Aber er hatte auch versagt. Es ließen sich endlose Spekulationen anstellen – aber die Natur der Ramaner und der Zweck ihres Besuchs waren immer noch zur Gänze unbekannt. Sie hatten das Sonnensystem als Zwischenstation genutzt, als Tankstelle – der Name tat nichts zur Sache - und ihm dann den Rücken gekehrt, unterwegs zu dringenderen Geschäften. Vielleicht hatten sie überhaupt nicht registriert, daß die Menschheit existierte – und solch eine Gleichgültigkeit wog schwerer als die gröbste Demütigung.
Als Norton Rama zum letzten Mal gesehen hatte, als winzigen Stern, der die Venusbahn hinter sich gelassen hatte, wußte er, daß ein Teil seines Lebens vorbei war. Er war erst dreiundfümnfzig, aber er hatte seine Jugend dort auf der gekrümmten Ebene zurückgelassen, unter den Wundern und Geheimnissen, die sich jetzt unwiderruflich dem Zugriff der Menschen entzogen. Was immer die Zukunft auch an Auszeichnungen und Erfolgen bereithielt, würde er für den Rest seines Lebens mit dem Gefühl der Enttäuschung leben müssen, mit versäumten Gelegenheiten.
Er redete sich das ein - aber schon zu diesem Zeitpunkt hätte er es besser wissen können.
Und weit entfernt, auf der Erde, hatte Dr. Carlos Perera noch niemandem erzählt, daß er aus einem unruhigen Schlaf erwacht war, weil ihn eine Botschaft aus seinem Unterbewußtsein hochgeschreckt hatte:
Die Ramaner machen alles drei Mal.
(Arthur C. Clarke, Rendezvous with Rama, Kap. 46, “Zwischenspiel”)
I.
Ganz im Sinn der Schlußpassage von Clarkes Roman möchte ich mich heute in dritter Folge mit dem aktuellen Besucher aus den Tiefen der Milchstraße, dem Kometen 3I/ATLAS, befassen. Clarke selber hatte nie beabsichtigt, eine der in Aussicht gestellten weiteren Visiten zu schildern (*) – das übernahm dann sein amerikanischer Kollege Gentry Lee mit einer Romantrilogie, deren Bände zwischen 1989 und 1993 erschienen sind und bei denen Clarke, obwohl er zur Erhöhung der Verkaufszahlen auf dem Titel als Ko-Autor geführt wurde, nur noch als Stichwortgeber diente. Diese Bände, die mit dem Auftauchen einer zweiten Weltraumarche 70 Jahre später einsetzen, werden von treuen Clarke-Lesern, wie alle Bände, deren Abfassung Clarke ab Mitte der 1980er Jahre an Autoren wie Mike McQuay oder Paul Preuss delegierte, als „nichtkanonisch“ betrachtet. Zu sehr unterscheidet sich die „neue“ Rama-Serie (Rama II, The Garden of Rama und Rama Revealed) in Thematik, Aufbau und Schreibstil vom ersten Band.
Und für Avi Loeb, seit 1997 Professor für Astrophysik an der Harvard University, gilt in diesem Fall ebenfalls die „magische Zahl drei“ (zur Erklärung, was es mit diesen „drei als magischen Zahl“ auf sich hat, bitte ich um einen Blick auf den ersten Satz meines letzten Beitrags) Zum dritten Mal hat er vor wenigen Tagen 3I/ATLAS nicht zu einem normalen Asteroiden oder Kometen, nur mit ungewöhnlichen Ursprung, sondern zu einem Raumfahrzeug, zum Produkt einer außerirdischen Zivilisation, erklärt – in dem Entwurf eines Papers, das er am 16. Juli auf dem Preprint-Server arXiv hochgeladen hat (Adam Hibberd, Adam Crowl, Abraham Loeb, "Is the Interstellar Object 3I/ATLAS Alien Technology?"). In ihrem Abstract und der Einleitung erklären die Autoren, daß dies als reine mathematische Denksportaufgabe und Gedankenspiel gedacht ist – aber für die Medien, für die dergleichen im Sommerloch, gerade beim Thema „Aliens!“ wahre Katzenminze darstellt, neigen naturgemäß dazu, diesen Vorbehalt nur beiläufig zu erwähnen.
Das Fachblatt für Exobiologie und Orbitalmechanik, die BILD, bis zu der sich dies am 21. Juli (dem 56. Jahrestag der Mondlandung von Apollo 11 im Meer der Ruhe übrigens) vorbearbeitet hat, kündigt an:
„Renommierter Harvard-Professor warnt:Fremde könnten den Rätsel-Riesen im All steuern!
Er rast mit 68 Kilometern pro Sekunde Richtung Sonne
21.07.2025 - 08:28 Uhr
Kommt da wirklich nur ein Komet – oder etwas völlig anderes? Ein riesiges Objekt rast auf einer seltsamen Bahn durch unser Sonnensystem. Es ist schneller als jede unserer Raketen – und der renommierte Harvard-Professor Avi Loeb und Kollegen vermuten in einer neuen Studie: Es könnte außerirdische Technologie sein.
▶︎ Was spricht für diese beunruhigende These – und was dagegen?
▶︎ Warum vermutet der Harvard-Professor gezielte Steuerung und Spähmissionen?
▶︎ Was hat es mit der „Tarnung hinter der Sonne“ auf sich?
▶︎ Was hat es mit Mini-Sonden auf sich, die von dem Objekt gestartet werden könnten?
▶︎ Wie groß ist das Objekt eigentlich – und wäre ein Einschlag so katastrophal wie damals bei den Dinos?
▶︎ Warum wären wir im Ernstfall machtlos – und was müsste passieren, um das zu ändern?
Um die Beantwortung dieser Schicksalsfragen der Menschheit hinter der Bezahlschranke verschwinden zu lassen:
Alle Antworten – jetzt exklusiv mit BILDplus.
Die Webseite t3n, die den Bericht von BILDplus barrierefrei zugänglich gemacht hat, erlaubt dem alarmierten Laien einen Blick hinter die Kulissen:
Handelt es sich bei 3I/ATLAS um Alien-Technologie? Warum ein Harvard-Forscher diese Frage stellt
Es ist eine Nachricht, die aufhorchen lässt. Ein Team von Astronomen, darunter der bekannte Professor Avi Loeb von der Harvard University im US-amerikanischen Cambridge, hat in einem wissenschaftlichen Paper die Hypothese aufgestellt, das interstellare Objekt 3I/ATLAS könnte ein Artefakt einer außerirdischen Zivilisation sein – möglicherweise sogar einer feindseligen. Die Autoren selbst bezeichnen ihre Arbeit aber explizit als „pädagogische Übung”, ein Gedankenspiel also, das aufzeigen soll, wie man mit zukünftigen, potenziell erklärungsbedürftigen Himmelskörpern umgehen könnte.
Grundlage für diese provokante Annahme ist eine ganze Kette von statistischen Anomalien, die das Objekt zeigt. Die Analyse, die in Zusammenarbeit mit Forschern der Initiative for Interstellar Studies aus dem britischen London entstand, ist eine faszinierende Demonstration wissenschaftlicher Methodik an den Grenzen unseres Wissens.
Die Forscher listen mehrere Punkte auf, die 3I/ATLAS von einem gewöhnlichen Kometen oder Asteroiden unterscheiden könnten. So liegt seine Umlaufbahn fast perfekt in der Ebene unseres Sonnensystems, was statistisch sehr unwahrscheinlich ist. Gleichzeitig bewegt er sich retrograd, also entgegen der Laufrichtung der Planeten, was eine Abfangmission von der Erde aus technologisch extrem aufwendig machen würde.
Zudem deuten Beobachtungen auf eine für einen interstellaren Asteroiden unwahrscheinlich große Masse hin, während gleichzeitig die für einen Kometen dieser Größe typische Ausgasung (die Koma) bisher nicht nachgewiesen werden konnte. Weiterhin, so das Paper, komme das Objekt auf seiner Flugbahn den Planeten Venus, Mars und Jupiter ungewöhnlich nahe. Die kombinierte Wahrscheinlichkeit für diese zufälligen Annäherungen liege bei unter 0,005 Prozent.
(Ich habe diesen Passus in voller Länge zitiert, weil sich daraus recht gut ableiten läßt, warum die These von Loeb – vorsichtig gesagt – mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zutrifft. Im wissenschaftlichen Diskurs sind Ausdrücke wie „absurd“ und „hanebüchen“ verpönt, weil sie die Ebene der sachlichen Argumentation verlassen, deshalb spare ich sie mir an dieser Stelle.)
Daß Avi Loeb sich mit einer solchen These zu Wort melden würde, war nach dem Bekanntwerden der Entdeckung, daß es sich bei 3I/ATLAS um ein „interstellares Objekt“ handelt, nur eine Frage der Zeit. Loeb hat diese Art von Heischen nach Medienaufmerksamkeit in den vergangenen Jahren zu seinem Markenzeichen gemacht. Das erste Mal war das im Dezember 2017 der Fall, als er die >Behauptung aufstellte, bei dem ersten entdeckten Objekt dieser Art, 1I/‘Oumuamua, habe es sich nicht um einen Asteroiden in Form einer spitzen Steinnadel gehandelt, sondern eben um die Raumsonde einer außerirdischen Zivilisation; seine einzige Begründung dafür war, neben eben der aus Radarechos abgeleiteten spitzen Nadelform, die ältere Zeitgenossen an die Raumschiffe Nick des Weltraumfahrers erinnert, eine winzige Abweichung in der Abnahme der Geschwindigkeit beim Verlasen des Sonnensystems. Loeb hat diese Annahme zur Grundlage seines ersten populären Buchs aufgewertet, „Extraterrestrial: The First Sign of Intelligent Life Beyond Earth“ (Houghton Mifflin Harcourt, Februar 2021; die dt. Übersetzung mit dem Titel „Außerirdisch: Intelligentes Leben jenseits unseres Planeten“ ist zeitgleich damit bei DVA erschienen).
Der zweite Streich dieser Art folgte zwei Jahre später, im Sommer 2023. Der erste Schritt dazu war die 2019 in einem Aufsatz aufgestellte These, bei dem Meteoriten, der am 9. Januar 2014 um 01:05 über der Küste von Papua-Neuguinea verglühte (aber aufgrund der maßgeblichen, auf London justierten Weltzeit die Bezeichnung CNEOS 2014-01-08 erhielt) habe es sich ebenfalls um ein solches „interstellares Objekt“ gehandelt. Im Juli 2023 berichteten Loeb und sein Ko-Autor Amir Siraj, sie hätten von Meeresboden des Pazifik mit Hilfe von Magneten eine ganze Reihe kleiner, kugelförmiger Metallfragmente geborgen, deren „Härte und Bruchfestigkeit die aller bekannten Meteoriten übertreffen“ und deren „Isotopenverhältnis darauf hindeuten, daß sie älter als das Sonnensystem seien.“ (Immerhin haben sich die Verfasser rückversichert, indem sie in ihrem Paper schreiben: „Natürlich bedeuten die Ergebnisse nicht, daß der erste interstellare Meteor von einer technologischen Zivilisation künstlich angefertigt wurde und damit nicht natürlichen Ursprungs war.“)
(Eins der von Loeb 2023 im Pazifik geborgenen Metallkügelchen)
Man braucht nicht zu betonen, daß sich Loeb – und seine Doktoranden, dann um sie handelt es sich bei diesen Mitautoren – bei der internationalen Forschungsgemeinschaft der Astronomen damit nicht viele Freunde gemacht hat. Gerade auch in der Astronomie gilt der Grundsatz: „extraordinary claims require extraordinary proof“ – je ausgefallener und fragwürdiger eine Hypothese daherkommt, desto handfestere und unwiderlegliche Belege müssen ihre Vertreter dafür vorlegen können. Im Fall von CNEOS-01-08 lauten die Einwände zum einen, daß nicht gesichert ist, ob diee Sternschnuppe tatsächlich interstellaren Ursprungs war. Jorge I. Zuluaga wies 2019 darauf hin, daß die exakten Daten der Eintrittsspur in die Atmosphäre unter Verschluß sind, weil sie durch militärische Luftüberwachungskameras gewonnen wurden – und selbst bei einer zu 100 Prozent exakten Bestimmung der Bahn eine Wahrscheinlichkeit von 56% gegen eine hyperbolische Bahn sprechen würde („Speed Thresholds for Hyperbolic Meteors: The Case of the 2014 January 8 CNEOS Meteor,“ Research Notes of the AAS, 3 (5), 68). Das Isotopenverhältnis liegt innerhalb der zu erwarteten Irrtumsmarge für „hiesige“ Meteoriten und könne ebenso durch eine Verunreinigung der Proben durch Kohlenasche verursacht sein. Der schlagendste Einwand kam freilich vom Seismologen Benjamin Fernando, der die Aufzeichnungen der Seismographen, die Loeb zur Ermittlung der Einschlagstelle gedient hatten 2024 neu auswertete. Die exakte Triangulation des mehr als 150 km² Gebiets auf 16 km² erfolgte durch die Kurven einer Erdbebenwarte auf Manus Island auf Papua Neuguinea. Und bei der Durchsicht fiel auf, daß die Art von geringer Erschütterung dort nicht nur zum fraglichen Zeitpunkt aufgetreten war, sondern sich an jedem Werktag zeigte, auffälligerweise regulär zwischen 5 Uhr morgens und 11 Uhr abends, und sie überdies nicht lokal punktgenau auftraten. Ein Blick auf die Verhältnisse vor Ort anhand von Google Maps zeigte, daß zweihundert Meter von der Meßstation entfernt eine Schotterpiste verläuft, von der ein ebenfalls nahegelegenes Krankenhaus mehrmals am Tag per Lieferwagen vom nächsten Haufen beliefert werden. Der Geologe Gören Ekström von der Columbia University, der Fernando bei der Auswertung des Daten half, kommentierte mit leicht ironischem Unterton: „Die Daten, die Harvard benutzt hat, um die Einschlagstelle zu lokalisieren, waren kompletter Humbug. In der Fachliteratur findet sich viel zu den Erschütterungen, die durch Fahrzeuge erzeugt werden. Wenn man über eine Straße voller Schlaglöcher fährt, erzeugt das genau die Art von Wellen, die wir hier gesehen haben.“ Das letzte i-Tüpfelchen sie der tägliche Rhythmus bei der Zu- und Abnahme der Signale gewesen: „Meteore, Erdbeben, Bergstürze und alle anderen natürlichen Phänomene halten sich nicht an Stundenpläne. Das tun nur Menschen.“
Es läßt sich nicht genau ausmachen, inwieweit es sich bei Avi Loebs Obsession, in jedem interstellaren Objekt stante pede außerirdische eine Raumsonde dingfest zu machen, um eine tatsächliche persönliche Überzeugung, eine Marotte, einen Spleen, handelt – oder ob er dies als probates Mittel ansieht, um über die Sensationslust der Boulevardmedien, die sich für komplexe astronomische Fragen weder interessieren noch sie vermitteln könnten, aber über jede Behauptung eines Wichtigtuers, auf „Area 51“ seien massenweise abgestürzte Fliegende Untertassen eingemottet (jedenfalls solange die CIA diesen Wichtigtuer hinausgeworfen hat), aus dem Häuschen geraten, die Aufmerksamkeit auf tatsächliche aktuelle Probleme lenken möchte. Aber diese hemmungslose Bedienung solcher Science-Fiction-Klischees aus der Mottenkiste Hollywoods dürfte der Reputation Loebs mittlerweile nachhaltig geschadet haben. Nach Aussage der Astrophysikers Steve Desch von der Arizona State University weigern sich mittlerweile Kollegen von Loeb, mit ihm gemeinsam als Gutachter bei eingereichten Aufsätzen in Fachjournalen (dem Prozess des Peer Review) zu fungieren. Zwar erfolgt eine solche Begutachtung anonym – aber der Kreis von Spezialisten für jedes bestimmte Teilgebiet ist meist überschaubar und die Namen der Gutachter sind meist leicht zu erschließen. Der „Flurfunk“ tut ein übriges. Und in einem Wissenschaftszweig, in dem es auf exakte Messung, endlose Überprüfungen der Daten und eine eiserne Rigorosität ankommt, sind nicht viele bereit, ihren Ruf für einen Hallodri aufs Spiel zu setzen. Im Fall von solch landesweit bekannten „populären Gesichtern“ des Fachs wie Carl Sagan oder Neil de Grasse Tyson ist das anders, da etwa Sagan zwar die Erkenntnisse der Sternkunde populär präsentiert hat, aber auch einen vehementen Kampf gegen Pseudowissenschaft und verantwortungslose Bauernfängerei ausgefochten hat.
II.
Ich habe oben geschrieben, daß sich schon dem Bericht in BILD einiges an Munition gegen die Kategorisierung als Klingonen-Invasion findet. Daß der Komet „retrograd“ läuft, also entgegen der Umlaufrichtung der Planeten unseres Sonnensystems, ist keine perfide Täuschungsabsicht, sondern verdankt sich schlicht dem Zufall. 3//ATLAS bewegt sich auf eine überaus langestreckten Ellipse um das Zentrum der Milchstraße – um sie zu verlassen, müßte er sich in unserem Winkel der Galaxis eine Geschwindigkeit von 550 Metern pro Sekunden bewegen statt mit 67 m/s. Im Lauf von Hunderten von Jahrmillionen wird er sich ihm annähern und dann wieder in die Randbereiche ausweichen. Für alle „praktischen Zwecke“ bewegt er sich für uns auf einer geraden Linie. Daß sich seine Flugrichtung während der Annäherung um zwölf Bogengrad ändert, verdankt sich einzig dem Schwerfeld der Sonne. Damit ist der Bahnverlauf – zwingend! - festgelegt. Für die Hälfte des Jahres befindet sich die Erde auf ihrer Umlaufbahn in einem Bereich, der näher an der Bahn des Kometen liegt als an der Sonne – hätte uns 3I/ATLAS ein paar Monate früher oder später seine Aufwartung gemacht, würde er „auf unserer Seite der Sonne“ passieren; die Chancen stehen 1 zu 1 (nicht exakt, weil sich die Erde zurzeit mit 151,996 Millionen km nahe dem sonnennächsten Punkt ihrer Bahn und damit am schnellsten bewegt).
Aus dieser „rückläufigen“ Bahn ergibt sich die Angabe des Neigungswinkels der Kometenbahn mit 175 Grad. Realiter ist sie damit um 5 Grad gegen die Ekliptik gekippt. Auch das ist noch kein Alarmzeichen. Kurzperiodische Kometen mit wenigen Jahren Umlaufzeit zeigen aufgrund des Aufenthalts im Asteroidengürtel eine Inklination von weniger als 30 Grad; langperiodische Kometen können in jedem Winkel das innere Sonnensystem erreichen, weil die Oortsche Wolke, aus der sie stammen, eine Schale bildet – anders als bei Planeten reicht die Schwerkraft der Sonne in Tausenden bis zehntausenden Astronomischen Einheiten Entfernung nicht mehr aus, sie „glattzubügeln.“ Es kommt aber ein anderer Faktor hinzu: 3I/ATLAS entstammt, wie in meinem letzten Beitrag ausgeführt, der „dünnen Scheibe“ der Milchstraße – jedem Bereich, der 85 % ihrer Sterne enthält. Die Dicke dieser Scheibe beläuft sich auf 220 bis 450 Parsec (oder 700 bis 1500 Lichtjahre); „darüber“ oder „darunter“ gerät ein Stern, ein freilaufender Planet, oder ein Komet nicht. Von den bisher drei gesichteten interstellaren Objekten hatte 1I/‘Oumuamua eine Bahnneigung von 122 Grad, 2I/Borisov von 44 Grad, und in aktuellen Fall von 5 Grad, wobei sich die Zählung, wie ausgeführt, dem zufälligen Zeitpunkt verdankt.
Im Abstract des Papers von Hibberd, Crowl und Loeb heißt es:
Wir stellen die Hypothese auf, daß das Objekt ein technisches Artefakt sein könnte, möglicherweise feindlich, wie sich aus der „Dunkle-Wald“-Lösung für das „Fermi Paradox2 ergibt. …Darüber hinaus bietet die geringe retrograde Bahnneigung von 3I/ATLAS einer extra-terrestrischen Intelligenz (ETI) verschiedenen Vorteile, da sie dem Objekt relativ mühelos Zugang zu unserem Planeten verschafft. Die Bedeckung durch die Sonne während des Perihels würde ihm Gelegenheit bieten, ein heimliches solares umgekehrtes Oberth-Manöver durchzuführen, eine optimale Vorgehensweise für ein interstellares Raumfahrzeug, um abzubremsen und im Schwerefeld der Sonne zu verbleiben. Ein optimal gewählter Schnittpunkt mit der Erdbahn würde ein einer Ankunft im späten November oder frühen Dezember 2025 resultieren. (S. 1)
Nehmen wir das einmal ein wenig auseinander.
Zunächst die „Dunkelwald“-Lösung zur Erklärung des Fermi-Paradoxons (es bleibt ein Geheimnis der Autoren, warum sie diesen gängigen Begriff in Anführungszeichen setzen). Liu Cixin hat es im zweiten Band seiner Trisolaris-Trilogie – eben „Der dunkle Wald“ - im Original auf chinesisch 2008 erschienen, beschrieben. Die dort vorgebrachte Lösung für das „ewige Schweigen dieser unendlichen Räume,“ wie es Blaise Pascal im 17. Jahrhundert genannt hat, besteht darin, daß eine hypothetische außerirdische Zivilisation dazu neigen würde, aus reiner Vorsicht, um nicht das Risko einer Vernichtung einzugehen, alle anderen Zivilisationen, die sie aufspüren würde, präventiv auslöschen würde. Das Szenario ist in der SF-Literatur natürlich erheblich älter, und in meinem letzten Beitrag habe ich Murray Leinsters Kurzgeschichte „The Story of Rod Cantrell“ aus dem Jahr 1949 als ein Beispiel dafür genannt. SF-Autoren haben schon lange darauf zurückgegriffen, um jeden Kontakt mit einer fremden Zivilisation sofort in einem entscheidenden „Kampf ums Dasein“ münden zu lassen. Die „Berserker“ in Fred Saberhagens bekanntester Serie (ab 1962), automatische Robotkreuzer, die jede galaktische Zivilisation bedrohen, dürften das bekannteste Beispiel sein, ebenso die acht Bände von Jack McDevitts Priscilla-Hutchins-Serie (1994 bis 2013), deren – bescheidener – Reiz in der Schilderung der Ausgrabung all jener Kulturen liegt, die dem Wüten der galaktischen Rollkommandos zum Opfer gefallen sind. In Greg Bears „The Forge of God“ (1987) schaltet die Putztruppe nach der Landung in Australien das Magnetfeld ab, das ein quantengroßes schwarzes Loch an seinem Platz gehalten hat. Das anschließende Oszillieren im Erdinnern mit exponentiellem Massezuwachs macht den Erdlingen binnen Monatsfrist den Garaus. Lius Hauptprotagonistin Ye Wenjie begründet dieses „wer zuerst schießt, überlebt als letzter“ spieltheoretisch damit, daß das Überleben der oberste Zweck einer Superzivilisation darstellt, die über solche technischen Möglichkeiten verfügt.
In Lius Roman lautet der entscheidende Passus im Original so:
(Titelbild der chinesischen Erstausgabe von 2008)
„第一,生存是文明的第一需要;第二,文明不断增长和扩展,但宇宙中的物质要点保持不变。宇宙就像是一座黑暗森林,每个文明都是带枪的猎人,像幽灵般潜行于林间,轻轻拨开树枝探索外界,同時竭力不發出脚步声隱藏行蹤,因为林中到处都有与他一样潜行的猎人。如果他发现了别的生命不管是不是猎人,不管是天使还是魔鬼,能做的只有一件事:开枪消灭之,在这片森林中,他人就是地狱,永恒的威胁來源、任何暴露自己存在的生命都将很快被消灭。“ - 刘慈欣 《黑暗森林》(2008年, Kapitel 1 – die E-Book-Ausgabe, nach der ich hier zitiere und die im März 2023 beim Verlag 貓頭鷹/Māotóuyīng erschienen ist, weist wie üblich keine Paginierung auf.)
„Zum einen hat für eine Zivilisation das eigene Überleben oberste Priorität. Zum zweiten breiten sich Zivilisationen aus – aber die Ressourcen, auf denen sie beruhen, ändern sich nicht. Das Universum ist wie ein dunkler Wald, in der sich jede Zivilisation wie ein Jäger mit einem Gewehr in der Hand bewegt. Leise wie Gespenster schleichen sie vorwärts, spähen durchs Geäst, um sich zu orientieren und achten darauf, keine Spuren zu hinterlassen, denn überall im Wald gibt es Jäger, wie er einer ist. Trifft er auf sie, dann weiß er nicht, ob sie gut oder böse sind. Ihm bleibt nur die Wahl als erster zu schießen und sie zu töten. Jeder anderen könnte eine Bedrohung sein. Jeder Zivilisation, die ihre eigene Existenz preisgibt, droht eine schnelle Auslöschung.“ (Liu Cixin, Der dunkle Wald)
Beim Fermi-Paradox geht es bekanntlich um jede Frage, die der italienische Physiker Enrico Fermi im Sommer 1950 an seine Kollegen am M.I.T. gerichtet hat, als das Gespräch anläßlich einer sommerlichen Welle von Berichten über „fliegende Untertassen“ auf die Häufigkeit solcher außerirdischer Zivilisationen kam: „wo sind sie eigentlich?“ Wenn man davon ausgeht, daß Leben unter günstigen Umständen entsteht, ebenso Intelligenz und viele solcher Zivilisationen älter und uns technisch weit voraus sind, dann bleibt das Rätsel, warum sie oder ihre Raumsonden bislang unentdeckt geblieben sind oder wir zumindest Radiosignale von ihnen empfangen haben.
Die meisten Astronomen und Laien, die sich mit dem Thema näher befaßt haben, erklären es sich damit, daß die Chancen, daß sich auf einem Planeten komplexes Leben entwickelt haben könnte, sodann Intelligenz aus evolutionärem Weg entstanden sein könnte, und diese dann schließlich eine technologisch hochentwickelte Zivilisation und eine wissenschaftliche Erkenntnisgewinnung hervorbringt, für derart unwahrscheinlich, daß, wenn es dazu kommt, sie so weit voneinander entfernt sind, daß eine solche Kontaktaufnahme nicht nur verschwindend selten zustande kommt, sondern unter praktischen Gesichtspunkten unmöglich ist. Um nur zwei einzelne Punkte zu nennen: Seit der Menschwerdung hat die Gattung Homo, je nachdem wann man diesen Zeitpunkt ansetzt, sich eine bis drei Millionen Jahre mit einem Dasein in kleinen Gruppen als Jäger und Sammler begnügt, bevor vor zehntausend Jahren die neolithische Revolution das Entstehen den Städten und die Entwicklung der Schrift zum Sammeln von Wissen und seiner Weitergabe über Generationen erst möglich gemacht hat. Und nur im Westen und während eines kleinen Zeitraums ist es 5000 Jahre später dazu gekommen, daraus die wissenschaftliche Methode und die industrielle Revolution zu entwickeln, die es der Menschheit überhaupt erst ermöglicht hat, über „seinesgleichen auf fernen Welten“ nachzudenken (und sei es in trivialer Form wie bei E.T. und Mr. Spock), Teleskope, Radioantennen zu bauen und mit Hilfe von Sonden unsere unmittelbare kosmische Nachbarschaft näher in Augenschein zu nehmen. Nichts davon war zwangsläufig, und es läßt sich leicht ein Verlauf der Menschheitsgeschichte vorstellen, in der es nie dazu gekommen ist und auch niemals kommen wird.
Liu bzw. Ye nun begründen dieses „große Schweigen,“ wie erwähnt, spieltheoretisch: aus rein theoretischen Erwägungen weiß eine Zivilisation nicht, ob sie solche Jäger anlockt, wenn sie durch Radiosingale auf sich aufmerksam macht und wird sich deshalb bedeckt halten. Das ist völlig unabhängig davon, OB solche Jäger überhaupt existieren. Es gibt dann vielleicht zahllose solcher Zivilisationen, aber sie bleiben vorsätzlich stumm.
Soweit ich es feststellen kann, ist die „Hypothese vom Dunklen Wald“ unter direktem Verweis auf Liu Cixins Roman im englischen Sprachraum zuerst im Mai 2015 referiert worden, in dem Paper „The Dark Forest Rule: One Solution to the Fermi Paradox,“ Journal of the British Interplanetary Society (Band 68, Nr. 5, S. 142-144), verfaßt von Chao Yu von der Universität Giuzhou. Die englische Übersetzung des Romans (durch Joel Martinsen) ist im August 2015 bei Tor Books herausgekommen.
Interessanterweise erläutern die Autoren Hibberd, Crowl und Loeb die „Dark forest hypothesis“ in ihrem Paper mit keinem Wort; sie wird nur an dieser Stelle kursorisch erwähnt und als bekannt vorausgesetzt. In ihrem Paper heißt es dazu wörtlich:
„Die in Frage stehende Hypothese lautet, daß der neue Besucher im Sonnensystem, 3I/ATLAS, ein technologisches Artefakt darstellt und über eine aktive Intelligenz verfügt. Wenn dies der Fall ist, dann ergeben sich zwei Möglichkeiten: zum einen, daß seine Absichten freundlich sind; zum zweiten, daß sie bösartig sind. Im ersten Fall reicht es aus, denn die Menschheit seine Ankunft mit offenen Armen erwarten. Uns bereitet die zweite Möglichkeit am meisten Sorge; gemäß der ‚Dunkelwald‘-Lösung für das ‚Fermi-Paradox‘ ist sie wahrscheinlicher, da sie die völlige Erfolglosigkeit der Suche nach außerirdischer Intelligenz bis heute erklären würde (SETI Institute 2025).“ (Loeb et al. 2025, 1)
Im Literaturverzeichnis findet sich unter der Sigle „SETI Institute. 2025“ allein ein Link auf die Netzseite des SETI-Instituts (der Name ist als ‚Institure‘ auch noch falsch geschrieben) – und nicht etwa auf eine spezielle Arbeit oder eine zum Thema erstellte Seite. Beim SETI-Institut handelt es sich um eine 1984 gegründete private Initiative in Mountain View in Kalifornien, eine NGO, die sich aus Spenden finanziert und Vorträge namhafter Spezialisten, Beobachtungsanträge und Öffentlichkeitsarbeit organisiert. Aber nirgendwo auf den dort gepflegten Seiten und Netzauftritten läßt sich etwas zum Thema „dark forest hypothesis“ finden.
Dieses im Text unerläuterte Stichwort samt einem Link für Wißbegierige, der schlicht ins Leere läuft, sprechen nicht für ein sorgfältiges wissenschaftliches Arbeiten. Und wer etwa einen Blick in eine andere Publikation Avi Loebs, dem bislang umfangreichsten Kompendium zu allen Aspekten des Komplexes „außerirdisches Leben,“ dem Band „Life in the Cosmos: from Biosignatures to Technosignatures,“ den er zusammen mit Manasvi Lingam vom Florida Institute of Technology in Melbourne (Florida) im Juni 2021 bei der Harvard University Press veröffentlicht hat, wird verblüfft feststellen, daß auf den 1088 Seiten diese Hypothese mit keiner Silbe erwähnt findet. Zu diesem Buch weiter unten noch einiges mehr.
* * *
Der Ausdruck „Oberth maneuvre“ verweist schlicht auf den Umstand, daß eine Bahnänderung einens Raumfahrzeugs am effektivsten durchzuführen ist, wenn es seine größte Bahngeschwindigkeit erreicht hat. Im Paper heißt es dazu (S. 5f.):
Als Alternative könnte 3I/ATLAS vorhaben, abzubremsen und in eine heliozentrische Umlaufbahn oder eine um Jupiter einzuschwenken. Es sprechen gute Gründe dafür, warum es einen Zeitpunkt relativ nah am Perihel (d.h. bei 1,35 AU Entfernung am 29. Oktober) dafür wählen könnte, da sich so der „Oberth-Effekt“ am besten ausnützen läßt, und es mit Vollschub eine Flugbahn dorthin (Solar Oberth) oder eine Flugbahn wählen kann, die es nahe am Jupiter vorbeiführt (Jupiter Oberth). Unsere Sonne und Jupiter bilden die beiden massereichsten Körper im Sonnensystem und erlauben damit einem Raumfahrzeug, den Oberth-Effekt maximal zu nutzen, da auf das Antriebssystem des Raumfahrzeugs ein Minimum an Δ V entfällt (Blanco & Mungan 2021).
Zur Erinnerung: Ein Oberth-Manöver ist eines, in dem der Schub eines Raumfahrzeug eingesetzt wird, wenn es seine höchste Geschwindigkeit erreicht hat, vor allem in der Periapse (Blanco & Mungan 2021), um die sich ergebende Veränderung der kinetischen Energie zu maximieren. Das gilt sowohl beim Erreichen der Fluchtgeschwindigkeit für das Sonnensystem, als auch um eine hohe Geschwindigkeit zu verringern (ein „reverses Oberth-Manöver).
Wenn wir Abb. 4 betrachten, stellen wir fest, daß der optimale Zeitpunkt für das Eintreffen, entweder des Objekts selbst, oder von Sonden oder Waffen, die es losschickt, auf die Zeit zwischen dem 21 November 2025 und dem 5. Dezember 2025 fällt. Damit haben wir eine Möglichkeit, diese Hypothese zu verifizieren.
Und an dieser Stelle muß sich der Hobby-SF-Autor, der gerne solche Szenarien auf ihre Triftigkeit und ihre Dimensionen abklopft, doch entschieden zu Wort melden. Damit ein Objekt – sei es eine Sonde, sei es ein einzufangender Asteroid wie die Marsmonde Deimos und Phobos, sei es die NCC-1701-D „Enterprise“ unter dem Kommando von Jean-Luc Picard, in eine Umlaufbahn einschwenken kann, muß es seine Geschwindigkeit genau dem Wert anpassen, der für der jeweiligen Orbit gilt. Für eine Umlaufbahn um die Sonne in der geringsten Entfernung, den Perihel, in 203 Millionen Kilometern Entfernung, muß der galaktische Waldschrat seine Geschwindigkeit auf 30,7 Kilometer pro Sekunden reduzieren. Das ist, um es in den bekannten Worten einer bekannten Physikerin auszudrücken, alternativlos. Jeder höhere Wert trägt einen Neuankömmling unerbittlich wieder weiter hinaus. Um eine Umlaufbahn um Jupiter einzuschlagen, muß dieser Wert sogar auf 13,06 km/s reduziert werden. Im Fall von Sol III, auch Terra oder Erde genannt, sind dies 29,78 km/s. Da beißt kein Mausbiber einen Faden ab, und sei er auch noch so tentakelbewehrt. Anders als menschengemachte Regeln lassen die „cold equations“ der Physik, der Bahnmechanik und der Keplerschen Gesetze keinen Verhandlungsspielraum.
Nun wird 3I/ATLAS aber genau in diesem sonnennächsten Punkt seiner Bahn seine maximale Geschwindigkeit mit 68 km/s erreichen. Und weil, wie oben zu lesen ist, er sich auf diesen Bahn in entgegengesetzter Richtung bewegt wie die Begleiter der Sonne, sind die beiden jeweiligen Werte in diesem Fall nicht etwas zu subtrahieren, sondern zu addieren.
Wenn nun die außerirdischen Besucher nicht nur eine Umlaufbahn parallel zu Erde einnehmen möchten, sondern in einen Orbit um sie einschwenken möchten, steht ihnen im Moment der größten Annäherung ein weiteres Bremsmanöver ins Haus: die Endgeschwindigkeit hängt davon ab, in welcher Höhe sie ihr Gefährt parken möchten: bei 400 km Abstand zur Oberfläche sind es 7,67 km/s, bei 1000 km 7,35 km/s und in 2000 km Höhe 6,9 km/s (der Wert sinkt mit dem Quadrat der Entfernung).
Sollten die galaktischen Waldgeister beschlossen haben, den Erdlingen per Einschlag der Garaus zu machen, dann sind solche Überlegungen natürlich hinfällig: je größer die Geschwindigkeit, desto verheerendes die Auswirkung. Aber es kommt auch hier noch etwas anderes hinzu. Ebenfalls am 21. Juli ist, ebenfalls auf arXiv, die Erstfassung eines Papers hochgeladen worden, die auf den Beobachtungsdaten des Vera C. Rubin-Teleskops auf dem El Peñón in Chile beruht. Demnach beläuft sich der Durchmesser des Kerns von 3I/ATLAS, anders als zunächst angenommen, nicht auf 20 Kilometer, sondern auf ungefähr 11 Kilometer. In den bisherigen Überschlagsrechnungen finden sich Schätzungen von 20 Kilometern bis hinunter zu 800 Metern. Für meinen nächsten Überschlag lege ich diesen kleinsten Wert zugrunde - für alle höheren Werte ergeben sich entsprechend höhere Zahlen. Es handelt sich also um das Minimum.
Ein reiner Planetenkiller mit 800 Metern Durchmesser wirkt ein wenig unhandlich. Vergessen wir aber nicht, daß der Sprengkopf steuer- und lenkbar sein muß (aus einer Entfernung von hunderten oder tausenden von Lichtjahren sind die Positionen von Planeten nicht genau genug ermittelbar, weil die Irrtumsmarge bei der Entfernungsbestimmung beträchtlich ist, und zudem die Umlaufbahnen von Planeten über den Zeitraum von Millionen von Jahren ein chaotisches Verhalten ausbilden) und damit über einen leistungsfähigen Antrieb und entsprechende Treibstoffvorräte verfügen muß, um punktgenau ins Ziel gebracht zu werden, weil sonst der ganze Spaß seinen Zweck nicht erfüllt (und die Gegenseite ihrerseits zu galaktischen Waldschraten werden könnten, wie in Fall von Robert A. Henleins „Starship Troopers“). Ein Raumschiff mit einem Durchmesser von 800 Metern entspricht recht genau der Baugröße eines Schlachtschiffs der „Stardust“-Klasse in der Perry-Rhodan-Serie – oder, da wir es ja mit Besuch von außen her zu tun haben, dem baugleichen Vorbild der Imperiums-Klasse der Arkoniden. (Der Unterschied zwischen beiden Baureihen bestand darin, daß der Transitionsantrieb der arkonidischen Schiffe, der eine Auflösung und Remateralisierung am Zielort bewirkt – mit äußerst schmerzvollen Nebeneffekten für die Besatzung, durch den kommoderen Linearantrieb ersetzt wurde, der einen problemlosen Flug mit Warpgeschwindigkeit möglich machte. Die Schiffe des Stardust-Klasse, nach der internen Chronologie der Serie ab dem Jahr 2040 gefertigt, verfügten über 42 Hauptdecks und 1400 Mann Besatzung.)
Bei einer durchschnittlichen Dichte für einen Kometen oder Asteroiden von 2,5 bis 3 Gramm pro Kubikzentimeter ergibt sich für einen Durchmesser von 800 Metern eine Gesamtmasse von ungefähr 670 Millionen Tonnen. Und diese Masse muß mit bordeigenen Mitteln beschleunigt oder abgebremst werden. Loeb und Co spekulieren zwar im weiteren Verlauf ihres Papers über „Sonnensegel“ und Ionentriebwerke, aber deren Wirkungsgrad (oder, s.o., „Δ V“) ist so gering, daß eine Fliege, die sich auf einem Elefantenrücken niederläßt, dagegen geradezu … elefantös … wirkt.
Nun könnte man einwenden, daß unser Besucher ja, wie im Fall von Rama, eine hohle Konservendose darstellen könnte und die Masse damit erheblich reduziert würde. Das entfällt aus einem sehr schlichten Grund: Der Treibstoff, den die Oberförster hier zum Manövrieren einzusetzen gedenken, müssen sie von Anfang an mitgeführt haben – er bildet Teil der Gesamtmasse. Und diese Masse ist so monströs hoch, daß der benötigte Vorrat mindestens jede Vorratskammer und jeden Tank zum Überlaufen brächte.
Und es gibt naturgemäß KEINERLEI andere Möglichkeit, hier eine Bewegungs- oder Geschwindigkeitsänderung herbeizuführen, als nach dem Prinzip, das Isaac Newton vor jetzt genau 338 Jahren (die editio princeps der „Philosophiæ Naturalis Principia Mathematica“ erschien am 5. Juli 1687) so definierte:
Lex III: Actioni contrariam semper et æqualem esse reactionem: sive corporum duorum actiones in se mutuo semper esse æquales et in partes contraias dirigi. (S. 13)
- und das seitdem in Form der Faustfomel „actio = reactio“ den meisten Schülern, die einen Physikunterricht genossen haben, im Gedächtnis geblieben ist. Und dieses Prinzip, daß eine solche Bewegungsänderung nur durch den Ausstoß oder Abwurf von Masse erfolgen kann, gilt auch für Ionenantriebe, bei denen ionisiertes Gas durch elektrische Felder auf Geschwindigkeiten im Bereich von 20 bis 50 km/s beschleunigt wird. Um also bei unserem Beispiel zu bleiben - allein um einen Flugkörper, der am Ende der Fahrt nur noch eine Gesamtmasse von einer Tonne aufweisen soll, von der Perihelgeschwindigkeit von 68 km/s auf die benötigte Geschwindigkeit von 30,7 km/s für eine Parkbahn knapp innerhalb der Marsbahn abzubremsen – und dazu noch in weiter „falscher“ Rotationsrichtung - ist beim Einsatz einer Knallgasreaktion wie bei der Sojus, der Falcon 9 etc. das Verbrennen von 3,38 Tonnen Wasserstoff nötig, zusätzlich zu einem entsprechenden Vorrat an Sauerstoff als notwendigem Oxydanten. Bei einer Rakete zum Start von der Erde stellt ein solches Verhältnis kein Problem dar, da Raketenstufen große Tanks darstellen, bei denen mehr als 95 % der Startmasse auf den Treibstoff entfallen. Und danach steht für weitere Manöver dieser immense verbrauchte Treibstoff natürlich nicht mehr zur Verfügung. Und unser Kugelraumer verfügt nicht über eine Masse von einer Tonne (das Hubble Space Telescope hat eine Masse von 11,6 Tonnen, das James Webb Telescope von 6,5 und die Internationale Raumstation ISS von gut 100 Tonnen), sondern 670 MILLIONEN.
Wir können also davon ausgehen, daß die fiesen Außerirdischen, die uns den Marsch blasen wollen, in jedem Fall dumm in die Röhre schauen werden, egal wie viele Tentakel sie sich vor Wut ausreißen werden. Es liegt eine nette Volte darin, daß ausgerechnet Newtons „Principia,“ das die amerikanische Feministin Sandra Harding (sie ist im März im Alter von 89 Jahren gestorben) 1986 in ihrem Buch „The Science Question in Feminism“ als ein „rape manual“ bezeichnet hat, als ein Handbuch für Vergewaltiger, klipp und klar beweist, auf der Grundlage eindeutiger Mathematik, warum uns, zumindest in diesem Fall, ein solches Schicksal auf keinen Fall droht.
(Isaac Newtons eigenes Handexemplar der Erstausgabe der „Philosophiæ naturalis principia mathematica“ von 1687; die Anmerkungen stammen von seiner Hand. Das Exemplar, das seit 1872 in der Bibliothek der University of Cambridge aufbewahrt wird, stammt aus der Schenkung von Newtons Bibliothek und zahlreichen Manuskripten, die der 5. Earl of Porthmouth, Isaac Newton Wallop, 1825-1891, ein entfernter Nachfahre Newtons, an die Universität Cambridge gegeben hat. Das Exemplar ist irgendwann im Lauf der 19. Jahrhunderts durch Feuer und Feuchtigkeit ab der S. 347 schwer in Mitleidenschaft gezogen worden.)
III.
(Illustration für die erste Folge von "The Cometeers," Astounding Stories, Mai 1936. Die Illustration stammt, wie auch die der folgenden drei Teile, von M. Marchioni (1901-1987).)
Nicht wirklich klar ist, warum die galaktischen Finsterlinge ihr Bremsmanöver im Sichtschutz der Sonne „heimlich“ durchführen sollten, wenn ihre Passage „dahinter“ zwischen Ende September und Anfang Dezember uns den Blick auf sie verwehrt. Loeb und Co. stellen deutlich heraus, daß uns im Fall überhaupt keine Möglichkeiten zur Verfügung stehen, ihnen etwas zu verwehren und Abwehrmaßnahmen zu ergreifen (im Paper legen sie dar, daß selbst bei Verwendung der effizientesten derzeit möglichen Raumfahrttechnik der Start zu einer Stippvisite spätestens im Juli 2024 erfolgt sein müßte), zumal die Erde für sie dann natürlich ebenso unsichtbar sein wird. Überhaupt stellt sich die Frage, warum sie ihren Planetenkiller überhaupt als Kometen tarnen - denn ein durchaus sichtbares Koma hat sich ja schon gebildet. Nun gibt es in der Science Fiction, vor allem aus den Zeiten ihrer primitiven und von Groschenheft-Ästhetik geprägten Anfangsjahre, mitunter das Szenario, daß solche galaktischen Finsterlinge ihr Schiff als einen Kometen tarnen, um die arglosen Erdlinge in trügerischer Sicherheit zu wiegen – etwa in Edmund Hamiltons „The Comet Drivers“ (Weird Tales, Februar 1930) oder „Creatures of the Comet“ vom gleichen Autor (Weird Tales, Dezember 1931). In Jack Williamsons Roman „The Cometeers,“ dem zweiten Band von Jack Williamsons „Legion of Space”-Serie (Astounding Stories, Mai bis August 1936 und in Buchform 1950 von der Fantasy Press nachgedruckt, entpuppt sich der grüne „Komet“, der sich im Anflug auf das Sonnensystem befindet, als „immense Struktur, angefüllt mit Planetoiden und einer künstlichen Sonne.“ In Donald Wandreis „The Fire Creatures“ (Weird Tales, Februar 1933) erweist sich der feurige Komet selbst als Widerporst, der willkürlich seine Umlaufbahn ändert und mittels Strahlenkanonen Tontaubenschießen auf ahnungslose Passanten macht. (Warum er das tut, bleibt ein Geheimnis des Autors.) Und – da "Star Trek: The Next Generation“ schon weiter oben erwähnt wurde: in der Folge „Masks“ (auf Deutsch „Der Komet“), der 17. Folge der letzten Staffel, ausgestrahlt am 21. Februar 1994, trifft die Enterprise-D unter dem Kommando von Jean-Luc Picard auf einen „abtrünnigen Kometen,“ der, ganz wie 2I/Borisov 25 Jahre später, frei seiner Bahn durch den interstellaren Raum folgt. Data, der von Brent Spiner gespielte Android, ermittelt schnell, daß der Irrläufer vor 87 Millionen Jahren aus seinem System herauskatapultiert worden ist (warum das auch für die Technik der Sternenflotte ein Ding der Unmöglichkeit darstellen würde, habe ich im ersten Beitrag zu dieser Reihe dargelegt). Nachdem ein erster Sensoren-Scan Anomalien im Kern gezeigt hat, wird die dicke Schicht aus Gas und Staub per Phaserstrahl weggeblasen und legt ein uraltes Archiv dar, dessen Aktivierung ein Reenactment eines uralten mythologischen Dramas durch die übernommene Besatzung zur Folge hat. Das folgende Kuddelmuddel, das die biologische Regression der Besatzungsmitglieder umfaßt, soll hier nicht interessieren – das britische Filmmagazin „Empire“ hat die Folge wegen ihrer Unlogik und Unverständlichkeit zur schlechtesten unter allen 176 gekürt.
IV.
An dieser Stelle drängt sich die Frage auf: Was macht dieser Abraham Loeb eigentlich von Beruf? (Wenn er nicht gerade Außerirdische dingfest macht und – im Wortsinn! – „Knöllchen verteilt.“) So formuliert, mag die Frage frivol klingen, sie ist es aber bei näherem Hinsehen nicht. Als „Astrophysiker“ findet er sich zwar auf den Waschzetteltexten seiner Bücher und bei seinen Medieninterviews vorgestellt – aber das führt nicht wirklich weiter, da damit alle Forscher und/oder Akademiker gemeint sind, die sich der Sternkunde im weitesten Sinne verschrieben haben; den Zusatz als Physiker verdanken sie dem Umstand, daß weltweit die astronomischen Institute dem Fachbereich Physik zugeordnet sind. Und die Spezialisierung der einzelnen Teilgebiete unterscheidet sich nicht wesentlich von anderen STEM-Fächern, in denen ein Lebensmittelchemiker auch nicht unbedingt eine Koryphäe auf dem Gebiet von Reaktionen, die sich im Femtosekundenbereich abspielen, darstellt.
Loeb, 1962 in der Agrarsiedlung Beit Hanan, gute 20 Kilometer südlich von Tel Aviv gelegen, geboren, arbeitete nach seinem Studium in Jerusalem zunächst von 1988 bis 1993 am Institute for Advanced Study in Princeton, bevor er als Assistenzprofessor nach Harvard ging und dort vier Jahre später full professor wurde. Von 2011 bis 2020 war er Dekan des Instituts für Astronomie – die längste Zeitspanne, in die ein Einzelner dieses Amt innegehabt hat, wie Harvard auf seiner Webseite mitteilt. Und seit 2007 ist er Leiter des drei Jahre zuvor gegründeten Forschungszentrums „Institute for Theory and Computation“, das am Harvard Smithsonian Center for Astrophysics angesiedelt ist und „theoretische kosmologische Modelle mit Computermodellen vereinen soll.“ Laut der englischen Wikipedia und dem C.V. auf seiner persönlichen Netzseite ist er der Autor von 8 Büchern, meine händische Nachzählung kommt hier auf 6. Dazu zählen zwei Lehrbücher, die sein eigentliches Spezialgebiet betreffen: „How Did the First Stars and Galaxies Form?“ (Princeton University Press, 2012) und “The First Galaxies in the Universe“ (zusammen mit Steven R. Furlanetto: Princeton University Press, 2013). Sein eigentliches Fachgebiet sind, wie ersichtlich, die frühe Entstehungsphase der Galaxien und die ersten Sternbildungen. Das zeigt sich auch an zahlreichen Papers, die er in seiner Publikationsliste führt, so etwa „Escape fraction of the ionizing radiation from starburst galaxies at high redshifts“ („Starburst“-Galaxien sind charakteristisch für die chaotischen Entstehungsphasen von Galaxien, und hohe Rotverschiebungen zeigen ein frühes Alter im Universum an), „Gravitatonal waves from scattering of stellar-mass black holes in galactic nuclei“ oder „Rotation and internal structure in Population III protostars“ – was dem informierten Leser schon zeigt, daß es sich hier um eine Modellsimulationen handelt, die mit Beobachtungsreihen nichts zu tun haben. Mit der „Population III“ sind die allerersten Sterne gemeint, die sich im Universum gebildet haben. Da in diesem frühen Stadium noch keine schweren Elemente entstanden waren, aus denen sich Staubkörner bilden konnten, die die Gasmassen, aus denen diese Sterne entstanden, nehmen die theoretischen Modelle dafür an, die die sog. „Jeans’sche Masse,“ die erst einen gravitationellen Kollaps eines solchen protostellaren Nebels ermöglichte, irgendwo zwischen 50 und 200 Sonnenmassen liegt. Bislang gibt es keinen gesicherten Nachweis für einen Stern dieser ersten Generation – und Spekulation über deren Aufbau und Rotationsgeschwindigkeit sind infolgedessen nichts als reine Zahlenschiebereien – von der Größe des Universums über Größe und Zahl von Exoplaneten, dunkel Materie, dunkle Energie, die Marskanäle usw., usf. ist es ein sicheres Kennzeichen des Universums, daß es sich nicht an solche theoretischen Vorgaben hält.
Stichwort „Publikationsliste“: hier liegt der Hase im Pfeffer. In dieser Aufzählung seiner Papers, Beiträge, Veröffentlichungen listet Loeb „mehr als tausend“ Arbeiten auf – „mit einem h-Index von 132 und einem i10-Index von 622.“ Seit dem Jahr 1985 wird er dort bei 1080 Titeln meist als Ko-Autor aufgeführt. Für Laien, die mit dem akademischen Fachchinesisch nicht vertraut sind: der „h-Index“ ist ein etwas krauses Maß für die Wirkung einzelner Veröffentlichungen an: er gibt an, daß X Titel mindestens X-mal zitiert worden sind; der i10-Index nennt die Zahl der Arbeiten insgesamt, die 10 Mal oder öfters zitiert worden sind. Dabei ist zu beachten, daß als Zitat („citation“) nicht ein wörtliches Zitat aus der Arbeit gemeint ist, sondern eine Nennung in der Literaturliste. Und solche Listen sind das A und O einer Karriere in den geheiligten Hallen der Wissenschaft, nicht nur, aber vor allem auch im angelsächsischen Bereich. Von der Zahl dieser Citations hängen die Zuwendungen an die Akademiker und/oder ihrer Institutionen ab, die Reputation, die Vertragsverlängerungen, die Stellenvergaben. Nicht umsonst ist die Wendung „publish or perish“ dort berüchtigt geworden. Dabei kommt es nicht einmal darauf an, ob die Arbeit auch dem Sinn nach richtig eingeordnet oder überhaupt nur gelesen worden ist. Es reicht völlig aus, wenn es dort heißt: „... zu solchen Prozessen (Schmurchel 2017a, 2017b, Potlatsch 2020, Fingerhut 2021, aber abweichend Pfeffernuss 2018) ... ,“ um den Zitationszähler weiterspringen zu lassen. (Das Phänomen, daß mindestens 90 Prozent aller solcher Arbeiten niemals gelesen werden, und die Tatsache, daß sich auf vielen Fachgebieten ein großer Teil der dort dargestellten Resultate nicht reproduzieren lassen, gehört mit zu diesem Komplex.)
Wie erwähnt, kapriziert sich Loebs Institut vor allem auf die Auswertung von Computermodellen. Ein Paper wie „(Hibbert, Crowl, Loeb 2025)“ oder vor allem die Scharteke „Life in the Cosmos“ stecken so voller komplexer, oft vielstöckiger Gleichungen, daß einem schon beim Überfliegen die Luft wegbleibt. Das hindert Loeb nicht, eine Produktivität zu entwickeln, die die gleiche Reaktion auslöst. Für den laufenden Juli des Jahres 2025 listet er allein 8 Titel auf, für Juni 4, für Mai 3 – bislang hat er es bis zur laufenden 30. Kalenderwoche auf 25 gebracht. Für 2024 finden sich 34 Nennungen, für 2023 41 und für 2022 53.
Wer weiß, wieviel Sorgfalt und pusselige Detailarbeit in eine solche akademische Kärrnerarbeit einfließen, gerade in Sachen der formellen Aspekte, der Überprüfung der Quellen, der Sichtung der Fachliteratur, der Auswertung des Befunde – zumal wenn es sich um komplexe Formeln und zahlreiche Berechnungskurven handelt – der wird, sagen wir es vorsichtig, gelinde Zweifel hegen, ob es wirklich möglich ist, in jeder Woche ein solches Paper zu entwerfen, auszuformulieren, in eine angemessene Form zu bringen – zumal wenn noch eine Lehrtätigkeit, zahlreiche Medienauftritte, Teilnahmen an Komitees, das Abfassen dicker Bücher und Fischzüge nach Tiefseeknöllchen auf dem Programm stehen. Es gibt zwar, gerade im Bereich der Laborforschung, heiße Professoren und heiße Doktoren gar, die es auf Publikationslisten von mehreren Hundert Titeln bringen – aber dort kommt etwas ins Spiel, von dem ein frivoler Zyniker (ich bewege mich hier auf einem glatten Eis und delegiere das daher ins Hypothetische) in einer schwachen Stunde vermuten könnte, daß es sich auch hier zeigt. Es gibt nämlich in diesen Bereichen Institutsleiter, die den Großteil der akademischen Kärrnerarbeit ihren Assistenten und Doktoranden überlassen, aber darauf bestehen, für eine Annahme zur Veröffentlichung als Ko-Autor genannt zu werden.
Und im Fall Loeb fällt ins Auge, daß kaum eine einzige dieser Arbeiten ihn als Alleinautor nennt. Das ist zwar bei solchen Papers die Regel, aber unter den geschilderten Umständen hat es doch einen gewissen Beiklang. Eines dieser Soloprojekte, im Dezember 2024 auf dem Preprint-Server arXiv hochgeladen, widmet sich übrigens einem so hübschen Thema, daß ich mir nicht verkneifen kann, das Abstract einmal in ganzer Länge hierherzusetzen:
„A New Method to Derive an Empirical Lower Limit on the Mass Density of a UFO“
“I derive a lower limit on the mass of an Unidentified Flying Object (UFO) based on measurements of its speed and acceleration, as well as the infrared luminosity of the airglow around it. If the object's radial velocity can be neglected, the mass limit is independent of distance. Measuring the distance and angular size of the object allows to infer its minimum mass density. The Galileo Project will be collecting the necessary data on millions of objects in the sky over the coming year.”
Publication: eprint arXiv:2412.12142
Pub Date: December 2024
DOI: 10.48550/arXiv.2412.12142
4 pages, submitted for publication in an AAS journal
Agent Mulder, übernehmen Sie!
Ganz abgesehen davon, daß wir keinerlei „tatsächlich gesicherten“ Erkenntnisse über „fliegende Untertassen“ haben, ob es sich hier um Spionagetechnik oder die üblichen Irrtümer und Medienhoaxe handelt, daß das angebliche Verhalten in der Atmosphäre so ziemlich allen Gesetzen der Aerodynamik Hohn spricht und in jetzt 78 Jahren Sensationsberichten nicht EIN EINZIGER Nachweis erbracht worden ist, daß es sich, wie stets unterstellt, um „außerirdische Besucher“ handelt – selbst dann ist das nichts als eine reine kleine Fingerübung: „gesetzt den Fall, es gibt sie, dann kann ich anhand der Luftreibung die Masse bestimmen“ – eine Denksportaufgabe, wie sie etwa Journale wie „Sky & Telescope“ jeden Monat ihren Lesern stellen, oder meine Bierfilzüberschläge hinsichtlich arkonidischer Schlachtkreuzer weiter oben. Ich würde sie ungern gesondert bei einem akademischen Journal einreichen – aber ich bin ja auch kein Professor in Harvard.
V.
Weiter oben habe ich geschrieben, daß ich auf Loebs Opus Eximium „Life in the Cosmos“ noch einmal zurückkommen werde. Dieser voluminöse Wälzer erhebt den Anspruch, all das, was sich an halbwegs handfesten Überlegungen zu den Bedingungen zur Entstehung sowohl biologischen Lebens auf anderen Planeten als auch Begrenzungen und Möglichkeiten von außerirdischen Zivilisationen sagen läßt, zusammenzutragen – und es ist von Umfang und den dort berücksichtigten Aspekten her das bei weitem umfangreichste Werk, das zu diesem Thema verfaßt worden ist.
Ich muß an dieser Stelle vorausschicken, daß ich mir kein Urteil darüber erlaube, ob es sich bei Professor Loeb tatsächlich um einen „renommierten Astronomen“ handelt, als der er in den Medienmeldungen unweigerlich vorgestellt wird. Er hat zwar, wie ich weiter oben geschrieben habe, zwei Lehrbücher zum Thema „die Frühzeit der Sternentstehung“ verfaßt, aber als jemand, der sich seit Jahrzehnten mit der Astronomie und ihren neuen Forschungserkenntnissen beschäftigt, lese ich keine Lehrbücher, mit denen Studenten (ich vermeide nach Möglichkeit das seit geraumer Zeit vorgeschriebene „Studierende“) in ein Thema eingeführt werden. Als Interessent eignet man sich im Lauf einiger Jahre Grundkenntnisse und Überblicke über solche Themen an, und neue Hypothesen (und deren Revisionen) erfolgt durch die Aufsätze in den physikalischen oder astronomischen Fachblättern. Zum Thema „außerirdisches Leben“ und der Entwicklung der Diskussion darüber seit Johannes Kepler stehen bei mir im Regal etwa Steven J. Dick, „The Biological Universe: The Twentieth-Century Extraterrestrial Life Debate and the Limits of Science“ (Cambridge University Press, 1996), Michael J. Crowe, „ The Extraterrestrial Life Debate, 1750-1900: The Idea of a Plurality of Worlds from Kand to Lowell” (Cambridge UP, 1986), Karl S. Guthke, “The Last Frontier: Imagining Other Worlds from the Copernican Revolution to Modern Science Fiction” (Cornall UP, 1990, der sich allerdings kaum auf die Erkenntnisse bezieht, umso mehr aber auf die Erörterung der Frage unter Philosophen und besonders Theologen), und schließlich Peter Ward und Donald Brownlees „Rare Earth: Why Complex Life is Uncommon in the Universe“ (Copernicus, 2000).
Insofern spricht es nicht gegen Herrn L., daß ich, bevor er sich im Dezember in Sachen ‘Oumuamua zu Wort meldete, niemals von ihm gehört hatte. Allerdings war die Lektüre von „Außerirdisch“ nicht dazu angetan, mein Vertrauen in den Autor zu stärken. Einen viel zu großen Teil der 260 Seiten des Buchs bringt Loeb damit zu, von seiner Jugend in einer Agrarsiedlung in Israel als Kind von Holocaust-Überlebenden zu erzählen. Das ist ein durchaus honoriges und respektables Thema – aber in einem Buch, das sich der Frage widmet “Hat uns eine Raumsonde einer außerirdischen Zivilisation besucht?“ ist das schlicht fehl am Platz. Zu sehr schildert er seine Ergriffenheit angesichts des dunklen Sternenhimmels bei Urlauben in Neuseeland, Jahre vor dem Auftauchen von ‘Oumuamua, wird der Text zum Besinnungsaufsatz der nervtötenden Sorte („In meinen Jugendjahren wandte ich mich an die Existenzphilosophie von Albert Camus, um Orientierung zu finden. Eines seiner Werke (…) Persönlich wurde ich immer von dem Wunsch angetrieben, etwas neues über das Universum zu verstehen, das unsere kosmische Perspektive verändert und unser Streben nach dem Weltraum anregt. Ich schreibe meinem Leben eine Bedeutung zu, indem ich die Zuschauerperspektive eines Astronomen einnehme und so zu neuen Herausforderungen für unsere Zivilisation auf der kosmischen Bühne anregt.“ – S. 193-195). Das ist, einmal ganz unverblümt gesprochen, wolkiges Geschwafel, zumal sich der Autor mit handfesten Belegen für seine Raumsonden-Hypothesen überaus bedeckt hält. Genauer gesagt: er hat nur einen einzigen Hinweis, der aus seiner Sicht dafür spricht - beim Verlassen des Sonnensystems hat sich ‘Oumuamua um wenige Prozent schneller bewegt, als er es nach den Berechnungen sollte. Mit welcher Technik ein „Raumschiff“ von 100 Metern Länge und höchstens 10 Metern Durchmesser das zustande bringen sollte, erörtert er nicht einmal ansatzweise. Genau das aber darf man als Leser bei einem solchen Thema verlangen.
Allerdings hatte ich aufgrund mehrerer positiver Rezensionen von „Life in the Cosmos“ den – vagen – Eindruck erhalten, daß es sich dabei um ein ernstzunehmendes, alle Facetten abdeckendes Standardwerk zum Thema handeln dürfte. Freilich handelte es sich dabei nicht um Besprechungen in der Fachpresse, sondern etwa auf The Complete Review oder The Inquisitive Biologist, also durchaus fachfremden Netzseiten, bei denen die Überwältigung durch den Umfang von über tausend Seiten den Ausschlag gegeben haben dürfte. Nachdem ich mir im Zug der Vorbereitung für diesen Beitrag einmal die Mühe gemacht habe, das Buch etwas genauer in Augenschein zu nehmen, kann ich mich diesem Urteil nicht guten Gewissens anschließen.
Jeweils ein gutes Drittel des Buches sind drei verschiedenen Aspekten des Themas gewidmet. Im ersten Teil (Seite 26 bis 294) erörtern die Autoren die Frage „The Origin and Evolution of Life on Earth.“ Hier stehen sie noch am sichersten auf einem empirischen Fundament – wenn man einmal davon absieht, daß bis heute völlig ungeklärt ist, wie es in der Frühzeit der Evolution des irdischen Lebens überhaupt zur Ausbildung stabiler selbstreplizierender Strukturen und der Speicherung von Erbinformationen mittels RNS und DNS gekommen ist und in welcher Umgebung das stattgefunden haben könnte. Bis heute ist die Forschung gegenüber dem Experiment von Harold Urey und Stanley Miller aus dem Jahr 1952, bei dem durch elektrische Entladungen in einem Gasgemisch aus Wasser, Wasserstoff, Ammoniak und Methan kleine Mengen an organischen Kettenmolekülen gebildet wurden, keinen Schritt weitergekommen.
Schon in Teil II, „Aspects of Extraterrestrial Biospheres” (S. 295 bis 632) wird es hochgradig spekulativ – schlicht aus dem Grund, weil wir für die aufgeführten endlosen Modellrechnungen zum Thema „Plattentektonik“ oder „Einfluß der Verteilung von Land und Meer“ nur ein einziges Beispiel parat haben: nämlich die Verhältnisse auf der Erde. Und bei der Frage nach Leben in den Ozeanen der großen Monde der Gasplaneten des Sonnensystems wird es vollends spekulativ: wir wissen über diese Verhältnisse schlicht NICHTS – gar nichts. Es ist immer noch eine Aufgabe für die nächsten Jahrzehnte, mit Raumsonden und Landern Spuren an den Bruchkanten der Eisoberflächen von Ganymed oder Europa zu untersuchen und „falschpositive“ Befunde, die auf rein a-biotische Prozesse zurückgehen, auszuschließen.
Um ein Beispiel aus der Forschungspraxis zu nennen: Im April dieses Jahres haben Nikku Madhusudhan und seine Forscherkollegen von der Universität Cambridge über den Nachweis von Dimethylsulfid (kurz DMS) im Spektrum des 128 Lichtjahre entfernten Exoplaneten K2-18b berichtet. DMS entsteht auf der Erde ausschließlich durch organische Vorgänge – insbesondere ist es Stoffwechselprodukt von Kieselalgen, Diatomeen (nach der Gaia-Hypothese von James Lovelock bildet dieser Stoff die entscheidenden Kondensationskerne für Wasserdampf über den Ozeanen und ist damit ein entscheidender Regulierungsfaktor für das irdische Großwettergeschehen – vor allem, weil davon das Ausmaß der Wolkenbedeckung und damit die Rückstrahlfähigkeit der Erde für die einfallende Sonnenstrahlung überhaupt abhängt). Auf der Erde zersetzt sich DMS infolge der UV-Strahlung der Sonne sehr schnell; aus diesem Umstand leiten Madhusudhan und sein Team einen beständigen Nachschub und einen Hinweis für eine extensive Biosphäre des etwa neptungroßen Planeten mit der achtfachen Erdmasse und einer Oberflächentemperatur von errechneten 8 Grad Celsius ab. Dem Befund ist von anderer Seite entschieden widersprochen worden; DMS kann im Laborversuch auch ohne organisches Leben als „Wirt“ erzeugt werden. Andere Einwände lauten, daß die spektroskopischen Befunde sich durch Propyn (Methylacetylen), das etwa in der Atmosphäre des Neptun vorkommt, ebenso erklären lassen, oder daß sich der vermeintliche Nachweis inkorrekten Modellannahmen verdankt, und daß Tests mit anderen Methoden keinen Nachweis für eine bestimmte chemische Zusammensetzung der Atmosphäre von K2-18b ergeben haben. Beim gegenwärtigen Stand ist diese Frage völlig ungeklärt. Darauf ein komplexes Modell für die Verhältnisse vor Ort zu errichten, scheint mindestens so abenteuerlich wie die Beschreibungen der Zivilisation auf dem Mars mit ihren Kanälen, die Percival Lowell in seinem Buch „Mars as the Abode of Life“ 1908 angestellt hat.
Vollends in den Bereich des Spekulativen kippt das Buch im letzten Teil, „Aspects of Extraterrestrial Technospheres“ (S. 633 bis 886), in dem sie interplanetar und interstellare Panspermie abhandeln und “interstellare Reisen mittels Raketen“ sowie „ohne Treibstoffvorräte.“ Über nichts davon läßt sich außer in vagesten theoretischen Erläuterungen etwas Gesichertes aussagen, auch wenn die zahllosen hochkomplexen Formeln, mit denen der Text übersät ist, etwas anderes suggerieren. Wir können ausrechnen, wie viel Rückstoß-Impuls nötig ist, um den oben erwähnten Schlachtkreuzer der Imperiums-Klasse auf ein halbes Prozent der Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen (beziehungsweise abzubremsen) – aber Berechnungen, wie viele Zivilisationen in der Milchstraße und der Andromedagalaxie es soweit gebracht haben, sind müßig, wertlos und letzlich albern, weil sie etwas vortäuschen, das sie nicht ansatzweise liefern können.
Als ein wahllos ausgesuchtes Beispiel nehme ich einen Abschnitt von S. 672, in dem es um die Drake-Gleichung und das Fermi-Paradox geht (Unterabschnitt 6.2., „The great silence: Where is everybody?“, S. 652 bis 693):
Upon plugging these values into into (8.39), we obtain N0/NT≈0.84, implying that 16 percent of the total number of inhabitable planets remain unsettled. The dynamical model proposed by Gros (2005 also falls under this category. In this formulation, all technological species are divided into expansionist and nonexpansionist categories. The dynamical equations are given by
E = (gE – eE – mE)E + msS + bE (8.40a)
and
S= meE – (eS + mS) S + bS (8.40b)
where E and S denote the number of expansionist and nonexpansionist (stagnant) species, respectively. eE,S are the extinction rates and bE,S are the effective birth rates for the two groups. mE denotes the rate at which expansionist species become nonexpansionist, and mS is the rate for the opposite process. gE is the growth rate for the expansionist species and distinguishes them from the nonexpansionist ones. It can be readily verified that the solutions for E and S are of the form exp (Λt) with Λ determined by a quadratic equation.
If mE is large, it turns out that Λ < 0 is possible, implying that the number of expansionist species declines over time; consequently, the Earth may have been visited by any expansionist species. A high value of mE corresponds to the case where ETIs are characterized by long periods of quiescence and transient periods of expansion. We must ask ourselves whether such behavior has any known analog on Earth, and the answer appears to be tentatively affirmative. Penetrated equilibrium, a prominent theory in evolutionary biology that was delineated by Niles Eldredge and Stephen Jay Gould (Eldredge & Gould 1972), proposes that biological evolution is characterized by long periods of stasis interspersed with intermittent periods of rapid speciation (cladogenesis). Another classic example in this context is the landmark work The Structure of Scientific Revolutions by Thomas Kuhn, which envisioned scientific progress as being essentially episodic in nature and characterized by bursts of “revolutionary science” (Kuhn 1962).
Ein solch abenteuerliches Analogieziehen, um vom technischen Fortschritt auf der Erde Rückschlüsse darauf zu erhalten, wann Außerirdische ihre Raumschiffe verschrotten und sich hinfort nur noch der Nabelschau (oder was immer sie an dessen Stelle vorzuweisen haben) widmen, ist im Englischen als „Fluellismus“ bezeichnet worden – nach dem Hauptmann Fluellin in Shakespeares Königsdrama „Heinrich der V.“ Fluellin kommt zu dem Schluß, daß sein König ein moderner Alexander der Große sei, und begründet das damit, daß „es in Mazedonien einen Fluß gibt, und es gibt einen Fluß in Monmouth“ (dem Geburtsort Heinrichs) „und überdies gibt es in beiden Flüssen Lachse.“ (im Original lautet die Stelle in Szene 7 des vierten Akts: ”I warrant you sall find, in the comparisons between Macedon and Monmouth, that the situations, look you, is both alike. There is a river in Macedon, and there is also, moreover, a river at Monmouth. It is called Wye at Monmouth, but it is out of my prains what is the name of the other river. But ‘tis all one: ‘tis alike as my fingers is to my fingers, and there is salmons in both.” (Und da Fuellin hier von “prains” anstelle von “brains“ spricht, können wir vermuten, wo des Pilatus‘ „kleiner Widerporst - werft ihn zu Poden!“ im „Leben des Prian“ seinen Ursprung gehabt haben könnte.)
Mindestens die Hälfte, wenn nicht zwei Drittel von Loeb und Mansasvis Wälzer ist solchen Wolkenschiebereien ohne Bodenhaftung gewidmet. Auch der weiter oben genannte Hautgout des Besinnungsaufsatzes darf nicht fehlen. Im Resümee auf S. 891 (die restlichen 180 Seiten füllen die Anmerkungen und Quellenangaben) mahnen sie:
Hitherto, we have deliberately chosen to paint an optimistic picture of monotonic human progress, a weltanschauung that is naïve and rosy hued at first glimpse. Needless to say, the dynamics of the human condition in totality will be unfathomably more complex and chaotic in nature. By the same token, any candidate biosignatures or technosignature that we may detect will most likely evince ambiguity, thus warranting careful analysis in order to determine whether these signals are truly indicative of extraterrestrial life.
Far more worrisome is the fact that we are currently living in a turbulent epoch beset by swiftly accelerating anthropogenic climate change and social, political, and economic schisms – perhaps ironically, in the same era when the first signatures of life beyond Earth might be perceptible by our instruments.
Angesichts der von ihnen errechneten Unwahrscheinlichkeit, daß Radiosignale solcher Zivilisationen von uns aufgefangen werden könnten, kommen Loeb und Manasvi zu dem naheliegenden Schluß, daß es viel aussichtsreicher sein dürfte, im Sonnensystem nach ihren Hinterlassenschaften Ausschau zu halten. Weiter oben habe ich ausgeführt, welch ein Aufwand vonnöten ist, um das zu bewerkstelligen, selbst bei einer Reisegeschwindigkeit von 60 km/s (und entsprechenden Fahrzeiten von Millionen von Jahren von Stern zu Stern). Für ein „Standardwerk,“ das sich genau solchen Fragen widmet, hätte ich zumindest erwartet, daß die Verfasser, wenn sie denn so sehr mit ihrer mathematischen Beschlagenheit renommieren, eine solche Rechnung angestellt hätten, die bequem auf der Rückseite eines Bierdeckels Platz findet. Aber ich bin ja auch kein tenured professor in Harvard.
* * *
(*) Sh. dazu den Leserbrief Clarkes in Andrew Porters Amateurmagazin „Algol,“ mit dem er auf eine Rezension des Buchs durch Richard Lupoff einging:
Ich fand Richard Lupoffs Besprechung sehr ausgewogen und habe nichts daran auszusetzen - nur ein paar Anmerkungen: Im ersten Entwurf von "Rama" HABE ich Meilen und Fuß verwendet, und sie dann aufwendig in metrische Einheiten umgerechnet. Schließlich wird JEDES Land am Ende dieses Jahrzehnts metrische Maßeinheiten verwenden, außer einige rückständige Kolonialmächte. Nach 1980 wird werden alle sich Geschichten, in denen Meilen, Fuß und Zoll vorkommen, wie alte Übersetzungen von Jules Verne lesen, voller Werst und Klafter. Jeder Autor, der nach 1980 noch gelesen werden will, sollte das beachten. Ich habe auch schlechte Nachrichten für Dick: Ich möchte an dieser Stelle einmal ausdrücklich betonen, daß ich nie an eine Fortsetzung zu "Rama" gedacht habe, und keinerlei Absicht habe, eine zu schreiben. Der letzte Satz des Romans, der aus dem Rückblick zwingend erscheint, war ein nachträglicher Einfall, den ich der Endfassung hinzugefügt habe. Tut mir leid - aber ich habe nicht vor, alte Jagdgründe wieder heimzusuchen. (Algol 24, Sommer 1975, S. 41)
U.E.
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