Gestern Abend: Merkel bei Beckmann.
Beckmann ist der wahrscheinlich geschickteste Interviewer im deutschen TV. Freundlich, sanft, beharrlich. Seine Attacken langsam vorbereitend.
Er ist ein exzellenter Journalist, dem es um nichts anderes geht als die Nachricht. Er will aus seinen Geprächspartnern herauslocken, was sie anderen nicht gesagt haben oder sagen würden. Es ist sein professioneller Triumph, sein Sieg, wenn das gelingt.
Weil er immer fair ist, bekommt er Interviewpartner, die sich anderen verweigern. Weil er fair ist, gönnt man ihm seinen Sieg.
Beckmann arbeitet auf diesen Sieg hin, indem er - ehrlich! - ehrlich ist. Nichts von der hinterhältigen Art von Friedman, seinen Partnern Fallen zu stellen. Nicht die frontale, erbarmungslos provokante Attacke, wie sie bei der BBC in Hard Talk entwickelt wurde.
Beckmann kämpft mit offenem Visier. Der andere weiß, daß Beckmann ihm Nachrichten entlocken möchte. Er kann darauf eingehen, er kann sich verweigern, oder er kann halt - wenn er Beckmann nicht gewachsen ist - das sagen, was er nicht sagen wollte.
X vs Beckmann, so wird gespielt. Meist hat Beckmann am Ende seinen Scoop.
Kurz, Beckmann hat amerikanisches Format. Am meisten erinnert er mich an die CNN-Legende Larry King.
Wenn Beckmanns Partner ebenfalls ein Profi ist und nicht - sagen wir - eine Wüstenforscherin oder ein einem Entführer entronnes Mädchen, dann wird es spannend. So war das gestern, als er die Kanzlerin interviewt hat.
Angela Merkel hat eine Fähigkeit, die sie weit über die meisten Politiker erhebt und die sie mit den wenigen Großen der deutschen Nachkriegspolitik teilt - Adenauer, Brandt, Schmidt - : Sie spielt erfolgreich das politische Spiel, und sie bleibt dabei sachbezogen und aufrichtig.
Das übliche Herumgerede, die gestanzten Phrasen, mit denen Politiker sich dagegen wehren, ausgefragt zu werden - das brauchten und brauchen die in dieser Liga spielenden Politiker nicht. Sie brauchen das nicht aufgrund einer ungewöhnlichen charakterlichen Souveränität, gepaart mit einer ungewöhnlichen Intelligenz.
Das spielte die Kanzlerin gegen Beckmanns Professionalität aus. Man merkte förmlich, wie sie seine Absichten parierte, bevor er auch nur einen Ansatz zum Erfolg gehabt hatte.
Sie wich jedem Versuch von Beckmann, sie zu Zitierfähigem zu verführen, leise lächelnd aus - ob es um den Irak und Bush ging, ob um Putin, ob um die Linken in der CDU.
Sie erkannte sofort, worauf er hinauswollte. Und statt, wie dümmere Politiker, zu entgegnen: "Nein, auf diese Glatteis kriegen Sie mich nicht", hat sie auf diesem Eis ihre eigenen kleinen Pirouetten gedreht.
Was sie antwortete, das waren nicht die üblichen Floskeln, das Mauern. Es war keine Seitwärtsbewegung, kein Wegducken. Sondern ein Parieren dadurch, daß die Kanzlerin das Thema in eine andere Perspektive rückte, es auf eine andere Ebene verlagerte. Sie nahm die Frage zum Anlaß, den Horizont zu erweitern, eine andere Sicht des Themas zu skizzieren.
Ich habe lange nicht mehr eine so spannende TV-Sendung gesehen. Zwei Ebenbürtige, die mit verschiedenen Waffen fochten. Wie bei einem römischen Gladiatorenkampf, wenn einer mit Dreizack und Netz bewaffnet war und der andere mit Schild und Schwert.
Ich stelle mir vor, daß die beiden anschließend einen Wein getrunken und einander ein Remis angeboten haben.
Beckmann ist der wahrscheinlich geschickteste Interviewer im deutschen TV. Freundlich, sanft, beharrlich. Seine Attacken langsam vorbereitend.
Er ist ein exzellenter Journalist, dem es um nichts anderes geht als die Nachricht. Er will aus seinen Geprächspartnern herauslocken, was sie anderen nicht gesagt haben oder sagen würden. Es ist sein professioneller Triumph, sein Sieg, wenn das gelingt.
Weil er immer fair ist, bekommt er Interviewpartner, die sich anderen verweigern. Weil er fair ist, gönnt man ihm seinen Sieg.
Beckmann arbeitet auf diesen Sieg hin, indem er - ehrlich! - ehrlich ist. Nichts von der hinterhältigen Art von Friedman, seinen Partnern Fallen zu stellen. Nicht die frontale, erbarmungslos provokante Attacke, wie sie bei der BBC in Hard Talk entwickelt wurde.
Beckmann kämpft mit offenem Visier. Der andere weiß, daß Beckmann ihm Nachrichten entlocken möchte. Er kann darauf eingehen, er kann sich verweigern, oder er kann halt - wenn er Beckmann nicht gewachsen ist - das sagen, was er nicht sagen wollte.
X vs Beckmann, so wird gespielt. Meist hat Beckmann am Ende seinen Scoop.
Kurz, Beckmann hat amerikanisches Format. Am meisten erinnert er mich an die CNN-Legende Larry King.
Wenn Beckmanns Partner ebenfalls ein Profi ist und nicht - sagen wir - eine Wüstenforscherin oder ein einem Entführer entronnes Mädchen, dann wird es spannend. So war das gestern, als er die Kanzlerin interviewt hat.
Angela Merkel hat eine Fähigkeit, die sie weit über die meisten Politiker erhebt und die sie mit den wenigen Großen der deutschen Nachkriegspolitik teilt - Adenauer, Brandt, Schmidt - : Sie spielt erfolgreich das politische Spiel, und sie bleibt dabei sachbezogen und aufrichtig.
Das übliche Herumgerede, die gestanzten Phrasen, mit denen Politiker sich dagegen wehren, ausgefragt zu werden - das brauchten und brauchen die in dieser Liga spielenden Politiker nicht. Sie brauchen das nicht aufgrund einer ungewöhnlichen charakterlichen Souveränität, gepaart mit einer ungewöhnlichen Intelligenz.
Das spielte die Kanzlerin gegen Beckmanns Professionalität aus. Man merkte förmlich, wie sie seine Absichten parierte, bevor er auch nur einen Ansatz zum Erfolg gehabt hatte.
Sie wich jedem Versuch von Beckmann, sie zu Zitierfähigem zu verführen, leise lächelnd aus - ob es um den Irak und Bush ging, ob um Putin, ob um die Linken in der CDU.
Sie erkannte sofort, worauf er hinauswollte. Und statt, wie dümmere Politiker, zu entgegnen: "Nein, auf diese Glatteis kriegen Sie mich nicht", hat sie auf diesem Eis ihre eigenen kleinen Pirouetten gedreht.
Was sie antwortete, das waren nicht die üblichen Floskeln, das Mauern. Es war keine Seitwärtsbewegung, kein Wegducken. Sondern ein Parieren dadurch, daß die Kanzlerin das Thema in eine andere Perspektive rückte, es auf eine andere Ebene verlagerte. Sie nahm die Frage zum Anlaß, den Horizont zu erweitern, eine andere Sicht des Themas zu skizzieren.
Ich habe lange nicht mehr eine so spannende TV-Sendung gesehen. Zwei Ebenbürtige, die mit verschiedenen Waffen fochten. Wie bei einem römischen Gladiatorenkampf, wenn einer mit Dreizack und Netz bewaffnet war und der andere mit Schild und Schwert.
Ich stelle mir vor, daß die beiden anschließend einen Wein getrunken und einander ein Remis angeboten haben.