg hatten) und die sich beispielsweise „Der jüngste Tag“ oder ähnlich nannten. Kafka ist als Autor zu ausgefallen, als daß wir damals seine Originalität zu würdigen wußten. Wir lasen diese ersten Erzählungen und sie erschienen uns sinnlos, enttäuschend und sogar – wir gestehen es heute ungern – recht altmodisch. Jahre später lasen wir den „Prozeß“ in einer französischen Übersetzung, und waren von diesem Buch sehr beeindruckt. Im Nachhinein schmälerte sich die Begeisterung aufgrund des Verlaufs der Handlung. So haben wir uns im Lauf der Jahre an Kafka angenähert und sind dann wieder auf Distanz gegangen. Wir haben einiger seiner Erzählungen aus dem Deutschen übertragen, darunter die vielleicht vorzüglichste, „Beim Bau der chinesischen Mauer.“ Für einige Übersetzungen seiner Bücher ins Spanische haben wir Vorworte verfaßt. Und wir haben ihn in einigen unserer Erzählungen bewußt nachgeahmt. Es ist nicht ausgeschlossen, daß wir ihn auch in Zukunft nachahmen werden, ohne es zu wollen, denn Kafka ist ein Autor, der eine heftige Anziehung auf einen ausübt.

Immer wenn wir uns dieser Anziehungskraft bewußt werden, versuchen wir uns ihrer zu entledigen. Wir erinnern uns an den Augenblick, als wir mit unschuldigem Entzücken entdeckten, daß manche seiner Romane, wie „Der Prozeß“ und „Das Schloß“ genau das schildern, was in der Mathematik ein „infiniter Regress,“ eine „Endlosrekursion“ genannt wird. Im „Schloß“ gibt es einen Landmesser, dem nie Zutritt gewährt wird, sondern der niemals über Vorzimmern hinaus gelangt. Nun: dieser Vorgang beschreibt das Paradox, das Zenon von Elea gegen die Möglichkeit einer Bewegung vorgebracht hat. Jemand, der sich an einem Punkt A befindet, kann einen Punkt B niemals erreichen, denn zuvor muß er erst einmal die Hälfte dieser Strecke zurücklegen, und davor die Hälfte jener Strecke – und so weiter bis ins Unendliche. William James das gleiche Argument auf die Zeit angewendet. Wir waren nicht immer so unbedarft. Ein anderes Mal haben wir nach Kafkas literarischen Vorläufern gesucht, und sind bei vielen Autoren fündig geworden. Wir erinnern uns etwa an einen Roman von David Garnett, „Lady into Fox,“ dessen Handlung, wenn man sie nacherzählt und nicht liest, sehr an die Erzählungen von Kafka erinnert, besonders an „Die Verwandlung.“ Dieser Roman, und ein weiterer dieses englischen Autors, „A Man in the Zoo,“ ähneln, wie gesagt, Kafka. Aber wenn man sie liest, unterschieden sie sich gründlich von seinem Werk. Der Grund liegt darin, daß wir dort Zeugen eines phantastischen Geschehens sind; wenn wir Kafka lesen, scheint uns das, was seinen Gestalten passiert, uns selber zu widerfahren.

11. Juni 2024

Thesen zur Wahl

Ich gebe gerne zu, dass wir zur Europa-Wahl nicht viel beigetragen haben, aber ein paar Gedanken möchte ich doch, wenn auch vielleicht in Retrospektive, loswerden:

Es wird derzeit gerne viele davon gesprochen dass die Bürger vor allem viel gegen die Ampel gestimmt haben und deshalb die Afd so stark geworden wäre. Das ist maximal die halbe Wahrheit, eher nur ein Drittel: Richtig ist, dass viele gegen die Ampel gestimmt haben. Richtig ist aber auch, dass die Ampel nicht gleichmässig verloren hat, sondern das es in allererste Linie die Grünen, in zweiter Linie die SPD und erst in dritter Linie die FDP gewesen ist. Und das obschon die FDP eine extrem unsympathische Spitzenkandidatin aufgeboten hat. Mithin war das Ganze vor allem eine Flucht aus den roten, aber noch mehr aus den grünen Positionen. Auch die Wählerrichtung ist von großer Bedeutung, denn nicht die CDU war der Sammler dieser Wahlflüchtigen, es war vor allem die AfD. Und die AfD ist nicht eine rein rechte Partei, sie ist vor allem ein absoluter Gegenentwurf zu den Grünen. Was die Grünen richtig finden, findet die AfD falsch, und umgekehrt genauso. Mithin ist diese Wanderung nicht nur eine Abwendung von grünen Ideen, sondern eine Abwanderung ins Gegenteil!

31. Mai 2024

Streiflicht: Watch it unfold!

Unser geschätzter Zimmermann HR2 hat ein Video geteilt, dass den Angriff auf den Islamkritiker Michael Stürzenberger am heutigen Mittag zeigt. Auch wenn ich seine Einschätzung über das Verhalten der Polizei nicht teile, so sind die bisherigen Presseartikel schon recht vielsagend. Der beste ist dabei noch der von der Bild Zeitung, die sich wenigstens nicht zu schade ist, das Bild des Angreifers zu zeigen, woraus der gemeine Leser wenigstens den Kontext herstellen kann, wer da zugestochen hat.

Ein weiterer Schritt in den Abgrund.

Es ist also passiert. Und die deutsche Presse wird es morgen für den gemeinen Leser auch einordnen: In Amerika ist niemand vor dem Gesetz geschützt. Und so wurde der böse, orange Mann, natürlich völlig zurecht, endlich verurteilt, womit bestätigt wurde, was der deutsche Journalist ja schon immer gewusst hat. Wäre er nicht verurteilt worden, hätte er es auch gewusst, aber das soll hier gar nicht wichtig sein.

27. Mai 2024

Deutschland will Netanjahu ausliefern

Die Bundesregierung hat letzte Woche durch ihren Sprecher, Steffen Hebestreit, verkünden lassen, sie würde Israels Ministerpräsident(!) Benjamin Netanjahu an den internationalen Strafgerichtshof ausliefern, wenn dieser einen Haftbefehl gegen ihn erlasse. Das muss man erst einmal sacken lassen. Denn das ist auf so vielen Ebenen falsch und dämlich, dass es schon schwer fällt, die einzelnen Ebenen auch nur auseinander zu halten.