1. Juni 2013

Katholischer Wissenschaftsbeirat lehnt vorehelichen Sex als als unnütz ab.

Würden Sie eine solche Meldung ernst nehmen, verehrter Leser? Vermutlich ebenso wenig wie ich, da von einem solchen Gremium wohl kaum eine sachliche, neutrale Stellungnahme zu erwarten wäre. Natürlich soll die Überschrift nur auf das eigentliche Thema vorbereiten, das gestern von den Medien mit breiter Resonanz aufgenommen wurde. Die hier zu kommentierende Meldung lautete, daß der Sachverständigenrat für Umweltfragen von der Gasgewinnungsmethode Fracking (Hydraulic Fracturing) abrät.
­Vorsitzender des Sachverständigenrates für Umweltfragen, der beratende Funktion für die Bundesregierung hat, ist seit kurzem Prof. Dr.-Ing. Martin Faulstich, Professor für Umwelt- und Energietechnik an der Technischen Universität Clausthal und Geschäftsführer des Clausthaler Umwelttechnik-Instituts CUTEC. In einer Broschüre des CUTEC werden "Leuchtturmprojekte" des Institutes als Beiträge zur Energiewende ausführlich und euphorisch angepriesen. Auf der Internetseite des CUTEC findet sich darüber hinaus die Information, daß das Institut den Forschungswettbewerb "Green Talents" unterstütze. Hierbei handelt es sich um einen Forschungswettbewerb, der folgendermaßen angekündigt wird:

Our planet is facing a rapid depletion of natural resources, increasing environmental contamination and major changes in the earth's atmosphere. As a frontrunner in sustainability research, Germany strongly believes in international cooperation to overcome these global challenges. Especially the creativity and innovativeness of young scientists is called for.

Unser Planet sieht sich einem gewaltigen Raubbau seiner natürlichen Ressourcen und wachsender Umweltverschmutzung und erheblichen Veränderungen der Erdatmosphäre gegenüber gestellt. Als ein führender Vertreter in der Forschung zur Nachhaltigkeit glaubt Deutschland an internationale Kooperationen, um diese globalen Herausforderungen zu bewältigen. Insbesondere die Kreativität und Innovationskraft junger Wissenschaftler ist gefragt.
Voraussetzung für die Teilnahme ist übrigens, daß man weder deutscher Staatsangehöriger sein noch in Deutschland leben darf. Schirmherrin ist Bundesforschungsministerin Johanna Wanka. Warum ausgerechnet die Bundesforschungsministerin die Schirmherrschaft für einen Wettbewerb übernimmt, bei dem eine Hauptvoraussetzung für die Teilnahme darin besteht, daß der Bewerber nicht das allergeringste mit Deutschland zu tun haben darf –und das dann wohl als Ausdruck oben beschriebener internationaler Kooperation gesehen wird- mag sich anderen erschließen, aber das ist nebensächlich.

Entscheidender ist, daß es sich hier ganz offensichtlich um grüne Ideologie in Reinform handelt, und daß die oben beschriebene Ablehnung des Fracking durch den Sachverständigenrat vor diesem Hintergrund leicht verständlich wird. Besonders bemerkenswert ist, daß ein wesentlicher Ablehnungsgrund darin besteht, daß Fracking keinen zusätzlichen Nutzen für die Energiewende bringe. Die Befürwortung oder Ablehnung von Techniken zur Energie- und Ressourcengewinnung wird also inzwischen von ihrem angenommenen Nutzen für die Energiewende abhängig gemacht. 

Wohingegen der Nutzen der Energiewende selbst offenbar als in Stein gemeißelte Wahrheit begriffen wird, die nicht weiter belegt werden muß.  

Die Frage des Nutzens, etwa einer größeren Unabhängigkeit Deutschlands von russischen Gaslieferungen, spielt bei der Beurteilung dagegen keine Rolle. Wahrscheinlich glaubt man, die Russen fänden uns Deutsche so nett, daß sie uns gegenüber niemals zu erpresserischen Maßnahmen, wie vor einigen Jahren gegenüber der Ukraine, greifen werden. 

Ich kann nicht abschließend beurteilen, in wiefern die anderen Argumente des Umweltrates, etwa daß Fracking sich nicht rechne und es nicht nicht genügend Schiefergasvorkommen in  Deutschland gäbe, stichhaltig sind. Aber zur Glaubwürdigkeit dieses Gremiums habe ich mir eine gründliche Meinung bilden können.

Ein weiteres Mitglied des Umweltrates ist übrigens der Direktor des Zoologischen Gartens, Frankfurt am Main.


Andreas Döding


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