Als ich gestern nachgesehen habe, wie sich der Besuch von "Zettels Raum" (ZR) und von "Zettels kleinem Zimmer" in letzter Zeit entwickelt hat (der Traffic, wie man das heute gern nennt) ist mir etwas aufgefallen. Es erscheint mir interessant genug, um es mitzuteilen und zu kommentieren. Ich denke, es könnte andere interessieren, die meine Schwäche für Daten und das Interpretieren von Daten teilen.
Aufgefallen ist mir, daß sich in beiden Verläufen ein zyklisches Moment findet. Sagen wir, wie Konjunkturzyklen. Aber die Zyklen im Blog und im Forum stimmen nicht miteinander überein. Sie überlagern einander noch nicht einmal. Es ist, als herrschten hier und dort ganz unterschiedliche Gesetzmäßigkeiten.
Hier zunächst die Daten für "Zettels Raum":
Der rote Kurvenzug zeigt die Zahl der täglichen unique visitors; jeder Besucher wird also nur einmal am Tag gezählt. Darüber, als graue Kurve, die Aufrufe, bei denen jeder Klick gezählt wird. Die graue Kurve liegt nicht sehr viel höhr als die rote. Täglich erscheinen ein bis zwei neue Artikel. Die meisten Leser schauen, so sind diese Daten wohl zu interpretieren, nicht mehr als einmal an einem Tag in "Zettels Raum".
Im jetzigen Kontext interessanter ist das Auf und Ab beider Kurven. Man sieht einen zyklischen Verlauf. Er ist recht regelmäßig: Am Samstag erreicht die Besucherzahl durchgängig einen Tiefstand. Zum Sonntag steigt sie leicht an. Der Montag ist der Tag mit dem größten Traffic; für den Rest der Woche gibt es keinen klaren Trend.
Bevor ich das interpretiere, hier erst einmal die Daten für "Zettels kleines Zimmer". Sie sehen graphisch etwas anders aus, weil es dort einen vom Provider des Forums zur Verfügung gestellten Zähler gibt, dessen Daten in einer eigenen Grafik angeboten werden:
Der Zeitraum ist genau derselbe wie oben; die vergangenen vier Wochen. Die absoluten Zahlen sind nicht direkt vergleichbar, weil hier jeder Aufruf (auch im kurzen Abstand nach dem vorausgehenden) als ein Zugriff gezählt wird.
Auch hier zeigt sich ein zyklischer Verlauf. Aber die Periodendauer ist anders als in ZR.
Statt der vier Täler und Spitzen, die den Wochenzyklus in "Zettels Raum" kennzeichnen, gibt es nur zwei Spitzen und dazwischen ein Tal. Man sieht einen Anstieg bis Ende März, dann einen längeren Abfall und ab Mitte April einen erneuten Anstieg, dem in den letzten Tagen wieder ein leichter Abfall folgt. Ein Wochenzyklus ist in diesen Daten nicht zu erkennen.
Das scheint mir eine interessante Diskrepanz zu sein, die mir zu denken gegeben hat. Hier das Denkergebnis:
Die Schwankungen im Besuch von ZR drücken, so vermute ich, die Internet- Gewohnheiten der Leser aus. Ein Teil von ihnen besucht an den Arbeitstagen vom Arbeitsplatz, von der Uni aus ZR, wenn sie ohnehin am Rechner arbeiten. Am Wochenende sind sie seltener im Web. Vor allem am Samstag haben sie Anderes und Besseres zu tun, als in ZR zu schmökern.
Die Spitze am Montag spiegelt, denke ich, den Nachholbedarf wider, der durch diese Abstinenz am Wochenende entstanden ist. Man geht verstärkt in ZR, um nachzusehen, was am Samstag und Sonntag Neues hinzugekommen ist.
Formal gesehen beschreibe ich damit ein lineares System ohne Rückkopplung: Die Neigung, ZR aufzurufen, hängt neben anderen Faktoren (wie der Attraktivität des aktuellen Eintrags im Blogaggregat oder im Feedreader) von den Surf-Gewohnheiten ab. Dieser Faktor überlagert sich additiv den anderen (Linearität) und wirkt nicht seinerseits zurück auf das, was ich in ZR schreibe (keine Rückkopplung).
In "Zettels kleinem Zimmer" ist das - so meine Interpretation - anders. Hier gibt es eine Rückkopplung.
Wird dort wenig geschrieben, dann wird logischerweise auch weniger gelesen. Das ist wie in ZR. Während aber die Zahl der Beiträge in ZR von meiner freien Entscheidung abhängt - gegenwärtig der Entscheidung, täglich einen bis zwei Artikel zu verfassen -, hängt die Zahl der Einträge in einen Thread im "kleinen Zimmer" davon ab, wieviele schon dort stehen. Je mehr man zu lesen bekommt, auf umso mehr kann man antworten.
Wir haben es also mit einem Fall positiver Rückkopplung zu tun: Je mehr geschrieben wird, umso mehr wird gelesen. Je mehr gelesen wird, umso mehr wird geschrieben. Freilich auch: Je weniger geschrieben wird, umso weniger wird gelesen. Je weniger gelesen wird, umso weniger wird geschrieben.
Dies - vermute ich - erzeugt die Zyklen, die typisch für "Zettels kleines Zimmer" sind.
Dabei ist noch ein weiterer Faktor zu berücksichtigen, der sich verstärkend auswirken könnte, damit also eine Nichtlinerarität des Systems mit sich brächte: Nicht nur wird dann, wenn im Forum "viel los" ist, auch viel angeboten, das man lesen kann. Sondern wenn solche produktiven Diskussionen laufen, dann gehen auch mehr Besucher überhaupt erst einmal in das Forum, und sie tun das häufiger. Die Zahl der Besuche kann sich dabei mit der Zahl der Aufrufe pro Besuch multiplizieren.
Ist die Periodendauer in diesem Zyklus ähnlich fix wie die durch die Wochentage bestimmte in ZR? Darauf habe ich keinen Hinweis. In den vergangenen vier Wochen untrerschieden sich die beiden Perioden ungefähr um den Faktor zwei. Aber das dürfte Zufall gewesen sein. Hier ist ein Verlauf vom Anfang dieses Jahres:
Man sieht ein ähnliches zyklisches Auf und Ab wie in den aktuellen Daten; aber die Periodendauer ist deutlich niedriger. Wie die Zyklen in einem solchen Forum beschaffen sind, das scheint also vom Zufall abzuhängen.
In einem solchen Forum; das möchte ich betonen. Denn es kann durchaus Foren geben, die diesen zyklischen Verlauf nicht zeigen. Zum einen die ganz kleinen, in denen vielleicht ein halbes Dutzend Besucher alles lesen und kommentieren, was die anderen vier oder fünf schreiben. Und zum anderen vielleicht auch die ganz großen Foren, bei denen die Zahl der Besucher so groß ist, daß solche zyklischen Effekte im Grundrauschen untergehen.
Ebenso muß das, was ich bei ZR beobachte, nicht für alle Blogs repräsentativ sein. Eine Besonderheit von ZR ist, daß die Kommentarfunktion abgeschaltet ist und stattdessen die Diskussion im "kleinen Zimmer" stattfindet. Dadurch fehlt es in ZR an Rückkopplung. Es wäre interessant, ob in anderen Blogs, in denen viel kommentiert wird, sich ein ähnlicher zyklischer Verlauf der Besucherzahlen findet wie im "kleinen Zimmer".
Auch die Leserstruktur könnte eine Rolle spielen. Vielleicht gibt es andere Blogs, die gerade am Wochenende besonders viel gelesen werden, weil die meisten Leser beruflich nicht mit Computern zu tun haben und überwiegend Samstags und Sonntags "surfen gehen".
Aufgefallen ist mir, daß sich in beiden Verläufen ein zyklisches Moment findet. Sagen wir, wie Konjunkturzyklen. Aber die Zyklen im Blog und im Forum stimmen nicht miteinander überein. Sie überlagern einander noch nicht einmal. Es ist, als herrschten hier und dort ganz unterschiedliche Gesetzmäßigkeiten.
Hier zunächst die Daten für "Zettels Raum":
Der rote Kurvenzug zeigt die Zahl der täglichen unique visitors; jeder Besucher wird also nur einmal am Tag gezählt. Darüber, als graue Kurve, die Aufrufe, bei denen jeder Klick gezählt wird. Die graue Kurve liegt nicht sehr viel höhr als die rote. Täglich erscheinen ein bis zwei neue Artikel. Die meisten Leser schauen, so sind diese Daten wohl zu interpretieren, nicht mehr als einmal an einem Tag in "Zettels Raum".
Im jetzigen Kontext interessanter ist das Auf und Ab beider Kurven. Man sieht einen zyklischen Verlauf. Er ist recht regelmäßig: Am Samstag erreicht die Besucherzahl durchgängig einen Tiefstand. Zum Sonntag steigt sie leicht an. Der Montag ist der Tag mit dem größten Traffic; für den Rest der Woche gibt es keinen klaren Trend.
Bevor ich das interpretiere, hier erst einmal die Daten für "Zettels kleines Zimmer". Sie sehen graphisch etwas anders aus, weil es dort einen vom Provider des Forums zur Verfügung gestellten Zähler gibt, dessen Daten in einer eigenen Grafik angeboten werden:
Der Zeitraum ist genau derselbe wie oben; die vergangenen vier Wochen. Die absoluten Zahlen sind nicht direkt vergleichbar, weil hier jeder Aufruf (auch im kurzen Abstand nach dem vorausgehenden) als ein Zugriff gezählt wird.
Auch hier zeigt sich ein zyklischer Verlauf. Aber die Periodendauer ist anders als in ZR.
Statt der vier Täler und Spitzen, die den Wochenzyklus in "Zettels Raum" kennzeichnen, gibt es nur zwei Spitzen und dazwischen ein Tal. Man sieht einen Anstieg bis Ende März, dann einen längeren Abfall und ab Mitte April einen erneuten Anstieg, dem in den letzten Tagen wieder ein leichter Abfall folgt. Ein Wochenzyklus ist in diesen Daten nicht zu erkennen.
Das scheint mir eine interessante Diskrepanz zu sein, die mir zu denken gegeben hat. Hier das Denkergebnis:
Die Schwankungen im Besuch von ZR drücken, so vermute ich, die Internet- Gewohnheiten der Leser aus. Ein Teil von ihnen besucht an den Arbeitstagen vom Arbeitsplatz, von der Uni aus ZR, wenn sie ohnehin am Rechner arbeiten. Am Wochenende sind sie seltener im Web. Vor allem am Samstag haben sie Anderes und Besseres zu tun, als in ZR zu schmökern.
Die Spitze am Montag spiegelt, denke ich, den Nachholbedarf wider, der durch diese Abstinenz am Wochenende entstanden ist. Man geht verstärkt in ZR, um nachzusehen, was am Samstag und Sonntag Neues hinzugekommen ist.
Formal gesehen beschreibe ich damit ein lineares System ohne Rückkopplung: Die Neigung, ZR aufzurufen, hängt neben anderen Faktoren (wie der Attraktivität des aktuellen Eintrags im Blogaggregat oder im Feedreader) von den Surf-Gewohnheiten ab. Dieser Faktor überlagert sich additiv den anderen (Linearität) und wirkt nicht seinerseits zurück auf das, was ich in ZR schreibe (keine Rückkopplung).
In "Zettels kleinem Zimmer" ist das - so meine Interpretation - anders. Hier gibt es eine Rückkopplung.
Wird dort wenig geschrieben, dann wird logischerweise auch weniger gelesen. Das ist wie in ZR. Während aber die Zahl der Beiträge in ZR von meiner freien Entscheidung abhängt - gegenwärtig der Entscheidung, täglich einen bis zwei Artikel zu verfassen -, hängt die Zahl der Einträge in einen Thread im "kleinen Zimmer" davon ab, wieviele schon dort stehen. Je mehr man zu lesen bekommt, auf umso mehr kann man antworten.
Wir haben es also mit einem Fall positiver Rückkopplung zu tun: Je mehr geschrieben wird, umso mehr wird gelesen. Je mehr gelesen wird, umso mehr wird geschrieben. Freilich auch: Je weniger geschrieben wird, umso weniger wird gelesen. Je weniger gelesen wird, umso weniger wird geschrieben.
Dies - vermute ich - erzeugt die Zyklen, die typisch für "Zettels kleines Zimmer" sind.
Dabei ist noch ein weiterer Faktor zu berücksichtigen, der sich verstärkend auswirken könnte, damit also eine Nichtlinerarität des Systems mit sich brächte: Nicht nur wird dann, wenn im Forum "viel los" ist, auch viel angeboten, das man lesen kann. Sondern wenn solche produktiven Diskussionen laufen, dann gehen auch mehr Besucher überhaupt erst einmal in das Forum, und sie tun das häufiger. Die Zahl der Besuche kann sich dabei mit der Zahl der Aufrufe pro Besuch multiplizieren.
Ist die Periodendauer in diesem Zyklus ähnlich fix wie die durch die Wochentage bestimmte in ZR? Darauf habe ich keinen Hinweis. In den vergangenen vier Wochen untrerschieden sich die beiden Perioden ungefähr um den Faktor zwei. Aber das dürfte Zufall gewesen sein. Hier ist ein Verlauf vom Anfang dieses Jahres:
Man sieht ein ähnliches zyklisches Auf und Ab wie in den aktuellen Daten; aber die Periodendauer ist deutlich niedriger. Wie die Zyklen in einem solchen Forum beschaffen sind, das scheint also vom Zufall abzuhängen.
In einem solchen Forum; das möchte ich betonen. Denn es kann durchaus Foren geben, die diesen zyklischen Verlauf nicht zeigen. Zum einen die ganz kleinen, in denen vielleicht ein halbes Dutzend Besucher alles lesen und kommentieren, was die anderen vier oder fünf schreiben. Und zum anderen vielleicht auch die ganz großen Foren, bei denen die Zahl der Besucher so groß ist, daß solche zyklischen Effekte im Grundrauschen untergehen.
Ebenso muß das, was ich bei ZR beobachte, nicht für alle Blogs repräsentativ sein. Eine Besonderheit von ZR ist, daß die Kommentarfunktion abgeschaltet ist und stattdessen die Diskussion im "kleinen Zimmer" stattfindet. Dadurch fehlt es in ZR an Rückkopplung. Es wäre interessant, ob in anderen Blogs, in denen viel kommentiert wird, sich ein ähnlicher zyklischer Verlauf der Besucherzahlen findet wie im "kleinen Zimmer".
Auch die Leserstruktur könnte eine Rolle spielen. Vielleicht gibt es andere Blogs, die gerade am Wochenende besonders viel gelesen werden, weil die meisten Leser beruflich nicht mit Computern zu tun haben und überwiegend Samstags und Sonntags "surfen gehen".
Für Kommentare zu diesem Artikel gibt es einen Thread in "Zettels kleinem Zimmer". Dort findet man auch eventuelle Aktualisierungen und Ergänzungen.