4. April 2011

Zettels Meckerecke: Fehlgeschlagen. Anmerkungen zur Arroganz der Programmierer

Die Minderheit unter Ihnen, liebe Leser, die die Computerei perfekt beherrscht, kennt das nicht. Ich bitte diese Leser, jetzt nicht weiterzulesen.

Naja, ich kann es ihnen ja nicht verbieten. Sie lachen dann.

Ich habe gerade eben eine lange Mail geschrieben, die mir sehr wichtig gewesen war. Als ich sie abschicken wollte, erfuhr ich "Fehlgeschlagen". Ich habe den Rechner neu gestartet, eine andere von meinen Internetverbindungen genommen, und jetzt kann ich dies schreiben.

Ich kann es tippen, richtiger gesagt. Vielleicht kommt ja wieder ein "Fehlgeschlagen", ein "Fehler 404" oder dergleichen, wenn ich versuche, es abzuschicken.



Ich bin durch den Computer und das Internet zum Zwangsneurotiker geworden.

Wenn ich mich vertippe, dann kann das irgendeinen der idiotischen Shortcuts auslösen, und mein Text ist gelöscht, oder er wird ohne meinen Willen publiziert, oder sonstwas.

Ich habe mir also angewöhnen müssen, jede Fingerbewegung peinlich genau mit vollem Bewußtsein zu kontrollieren. Ich speichere ständig alles; es kommt auf den USB-Stick, zur Sicherheit, und so fort. Trotzdem passieren ständig Fehler.

Eben in diesem Augenblick habe ich eine falsche Tastenkombination gedrückt, was immer. Der ganze Text verschwand, aber nun hatte ich ihn als *.doc gespeichert.

Das ging also nochmal gut. Bei der erwähnten Mail, an der ich sehr lange geschrieben hatte, war es nicht so. Sie ist verloren.



Muß das so sein, daß man paranoid wird, wenn man am Rechner schreibt, wenn man im Web unterwegs ist?

Ich glaube das überhaupt nicht. Ich bin überzeugt, daß es die Bosheit der Programmierer ist.

Als ich selbst mit der Computerei anfing - ich habe das hier mal am Beispiel des ZX81 beschrieben -, war ich nicht ganz schlecht, aber kein Crack.

Ich war also an der Uni auf die Cracks angewiesen. Das waren alles Hiwis, die meisten in jungen Semestern. Aber sie hatten alle in der Hand; die Mitarbeiter, die Professoren. Jeder hat um ihre Hilfe gebettelt.

Sie haben ausnahmslos jeden zur Schnecke gemacht, der nicht so firm war wie sie. Niemand hätte im Traum daran gedacht, jemanden von diesen vollkommen unentbehrlichen Leuten zu feuern. (Ich speichere diesen Text übrigens ständig paranoisch, weil er jede Zeit verloren gehen kann. Eben wurde mein Bildschirm weiß; ein bei Samsung bekanntes Problem).



In der Biologie ist alles auf Sicherheit und Zuverlässigkeit angelegt. Das Gehirn ist ein System mit maximaler Redundanz. Ein Organismus kann sich fast jeden Fehler erlauben; irgendwie wird das aufgefangen werden.

Man könnte das natürlich so programmieren, daß auch jeder Ungeschickte am Rechner und im Web jeden Fehler machen kann, ohne daß etwas Schlimmes passiert.

Man könnte das leicht so einrichten, daß ich nicht versehentlich eine Mail zerschießen, einen Text kaputtmachen, ungewollt publizieren kann usw.

Aber warum sollten es die Programmierer tun? Es würde sie ja ihrer Stellung als Elite berauben.
Zettel



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