Der Tod ist immer der Tod der Anderen. Unter ihm leidet man. Der eigene Tod ist kein Grund zur Sorge. "Der Tod ist kein Ereignis des Lebens. Den Tod erlebt man nicht", hat Wittgenstein im Tractatus geschrieben, 6.4311.
Das war natürlich keine neue Einsicht. "Der Tod ist uns nichts. Wenn wir sind, ist er nicht. Wenn er ist, sind wir nicht" hat, glaube ich, Epikur geschrieben. Es kann aber auch ein anderer Philosoph der Antike gewesen sein (von den Lesern von ZR wird das jemand herausfinden).
Es ist gegen jede Vernunft, sich Sorgen um sein Lebensende zu machen. Es war ja nicht besonders schlimm, daß man vor seiner Geburt nicht lebte. Jeder hat das ganz gut ertragen. Es ist so wenig schlimm, nach seinem Tod nicht zu leben. That's life; dieser Kalauer hätte Kafka oder Arno Schmidt gefallen.
Woher also die Todesangst?
Es geht, wie gesagt, erstens um den Tod der Anderen. Menschen, die man gekannt, geschätzt, vielleicht geliebt hat, sind plötzlich nicht mehr da. Man hatte an sie, wie Freud es nannte, "Libido geheftet".
Jetzt ist dann da der Verlust. Der Libido ist ihr Objekt abhanden gekommen.
Zweitens gibt es die kreatürliche Todesangst. Würden Lebewesen gern sterben wollen, dann hätten sie eine gute Chance, ihre Gene nicht weiterzugeben. Todesangst ist ein Aspekt der Strategie, wie eine Spezies ihr Überleben sichert.
Das ist von Spezies zu Spezies verschieden stark ausgeprägt. Beutetiere brauchen die Todesangst um jeden Preis. Raubtiere können da souveräner sein. Dieses seltsame Mängelwesen Mensch hängt dazwischen.
Der Tod fasziniert. Das liegt auch daran, daß dieses Mängelwesen und Halb-Raubtier Mensch Methoden entwickelt hat, Artgenossen zu Tode zu bringen, die einzigartig sind.
Die Art, wie man den Attentäter Robert-François Damiens 1757 (1757!) öffentlich ums Leben brachte, sah zum Beispiel so aus:
Es gibt also eine rationale Angst nicht vor dem Tod, sondern vor der Art, wie man zu Tode kommen kann.
Aber es gibt da keine Korrelation. Leiden und Sterben sind völlig unabhängig voneinander. Man kann fürchterlich leiden und gar nicht sterben. Man kann sterben, ohne irgendwie zu leiden.
Das war natürlich keine neue Einsicht. "Der Tod ist uns nichts. Wenn wir sind, ist er nicht. Wenn er ist, sind wir nicht" hat, glaube ich, Epikur geschrieben. Es kann aber auch ein anderer Philosoph der Antike gewesen sein (von den Lesern von ZR wird das jemand herausfinden).
Es ist gegen jede Vernunft, sich Sorgen um sein Lebensende zu machen. Es war ja nicht besonders schlimm, daß man vor seiner Geburt nicht lebte. Jeder hat das ganz gut ertragen. Es ist so wenig schlimm, nach seinem Tod nicht zu leben. That's life; dieser Kalauer hätte Kafka oder Arno Schmidt gefallen.
Woher also die Todesangst?
Es geht, wie gesagt, erstens um den Tod der Anderen. Menschen, die man gekannt, geschätzt, vielleicht geliebt hat, sind plötzlich nicht mehr da. Man hatte an sie, wie Freud es nannte, "Libido geheftet".
Jetzt ist dann da der Verlust. Der Libido ist ihr Objekt abhanden gekommen.
Zweitens gibt es die kreatürliche Todesangst. Würden Lebewesen gern sterben wollen, dann hätten sie eine gute Chance, ihre Gene nicht weiterzugeben. Todesangst ist ein Aspekt der Strategie, wie eine Spezies ihr Überleben sichert.
Das ist von Spezies zu Spezies verschieden stark ausgeprägt. Beutetiere brauchen die Todesangst um jeden Preis. Raubtiere können da souveräner sein. Dieses seltsame Mängelwesen Mensch hängt dazwischen.
Der Tod fasziniert. Das liegt auch daran, daß dieses Mängelwesen und Halb-Raubtier Mensch Methoden entwickelt hat, Artgenossen zu Tode zu bringen, die einzigartig sind.
Die Art, wie man den Attentäter Robert-François Damiens 1757 (1757!) öffentlich ums Leben brachte, sah zum Beispiel so aus:
Ausführender Scharfrichter war Nicolas-Charles-Gabriel Sanson, assistiert von Charles Henri Sanson, dessen erste Hinrichtung es war. Bevor Damiens zu Tode gebracht wurde, wurde ihm gemäß Urteil die Tathand mit brennendem Schwefel verkohlt (brûlée de feu de souffre).Die Plätze an den Fenstern für diejenigen, die das Schauspiel genießen wollten, das sich über Stunden erstreckte, waren Wochen zuvor ausgebucht gewesen. Ob es stimmt, daß es bei den Zuschauenden Orgasmen gab, weiß ich nicht; es wird so geschildert.
Er wurde mit glühenden Zangen gefoltert. Flüssiges Wachs, Pech, Blei, Schwefel und kochendes Öl goss man in seine tiefen Wunden.
Sechs Pferde waren nötig, Damiens hinzurichten, was erst nach Durchtrennung der Arm- und Beinsehnen durch Sanson gelang. Damiens' Körperteile wurden zu Asche verbrannt und in alle Winde zerstreut.
Es gibt also eine rationale Angst nicht vor dem Tod, sondern vor der Art, wie man zu Tode kommen kann.
Aber es gibt da keine Korrelation. Leiden und Sterben sind völlig unabhängig voneinander. Man kann fürchterlich leiden und gar nicht sterben. Man kann sterben, ohne irgendwie zu leiden.
Zettel
© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Titelbild: E. Hull (1827)